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Weibliche Herrscherinnen im Islam: Sati Bey Khan im Ilkhanidenreich (12)


by Milena Rampoldi, ProMosaik e.V.- Die zwölfte Frau, die die türkische Islamgelehrte und Feministin in ihrem Buch vorstellt, ist die Sultanin Sati Bey Khan im Iran im Staat der
Ilkhaniden im 16. Jahrhundert. In der Einleitung zum Kapitel beschreibt Bahriye Ücok die Geschichte des mongolischen Ilkhanidenreiches. Sie betont auch die vorislamische Tradition der mongolischen Frauenrechte. 
Meine Kritik des ethnozentrischen Weltbildes der Autorin möchte ich in dieser Passage zusammenfassen: Die Gefahr,
die sich hinter solchen Thesen verbirgt, ist meiner Meinung nach, wie ich schon
in meiner Kritik zur neukemalistischen Einstellung die Autorin angeführt habe,
die, den Islam auf der Grundlage ethnozentrischer Differenzierungen zu
segmentieren. Ich bin eher der Ansicht, dass alle muslimischen Völker die Kraft
in sich haben, die Frau in die Politik zu führen, wie wir am Beispiel des heutigen
Sudan, der Emirate, Palästinas, Somalias, Senegals und der kleinen Republik
Mauretanien sehen, in der die Kraft der Frau und ihr politisches Engagement in
meinen Augen in allen öffentlichen Bereichen einfach großartig sind und absolut
gewürdigt werden sollen, obwohl der Weg zum Ziel noch sehr weit und steil ist.

Im
16. Jahrhundert herrschte eine Frau, Sati Bey, die von der Familie der Khan
abstammte, den muslimischen Teil des mongolischen Ilkhanidenreiches. Obwohl der
Staat der Ilkhaniden ein mongolischer Staat war, konnte man ihn schon zur Zeit
von Sati Bey Khan, wie es auch der Name schon belegt, in einer gewissen
Hinsicht fast als türkischen Staat bezeichnen.

Daher
haben wir auch kein Hindernis gesehen, um sie in die Kategorie der türkischen
Herrscher einzuordnen. Um die militären und politischen Bedingungen zu
verstehen, welche die Thronbesteigung durch Sati Bey Khan vorbereitet hatten,
möchten wir hier die Geschichte der Ilkhaniden ab Hulagu zusammenfassen.


1-    Die Gründung
und Expansion des Ilkhanidenreiches
Gleich
nach der Thronbesteigung entsendete Meungue Khan einerseits seinen jüngeren
Bruder Kubilay als Anführer einer großen Armee nach China und befahl
andererseits seinem anderen Bruder Hulagu, nach Westen zu marschieren, um das
gesamte Gebiet von Kleinasien einzunehmen. Hulagu ging am 1. November 1256 auf
die Tat über; nach der Unterwerfung der Herrscher des Irans und des Kaukasus
und der einfachen Einahme eines Großteils der Zitadellen der Ismailiten, begab
er sich in Richtung Bagdad und bereitete dem Abbasidenreich ein Ende, indem er
am 16. November 1256 el-Mustasim Billah, einen schwachen Vertreter dieses
Reiches, ermorden ließ. Daraufhin begab er sich nach Syrien und wurde nur vom
Mamelukenherrscher von Ägypten, Baybars I., aufgehalten. Das von Hulagu
gegründete Reich dehnte sich von Amu Derya am Mittelmeer über Anatolien und den
Kaukasus bis zum Indischen Ozean aus. Zu Beginn wurde dieses Reich bis zur Zeit
von Ghazan Khan im Namen der mongolischen und dann der chinesischen Khan
regiert. Hulagu ließ sich auf jeden Fall „Hakan-i
Buzurg
“ nennen.

Hulagu,
der in Friedenszeiten den Bau eines berühmten Observatoriums in Meraga, sowie
von Palästen in Aladab und von Tempeln in Hoy aufgetragen hatte, war innerhalb
seiner Grenzen vollkommen unabhängig.


