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Die einseitige Verleihung des Friedensnobelpreises ist ein purer Skandal

von Fausto Giudice, Basta Yekfi, 7. Oktober 2016, deutsche Übersetzung von Milena Rampoldi, ProMosaik.  
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos und nur an ihn ist eine Geste, die wirklich sprachlos lässt. Man glaubt nicht seinen eigenen Ohren und reibt sich die Augen: ist somit die Unterzeichnung eines Friedensvertrages nur  Verdienst eines einzelnen Unterzeichners? Woran hat da norwegische Komitee denn gedacht? Um einen Vertrag zu unterzeichnen, muss man mindestens zu zweit sein, und in Kolumbien waren die Unterzeichner auch zwei: Santos und die FARC-EP. Warum haben dann die FARC-EP nicht den Preis erhalten?


Für den Friedensnobelpreis im Vietnam, waren es Kissinger und Le Duc Tho, die 1973 den Preis erhielten (der Vietnamese weigerte sich, ihn zu nehmen), 1978 erhielten Sadat und Begin den Preis für den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag, 1993 waren es Mandela und De Klerk für den südafrikanischen Vertrag und für die Oslo-Abkommen waren es 1994 Arafat, Rabin und Peres.
Wenn es einen Mann gibt, der diesen Preis verdient hätte, so ist es Fidel Castro, denn es ist sein Verdienst, wenn es überhaupt zum Friedensabkommen in Kolumbien gekommen ist. Fidel hat unermüdlich über zwanzig Jahre im Schatten gearbeitet, damit es schließlich zu den Friedensgesprächen in Havanna kommen konnte. Und der Mann, auf den dieser Prozess am wenigsten zurückzuführen ist, ist gerade Santos, der mit diesen Abkommen vollkommen unedle Ziele verfolgte: er zählte nur darauf, um sich 2018 neuwählen zu lassen und somit weiterhin die reichen Ressourcen eines befriedeten Kolumbiens an die Multis und an die kolumbianische Oligarchie zu verschleudern. Und in dem er die Abhaltung eines Referendums über diesen Friedensvertrag anordnete, anstatt die Wahl einer verfassungsgebenden Versammlung einzuleiten, um eine neue Verfassung auszuarbeiten, wie es die FARC forderten, hat er seinem ehemaligen Boss, Alvaro Uribe, Fahnenträger des aggressivsten und revanchistischen Sektor der oligarchischen kolumbianischen Rechten geradezu die Tore geöffnet. Das Ergebnis dieser sowohl dummen wie nutzlosen Volksabstimmung war somit in Einem: die Friedensvereinbarung wurde vom „Volk“ -eigentlich 12,5% der Kolumbianer -zurückgewiesen. 
Bevor er den Preis bekam, kündigte Santos an, dass der Waffenstillstand bis zum 31. Oktober halten würde. Nach seiner Nobelisierung hat er seine Stellung geändert und gesagt, der Waffenstillstand würde eingehalten werden. Es wäre aber nicht das erste Mal, dass ein Friedensnobelpreisträger in den Krieg (weiter)zieht. Man braucht nur an Schimon Peres oder Obama zu denken.
santos-sodoma 2010