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IJAN unterstützt Black Lives Matter


Von International Jewish Anti-Zionist Network,
14. August 2016. Deutsche Übersetzung von Milena Rampoldi, ProMosaik. 
Das internationale, jüdische, antizionistische
Netzwerk International Jewish Anti-Zionist Network (IJAN) unterstützt unmissverständlich
die gesamte politische Plattform der Bewegung von Black Lives und verurteilt
scharf die zionistische Gegenbewegung, die sich der  Bewegung Black Lives widersetzt.

Das internationale, jüdische, antizionistische Netzwerk International Jewish
anti-Zionist Network begrüßt nachdrücklich die gesamte Plattform der Bewegung Black
Lives (M4BL). Wir schließen uns auch der Unterstützung der Bewegung für den
palästinensischen Kampf und den Bemühungen der BDS-Bewegung gegen Israel an.

In den USA und auf internationaler Ebene galt der Rassismus schon immer als  Mittelpunkt der Funktionsweise der Macht und
des Kapitals. Sei es der antirassistische Kampf der Palästinenser gegen den
Zionismus als auch der antirassistische Kampf der Schwarzen gegen die weiße
Vorherrschaft sind ausschlaggebend für die Bemühungen der Völker zwecks Aufbaus
einer gerechteren Welt. Aus diesem Grunde gilt die Black Power Bewegung der
Vergangenheit und auch der Gegenwart als einer der Hauptbezugspunkte in allen
Kämpfen um die Gerechtigkeit. Seit den 1960er Jahren gibt es eine jüdische
Tradition der Unterstützung der schwarzen Befreiungsbewegung. Die Juden nahmen
an den  Freedom Rides und an deren
Bemühungen für die Befreiung der Südstaaten teil. Ende der 1960er kam jene
politische und finanzielle Unterstützung jedoch abhanden, da die Black Power Bewegung
sich immer offensichtlicher dem Antizionismus anschloss. Die meisten
finanziellen Unterstützungen der jüdischen Spender für die Revolutionäre des
gewaltfreien Koordinierungskomitees der Studenten wurden zurückgezogen, als das
SNCC anfing, sich für die Befreiung nicht nur der Schwarzen, sondern auch der
Palästinenser stark zu machen.

Nun finden sich in der Antwort auf die Erklärung gewisse Elemente der selbsternannten
Führung des US-Judentums, die den antirassistischen Kampf der Schwarzen ablehnt,
weil die Schwarzen Palästina unterstützen.  


Die Jewish Community Relations Council (JCRC) antwortete mit harten Worten auf
die Stellungnahme und sprach von „Kooptierung“ und Manipulation einer Bewegung,
 um die ethnischen Diskriminierungen im
Bereich der Strafjustiz anzugehen.“ Erstens legt die JCRC die Bewegung falsch
aus. Die M4BL-Plattform spricht von einer „kollektiven Befreiung“ und
verurteilt „Patriarchalismus, ausbeutenden Kapitalismus, Militarismus und weiße
Vorherrschaft“ in Einem.

Die JCRC wirft der M4BL-Bewegung Manipulation vor. Aber sie schließt die Augen
vor den selbstdefinierten Zielsetzungen der schwarzen Befreiungsbewegung. Sie
klammert die lange Geschichte des schwarzen Internationalismus und der
Unterstützung des Kampfes für die Befreiung Palästinas, inklusive der Black
Panthers, vollständig aus. Sie klammert auch die Geschichte der
palästinensischen Unterstützung für die Befreiungsbewegung der Dritten Welt
aus, und so auch die langlebige Solidarität unter den Bewegungen gegen die
südafrikanische und die israelische Apartheid. Wer manipuliert hier wen?

Auf dieser Grundlage behauptet die JCRC Folgendes: „Wir können und werden uns
nicht mit Organisationen verbünden, die fälschlicherweise und bösartig
behaupten, Israel begehe einen Völkermord.“ Und sie fährt fort: „Wir nehmen
Abstand von der Plattform von Black Lives Matter und von jenen BLM-Organisationen,
die sich mit ihr verbunden fühlen. Wir bemühen uns unmissverständlich um die
Gerechtigkeit für alle Amerikaner.“ Mit diesen Worten distanziert sich die
Ratsversammlung von der Mehrheit der schwarzen Befreiungsbewegung. Auf ihrer
Webseite behauptet die  JCRC, dass ihre „Zielsetzung
darin bestehe, die Werte, Interessen und Prioritäten der organisierten
jüdischen Gemeinde von Greater Boston zu definieren und vorwegzunehmen“. Es
scheint, dass eine dieser Zielsetzungen darin besteht, den Zweck der schwarzen
Bewegung in den USA zu definieren und einzuschränken. Des Weiteren bestreitet
sie wie viele andere, die sich vor dem Ende der rassischen Ungleichheiten in
den USA und auf globaler Ebene fürchten, die Besonderheit des Kampfes jener,
die Tag für Tag aufgrund des Rassismus um ihre Leben und ihre Existenz kämpfen.