Im
Kapitel über die beiden Herrscherinnen von Kerman, Turkan Hatun und ihrer
Tochter Padishah Hatun, haben wir von den Nachfolgern von Hulagu, der 1265
verstarb und unter denen sich auch Abaka, Ahmet Tekudar, Argun und auch
Keyhatu, der andere Sohn von Abaka befanden, gesprochen. Wir haben auch
erklärt, wie zur Zeit von Keyhatu, z.B. in China, als wirtschaftliche Maßnahme
Papiergeld in Umlauf gebracht wurde, was den Niedergang des Landes in finanzieller,
wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht (211) mit sich gebracht hatte. Das gut durchdachte,
von den Mongolen betriebene Postsystem brach in der Region zeitgleich  zusammen. Dies führte zur Verarmung einiger
Regionen volkommen entvölkerter Regionen, die in der Vergangenheit sehr belebt und
reich gewesen waren. Baydu war 1295 verstorben, ohne diese Situation lösen zu
können und Ghazan, der zu der Zeit 24 Jahre alt war, wurde am 9. November zu seinem
Nachfolger. Er bemühte sich bald mit Hilfe seiner Wesire Reshiduddin Fazlullah
and Ali Schah um die Neuordnung der staatsinternen Angelegenheiten. In der
Zwischenzeit erfuhr das Imperium der Ilkhaniden einen großen Wandel. Mit Gazan
hatte sich der Großteil der iranischen Mongolen zu den sunnitischen Schulen
konvertiert und den Islam angenommen. Dieses Ereignis, das normalerweise eine
große Wende im Leben eines Landes darstellt, wurde von den Mongolen viel
leichter angenommen als gedacht, da diese im Bereich der Religion und der
religiösen Gruppierungen sehr tolerant eingestellt waren. Die Mongolen, die
sich vom Buddhismus abgewandt hatten, um die muslimische Religion anzunehmen,
hatten nichts unternommen, um die  Frauen
von ihren grundlegenden, sozialen Rechte zu entrauben, sondern hatten sich den
Türken angenähert, denen es leicht fiel, den Frauen dieselben Rechte
zuzuerkennen wie den Männern[1]. Aus
diesem Grunde finden sich in Aserbaidschan und in Mittelanatolien, wo sich die
Hauptstädte wie Tebriz, Merage und Sultaniye befanden, noch tiefe Spuren dieser
Einflüsse, die auf das Jahr 1307 zurückgehen.

Ghazan
Khan hatte den Schiiten eine große Tolleranz entgegengebracht, ihre heiligen
Orte besucht und ihnen Geschenke gebracht, was auch den Erfolg seiner Politik
begünstigte. Unter seinem Reich hatten die Goldene Horde, Ägypten und Syrien
noch nie ernsthafte Gefahren dargestellt. Mit Ghazan hatte das Imperium seinen
Höhepunkt erreicht. Als er 1304 starb, wurde sein Bruder Hudabinde Oldjaytu
Khan zu seinem Nachfolger ernannt. Er war aber nicht in der Lage, die von Ghazan
in die Wege geleitete Reform weiterzuführen. Da er auch der Schia nahestand, nahm
er keine gute Haltung gegenüber den Sunniten ein, was auch zu Unruhen im Lande
führte. Sein Sohn und Nachfolger Ebu Said versuchte den Sunniten wieder ihre
prioritäre Rolle zuzusprechen (212).

Im
Reich des jungen und unerfahrenen Ebu Said kann es auch zu verschiedenen
Intrigen. Nachdem Reshiduddin, eine berühmte Persönlichkeit und ein fähiger
Wesir das Opfer einer dieser Intrigen gewesen war (213), wurden die
militärischen und internen Angelegenheiten des Landes auf Ali Schah und Emir
Tchobn übertragen. Aber nach dem Attentat gegen Tchoban 1324 und der Vergiftung
von Ebu Said 1335, wurde das Imperium der Ilkhaniden, unter dem Einfluss
mächtiger Emire, in mehrere Regionen aufgeteilt, die von verschiedenen
Herrschern regiert wurden. Um aber auf den Angriff gegen den Staat der Goldenen
Horde zu reagieren, die einen Angriff eingeleitet hatte, wählten die Emire Arpa
Khan, den Enkel von Arik Boga, als ihren Herrscher aus. Die gefährlichen
Angriffe des Feindes wurden durch Arpa Khan abgewehrt; aber sein ein wenig
grobes Verhalten gegenüber den Emiren verleitete diese dazu, ihre Hoffnung auf
die Witwe von Ebu Said, Dilshad Hatun, zu setzen, die gerade schwanger war und
von der man sich einen männlichen Nachfolger erhoffte. Dies zeigt uns, dass die
Herrschaft von Arpa Khan schon in ihren Grundlagen angeschlagen war. In der
Zwischenzeit hatte Ali Padisha, der Onkel von Ebu Said mütterlicherseits, da er
die Macht an sich reißen wollte, einen Bürgerkrieg verursacht. Arpa wurde bei
dieser Gelegenheit eingesperrt und getötet; dann setzte Ali Padishah Musa den
Enkel von Baydu (1336) auf den Thron und regierte das Land nach seinem
Belieben. Dieser Regierungsstil hatte den Emir von Oyrat, Hadj Togay, dazu
bewegt, Muhammed, den Nachkömmling von Mengu Timur aus Tebriz zu rufen. Der
Sohn von Tschoban, Hasan, dessen Vater nach seiner Ernennung zum ersten Emir (emir ul-umera) ermordert worden war,
verließ sein Versteck, und alle Anhänger seines Vaters scharten sich um ihn.
Von Natur aus hinterlistig, hatte Khasan einen gefunden, der körperlich seinem
Vater glich, und ließ dann das Gerücht verbreiten, dass sein Vater aus Ägypten
entkommen war; er hatte auch Buyuk Khasan, der zu den Djelaayiriden (215)
gehörte, sehr überzeugend alarmiert. Um dies zu erreichen, hatte er sich an
seinen Sklaven Karatchar gewandt; aber die Vorteile, die er daraus zog, hielten
nicht lang an. Denn die Wahrheit kam sehr schnell an den Tag. Um diesen Khan
Djelayiri oder Ilkhani, einen der wichtigsten Notablen des Zeitalters zu
unterscheiden, verlieh man ihm den Übernamen „klein (kücük)“, während der, der
zu den Djelayiriden gehörte, Büyük (großer) Hasan genannt wurde.

