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Die israelische Fassade ist am Zerbröckeln


von Robert Fantina, Counterpunch,1. April 2016, deutsche Übersetzung
von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V.
Für viel mehr Jahre als eine intelligente Person es
sich wünscht, war Israel die heilige Kuh der USA. Seit seinem gewalttätigen,
blutigen und volkmörderischem Beginn, der die ethnische Säuberung von mindestens
750.000 Palästinenser, einher mit der Ermordung weiterer 10.000, über die
illegale, unmoralische Besatzung des Westjordanlandes und der Blockade (=
Besatzung des Gazastreifens), könnte sich Israel, in den Augen der US-Regierung
und Politik, auch mal irren. Allen, die es wagten, die zahlreichen Verbrechen
Israels zu kritisieren, wurde Antisemitismus vorgeworfen; wie Dr. Norman
Finkelstein behauptete: „Jedes Mal wenn sich Israel in einem PR-Debakel
befindet, schlagen seine Apologeten den Alarm einer  Antisemitismuswelle“. Als ein Jude wie Dr.
Finkelstein in der Vergangenheit Israel kritisierte, warfen die Zionisten ihm
vor, er wäre ein „selbsthassender Jude“. Und die US-Politiker übernahmen jene
lächerliche Linie. Das Ergebnis: Israel wurde der Begünstigte massiver
US-Hilfen und lehnte sich über Jahre an die USA, um Schutz zu erhalten und straflos
seine Verbrechen zu begehen. Und die USA freuten sich immer riesig darüber,
wenn sie bei den Vereinten Nationen ihr Veto gegen eine Resolution eingelegen
konnte, die Israels Verstöße gegen die Menschenrechte und das Völkerrecht
verurteilte.
Aber was für einen Unterschied kann ein 51tätiges
völkermörderisches Gemetzel machen! Dieses betrifft natürlich die Invasion und
Flächenbombardierung des Gazastreifens im Sommer 2014. Israel hatte es vorher
immer geschafft, über seine regelmäßigen Bombenangriffe Gras wachsen zu lassen
und vollkommen straflos davonzukommen. Aber größtenteils dank der sozialen
Medien, hat die Welt aufgehört, an das kleine, verwundbare Israel zu glauben,
das die viertgrößte Armee der Welt besitzt und von einer Weltmacht protegiert
in großer Gefahr ist, weil es vom bösen großen Palästina bedroht wird, einer
Nation, die es illegal besetzt und die keine Armee, keine Marine und auch keine
Luftwaffe hat. Die andauernde Siedlertätigkeit durch das Apartheid-Israel,
einher mit der Erklärung des israelischen Premiermörders Benjamin Netanjahu,
nach der es während seiner mörderischen Amtszeit niemals einen unabhängigen
Staat für die Palästinenser geben wird, und eine konfliktreiche Beziehung mit
seinem beliebtesten Gelddrucker, Präsident Barack Obama, scheinen das Ganze zu
Israels Ungunsten gedreht zu haben.
Und wie zeigt sich das Ganze? Na ja, auf verschiedene
Arten und Weisen. Obama hat angeordnet, dass die Güter, die Israel in den
besetzten Gebieten des Westjordanlandes herstellt, klar als solche etikettiert
werden müssen und nicht mehr mit der Etikette „hergestellt in Israel“ versehen
werden dürfen. Dies verursacht überall den Zorn der Zionisten.
Gegen Israels Wunsch schlossen die EU, die USA, das
Vereinigte Königreich, Russland, China, Frankreich und Deutschland einen Deal
mit dem Iran zwecks Regelung dessen nationalen Atomprogramms. Verschiedene
israelische Lobbys gaben ungefähr $40 Millionen aus, um sich vergebens dieser
Vereinbarung zu widersetzen. Und Netanjahu sagt seit Jahrzehnten, dass Iran nur
wenige Monate von den Atomwaffen entfernt ist. Vielleicht funktioniert aber die
Zeitrechnung in Israel anders als im Rest der Welt.
