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Weibliche Herrscherinnen im Islam: Safvetuddin Padishah Hatun, in Kerman, im Staat von Kutluk (8)



by Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Safvetuddin Padishah Hatun[1] in Kerman,
im Staat von Kutluk. Sie herrschte nach dem Tode ihrer Mutter Turkan Hatun (vgl. http://www.promosaik.blogspot.de/2015/09/weibliche-herrscherinnen-im-islam.html) über Kerman im Staat von Kutluk im heutigen Iran. Auch ihr Leben ist voller Intrigen und Realpolitik. Sie wird als gläubige Poetin beschrieben und trotz ihrer Biographie als Symbol der gerechten Herrscherin beschrieben, die die Männer ihrer Zeit übertrifft. Dies ist ein Topos der feministischen Literatur. Über die ethische Kompotenzen und ein mögliches Analyseparadigma haben wir im Artikel über Badawi berichtet. Das Hineinversetzen in diese historischen Beispiele kann den muslimischen Frauen heute Kraft geben, um sich sozio-politisch zu engagieren.
Anbei einige Zeilen aus dem poetischen Werk der Herrscherin, die von diesem ethischen Streben zeugen:
Um meine Schönheit vor der Sonne
zu schützen,

lebe ich unter dem Schleier der
Keuschheit,

obwohl ich eine Herrscherin bin,
die das Universum regiert,

bin ich nichts anderes als eine
Dienerin in der Achtung vor Allah.

Unter
den weiblichen Herrscherinnen des Staates von Kutluk ist Padishah Hatun in
chronologischer Reihenfolge die fünfte türkischer Herkunft. Aber in diesem Buch
kommt sie vor ihren Vorgängern vor, da sie die Tochter von Kutluk Turkan war
und Kerman auch für kurze Zeit nach dem Tode ihrer Mutter beherrscht hatte.
Ansonsten müssten wir in der Mitte des kontinuierlichen Verlaufs der
Geschehnisse in Kerman, denen wir bisher einen wichtigen Stellenwert eingeräumt
haben, diese unterbrechen und auf ein anderes Thema übergehen, um dann wieder
kurz danach auf Kerman zurückzukommen, was uns dann zwingen würde, uns zum Teil
zu wiederholen.  
 
 1-    Padishah Hatun
und ihre Eheschließung mit Abaka Khan.

Padishah
Hatun, die Tochter von Kutbuddin Mehmed, wurde im Jahre 654/1256 während der
Grenzkämpfe, in die ihr Vater verwickelt war, geboren. Schön, würdig und
besonnen, wurde sie zusammen mit ihren Brüdern unter dem angenommenen Namen
„Hassan Shah“ aufgezogen;  man bemühte
sich auch eifrig darum, sie selbst von den Blicken der Notabeln fernzuhalten
(138), aus Angst, sie würde nicht von den mongolischen Khan aufgezogen (139).
Bis auf einige, die das Geheimnis kannten, wurde dies niemandem anderen
mitgeteilt, um Padishah Hatun zu schützen. Denn als sie zu einer jungen Frau
heranwuchs, war sie von einer solchen unvergleichlichen Schönheit, dass ihr Ruf
sogar bis zum Sohn des mongolischen Khan Hulagu, Ilkhan Abaka, gelangte, der
den Emir Karahay zur Mutter von Padishah Hatun, Turkan Hatun, entsendete, um
für die Hand ihrer Tochter anzuhalten. Trotz des Widerstandes von Hadjdjadj
Sultan, dem Stiefbruder von Padishah Hatun, nahm Turkan Hatun die
Heiratsanfrage von Ilkhan Abaka, der eine reiche Brautausstattung für ihre
Tochter brachte (140), an. So schmückte Padishah Hatun für einige Jahre das
Zelt der Mutter von Abaka Khan, Yisuntschin Hatun. Als diese letztere im Monat
Djemaziuulahir 670/1272 verstarb, ging das Zelt auf Padishah Hatun über; in
anderen Worten erhielt sie die Rang ihrer Schwiegermutter. Ihre Ehe mit Abaka
Khan, die über Jahre andauerte, brachte Kerman große Vorteile. Dank Padishah
Hatun handelten die Mongolen in dieser Region nach dem Prinzip der
Gerechtigkeit und Gewissenhaftigkeit (141).
Nach
dem plötzlichen Tod von Abaka Khan im Jahre 680/1280 wurde sein siebter Sohn
Tekudar zum Ilkhan ernannt. Tekudar, der fest entschlossen war, die mongolische
Autorität wie nie zuvor in der muslimischen Welt durchzusetzen, konvertierte
zum Islam und nahm den Namen Ahmed an (142). Unter seinem Reich wurde Turkan
Hatun abgesetzt. Ihre Töchter Bibi Turkan und Padishah Hatun waren sehr
überdrüssig darüber. Aber infolge der Streitigkeiten um den Thron war es Argun,
der die Oberhand gewann und dann als Ilkhan anerkannt wurde (683/1284).