2-   Sati Bey
besteigt den Thron

Sehr
bald wurde der Einfluss dieser beiden mächtigen Emire und ihrer Anhänger in den
von den Ilkhaniden regierten Ländern immer spürbarer. Das Imperium wurde in
zwei Einflussbereiche aufgeteilt: auf einer Seite befand sich Scheich Hasan Büyük
(der große Hasan), der daraufhin Toga Timur, Abkömmling von Djutchi Kasar zum
Thron verholfen hatte und Djihan Timur, der Enkel von Keyhatu: auf der anderen
Seite befand sich Kücük Hasan, welcher Sati Bey, die Tochter von Oldjyitu Khan
und Schwester von Ebu Said Khan unterstützte, um ihren Titel als Khan zu
erhalten (1338) (216). Sobald er Khan wurde, war der Ilkhan Arpa nach Tebriz
gekommen und hatte Sati Bey geheiratet, die von einer Khan-Familie abstammte.
Sati Bey war aber auch Kücük Hasan, den Anführer von Oyrat, nicht vollkommen
unbekannt: der Emir Tchoban, der Großvater von Kücük Hasan, hatte nach dem Tod
von Dolandi Hatun für die Hand der Schwester von Sati Bey angehalten, die auch
zugestimmt hatte. Daraufhin gebar Sati Bey einen Jungen namens Soyurgan (217),
deren Vater der Emir Tchoban war. Wenn Arpa Khan 1335 Sati Bey, die nach dem
Tode von Tchoban verwitwet war, geheiratet hatte, so war es nur, um seine
eigene Macht erneut zu bestätigen (218). Diese Ehe hatte zwei Jahre gedauert,
bis Arpa Khan auf dem Schlachtfeld ums Leben kam. Mussa und Muhammed ersetzten
ihm im selben Jahr. Dies war der Zeitpunkt des plötzlichen Erscheinens von Toga
Timur, einem Abkömmling von Djutchi Kasar, mit dem sich Djelayiri Büyük Hasan
verbündet hatte, um gegen Kücük Khan, den Sohn von Timurtash zu ziehen.
Angesichts einer solchen Macht spornte Kücük Hasan, um die Unterstützung von
Sati Bey zu erhalten, diese dazu an, im Jahre 1338 (219) den Thron zu
besteigen; Sati Bey erklärte sich somit zur Herrscherin von Tebriz; den gemeinsamen
Posten des Wesirs erhielten Ruknuddin Scheich Rashidi und Guiyasuddin Muhammed;
der Rang des Emirs wurde Soyurgan, Seyh Khasan Kücük, Ali Ukrinch und Ordu Buka
zugesprochen (220). Dann marschierte sie seblst an der Spitze des Heeres gegen
die Einheiten von Scheich Hasan Ilkhani (Büyük Hasan). Dieser ließ ihn Kazvin
Verteidigungslinien errichten, um die Offensive von Kücük Hasan und seiner
Anhänger abzuwehren, die sich nach der Eroberung von Aserbaidschan gezwungenermaßen
in Richtung Kazvin begeben mussten. Da der Winter hart war, schlossen die
kämpfenden Fronten einen Waffenstillstand. Sati Bey und ihre Männer brachen
nach Aserbaidschan auf. Büyük Hasan hingegen begab sich nach Sultaniye. In
diesem Jahr waren die Länder der Ilkhaniden ein fruchtbares Feld für
Streitigkeiten, Verirrungen, Kriege und Attentate. In der Tat eignete sich
Arpa, der Emir von Ertana, einige Regionen von Rum an, während der Emir Hadji
Toga, König von Diyarbekir, und die Stämme von Oyrat den Irak beherrschten.
Gleichzeitig hatten die Söhne von Emir Akrandjin Kuzistan besetzt. Büyük Hasan
traute dem Fortdauern des Friedensvertrages nicht, den er nur für ein halbes
Jahr abgeschlossen hatte; er zog es auch vor, die Souveränität von Toga Timur
anzuerkennen, indem er ihm den Vorschlag unterbreitete, nach Irak überzugehen.

