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Die Herrscherin Bibi Turkan im Iran, im Staat der Salgurlu (9)


by Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Erneut befinden wir uns im heutigen Iran. Die Autorin stellt ein anderes Paar von weiblichen Herrscherinnen vor. Anbei die erste Geschichte der Macht und des Niedergangs von Bibi Turkan, im Staat der
Salgurlu. Sie herrschte über lange Jahre, obwohl sie nur kurz die wahre Anerkennung aus Herrscherin innehatte. Im Islam ist ein Herrscher anerkannt, wenn sein Name in der Freitagspredigt genannt wird und Münzen in seinem Namen geprägt werden, was wenigen Frauen in der Geschichte gelangt. Dies ist auch der Grund, wofür die Autorin von Herrscherinnen und von Regentinnen spricht.

Ebesh
oder Abish Hatun der, nach der chronologischen Ordnung, den vierten Platz unter
den türkischen Herrscherinnen einnimmt, findet sich im vorliegenden Buch aus
den Gründen, die wir bereit oben mit Bezugnahme auf Padishah Hatun erläutert
haben, an fünfter Stelle. In der Tat wurde Ebesh, eine türkische Frau, zwischen
660/1263-4 und 685/1286-7 offiziell als Herrscherin anerkannt.
Wie
bisher präsentieren wir auch hinsichtlich der Herrscherin Ebesh Hatun vorab
eine zusammenfassende Darstellung der Gründungsgeschichte dieses Staates. Wir
möchten noch hinzufügen, dass vor dem Reich von Ebesh Hatun ihre Mutter Bibi
Hatun regiert hatte.


1-    Die Gründung
des Staates von Salgurlu und seine Entwicklung.
Salgur
(oder Salgar) war der Chef einer Gemeinschaft von Turkmenen. Nach dem Durchzug
durch zahlreiche Regionen war er der Emir-i Hadjib von Tugrul. Einer seiner
Enkel, Sungur bin Mevdute, lehnte sich nach der Ermordung eines Emir aus seiner
Familie gegen die Seldjuken (542/1147-8) auf und erklärte seine Unabhängigkeit
in der persischen Provinz. Auf diese Weise wurde der Staat von Salgurlu mit der
Hauptstadt Shiraz gegründet. Diese Unabhängigkeit dauerte aber nicht lang an
und die Salgurlu waren zu Beginn die Steuerzahler der Sedjukiden des Irak und
dann der Kharezmashah zur Zeit des Regenten Sa’d, so dass sie zu einem gewissen
Zeitpunkt gezwungen wurden, gewisse Burgen in der Nähe von Ishtahr den
Kharezmshah zu überlassen.
Der
sechste Herrscher, Ebubekir, der die mongolische Gefahr voraussah, zahlte
Steuern an Khakan Ogedey und Ilkhan Hulagu und ordnet sich ihnen unter. So
wurde die Region von Persien unter der Herrschaft von Ebubekir, von den
Mongolen „Kutluk Khan“ genannt, von der Verwüstung verschont. Die Salgurli
durchlebten eine wunderbare Epoche, während derer es ihnen gelang, gewisse
Inseln des persischen Golfes (169) zu erobern. Als er 658/1260 mit 77 Jahren
verstarb, war Ebubekir nicht nur der Herrscher, den Sadi in Gulistan gelobt
hatte, sondern galt auch anderen Dichtern seiner Zeit als Inspirationsquelle, um
Lobverse für ihn zu verfassen.
Nach
Ebubekir bestieg sein Sohn Sa’d II im selben Jahr den Thron. Zum Zeitpunkt der
Thronfolge befand er sich im Irak beim Ilkhan. Seine erste Handlung als Herrscher
war das Prägen von Münzen in seinem Namen. Aber nach einer Herrschaft von nicht
einmal zwölf Tagen verstarb er infolge einer Krankheit, ohne Shiraz erreichen
zu können (170). Da übergaben die Einwohner dieser Stadt den Thron seinem
zwölfjährigen Sohn Muhammed (171), dem sie nach Reshiduddin (S. 554) den Titel
„Adududdin“ und nach Spuler (S. 160) den Titel „Adududdevle“ verliehen.