2-   Padishah Hatuns
Eheschließung mit Keyhatu.
Als
Soyurgathmish kurz darauf nach Ordu gerufen wurde, befand er sich in einer
schwierigen Lage: Argun quälte ihn, weil er Anhänger von Ahmed (143) gewesen
war; auf der anderen Seite befanden sich auch andere mächtige Feinde wie Bibi
Turkan, Padishah Hatun, Yuluk Shah, Suyuk Shah und Hodja Zahiruddin Mustevfi in
Ordu. Diese zögern nicht, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, und Soyurgathmish
wurde sehr streng gerichtet. Aber der Emir aus Ulus, Bukajenksank, der seine
Schlauheit nutzte und die üblichen Vorkehrungen gegen die Kadi traf, rettete
ihm das Leben und erhielt die Genehmigung, damit Kerman von Sultan Djelaluddin
Soyurgatmish und Padishah Hatun gleichzeitig regiert würde. Unglücklich über
diese Entscheidung wendeten sich Padishah und Bibi mit einem Brief an Argun
Khan und setzten ihn über die Lage in Kenntnis. Was Bukaqenksank angeht, so war
dieser irritiert über dieses Verhalten von Padishah Hatun und versuchte sie von
Ordu und Kerman fernzuhalten. Am Ende riet er dem Ilkhan eindringlich an,
Padishah Hatun mit Keyhatu, Abakas Sohn, zu verheiraten und sie nach Rum
(Anatolien) zu schicken.
Diese
Heirat, d.h. die Heirat einer Frau mit ihrem Stiefsohn, die den Prinzipien der
muslimischen Religion widersprach, war aber nach den mongolischen Sitten (144)
zulässig. Obwohl die Eheschließung von Padishah Hatun, der bekanntesten
Prinzessin des Staates von Kutluk, mit Abaka Khan nicht muslimisch war und der
islamischen Religion sogar widersprach, wurden die Staatsinteressen über die
Vorschriften der muslimischen Religion, die noch vor kurzem angenommen worden
war, gestellt.
Auf
der anderen Seite hatte es aber Bukajenksank, um die Machtstellung von
Celaleddin Soyurgathmish  zu verstärken,
geschafft, Kurdjin, die Enkelin von Hulagu, mit Mengu Timur Oghul, die Tochter
von Ebesh Hatun, die Regentin von Persien 
(145) war, zu verheiraten. Es war dem mächtigen und einflussreichen
Heeresführer der Ilkhaniden Bukajenksank und Emir von Ulus gelungen, seine Vorhaben
umzusetzen. Zu jenem Zeitpunkt befand sich Padishah Hatun bei ihrem Ehegatten
Keyhatu, der in Anatolien das Amt des Statthalters innehatte. Die Streitigkeiten
mit Padishah Hatun dauerten immer noch an, weil Soyurgathmish ein Auge auf die
Region von Sirjan geworfen hatte. Diese Region wies aber als Eigentum von
Padischah Hatun einen besonderen Wert auf. Er unterbreitete somit über die
Vermittlung des Emirs Togan dem Ilkhan einen Vorschlag, nach dem er ihm Sirjan
übergab und ihm jährlich bereit war, 70.000 Dinare gegen die 50.000 Dinare zu bezahlen,
die er jedes Jahr als Steuer in dieser Region erhob. Padishah Hatun sollte anstatt
Sirjan ein Gebiet in Anatolien erhalten. Argun akzeptierte diesen Vorschlag und
Sirjan ging auf Soyurgatmish über.