Kücük
Hasan kannte genau die Gefahr, welche die Zusammenarbeit von Toga Timur mit
Büyük Hasan für ihn barg; er zögerte daher gar nicht, auf einige politische
Listen zurückzugreifen. Er lud Toga in einer Botschaft dazu ein, Sati Bey zu
heiraten und den Posten des Heerführers von Tchbanogullari anzunehmen. Im
Gegenzug zu all diesen vorteilhaften Vorschlägen bat er Toga um seine
Unterstützung, Büyük Hasan aus der Welt zu schaffen. Sati Bey, von den Chinesen
auch K’o-Pai-K’o genannt, hatte ihrerseits Toga Timur gebeten, ihm einige
Zeilen zu schicken, in denen er sich als Anhänger von Tchoban und als Gegner
der Djelayiriden erklärte, da sie nur unter dieser Voraussetzung bereit war,
ihn zu heiraten.  

Dieser
Vorschlag Sati Beys, die aufgrund ihrer Abstammung von den Khan als Vorzugskandidatin
zum Thron galt, hatte Toga Timur so geschmeichelt, dass er trotz der schweren
Konsequenzen, die seine Tat mich sich bringen könnte, doch schriftlich
antwortete, dass er den Vorschlag annehmen und sich ihm beugen würde. Nachdem
Sati Bey diesen Brief erhalten hatte, leitete ihn Kücük Hasan an Büyük Hasan
weiter. Dieser Verrat von Toga Timur hatte Büyük Hasan aufs Äußerste gereizt,
da er Toga Timur als seinen Freund angesehen hatte; als dieser letztere über
den Emir Nevruz erfahren hatte, was geschehen war, floh er sofort nach Khorasan
(221).


3-   Die
Abbestellung von Sati Bey.

In
der Hoffnung, aus seiner armseligen Lage herauszukommen, fiel Büyük Hasan in
Mesopotamien ein und ernannte Djihan Timur (Izzuddin), einen der Söhne vonh
Alafrenk, zum Herrscher. Es gelang ihm sogar, Bagdad (222) und einen Teil von
Diyarbekir und Khuzistan zu erobern.

Kücük
Hasan hingegen suchte nach den Mitteln, um Sati Bey aus der Welt zu schaffen.
Er hatte sich bereits nach mächtigen Verbündeten gesuch, um sie durch einen
fähigeren Herrscher zu ersetzen. Sobald er diesen Entschluss gefasst hatte,
erfuhr er, dass Sati Bey Khan ihrerseits einen Komplott gegen ihn schmiedete. Um
die Feindseligkeit in den Kreisen von Sati Bey zu beenden, ging Kücük Hasan
sogar so weit, dass er ihre mächtigsten Anhänger, darunter ihren Sohn Soyurgan
(Surgan), hinrichten ließ und Sait Bey auch noch zwang, Suleyman, den Sohn von
Yusuf Schah, einen Abkömmling von Hulagu, zu heiraten und zu Gunsten ihres
Ehemannes abzudanken (223).

Im Tarih-i Sheyh Uveys (S. 67) berichtet uns
el-Kutbi, dass Sati Bey Hatun nur neun Monate lang geherrscht hatte; und die
anderen von uns genutzten Quellen sprechen von einer Herrschaft von einem Jahr.
Somit befand sich das Reich der Ilkhaniden offensichtlich unter der Herrschaft
von Toga Timur und Sati Bey Hatun. Aber in den Jahren 739/1338-740/1339 schien
es, nach einer externen Betrachtung, als wäre die Macht auf Djihan Timur und
Suleyman übergegangen. In Wirklichkeit befand sie sich aber in den Händen des
Chefs der Djelayiriden, Büyük Hasan, und denen der Oyrat, Kücük Hasan. Wir
können somit behaupten, dass Kücük Hasan in Tebriz und Büyük Hasan in Bagdad
während ihrer Reiche kämpften: der erste gegen Suleyman Khan und der zweite
gegen Djihan Timur. Am 15. Dezember 1343 (oder 1344 nach der Enzyklopädie des Islam, S. 970) ließ
Kücük Hasan einen seiner Heerführer, Yakub Schah, den Verantwortlichen für die
Niederlage eines Feldzuges, den er in Anatolien angeführt hatte, einsperren.
Diese Episode rief die Wut seiner arabischen Frau Izzet Melik hervor, welche
eine illegale Beziehung zu diesem Heerführer pflegte; eines Abend vergiftete
sie daraufhin ihren Ehemann. Izzet Melik und ihre Komplizen bezahlten ihren
Fehler mit dem Leben. Suleyman hingegen gelang die Flucht nach Diyarbekir.    

