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Aktivisten zufolge wirft der Tod eines Mädchens Zweifel über die ägyptischen Bemühungen auf, der weiblichen Genitalverstümmlung ein Ende zu setzen


Von FoxNews,
2. Juni 2016, deutsche Übersetzung von Milena Rampoldi, ProMosaik.  
Ein
Mann zeigt während einer sozialen Veranstaltung gegen die schädliche Praxis der
weiblichen Genitalverstümmelung an der Imbirikani Girls High School in
Imbirikani, Kenia am 1. April 2016 das Logo auf einem T-Shirt, auf dem
bezugnehmend auf die weibliche Genitalverstümmelung (FGM) steht „Die weibliche
Genitalverstümmelung stoppen“. REUTERS/Siegfried Modola – RTX2B0S7
Der Tod eines Mädchens während einer illegalen
FGM-Operation in Ägypten wirft Fragen über die Bemühungen des nordafrikanischen
Landes auf, FGM zu stoppen, meinten die Organisatoren der Kampagne gegen FGM am
Dienstag.
Die 17jährige Mayar Mohamed Mousa starb letzten Sonntag
an einer schweren Blutung in einem Krankenhaus der Suez-Provinz, während sie
sich noch unter Betäubung befand. Dies geht aus einem Bericht der ägyptischen
Initiative für persönliche Rechte Egyptian Initiative for Personal Rights
(EIPR), einer Gruppe von Menschenrechtlern mit Sitz in Kairo, hervor. 
Das private Krankenhaus El Canal Hospital, in dem auch
die Zwillingsschwester von Mousa der Operation unterzogen wurde, wurde gestern
geschlossen. Die ägyptischen Behörden ermitteln in der Sache, so Sedkhi Sidhom,
ein Beamter des ägyptischen Gesundheitsministeriums.
„In Ägypten wird nicht über alle FGM-Fälle berichtet.
Es gibt Fälle von Genitalverstümmlung, in denen Frauen dann verbrannt werden
und über die kein Wort gesagt wird“, so Sidhom.
Mehr als 9 von 10 Frauen und Mädchen zwischen 15 und
49 Jahren sind in Ägypten Opfer von FGM. UN-Schätzungen zufolge werden ungefähr
80 Prozent dieser Operationen von professionellen Ärzten durchgeführt, obwohl
die Praxis 2008 verboten wurde.
Das Mädchen starb mehr als ein Jahr nach der
Verurteilung des Arztes Raslan Fadl im Rahmen des ersten ägyptischen
FGM-Verfahrens wegen Todschlags infolge des Todes eines 13-jährigen Mädchens in
einer seiner Pfuschoperationen.
Obwohl Fadl zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde,
wurde er nicht verhaftet, so Suad Abu-Dayyeh, Beraterin der
Menschenrechtsgruppe für den Nahen Osten und Nordafrika Equality Now.
„Es ist unglaublich, dass die ägyptische Polizei keine
kompromisslose Haltung einnimmt, um FGM in einem Land zu stoppen, in dem es
schon mehr als 27 Millionen Opfer gibt“, meinte sie in einer Stellungnahme. „Der
Tod der 17-Jährigen sollte ein anderes schockierendes Alarmzeichen für Ägypten
darstellen“.
FÜR EINE PRAKTISCHE UMSETZUNG DES GESETZES
FGM betrifft schätzungsweise 140 Millionen Mädchen und
Frauen in einem Streifen Afrikas und in Teilen des Nahen Ostens und Asiens und
gilt als Zugang zur Eheschließung und als Modalität zwecks Erhaltung der
Reinheit des Mädchens. FGM ist die Ursache zahlreicher, gesundheitliche
Probleme, die zum Tode führen können.
Die Praxis wird in Ägypten gemäß dem Gesetz von 2008 mit
bis zu zwei Jahren Haft geahndet. Das genannte Gesetz wurde nach dem Tod eines
11-jährigen Mädchens infolge einer FGM-Operation in der Provinz von Minya
verabschiedet.
Dennoch behaupten Menschenrechtsgruppen, dass das
Gesetz nicht in Kraft getreten ist und die ägyptische Gesellschaft gegenüber
FGM viel zu tolerant ist. FGM wird in den meisten muslimischen Ländern großflächlich
unter Muslimen und Christen praktiziert.
„Es ist grausam, dass sich diese Fälle immer noch
ereignen. Die Ärzte führen im Moment keine Operationen durch, sondern üben
Verbrechen aus“, meinte Dalia Abd El-Hameed, die Mitarbeiterin einer EIPR-Gender-
und Frauenrechtsgruppe.
„Kriminalisierung alleine reicht nicht aus“,
entgegnete sie. „Der Staat muss auf die Veränderung der persönlichen
Überzeugungen fokussieren …. Dies darf aber nicht nur über den medizinischen
und religiösen Diskurs erfolgen“, teilte sie per E-Mail der Thomson Reuters
Foundation in Kairo mit.
Magdy Khaled, Leiterin des Bevölkerungsfonds der
Vereinten Nationen (UNFPA), zeigte sich angesichts der ägyptischen Fortschritte
der letzten Jahre im Kampf gegen FGM sehr betroffen von Mousas Tod.
Dem
UNFPA zufolge wurden 2014 noch 6 von 10 ägyptische Mädchen zwischen 15 und 17
Jahren beschnitten, während es 2008 noch drei Viertel der Mädchen gewesen waren.