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Brunella Giovannini – Gedichte (viersprachige Ausgabe)

von Redaktion von ProMosaik, 20. Juni 2017. Anbei eine kurze Präsentation unserer neuen Publikation ausgewählter Gedichte der italienischen Dichterin Brunella Giovannini in einer viersprachigen Ausgabe (italienisch, deutsch, spanisch und türkisch). Die Poesie kann als die Kunst bezeichnet werden, die Tatsachen,
Bilder und Gefühle zum Ausdruck bringt und darstellt und somit keine
Grenzen kennt. Wie man so schön sagt, ist im Grund jede(r) von uns eine
Dichterin/ein Dichter…

Aber nur wenige füllen schüchtern und ohne Anmaßung weiße Blätter mit
Worten. Ohne Reim, zeitlos und oft auch ohne jeglichen Sinn; aber die
Dichterin/der Dichter schreibt vor allem für sich selbst und legt mutig
ihre/seine Seele bloß. Die Dichterin/der Dichter ist oft eine sehr
sensible Persönlichkeit. Und diese Sensibilität versetzt sie/ihn in die
Lage, Empfindungen,  Emotionen und kaum bemerk-bare Nuancen
wahrzunehmen.  Jedes Element, auch das einfache Aufblühen einer Blume,
kann sich in Poesie verwandeln.

In dieser Sammlung präsentiert die italienische Dichterin Brunella
Giovannini einige ihrer Texte. Die Themen erstrecken sich von den
autobiographischen Gedanken zu Ereignissen des Zeitgeschehens. In
einigen Gedichten spricht sie von Naturkatastrophen (beispielsweise den
Erdbeben und Überschwemmungen, die in den letzten Jahren Italien
heimsuchten). In anderen denunziert sie wiederum die Ausbeutung der
Kinder in der Dritten Welt; das Gedicht mit dem Titel “Storie di bambini
e di sassi” (Geschichten von Kindern und Steinen) ist im Benin
verortet und fokussiert auf das trurige Dasein der Kinder, die Tag für
Tag dazu gezwungen werden, vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang
Steine zu zerschlagen, um dann nach stundenlanger Arbeit eine halbe
Schale Reis zu erhalten. Diese unmenschlichen Bedingungen lassen ihre
Blicke apathisch werden und löschen ihr Lächeln aus; in dieser matten
und staubgrauen Atmosphäre überleben nicht einmal die Träume.

In einem anderen Text wird auf sanfte Weise das Thema der Behinderung aufgegriffen.

Die Poesie verhält sich auch nicht gleichgültig gegenüber der
Tragödien, die sich während der Hoffnungsreisen der Migranten und
Flüchtlinge übers Meer ereignen. Im Gedicht “Un fiore per Nadir” (Eine Blume für Nadir) nimmt die Dichterin Bezug auf das Drama der syrischen Zivilisten, der unschuldigen Opfer eines vergessenen Krieges.

Es handelt sich um Gedichte, die uns dazu zwingen, uns zu erinnern,
uns umzudrehen und unseren Blick auf die Ungerechtigkeit und Brutalität
einer blinden Gewalt zu werfen, die nicht einmal die unschuldigsten
Opfer, die Kinder, verschont. Die Autorin fühlt sich so verbunden mit
diesen Tragödien, dass sie das Bedürfnis verspürt hat, mit dem Gedicht
zu beginnen und dann auf die Verfassung ihres kurzen Romans “Un volo di
farfalle” (Schmetterlingsflug) zum selben Thema überzugehen.

Der kurze Roman ist eine berührende Geschichte, die auf die
Schiffstragödie von Lampedusa vom 3. Oktober 2013 Bezug nimmt. Sie ist
eine der vielen Meeresunglücke, deren Anzahl unaufhaltbar erscheint.
Aber neben dem dramatischen Aspekt betont die Erzählung das Phänomen der
Migration ausgehend von einer anderen Perspektive, in der die
Unterschiede hinsichtlich Herkunft, Religion und Kultur keine
Hindernisse darstellen, sondern eine Gelegenheit sind, um als Menschen
zu wachsen. Die Lektüre dieses Romans lädt dazu ein, über Begriffe wie
Willkommenskultur, Solidarität und Menschlichkeit jenseits jeglichen
Unterschieds und jeglicher Zugehörigkeit nachzudenken.

Im Gedicht “L’Ultima Volta” (Das letzte Mal) fokussiert
Brunella Giovannini auf das Thema der Gewalt gegen Frauen, die sehr oft
mit dem Frauenmord endet. Zu Hause spielen sich wahre Tragödien ab: Das
Gefühl, das zwei Menschen, Opfer und Henker, miteinander verbindet, kann
man nicht Liebe nennen. Die Frauen erleiden in den meisten Fällen
Schläge, Erniedrigungen, Übergriffe und psychologische Gewalt, ohne den
Mut zu finden, sich dagegen aufzulehnen und sich zu wehren.

Sie sind zweifache Opfer: einerseits des Mannes, der sie missbraucht
und andererseits der Angst, ihr Unglück könnte an die Öffentlichkeit
gelangen. Mit diesem Text möchte die Dichterin die Opfer auffordern,
sich von diesen unerträglichen Situationen zu befreien und den Mut zu
finden, Respekt zu fordern und die eigene Würde zu verteidigen.

Zahlreiche Gedichte dieser Sammlung erhielten Preisauszeichnungen in
berühmten Literatur-wettbewerben. Darüber freut sich die Dichterin
natürlich, aber sie meint auch: „Der schönste Preis besteht darin, zu
wissen, dass die Worte, die man schreibt, auch die Herzen der Leserinnen
und Leser erreichen.“

Das Presseportal ProMosaik unterstützt diese Veröffentlichung, weil
es an die Bedeutung der poetischen und künstlerischen Botschaft zwecks
Förderung der Menschenrechte glaubt.

Den Link zum Erwerb einer Kopie des Buches finden Sie hier.
Verschiedene Interviews mit der Dichtern, der Herausgeberin und den Übersetzern der Gedichte finden Sie auf unserem Blog.
Die Bilder im Buch stammen von der Künstlerin Paola Ottaviani.