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MiGAZIN: Fachmagazin des migrantischen Lebens


von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Ein Gespräch mit Minel Turan von MiGAZIN über die Ziele und Themen des Fachmagazin des migrantischen Lebens “Migazin”. Es ist sehr wichtig für ein Einwandersland wie Deutschland Fachmagazine zu haben, die sich um die zahlreichen Themen rund um Migration und Diversität kümmern. Vor allem wichtig sind positive Beispiele und die Betonung der Vielfalt der Migrantenwelt. ProMosaik e.V. spricht sich für eine diversifizierte und bunte Medienlandschaft aus, die Deutschland nur bereichern kann. Denn Vielfalt bedeutet eine Herausforderung für die Entwicklung der Einheit der Menschheit in ihrer Vielfalt.
Milena Rampoldi: Welche sind die Hauptziele
des Magazin Migazin?
Minel Turan: Im MiGAZIN sollen einerseits
Themen angesprochen werden, die Menschen mit Einwanderungsgeschichte besonders
auf dem Herzen liegen und im Mainstream kaum vorkommen oder verzerrt
dargestellt werden. Andererseits sollen im MiGAZIN Meinungen, Positionen und
Standpunkte von Menschen mit Einwanderungsgeschichte Platz finden. Sie kommen
in öffentlichen Debatten leider häufig zu kurz. Das MiGAZIN ist aber auch ein
Fachmagazin. Stellen wir es uns wie ein Automagazin vor mit deutlich mehr
Details und Hintergrundberichten. Eine Tageszeitung hat dafür in der Regel
keinen Platz.
MR: Welche Hauptthemen behandeln
Sie in Ihren Artikeln?
MT: Wir decken das gesamte
Themenspektrum des migrantischen Lebens ab. Menschen mit unterschiedlichster
Herkunft, Muttersprache und Religion gestalten das MiGAZIN mit und tragen zur
Themenvielfalt bei. Derzeit ist aber die Flüchtlingssituation ganz klar das
Top-Thema.
MR: Wie wichtig ist ein
multikulturelles Team für ein alternatives Medium in Deutschland und warum?
MT: Das ist sehr wichtig, da wir
sonst nicht in der Lage wären, die multikulturelle Gesellschaft im MiGAZIN
abzubilden. Russlanddeutsche haben teilweise ganz andere Themen als
beispielsweise Türkeistämmige oder Spanier. Sie alle haben aber auch viele
Gemeinsamkeiten. Auch darauf versuchen wir aufmerksam zu machen. Das würde uns
nicht gelingen, wenn wir keine Ahnung von den Tagesthemen der unterschiedlichen
Herkunftsgruppen hätten. Ein multikulturelles Team ist da unerlässlich.

MR: Was ist wichtig für Sie,
wenn Sie über die Flüchtlingskrise berichten?

MT: Dass wir auf die richtige
Sprache achten, mit denen wir Vorurteile schüren können. Wir meiden
beispielsweise das Wort „Flüchtlingskrise“ und sprechen lieber von der
„Flüchtlingssituation“. Seit Kurzem verzichten wir bei Möglichkeit auch auf den
Begriff „Flüchtlinge“ und benutzen eher „Flüchtende“.
Zudem achten wir sehr darauf,
auch über die Chancen und Möglichkeiten dieser Einwanderung zu berichten, gute
Beispiele zu zeigen und nicht nur die Kosten- und Organisationsdefizite in den
Fokus zu rücken.
MR: Wie gehen Sie mit Themen der
Diskriminierung von Muslimen und Ausländern um?
MT: Auch diese beiden Themenkomplexe
müssen wir immer wieder aufgreifen weil es zu viele und teilweise sogar
unglaubliche Fälle gibt. Bemerkenswert ist, dass Artikel über Diskriminierungserfahrungen
häufiger als andere Themen gelesen und in den sozialen Netzwerken geteilt
werden. Offenbar finden sich sehr viele Menschen in diesen Texten wieder.
MR: Was hat Migazin schon
erreicht und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
MT: Uns liegt viel am Herzen,
Positionen und Meinungen ein Podium zu bieten, die zu speziell für den
Mainstream sind und deshalb keinen Platz finden. Wir wollen also unserem
Anspruch, ein Fachmagazin rund um die Themen Einwanderung und Integration zu
sein, gerecht werden. Das ist auch die Motivation, die zur Gründung des MiGAZIN
geführt haben. Wir hatten das Gefühl, in den Medien nicht berücksichtigt und
wenn doch, verzerrt dargestellt zu werden. Das MiGAZIN kann man in diesem Sinne
als ein kleines Korrektiv betrachten.