Suyurgathmish,
der seinen Thron durch Argun Khans Firman behalten hatte, hatte Fahrulmulk
Mahmud zu seinem Wesir ernannt. Dieser Mann, der Padishah Hatun mit seinem
Bruder hätte versöhnen sollen, hatte so schlecht gehandelt, dass Padishah Hatun
ihn zurechtweisen musste. Sie versuchte es auch zu vermeiden, sich auf
gefährliche Verbindungen einzulassen. Aber der Wesir, der ein gewalttätiges
Temperament hatte, hatte Padishah Hatun mit den folgenden Worten geantwortet:
„Heute gehört das Reich Soyurgathmish; und ich werde auf nichts verzichten.
Wenn der Thron, Gott bewahre, jemals wieder deiner sein sollte, so wirst du
mich mit einem Hackbeil in zwei Teile schneiden“ (146).
Im
selben Jahr beriet sich Padishah Hatun mit Argun Khan anfänglich in Anatolien
und dann in Tebriz (Simt ul-Ula, S.
62), um Sirjan  von ihrem Bruder
zurückzuerobern. Argun Khan bot ihr seine große Gastfreundschaft an und
erfüllte ihre Wünschen mit Wohlgefallen. Zu diesem Zeitpunkt kam Kaydu mit den
Prinzen von Tchagatay aus der Gegend von Amu Derya und drang von dort nach
Khorassan ein. Nach dem Tode von Argun im Jahre 690/1291 (Yaddashthay-i Kazvini, III., S. 245; Enzyklopädie des Islam, VI., S. 1054; Spuler, op. cit., S. 99) bestieg Keyhatu, der Sohn von Abaka Khan, den
Thron des Reiches und entthronte, sobald er die Gelegenheit dazu hatte, den
Sultan von Kerman Djelaluddin Soyurgathmish und erklärte sich an seiner Stelle seine
Frau Padishah Hatun, die voller Tugenden und Verdienste war, zur Herrscherin
von Kerman.

3-   Die Besteigung
des Throns von Kirman duch Padishah Hatun.
 

Padishah
Hatun hielt den Firman ihrer Ernennung für den Thron von Kerman in der Hand und
trat mit großem Prunk ein, indem sie ein Heer aus den Soldaten ihres Mannes und
den besonnenen Befehlshabern anführte (Simt
ul-Ula
, S. 69; Tarih-i Shebenkare,
S. 07). Eine große Anzahl von Emiren, die vorher zu den vertrauten Freunden von
Soyurgathmish gezählt hatten, hatten sich aus dem Staub gemacht. Da
Soyurgathmish in einer ausweglosen Lage allein gelassen war und eine andere
Frau, Kurduqin, seine andere Frau Ilak Hatun und ihre Tochter Shah Alim bei
sich hatte, begab er sich an die persische Grenze, um seine Schwester Padishah
Hatun zu empfangen. Dort unterhielten sie sich (147). Dem Tarih-i Guzide zufolge bestieg sie 691/1292 gegen Mitte des Monats
Zikade mit dem Namen Safvet ud-Dunya ve’d Din, Padishah Hatun, (148) den Thron
und hätte ihren Bruder Soyurgathmish aus Respekt vor den geschwisterlichen
Rechte zum Regenten ernannt.

 Abaka Khan erteilt seinen Emiren Befehle.

Aber
als Padishah Hatun entdeckt hatte, dass Soyurgathmish, nachdem er für einige
Zeit das Land so regiert hatte, sich erneut den Thron aneignen wollte, ließ sie
ihn in der Festung der Stadt einsperren. Die Tatsache, dass sie eine Frau war,
verleitete sie dazu, Mitleid für ihren Bruder zu empfinden: indem sie die
brüderlichen Rechte von Suyurgathmish berücksichtigte, sprach sie ihm
Verteidiger während der Gespräche zu und ließ ihn nicht quälen. Kurduqin, die
Tochter von Mengu Timur, zählte auf den guten Charakter von Padishah Hatun, um
ihren Mann zu retten. Sie gab sich auch große Mühe, um ihr Ziel zu erreichen.
Eines Tages überzeugte sie den Wasserträger der Festung, Soyurgathmish einen
Lederschlauch zu bringen, in dem eine Schnur versteckt war. Mit Hilfe dieser
Schnur stieg Soyurgathmish von der Festung und floh mit seiner Frau auf
Pferden, die sie erwarteten. Die beste Lösung erschien ihnen zu Beginn, sich
nach Sijistan zu begeben. Aber im Gedanken an die Gesundheit ihrer Kinder und
auch an den Schutz iherr Güter verzichteten sie auf dieses Projekt, um sich in
Richtung jener Orte zu begeben, an denen sich das Heer von Keyhatu befand
(149).
Als
Padishah Hatun davon erfuhr, sandte sie eine große Delegation zu Keyhatu, ihrem
Ehemann, und ließ ihm auch einen Brief in Versform zukommen, in dem sie ihm
erneut ihre Treue aussprach. Der Wortlaut war der folgende: „Zwei Jahre lang
hat sich Soyurgathmish deinen Entschlüssen widersetzt; er hat sich immer dieser
Autorität widersetzt. Mein Bruder hat mit seinen Rügen und seinem fehlenden
Mitleid seine Schwester (d.h. Padishah Hatun) im Gesicht verwundet. Wie soll
man ihm noch verzeihen, ihn retten oder respektieren?“ (Simt ul-Ula, S. 72). Aus Respekt zu seiner Frau, die er über alles
schätzte, schickte Keyhatu Soyurgathmish auf seinem Pferd, allein und
erniedrigt unter der Aufsicht von Harezmli Turhan und Diliday Bahadir nach Kerman
(Tarih-i Shebenkare, S. 28).
Die
Einwohner von Kerman begaben sich in Scharen auf die Straßen, um ihn zu sehen.
Einige Monate ließ Padishah Hatun Soyurgathmish in die Residenz ihres Neffen
Yuluk Shah sperren. „Die so zynisch wie frechen und harten Mongolen“ waren
seine Wachen. Am Ende erhielt Baydu (er heiratete später Shah Alim, die Tochter
von Soyurgathmish) von Keyhatu eine Verordnung, die er durch die Vermittlung
eines seiner Emire, Djerguday, Safvetuddin Padishah Hatun zukommen ließ, um die
Befreiung und Entsendung nach Ordu von Soyurgathmish in Begleitung seiner
Tochter Shah Alim zu erwirken. Padishah Hatun ließ die Befreiung von
Soyurgathmish und seine Abreise nach Ordu verspäten; aber m Gegenzug entsendete
sie umgehend seinen Sohn, seine Tochter und seine Mutter nach Bagdad
(692/1292-3) (150).

