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Nicole Hummel von Thikwa: das Theater als Ort der Inklusion

Von Milena Rampoldi,
ProMosaik. Anbei mein Interview mit Nicole Hummel der Theateriniziative Thikwa
in Berlin
. Was mich von Anfang an an Thikwa fasziniert hat, ist die
Arbeit im Theater im Sinne des Prinzips der Inklusion. Hier arbeiten nämlich
Künstler mit und ohne Behinderung zusammen. ProMosaik vertritt das Konzept der
Inklusion von Menschen mit Behinderung und arbeitet in diesem Sinne auch mit Artemisia zusammen. Inklusion überbrückt
jegliche Form von Diskriminierung gegenüber Menschen, die aus welchen
körperlichen und geistigen Gründen auch immer “anders” sind.

Jubiläumsproduktion
“Homescape”, Premiere am 31.08.16, Foto: P. Brutschin
Milena Rampoldi: Wie wichtig ist das Theater für die
Förderung von Kreativität, Offenheit und Toleranz?
Nicole
Hummel: Das Theater ist enorm wichtig für die Förderung dieser Bereiche. Durch
die Begegnung und Vernetzung mit externen Künstler*innen der freien Szene
entstehen regelmäßig neue kreative Kooperationen und enorm spannende
künstlerische Synthesen.
MR: Wie kann das Theater dazu beitragen, sozio-politische
Ansätze anzubieten und zu verarbeiten?
NH:
Durch unseren inklusiven Ansatz arbeiten wir per se kontinuierlich politisch.
Zudem behandeln wir regelmäßig politische Themen wie Identität und Gegenwart,
Behinderung und Selbstbestimmung, Behinderung und Sexualität, Heimat, Flucht,
etc. Diese Themen sind in vielen unserer Produktionen zu finden.
MR: Wie wichtig ist die Förderung Inklusion von Menschen mit
Behinderung durch das Theater?
NH:
Neben der Wichtigkeit von Inklusion im allgemeinen bietet das Theater die
Möglichkeit, sich einer breiten Öffentlichkeit gegenüber mit bestimmten Themen
zu präsentieren und diese zur Diskussion zu stellen. Man erfährt Aufmerksamkeit
und Erfolg durch die Bühnenarbeit und nimmt teil am allgemeinen Kulturbetrieb.
Zum Teil war es bisher möglich, unsere Darsteller*innen an andere Theater, wie
das DT zu vermieten-womit sie automatisch auf dem ersten Arbeitsmarkt
beschäftigt waren.
MR: Was können wir von den Menschen mit Behinderung lernen?
NH:
Das Selbe, wie von allen Begegnungen mit anderen Menschen.
MR: Wie wichtig sind bei Thikwa die Schnittstellen zwischen
Theater und anderen Künsten und warum?
NH:
Sehr wichtig. Wir arbeiten in der Vermittlung von neuen Produktionsinhalten mit
Transfers. Das bedeutet, dass sich häufig auch die bildnerische Arbeit in den
Ateliers der Werkstatt mit den Inhalten einer Produktion beschäftigt. Ebenso
die Tanz- und Bewegungstrainings. So vermitteln sich Inhalte auf diversen
Wegen, nicht nur auf der rein kognitiven Ebene.
MR: Wie sehen Sie die sozio-politische Rolle des Theaters in
Deutschland? Welche sind die positiven Seiten, welche die Hindernisse, die es
noch zu überbrücken gilt?
NH:
Im Theater hat man die Möglichkeit, mit diversen politischen Themen auf
künstlerische Weise mit anderen Menschen in einen Diskurs zu treten. Wir tun
das ebenso, vor allem zu den Themen: Inklusion, Identität, Ausgrenzung und Teilhabe,
Sexualität, Partnerschaft, etc.. Berührungsängste beim Publikum gegenüber
Darstellern mit einer sogenannten Behinderung gibt es nach wie vor. Und hier gibt es noch viel zu tun.