Die Geschichte verschweigt, was danach mit
Sati Bey geschah. Daher bleiben ihr privates und politisches Leben nach ihrer
aufgezwungenen Abdankung infolge gewisser Intrigen unbekannt.

Der
Einflussbereich des Ilkhanidenreiches hatte sich auf Mesopotamien reduziert.
Anatolien und Georgien trennten sich vom Reich ab. Die Serbedari in Mazendran
und die Muzafferi in Persien  erlangten
die Macht; was den Iran betrifft, so litt dieser sehr an den ununterbrochenen
Konflikten zwischen den einheimischen Lehensherrn. Im Reich der Ilkhaniden war
Nushirvan-i Adil der letzte Khan unter den Rivalen. Sobald er und sein
Vorgänger Suleyman schweigsam aus der Szene der Geschichte verschwunden waren,
wurde das Reich durch die Einfälle der Goldenen Horde zerstört. Nach dieser
Zeit wird die Einheit des Iran durch Timur, wenn auch für kurze Zeit,
wiederhergestellt.

Sati
Bey Khan hatte sich nicht persönlich dafür eingesetzt, um Herrscherin zu
werden. Wie wir bereits erläutert haben, hatte sie in einem Zeitalter großen
Umsturzes in einer sehr unruhigen Region gelebt. Während zwei unerbitterliche
Emire sich anderer Prinzen des Reiches bedienten, das schon gespalten war, um
ihren Ambitionen nachzukommen, konnten man nicht mehr erwarten als Sati Bey
Khan, die in Wirklichkeit nur eine Frau war. Auf der Münze, die das Symbol
ihrer Herrschaft war, war ihr Name wie folgt geprägt (224):

 


Münzen unter Sati Bey (225)

Im
Sherefname wird berichtet, dass ihr Name auch in der Freitagspredigt ausgesprochen
wurde (226).

Der Stammbaum von Sati Bey Khan









[1] Die Meinung, dass die türkischen und
mongolischen Frauen im Islam immer schon freier waren als die der anderen
Völker, vertritt auch Schregle G., Die
Sultanin von A
̈gypten; S̄ağarat ad-Durr in der arabischen Geschichtsschreibung und
Literatur
, Harrassowitz
Verlag, Wiesbaden 1961, wo er in Anlehnung an E. Blochet schreibt (vgl. S 75):
„Fragt man sich abschließend, wie es denn bei der allgemeinen islamischen
Auffassung von Natur und Bestimmung der Frau überhaupt zur Thronerhebung
Sagarat ad-Durr’s kommen konnte, so ist zu bedenken, dass diese Thronbesteigung
ja im wesentlichen auf Beschluss der türkischen Mameluken erfolgte und dass die
Stellung der Frau bei den Türken freier war als im übrigen Islam“. Die Gefahr,
die sich hinter solchen Thesen verbirgt, ist meiner Meinung nach, wie ich schon
in meiner Kritik zur neukemalistischen Einstellung die Autorin angeführt habe,
die, den Islam auf der Grundlage ethnozentrischer Differenzierungen zu
segmentieren. Ich bin eher der Ansicht, dass alle muslimischen Völker die Kraft
in sich haben, die Frau in die Politik zu führen, wie wir am Beispiel des heutigen
Sudan, der Emirate, Palästinas, Somalias, Senegals und der kleinen Republik
Mauretanien sehen, in der die Kraft der Frau und ihr politisches Engagement in
meinen Augen in allen öffentlichen Bereichen einfach großartig sind und absolut
gewürdigt werden sollen, obwohl der Weg zum Ziel noch sehr weit und steil ist.
Hierzu möchte ich den großen deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe
zitieren, der dem Philosophen Friedrich Nietzsche als Vorbild galt, wenn er im
Geiste der italienischen Reise sagte, dass die Reise wie nach Konfuzius das
Ziel sei, denn „Man reist nicht um anzukommen, sondern um zu reisen“.