4-   Der Tod von
Soyurgathmish.

Aber
Padishah Hatun hatte sehr bald Mitleid mit ihrem Bruder; sie verzieh ihm und
befreite ihn; sie war auch sanft zu ihm. Soyurgathmish, der sich über die neue
Lage freute, organisierte ein prächtiges Festessen zu Ehren seiner Schwester.
Als die beiden an dem Abend, wo sie beide in einer friedlichen und freundlichen
Atmosphäre die geschwisterlichen Verbindungen feierten, die sie verbanden,
hatten die Zündfunken der Eifersucht und der Intrige bereits das Feuer in das
Blut gewisser Leute gebracht, die es darauf absahen, sich einen persönlichen
Vorteil zu ergattern. Auf diese Weise waren die Feinde von Soyurgathmish und
die Melik, die sich schon von ihm abgewandt hatten, dazu entschlossen,
Soyurgathmish auf jeden Preis zu töten, indem sie Padishah Hatun (151) nutzten.
Sie verleumdeten ihn so sehr, dass Padishah Hatun den Verdacht schöpfte, ihr
Bruder wolle ihre Ermordung schmieden. Auf diese Weise gelang es ihnen, in ihr ein
Gefühl der Angst und Gewalt zu erwecken. Diese so anmutsvolle und sensible
Frau, die in der Lage war, Macht auszuüben und zu herrschen, befahl so eines
Abends nach dem Fastenbrechen (am 27. Tag von Ramadan 693/22. August 1294), den
Tod ihres Blutsbruders, um sich von der Angst und den Drohungen zu befreien,
die ihr Leben in Gefahr brachten  (152).
Sie kaufte die Komplizität von „Isen“, dem Sklaven von Soyurgathmish, der den
Trunk dieses letzteren (153) vergiftete, um dann gleich das Gerücht eines
vermeintlichen Selbstmordes von Soyurgathmish zu verbreiten. Seine Frau
Kurdujin, die in einem anderen Haus der Stadt eingesperrt war, war tief
betroffen und in Trauer. Padishah Hatun folgte dem Beispiel der Notabeln und
Emire und sprach ihr ihr Beileid aus. Soyurgathmish, der sein Leben lang um den
Thron von Kerman gekämpft hatte, wurde in der Medrese von Yenikapi beigesetzt,
die er zu Lebzeiten selbst erbauen ließ.
All
diese Geschehnisse hatten die Einwohner von Kerman sehr verdrossen. Ihre
Gefühle der Zuneigung und Verehrung gegenüber Padishah Hatun schlugen nun
zurecht in Abneigung um. So fanden sie, dass Padishah Hatun im Widerspruch zur
ihrer seelischen Reife und Güte die Ermordung ihres jüngeren Bruders gewollt
verursacht hatte. Um dem Gerede ein Ende zu setzen und die Hassgefühle, die sie
hervorgerufen hatte, auszulöschen, überschüttete Padishah Hatun alle
Gesellschaftsschichten ihres Volkes mit Wohltaten. Sie ließ auch die verhafteten
Vertrauenssmänner von Soyurgathmish wieder frei. Die wertvollen Geschenke
erfüllten ihren Zweck, und die Gerüchte wurden abgeschwächt. Die verspürte
Abkehr hatte für Padishah Hatun nicht mal eine Jahreszeit gedauert.
Mittlerweile erhielt Yuluk Shah, der Sohn ihrer Schwester, erneut sein Amt im
Diwan, und Hodja Zahiruddin erhielt seinen Übernamen „Mustevfi“, während
Fahrulmulk NIzameddin Mahmud, Wesir, Sohn des Wesirs, selbst zum Wesir ernannt
wurde. Hodja Zahirulmulk Fahruddin, ein besonderer Notabel des Diwans, war der
Wesir von „Tevfiz“.
Im
selben Jahr ensendete Padishah Hatun Hodja Nasiruddin Yusuf zu ihrem Mann
Keyhatu, um ihn um die Provinzen von Yezd und Shebenkare zu bitten und ernannte
Muizzuddin Ali Melik sowie Nasiruddin Said, Emire in ihrem Palast, als
Kandidaten für das Emirat von Shebenkare. Die Provinz von Yezd übergab sie
Nusret Melik (Simt ul-Ula, S. 74-75).
Auf Empfehlung von Fahrulmulk Nizamuddin Mahmud, ließ sie Nasiruddin Munshi zu
sich rufen, um ihn mit der Zusammenstellung des Diwans zu beauftragen
(154).    
Was
Fahrulmulk Nizamuddin Mahmud, den oben angeführten Wesir, betrifft, kommen wir
nicht über den Vergleich der Quellen mit den Erläuterungen der Historiker
hinweg. Wir haben bereits erörtert, dass Padishah Hatun kein gutes Verhältnis
zu Fahrulmulk pflegte und dass dieser Wesir mit seinem gewalttätigen
Temperament sich gegen die Prinzessin aufgelehnt hatte. Als Padishah Hatun
693/1294 ihren Bruder ermorden ließ, sah Fahrulmulk keine Lösung, als Kerman zu
verlassen und nach Indien zu fliehen. Nach Hamdullah Kazvini und Muini, hätte
er sich von den friedlichen Mitteilungen beeinflussen lassen, die er von
Padishah Hatun erhalten hatte, und wäre nach Kerman (155) zurück. Nasiruddin
Munshi, ein Zeitgenosse dieser Geschehnisse, hatte in seinem Buch genau die
Ernennung zum Wesir von Fahrulmulk durch Padishah Sultan (S. 74-75) erwähnt.
Das Problem ist dann, in Erfahrung zu bringen, ob Fahrulmulk, dieser Wesir und
Sohn eines Wesirs, der Sohn des Mannes ist, von dem wir auch sprechen. In
diesem Falle hätte Nasiruddin Munshi das peinliche Abenteuer von Fahrulmulks
Vater bemerken sollen, von dem wir oben berichtet haben (vgl. hierzu die
Bemerkung 18). Weder im Simt ul-Ula
noch im Yaddahthay-i Kazvini, das
weniger zurückliegt, wird die Angelegenheit der Ermordung von Fahrulmulk
angesprochen.
Unserer
Ansicht nach ist die Behauptung, nach der Padishah Hatun, welche die Kunst
besaß, die Zeichen des Korans nachzuzeichnen und ihre Zeit verbrachte, diese in
wertvollen Büchern abzuschreiben und diese Bücher zu vergolden, ein zweites
Verbrechen aus reiner Rache begangen hätte, nur ein Gerücht oder eine
Übertreibung.

