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Monsanto: Der Konzern, der die Welt ausbeutet – oder rettet?

von Claus Folger, 27. Januar 2017. Auf
der 52. Münchner Sicherheitskonferenz letztes Jahr im Februar nahm der
Generalsekretär von Amnesty International, Salil Shetty, kein Blatt vor den
Mund. Er sprach das aus, was fast alle Entwicklungspolitiker nicht wahrhaben
wollen:
„Afrika
hat eine Führungskrise und die Krisen werden von Regierungen verursacht, die
ihre Bevölkerung unterdrücken.“


Siehe
Simbabwe: Als das Land noch Südrhodesien hieß und eine britische Kolonie  war, fuhr es reiche Mais- und Weizenernten
ein. Unter Diktator  Mugabe herrschen Hungersnöte.
Das
Südwind-Magazin schrieb 2002:
„Sechs
Millionen Menschen – die Hälfte der Bevölkerung – sind in Simbabwe nach
UN-Schätzung von Hunger bedroht. Die Maisernte – Mais ist das
Grundnahrungsmittel im südlichen Afrika – ist in diesem Jahr um zwei Drittel
gefallen, auf knappe 400.000 Tonnen. 1,5 Millionen Tonnen fehlen. Es ist das
schlimmste Jahr seit der verheerenden Hungersnot von 1947, als Tausende
starben. Wie viele werden diesmal sterben?

Simbabwe
ist ein Land im Chaos. Die international vielbeachtete Kampagne gegen die etwa
4.500 weißen Farmer, die von Präsident Robert Mugabe als Kampf gegen
Kolonialismus und Imperialismus dargestellt und von seinen Freunden weltweit
als solche beklatscht wird, macht davon nur einen kleinen Teil aus. Dass fast
alle kommerziellen Farmen des Landes derzeit vom Staat enteignet werden, trifft
nicht nur die wenigen tausend weißen Besitzer, sondern vor allem die 1,5
Millionen Menschen, die auf den Farmen leben und arbeiten. Wenn die bisherigen
Besitzer von Mugabes Milizen vertrieben werden, werden die Farmarbeiter und
ihre Familien vertrieben und irren als Flüchtlinge umher.“
15
Jahre später terrorisiert der mittlerweile 92 jährige Mugabe noch immer die
Menschen in Simbabwe. Sie hungern weiter: Technology
review
schreibt in seiner neuesten Ausgabe: „Ein dicker Maisbrei namens
Sadza ist das wichtigste Grundnahrungsmittel im Land. Daher werden bis zu 90
Prozent der Anbauflächen für Mais verwendet. Nun aber sind viele auf
Lebensmittelhilfe angewiesen.“
Laut
UN wird die Maisernte in Simbabwe 2016 – auch aufgrund des für große Dürre
sorgenden Wetterphänomens El Niño – auf unter 60 Prozent des
Fünfjahresdurchschnitts fallen.
Eine
Lösung ist dürretoleranter Mais. Die Internetplattform www.transgen.de
informiert:
„Nicht
erst seit der aktuellen Dürrekrise haben sich internationale Forschungsprojekte
zum Ziel gesetzt, neue trockentolerante Maissorten für Afrika zu entwickeln und
das Saatgut an möglichst viele Kleinbauern zu verteilen. Sorten, die
Dürreperioden besser und ohne drastische Ertragsrückgänge überstehen, könnten
die Ernährungssicherheit in der Region deutlich verbessern. Dafür werden alle
Verfahren der modernen Pflanzenzüchtung eingesetzt: konventionelle, molekularbiologische
und gentechnische.“
Womit
wir bei dem amerikanischen Agrarchemiekonzern Monsanto wären. Er  entwickelt für das Programm Water Efficient Maize for Africa (WEMA) genmanipulierte
Maissorten, die sowohl Dürren als auch Insektenplagen trotzen sollen.
Der
südafrikanische Industrieverband der Biotechnik-Branche schwört auf die
genveränderten
Maissorten: „Wegen der Technologie ist der Maisertrag je Hektar heute mehr als
viermal so hoch wie während einer ähnlichen Dürre Anfang der neunziger Jahre.“
Laut Neuer Züricher Zeitung stammen
in Südafrika heute rund 80% des Maismehls aus gentechnisch veränderten
Organismen (GVO).
Kritiker
befürchten jedoch, dass Monsanto afrikanische Kleinbauern durch die Abgabe von
kostenpflichtigem Saatgut in Abhängigkeiten treiben könnte. Ist das Saatgut
eingetragen und lizensiert, dann darf er es im nächsten Jahr nicht wieder
aussäen, sondern muss es erneut von Monsanto erwerben.
Nicht
nur für afrikanische Landwirte ist es schwer zu verstehen, dass man einen Samen
patentieren und besitzen kann, sondern auch für mich.
Trotzdem
an dieser Stelle vielleicht ein Rückblick:
Es
war also so, dass, nachdem Mugabe die weißen Farmer vertrieben hatte, tausende
Kleinbauern und –bäuerinnen auf die Farmen kamen in der Hoffnung, so reich zu
werden wie ihre weißen Vorgänger. Doch wie hätte das gehen sollen? Die
mechanisierte, kapitalintensive Landwirtschaft der kommerziellen Farmen konnte
niemand betreiben, wenn alle, die wussten, wie der Betrieb funktionierte,
vorher verjagt worden waren.

Noch einmal das Südwind-Magazin:

„Die Kleinbauern und -bäuerinnen, von der
Regierungspartei angekarrt, lassen sich in den Ruinen der Farmen nieder und
betreiben weiter Subsistenzwirtschaft – wenn sie nicht sowieso das Land
zugunsten der Oberschicht räumen müssen, der Elite aus Militärs und Parteiführern,
die sich die besten Farmen ohne jede rechtliche Grundlage und ohne jede
moralische Rechtfertigung unter den Nagel gerissen hat.
Staatliche Hilfe, und sei es nur Saatgut, kriegen die auf die enteigneten
Farmen gezogenen Bäuerinnen und Bauern sowieso nicht.“
Um
die Vorgänge damals zusammenzufassen: Ein Diktator zerstört die
Nahrungsgrundlage des eigenen Landes und macht Hunderttausende zu Flüchtlingen
im eigenen Land. Er gibt den eigenen Kleinbauern kein Saatgut, sondern beutet
sie zugunsten der herrschenden Clique aus.
Quellen: