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Ein ganz normaler Horror – von Anat Rimon


Anat Rimon Or ד”ר רימון אור ענת


Übersetzt von 
Ellen Rohlfs اِلِن رُلفس



Herausgegeben von 
Milena Rampoldi


Anat Rimon-Or veröffentlichte diesen Bericht am 31.07.2015 auf Hebräisch auf Facebook. Er wurde von Richard Flantz ins Englische übersetzt und auf seiner Facebookseite veröffentlicht.  

Der verständliche und demonstrierte Schock auf die Ereignisse des
31.07.2015 (das Verbrennen eines Kleinkindes, das Verletzen seiner
Familie und die Messerstecherei bei der Love-Parade) dürfen uns nicht
blenden. Die großen Schrecken, in die der Staat Israel verwickelt ist,
sind nicht nur der Ausdruck extremistischer Wut. Denn sie werden
routinemäßig in allen Lebensgebieten begangen:  während der Besatzung –
an einem völlig normalen Tag; während der Belagerung an einem völlig
normalen Tag; beim Kollaps der Sozialhilfe, als Nebenprodukt
routinierter Handlungen; beim Mord an Flüchtlingen – durch Mittel und
Wege der Ministerien und Behörden, die zur entschlossenen
Ausrottungsmaschine geworden sind.

An Israeli fire fighter climbs a ladder in the Church of Loaves and Fishes on the shores of the Sea of Galilee in northern Israel June 18, 2015.  REUTERS/Baz Ratner


Ein
israelischer Feuerwehrmann klettert auf eine Leiter in der
Brotvermehrungskirche am Ufer des Galiläa Sees im Norden Israels, 18.
Juni 2015. REUTERS/Baz Ratner
In diese schrecklichen Gräueltaten sind gewöhnliche Bürger,
Medienvertreter, Forscher und Intellektuelle bis zum Hals verwickelt.
Diese delegitimieren und stempeln jeden als „Extremisten“ ab, der gegen
diese Routine die Stimme erhebt, sei es im Job als in ihrer Freizeit.
Darin verwickelt sind anständige Leute, die völlig normal
erscheinen und völlig normal handeln. Lassen wir uns von ihnen nicht in
die Irre führen; sie haben eine Eigenheit: in ihren süßesten Träumen
über ein Leben in Frieden, Brüderlichkeit und Freundschaft sehen sie den
Gazastreifen ohne Waffen, die palästinensische Behörde ohne Waffen und
den Staat Israel als einen jüdischen Staat auf seinem Reservoir von
Waffen, in dem Araber Bürgerrechte haben. An diesem Grundmodell, das
heute so weit entfernt ist von den Grenzen der Phantasie, sitzt die
Quelle des Wahnsinns, den wir jetzt erleben.
Auf dem Hintergrund des Schocks, der hinsichtlich der jüdischen
Mörder,  Messerstecher und jüdischen Landräuber an den Tag gelegt wird,
erscheinen diese Leute wie ein vernünftiger Pol. Und dies ist ein
Irrtum. Denn der tatsächliche Gewalttäter ist nicht der gefährlichste
Feind in der Nahrungsmittelkette. Der gefährlichste Feind wird nämlich
immer satt, weshalb er ruhig lauert und höflich erscheint. All seine
blühenden kulturellen Projekte, die gewöhnlich liberal sind, basieren
auf zwei Grundvoraussetzungen: 1. ‘Der andere verdient grundsätzlich
weniger als ich‘. 2. Ich bin die Autorität. Ich habe Recht, ich spreche
Recht und ich bin derjenige, der entscheidet, was entsprechend meinen
Werten gut für den andern ist.‘
Es stimmt, der palästinensische Terror ist im Licht des
Routinehorrors der Besatzung und Belagerung völlig gerechtfertigt. Man
kann den Terror, der Rechte stiehlt und den Terror, der gegen die
Besatzung und Belagerung gerichtet ist, nicht miteinander vergleichen.
Jeder der erwidert ‚‘Terror ist Terror und ist nicht berechtigt‘, jeder,
der sein protziges Erstaunen über die ‚Unterstützer des Terrors‘ zum
Ausdruck bringt, ist ein Feind, der gar nichts von der politischen
Realität versteht, in der diese Menschen leben. Drei Sätze werden jedem,
der mit solch einer Person spricht, enthüllen, dass er oder sie den vom
Staat ausgeführten Terror/Horror nicht versteht. Ich werde mich nicht
dafür entschuldigen, herablassend gewesen zu sein.
Wenn Horror zur Normalität wird – welcome to Zionism!!
Danke für Ihre Kommentare an info@promosaik.com
Dr. phil. Milena Rampoldi von ProMosaik e.V.