5-   Anerkennung von
Baydu als Ilkhan und Hinrichtung von Padishah Hatun

Der
zweite Mann von Padishah Hatun, Ilkhan Keyhatu, war ein Mann, der die
Voraussetzungen eines Herschers nicht erfüllte; er war ein großer Trinker und
ein verschwenderischer Prasser. Um seine Unfähigkeit zu kompensieren, gab er
sich Freigebigkeiten hin und lief dabei die Gefahr, die Staatskassen zu leeren:
so glaubte er, den anstehenden Gefahren aus dem Weg zu gehen. Das Fehlen an
Geldmitteln, das zur Zeit der Vorgänger von Keyhatu auf einer sehr breiten
Ebene spürbar geworden war, war die Ursache für eine Maßnahme, die dieser
letztere traf und deren Konsequenzen einer Katastrofe gleichkamen; Zindjani,
der gleichzeitig sein Wesir und Finanzminister war, hatte die Chinesen als
Beispiel genommen, um in Tabriz und in anderen Städten des Reiches (693/1294)
Papiergeld zu drucken; gleichzeitig hatte er den Umlauf der metallischen
Währung verboten. So wurden Handel und Industrie lahmgelegt; die Städte leerten
sich, die Bevölkerung breitete sich in die Dörfer und auf dem Land aus. Da die
Gefahr einer vollkommenen Destrukturierung des Lands bereits spürbar war, sah
man sich nach zwei Monaten gezwungen, auf dieses Verbot zu verzichten. Die
Leute vertrauten den Staatsfinanzen nicht mehr, denn die passenden Maßnahmen
für diese neue, auf dem Papiergeld basierten Wirtschaft wurden nicht getroffen.
Zur Inkompetenz von Keyhatu kam noch seine politische Unfähigkeit. Seine Feinde
nahmen zu. Baydu, einer seiner Thronrivalen, verließ unter dem Einfluss der
Feindseligkeit gegen ihn Bagdad und brach nach Tabriz auf. Seinerseits ging
Keyhatu sofort auf einen Angriff über: es war der dritte Djemaziuvvel 694/21.
März 1295; aber seine Emire füllten die Reihen der Feinde auf.