Ein
Kind war in diesem Alter offensichtlich nicht fähig, alleine über das Land zu
herrschen, daher wurde seine Mutter Bibi Turkan, die Schwester des Regenten von
Yezd Adududdevle als Regentin benannt. Als sie auf diese Weise zum Rang der
Herrscherin von Persien erhoben wurde, entsendete Bibi Turkan dem Ilkhan Briefe
mit ihm würdigen Geschenken und erhielt von ihm eine schriftliche Verordnung
(172), in der der Ilkhan die Legalität der Herrschaft ihres Sohnes anerkannte.
Bibi Turkan übte ihre Funktionen als Herrscherin mit der Unterstützung ihrer
Wesire Nizamuddin Ebubekir und Shemsuddin bis 660/1261-2 (173) aus. In diesem
Jahr verstarb ihr Sohn Muhammad nach einem Dachsturz. Sie regierte somit
insgesamt zwei Jahre und sieben Monate.
Nach
dem Tod ihres Sohnes Muhammed herrschte Bibi Turkan alleine über Persien; nach
den Gesprächen mit den Notabeln des Staates ließ sie Muhammed Schah (174), den
Coursin ersten Grades ihres Sohnes Muhammed und Sohn von Salgur Schah, den
Thron besteigen. Obwohl er sehr mutig war, besaß Muhammed Schah nicht die
Qualitäten eines Staatsmannes, und als Säufer war er auch nur eine Notlösung.
Er hatte dank seines Mutes, als er an der Seite der Ilkhaniden vor den Toren
von Bagdad gekämpft hatte, die Zuneigung von Hulagu gewonnen. Die Absicht von
Bibi Turkan bestand darin, dank des Mutes von Muhammed die Angelegenheiten des
Landes in gute Ordnung zu bringen, um die sich sein Wesir nicht so sehr
gekümmert hatte, was den Staat geschwächt hatte. Muhammed Schah hielt für die
Hand einer der Töchter von Bibi Turkan, Salgom, an und heiratete sie. Aber
sobald er Herrscher wurde, gab sich Muhammed Schah der Trägheit und den
Unterhaltungen hin und wurde vollkommen locker. Im Gegensatz zu den Voraussagen
von Bibi Turkan hatte die Regierung des Staates wie nie zuvor jegliche
Kontrolle verloren. Muhammed Schah war auch gar nicht respektvoll gegenüber
seiner Schwiegermutter.
Und
als Bibi Turkan erfuhr, dass Muhammed Schah, dem sie nach ihrem Wunsch auf den
Thron verholfen hatte, nach Mitteln und Wegen suchte, um seinen Bruder Seltchuk
Schah, der in der Festung von Ishtahr eingesperrt war, zu retten, verbündete
sie sich mit den Emiren der Shol und der Turkmenen, um ihren Schwiegersohn
anzugreifen (175).  Nachdem sie ihn von
seinem Thron verjagt hatte, den er acht Monate vorher bestiegen hatte, sperrte
sie ihn in seinen Palast; 1263 sendete sie ihn dann mit gefesselten Händen zum
Ilkhanidenherrscher. Khamdullah Mustevi (Guzide,
I., S. 509) wirft Bibi Turkan vor, ihren Schwiegersohn getötet zu haben; aber
im Shirazname steht, dass er am 10.
des Monat Ramadan 661 eines natürlichen Todes starb.

2-       
Die Ermordung von Bibi Turkan Hatun.