Wir weisen zurück, dass der JCRC versucht, unsere „Werte“ und unsere „Interessen“
zu definieren oder nahezulegen, dass die Juden kein Interesse an einem freien
Palästina haben. Sie können unsere Geschichte einer revolutionären
Organisation, eines Kampfes an der Seite der Unterdrückten zurückweisen. Aber
wir tun dies nicht. Sie sprechen nicht in unserem Namen. Sie definieren auch
nicht unsere Interessen. Denn unsere Interessen hängen mit den
Befreiungskämpfen der Schwarzen, der Palästinenser und aller anderen
unterdrückten Völker zusammen. Sie bestehen nicht darin, jenen Kämpfen Grenzen
zu setzen.

Die JCRC-Stellungnahme, die vorher auch die arabischen
Gemeindeorganisationen angegriff,
ist somit keineswegs überraschend.
Die Combined Jewish Philanthropies, die von Millionären oder Milliardären wie
Sheldon Adelson und Seth Klarman gesponsert werden, ist eine der Hauptsponsoren
der JCRC. Die Klarman Foundation investiert in Öl- und Rüstungsfirmen, die
dauerhaft vom Nahostkrieg profitieren, zu dem Israel beiträgt. Daher gilt die
Unterdrückung Palästinas zu einem der „Hauptinteressen“ der Klarman Foundation
und ihrer Unterstützer, wie die JCRC.

Die Klarman Foundation unterstützt nicht nur die JCRC,  sondern auch die  “People-Centered Economic Development,” die
das Ziel verfolgt, das Sozialhilfesystem zu zerstören, um es durch ein
Privatbusiness zu ersetzen. Das ist ein rassistischer Plan, der die armen
Gemeinden der Schwarzen unverhältnismäßig trifft. Und all das ist nur ein Teil eines
ausgedehnteren Wirtschaftskrieges gegen die Schwarzen. 


Die Verbindung zwischen dem palästinensichen Kampf gegen das israelische
Militär und den israelischen Staat und dem Kampf gegen den Rassismus gegen
Schwarze oder andere Formen von Rassismus in den USA ist nicht nur eine
solidarische Beziehung.
Lokale, staatliche und nationale Polizeikräfte und Überwachungsagenturen
schließen Verträge mit dem israelischen Militär und den israelischen Sicherheits-
und Rüstungsfirmen ab, um „antiterroristische“ Trainings (d.h. zur
Unterdrückung der Bewegung) und Bevölkerungskontrolltrainings auszuführen. Die
zionistischen Organisationen wie die Anti-Defamation League – die behaupten,
jüdische Organisationen zu sein – laden die Polizeistreitkräfte nach Israel
ein, um dort mit dem israelischen Militär zu trainieren. Israel und die USA
kaufen und verkaufen Waffen und Sicherheitstechnologie, um die historischen und
derzeitigen rassistischen Angriffe der Polizisten gegen Schwarze, Braune und
palästinensische bzw. arabische Gemeinden in allen Ländern zu fördern.
Daher unterstützt das IJAN Palästina und die Araber, die schwarze
Befreiungsbewegung, die Gerechtigkeit für Migranten, Ureinwohner und die
Organisationen, die sich der Polizei und den willkürlichen Verhaftungen widersetzen
und die Polizei- und paramilitärische Expo Urban Shield aus dem Gebiet von San
Francisco Bay verbannen möchten. Wir haben auch an Kampagnen gegen den
internationalen Konzern G4S teilgenommen, der sich auf Gefängnisindustrie und
Sicherheitsdienste spezialisiert hat. Wir bemühen uns darum, diese Kooperationen
zwischen der US- und der israelischen Regierung, den Unternehmen und
gemeinnützigen Organisationen in den USA und Israel aufzuzeigen und zu stoppen,
die eine brutale Unterdrückung, einen langsamen Völkermord und eine ethnische
Säuberung bezwecken. 

Wie Dream Defenders schreibt: „Da wir in
den USA, im Herzen des Global Empires leben, tragen wir eine besondere
Verantwortung für die globale Befreiung. Unsere Steuerdollars finanzieren die
israelische Apartheid und einen Rüstungsindustriekomplex, der ganze Völker und
Gemeinschaften weltweit zerstört“. Dem stimmen wir vollkommen zu. Wir vertreten
voll und ganz den Kampf der Schwarzen um ihre Leben und um Gerechtigkeit und
Freiheit.