Dann
dachte er, die Flucht nach Anatolien wäre der beste Weg für ihn, um bei den
Gouverneuren, denen er schon so viele Wohltaten erwiesen hatte, Zuflucht zu
suchen. Seine Festnahme und seine Hinrichtung am 6 Djemaziulevvel 694/24. März
1295 auf Befehl von Baydu beendeten seine abenteuerliche Flucht.
Die
Neuigkeit über Baydus Aufstand in Bagdad verursacht großen Aufruhr für Padishah
Hatun. Gleichzeitig hatte Keyhatu einige seiner Emire eingesperrt, weil sie
sich auf die Seite von Baydu gestellt hatten. All diese Informationen hatten
die Untreue von Nusret Melik, den Padishah Hatun beabsichtigte, zum Gouverneur
von Yezd zu ernennen und von Ali Melik, der für das Emirat von Shebenkare
vorgesehen war, zur Folge. Ansichts der von Baydu erlangten Erfolge hatten sich
die beiden Melik überlegt, Padishah Hatun zu stürzen, um dessen Gunst zu
erlangen.  Wie bereits angeführt, war Baydus
Ehefrau Shah Alim die Tochter des Sultans Soyurgathmish, den Padishah Hatun
hatte ermorden lassen. Auch ihre Mutter Kurdujin wartete auf den richtigen
Moment, um den Tod ihres Gatten zu rächen.

Sehr
bald sendete Baydu nach seinem Sieg über Keyhatu Padishah Hatun eine
Verordnung, in der er verlangte, sie sollte mit ihren Geschenken zur
allgemeinen Versammlung kommen (wahrscheinlich für die Thronbesteigung von
Baydu) (156). Nusret Melik, den der Botschafter Tchagin über diese Neuigkeit in
Kenntnis setzte, verbündete sich mit den alten Freunden von Soyurgathmish und
sendete Kurdujin eine Mitteilung und bat ihn, die Stadt durch das Stadttor zu
verlassen. Daraufhin verließen Kurdujin und sein Gefolge Kerman. Durch die
Unterstützung eines Teils der Soldaten, die sich innerhalb und außerhalb der
Stadt befanden, versammelten sie sich alle in Mechise. So marschierten Kurdujin
und die untreuen Emire auf Padishah Hatun zu (157), die nach Kenntnisnahme der
Lage, alle ihre Emire zur Beratung einberief. Kadi Haf  schlug vor, sich nach Gazan zu begeben,
während sich diejenigen, die ohne langfristige Voraussichten waren, diesem Vorschlag
widersetzten: denn die Zuflucht hinter die Stadtmauern erschien ihnen weniger
gefährlich. Der Vorschlag, Mevlana Sadrulhak nach Gazan zu entsenden, führte zu
keinem Ergebnis. Und da sie die wenigen Tage, die sie noch zur Verfügung
hatten, für fatalistische Aktivitäten wie die Befragung von Astrologen oder die
Traumdeutung genutzt hatten, nutzten Kurdujin und seine Anhänger die
Gelegenheit, um die Stadt zu umzingeln. Nach einer Belagerung einiger Tage
hatte sich ein Teil der Anhänger von Padishah Hatun getrennt, um sich in die
Dienste von Kurdujin zu stellen.

So
war es klar, dass der Widerstand vollkommen nutzlos war; Padishah Hatun übergab
Kurdujin, der Schwester ihres Bruders, die Schlüssel der Stadt mit den Worten:
  „Wie lange soll ich denn noch eine Freundschaft
vortäuschen, weil ich Angst um mein Leben habe? Daher ergebe ich mich und ordne
mich meinem Schicksal unter“.