Als
der Sohn von Salgur Schah, Muhammed Schah, mit gefesselten Händen zum Herrscher
der Ilkhaniden, Seldjuk Schah entsendet wurde, der über seine Mutter mit den
Seldjukiden verwandt war, hatte er die Genehmigung erhalten, die Freiheit zu
erlangen. Er einigte sich mit Bibi Turkan und die Emire von Shol verschafften
Seldjuk Schah den Thron. Seldjuk Schah, der Bibi Turkan geheiratet hatte, hatte
angefangen, noch mehr Einfluss auszuüben als vorher (177). Da der mongolische
Prinz Mengu Timur, der mit einer der Töchter von Bibi Turkan Hatun verlobt war,
hatte sie über ihre Tochter auch einen Verwandtschaftsgrad zu den Mongolen.
Dies vermied aber nicht die Ermordung von Bibi Turkan auf Befehl ihres
betrunkenen Ehemannes während eines Festabends. Seldjuk Schah hatte seine Frau
verschwinden lassen, sei es um ihren herrschaftlichen Einfluss zu elimieren,
als auch, um seinen Bruder zu rächen. Fast alle Quellen sind sich darüber einig
und schreiben, dass Seldjuk Schah die Ermordung von Bibi Turkan Hatun
angeordnet hatte; als Gegenleistung erfahren wir von Spuler (S. 161), dass Bibi
Turkan sich mit den Emiren verbündete und ihre Tochter Ebesh auf den persischen
Thron Fars brachte.
Immer
nach Spuler (S. 161), hätte sich Seldjuk Schah nach der Ernennung des Regenten nach
dem Vorbild seines Bruders Muhammed Shah grob verhalten und den Emiren und
sogar seiner Frau Bibi Turkan wenig Respekt entgegengebracht. Daher hätten die
Emire und seine Frau, die unzufrieden mit seinem Verhalten waren, die
mongolischen Beamten in Shiraz darüber in Kenntnis gesetzt, dass Seldjuk gegen
die Mongolen war. Auf der Flucht vor den Beamten hätte Seldjuk den Mut gefasst
und diese verfolgt; während dessen hätte er auch die Abirrung begangen, den
mongolischen Bey Ogulbek zu töten, was den Herrscher der Ilkhaniden sehr
irritierte. Dieser verzichtete daraufhin auf die Freilassung von Muhammed II.,
d.h. von Muhammed Schah und hätte seine Hinrichtung angeordnet. Zu diesem
Geschehnis stimmen alle Berichterstattungen überein. Zerkub im Shirazname (S. 63) berichtet, dass
Seldjuk Schah, unter dem Vorwand des mutmaßlichen kriminellen Versuches von
Bibi Turkan gegen ihn, ihn während einer Versammlung hätte köpfen lassen (178).
Wütend über die Nachricht des Todes von Bibi Turkan Hatun entsendete Hulagu den
Emir Altadju mit seinen Soldaten zu Seldjuk Schah. Alauddevle, der Bruder von
Bibi Turkan Katun, der  Regent von Yezd
war, und die andren Melik von Shebenkare, die Gemeinschaften von Tcherik und
Tazik brachen alle zusammen nach Shiraz auf. Die Einwohner dieser Stadt übten
mit sechstausend Leuten einen harten Widerstand aus. Seldjuk Schah floh nach
Kazerun, das von den Soldaten von Yezd und den mongolischen Truppen
ausgeplündert wurde. Am Ende wurde Seldjuk Schah über eine Falle gefasst und
662 auf dem Platz von Kal’e-i Sefid (179) hingerichtet. So hatte Seldjuk Schah
nur sieben Monate regiert (180). Nach seinem Tod schlug die Armee Altadju vor,
die Einwohner von Shiraz niederzuschlagen, um jeglichen weiteren Aufstand zu
vermeiden. Aber Altadju lehnte dies ab, indem er sagte, dass das Volk das Recht
hatte, weiterzuleben wie in der Vergangenheit. Man gehorchte ihm und Altadju
verstreute seine Soldaten, die aus der Umgebung zusammengekommen waren und
kehrte mit seinen Emiren zum Khan zurück (Vassaf,
32 A.).