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Dr. Svenja Tidow zum Thema Rassismus

von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Anbei mein Interview mit Dr. Svenja Tidow, Autorin von zwei Aufsätzen zum Thema Rassismus und Antiziganismus, die wir bereits veröffentlicht haben. Rassismus und Diskriminierung haben immer mit uns selbst und mit unserer eigenen Kränkung zu tun. 

Milena Rampoldi: Welche Ziele verfolgen Sie mit diesen beiden
Aufsätzen zum Thema Rassismus?
Dr. Svenja Tidow: Sie wurden als Hausarbeit angefertigt, aber ich würde
mich freuen, wenn meine Gedanken dennoch von mehr Leuten als den Dozenten
gelesen würden.
MR: Was bedeutet
Rassismus und wie artikuliert er sich?
ST: Für mich bedeutet Rassismus, der Hautfarbe eine große
Rolle zuzuordnen. Ich finde es rassistisch, Ralph Caspers Rassismus
vorzuwerfen, weil Shary Reeves dunkler ist als er.
MR: Wie kann die
Schule dem Rassismus vorbeugen?
ST: Nach meiner Erfahrung, indem man jede Hautfarbe
unkommentiert nimmt wie sie ist und jedes Problem auf seinen Kern hin
untersucht. Meist steht hinter Beleidigungen eine eigene Kränkung.
MR: Wie hängen
Macht, Rassismus und Worte zusammen?
ST: Jeder Mensch strebt nach einem gewissen Grad von Macht.
Im Moment ist es leider oft erfolgreich, die Hautfarbe irgendwie in
Machtspielchen einzubeziehen, ob als Race-Card oder als Mittel zum Beleidigen.
Hautfarben kann jeder Depp unterscheiden, feinere Unterschiede sind schwieriger
zu erkennen.

MR: Wie könnte man Antiziganismus definieren?

ST: Soweit ich es verstanden habe, wird einer Gruppe
Menschen, die als Antiziganisten zusammengefasst werden, vorgeworfen, pauschal
etwas gegen -nun ja- Zigeuner zu haben, die ja im Begriff als Wort enthalten
sind. Diese Zigeuner soll es definitionsgemäß aber als Gruppe nicht geben, da
man sie weder nach Ethnie, Sprache, Verhalten oder sonstwas unterscheiden
möchte.
Ein ziemliches Argumentationsdurcheinander, das leider
verhindert, das man die dahinterliegenden wahren Probleme im Miteinander oder
bestehenden Kränkungen hin untersucht.
MR: Wie kann man
Antiziganismus am besten entgegenwirken?

ST: Wie bei allen zwischenmenschlichen Problemen, indem man
versucht, den Kern der Ablehungstendenzen aufzudecken und die Probleme auf der
Sachebene und der persönlichen Ebene zu lösen.