Daraufhin
drangen die Soldaten in Kerman ein, nahmen die Wesire und Emire von Padishah
Hatun fest und fesselten sie. Am nächsten Tag bestieg die Prinzessin Kurdujin,
mit einem Prunk und einer Zeremonie ohnesgleichen, nachdem sie durch die Tore
von Kerman geschritten war, den Thron mit einem unvergleichbaren Ehrgeiz (159).
Padishah Hatun wurde des Verraters bezichtigt und im Hause von Djelali (160)
eingesperrt; es wurden Botschafter nach Bayu Khan entsendet, um sie über die
Lage zu unterrichten. Daraufhin brauch Kurdujin, die Schwiegermutter von Bayu,
in Begleitung von Padishah Hatun in Richtung Kasr‘-i Zer auf. In Yaylak erwarteten
die beiden den Firman von Baydu Khan. Auf Anrraten von Shah Alim übergab Baydu
den verlangten Firman. Daraufhin drangen einige Männer plötzlich in das Zelt
von Padishah Hatun ein und ermordeten sie (161). Auf diese Weise bezahlte
Safvetuddin Padishah Hatun, die Herrscherin des Staates von Kutluk, die Tochter
eines Herrscherpaares und selbst Ehefrau von zwei Herrschern mit ihrem Leben
den Mord an ihren Bruder. Aber es wurde für gerecht angesehen, Baydu dasselbe
Schicksal vorzubehalten, der den Firman für diesen Mord übergeben hatte; im
Jahre 695-6 bestieg Ghazan den Thron (162) und die Herrschaft über Kerman wurde
dem erst fünfzehnjährigen Muzafferuddin Mehmet Schah übergeben. Er war der Sohn
von Sultan Hadjdjadj und der älteste Bruder von Padishah und Soyurgathmish. Der
neue Herrscher ließ den Leichnam von Padishah Hatun vom Dorf von Muchekine (

nach Mirhond, V., S. 130; oder

in Simt ul-Ula, S. 77) (163) bis nach Kerman zur Medrese ihrer Mutter
Turkan Hatun transportieren.

Der zweite Ehemann von Padishah Hatun richtet rebellische Emire
Unter
der Herrschaft von Ghazan wurde die Region von Kerman den Erben dieser Familie
übergeben. Aber zur Zeit von Oldjaitu wurde der Sohn von Soyurgathmish,
Kutbuddin Shah, abgesetzt, weil er das Land schlecht regierte. Kerman wurde
dann wieder in den Staat der Ilkhaniden eingegliedert (164).

6-   Die
Persönlichkeit von Padishah Hatun und Lale Hatun.

So
beschreiben alle Quellen und alle antiken, historischen Erzählungen einstimmig
Padishah Hatun als eine tugendhafte und schöne Frau von gutem Charakter. Sie
handelte immer gerecht. Seit ihrer Besteigung des Throns von Kerman zeigte sie
ein besonderes Interesse für die Gelehrten und Wissenschaftler und bemühte sich
um ihre Förderung. Ihre natürliche Schönheit, ihre Liebenswürdigkeit und ihre
gehobenen Fähigkeiten machten sie unter ihren Zeitgenossen und auch unter ihren
Nachfolgern unsterblich. Sie war eine begabte Kalligrafin (165) und besaß einen
sehr eleganten Stil. Des Weiteren schmückte sie als talentierte Poetin mit
ihren Versen die Gedichtesammlungen ihres Zeitalters; ihre unvergleichbaren
Manuskripte der Koranverse, die sie mit Buchmalereien ausschmückte, nahmen
Platz in den wichtigen Bibliotheken ihrer Epoche ein (166).
Die
im Folgenden analysierten Distichen von Padishah Hatun stammen aus
verschiedenen Quellen und zeigen nicht nur ihren Stellenwert in der
Literaturgeschichte, sondern auch ihre Qualität im politischen Bereich, wie schon
zu Beginn erläutert. Es ist bedauerlich, dass diese Streitigkeiten um den
Thron, die in den Ländern des mittelalterlichen Orients als eine wahre
Tradition galten, diese von Natur aus so großzügige Frau dazu verleiteten, ein
Verbrechen zu begehen.

Anbei
einige ihrer Verse (Simt ul-Ula, S.
70):


Obwohl ich mich fröhlich und
erfolgreich zeige,
weil ich die Tochter eines
erhabenen Sultans bin,
und die Frucht des Gartens der
Liebe von Turkan,
lebe ich in den Tränen dieses
Exils.


Der Tag, an dem man es in der
Ewigkeit erschuf,
wollte man die Seele der Liebenden
besänftigen,
Das Zuckerrohr verlangte nach der
Lippe der Geliebten,
aus diesem Grunde hat man ihm den
Mund mit zwei oder drei Pfropfen geschlossen.


In dem Apfel, den mir deine Hände
überreicht haben,
spüre ich den Duft des ewigen
Lebens,
Mein Herz platzt vor Freuede wie
ein Granatapfel,
weil deine Handfläche in mir die
Erinnerung der Freundschaft erweckt.

Ich bin diese Frau, deren Werke
die der Barmherzigkeit sind,
unter meinem Schleier befindet
sich eine mächtige Krone,
durch den Vorhang meiner
Keuschheit, hinter der ich mich verberge,
können nicht mal die Anhauche des
Zephyr dringen.

Nicht jede Frau, die schöne Stoffe
trägt, ist gezwungenermaßen eine Dame.
Es ist nicht die Mütze, die aus
dem Befehlshaber das macht, was er ist.
Wenn ich den Schleier verschenkte,
den ich auf meinem Haupt trage,
wird diese Person sagen, es sei
eine Krone, die tausende Dinare wert ist.
Wie der erhabene Sultan bin ich
eine Herrscherin, die von Padishah abstammt und
Wenn es eine Herrschaft auf dieser
Welt gibt, dann ist es die unsere.

In:
Tahrir Guzide I, S. 532; Tahrir-i Shebenkare, S. 27; Zenan’i Suhenver, I, S. 65; Perdenesinan-i Suhenguy, S. 19 und Habib u-Siyer, S. 270-1):
 
Wer kann eine Schrift aus
Mooschuskraut auf einem Rubin sehen?
Wo die schwarze Malerei den
Lebensbrunnen tyrannisiert?
Aber, meine Liebste, das Korn der
schwarzen Liebe, das du auf deiner Lippe trägt,
ist so als würden die Dunkelheit
und das Elixir des Lebens verwechselt.

In:
Habib us-Siyer, III., S. 270-1; Perdenesinan-I Subhenguy, S. 19; findet
sich auch dieses Distichon:

Dass das Haupt einer Frau stets
mit einem Schleier der Keuschheit und der Menschlichkeit bedeckt sei.


Wenn ich geschworen habe, nicht
mehr zu trinken, oh meine Schöne mit deiner schlanken Figur,
so hast du mindestens nicht darauf
verzichtet, mir den Wein zu servieren.
Bis heute meine Hand deine
Schulter leicht berührt hat,
wie viel habe ich an Sehnsucht
nach deinen Lippen gelitten
Ich sehe deinen Perlenohrringe
Sind das nicht etwa meine Tränen?

Um meine Schönheit vor der Sonne
zu schützen,
lebe ich unter dem Schleier der
Keuschheit,
obwohl ich eine Herrscherin bin,
die das Universum regiert,
bin ich nichts anderes als eine
Dienerin in der Achtung vor Allah.

Man
weiß von den Männern der Bücher, die Hayyampur in seinem Werk mit dem Titel „Ferneng-i Suhenveran“ (Tabriz 1340, S.
101) anführt, dass diese Verse aus verschiedenen Quellen, die sich manchmal in
verschiedenen Formen präsentieren, je nach der entsprechenden Quelle, von
Padishah Hatun mit dem Pseudonym Lale verfasst wurden. Eine andere, wenn auch
nicht bestätigte Behauptung eines anderen Historikers, findet sich im Tarih-i Kirman (Teheran 1961) von Ahmet
Ali Khan-i Veziri und geht davon aus, dass Padishah Hatun auch Verse mit dem
Pseudonym Iffeti verfasst hatte. Was Semsettin Sami und Mehmet Zihni angeht,
die der Meinung waren, dass Padishah Hatun und Lale Hatun zwei verschiedene
Frauen waren, haben sie von diesem Blickwinkel aus betrachtet. Im Werk „Atesgede“ sprach man von Lale Hatun,
ohne sich dabei dessen bewusst zu sein, dass sie Padishah Hatun war.

Obwohl
keine im Namen von Padishah Hatun geprägte Münze[2] direkt
bis zu uns gelangt ist, glaube ich, dass es ein Gold- oder Silberstück im
Museum von Berlin gibt, auf dem die folgenden Worte eingraviert sind: „Keyhatu
Padisha-i cihan hudavend-i alem Padishah Hatun“ (167).
Diese
Verse stammen aus einer Lobrede, die verfasst wurde, um Padishah Hatun zu
rühmen:

Wenn
die Legende des Universums
Hunderte
Male erzählt würde,
so
würde die Herrschaft nie ihresgleichen sehen:
Sie
besitzt ein königliches Erscheinungsbild, ist glückverheißend,
vom
Schicksal begünstigt, von den Tugenden geschmückt,
geschützt
und majestätisch auf dem Thron (168).

Stammbaum von Turkan und Padishah Hatun


[1] Vgl. hierzu: Guida Jackson M., Women
Rulers throughout the Ages, An Illustrated Guide,
Abc-Clio, Santa Barbara,
Denver, Oxford 1999, S. 319. Sie herrschte von 1291 bis 1295 über Kerman.
[2] Vgl. hierzu eine andere Meinung in: 
Guida Jackson
M., Women Rulers throughout the Ages, An
Illustrated Guide,
Abc-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 1999, S. 319: “Some
of the gold and silver coins she had minted in her name still exist”.