Der Senator von Vermont und hoffnungsvolle demokratische
Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders tat in diesem Jahr etwas Undenkbares:
in diesem Monat schwänzte er die AIPAC (Apartheid Israel Political Affairs
Committee)-Convention. Er tat es mit der Versendung eines Schreibens, mit dem
er das Ganze noch schlimmer machte. Er erkannte nicht nur die Existenz der
Palästinenser an, sondern erkannte auch an, dass diesen Selbstbestimmungsrechte
zustünden! Und das ist absolut unvorstellbar für einen US-Politiker!
Aber es geht abwärts (für die Zionisten). Am 29. März sendete
der andere Senator von Vermont, Patrick Leahy, einen Brief an US-Außenminister John
Kerry (= den israelischen Prügelknaben), den er selbst gemeinsam mit anderen Abgeordneten
unterzeichnet hatte und in dem vom US-Außenministerium gefordert wurde, die
mögliche Menschenrechtsverletzungen durch Israel zu ermitteln. Wenn sich
herausstellen sollte, dass Israel schuldig ist, sollte das US-Gesetz die
Anpassung der „Hilfen“ vornehmen. Denn die Unterstützung eines Landes durch die
USA wird davon abhängig gemacht, ob sich das unterstützte Land an das
Völkerrecht im Bereich der Menschenrechte hält. Leahy hat glaubwürdige
Nachweise erhalten (in die der Rest der Welt schon seit Jahren eingeweiht ist),
dass Israel wahrscheinlich einen Verstoß begangen hat.
Die internationale Szene prophezeit auch nichts
Besseres für Israel. Die Europäische Union verlangt nun wie die USA (diese
befindet sich natürlich in Führungsposition; man kann sich aber nicht erwarten,
dass die USA die Führung der Menschenrechte übernehmen) die genaue
Etikettierung der israelischen Produkte aus dem besetzten Westjordanland als
solche. Und so viel zum Horror von FOX News: die USA nannten Israel den
schlimmsten „Menschenrechtsverletzer“ der Welt, weil es in Palästina
Frauen und Kinder ermordet.
Aber die Nachrichten sind nicht alle schlecht. Es ist
wahrscheinlich, dass entweder der Schwaflerunternehmer Donald Trump oder
Miss 1%, Hillary Clinton, der nächste US-Präsident sein wird. Und es
gibt keinen Wunsch, den diese Israel abschlagen würden. Die Zionisten wurden
bei der AIPAC-Convention von allen Kandidaten dienerisch behandelt. Der
verzweifelte und verächtliche Senator Ted Cruz (R – TX) ging sogar so weit,
dass er die wahre Existenz Palästinas verleugnete! Eine solche Verkündigung
könnte den Schmerz der Zionisten gelindert haben, den Sanders‘ Worte in ihnen hinterlassen
hatten. Aber außerhalb der Convention Hall entzogen sich die
propalästinensischen Demonstranten (inklusive mir) vielleicht ein wenig der
Unterhaltung des zionistischen Bacchanals, das sich in die Convention Hall
begab.
Und lasst uns die Tatsache nicht übersehen, dass die
USA alle Arten von Kriegen und Aufständen in den Nahen Osten schüren, vor
allem, um jegliches Land daran zu hindern, die Überlegenheit Israel in dieser
Region herauszufordern. Das ist ein altes Modell; schon 1961 widersetzten sich
die USA dem sorgfältig ausgewählten irakischen Führer Abdel Karim Kassem, als
er mit der Aufrüstung seines Landes begann und darüber sprach, die israelische
Herrschaft in der Region herauszufordern. Da aber so etwas absolut unerhört
war, wurde er von der CIA gestürzt, die seinen Nachfolger Saddam Hussein an die
Macht brachte. Das ist hier aber nicht der Rahmen, um über die Auswirkungen des
Ganzen zu sprechen.
Aber es sieht so aus, als würde das kleine, arme
Israel, nach Jahrzehnte langer Unterdrückung der Palästinenser, am Ende doch
noch den Kürzeren ziehen. Ja, ein neuer Präsident wird schön den Mund
verziehen, aber das Narrativ hat sich verändert; denn durch diese Situation
können jenen anstößigen Begriff bzw. jene ekligen Tatsachen, aus denen die USA
keinen Nutzen ziehen und man kein Geheimnis machen kann, nicht in die
Ausgangssituation versetzen. Was bedeutet das? Es ist zu früh, um Prognosen zu
machen; der AIPAC wird alles in seiner Macht Stehende tun, um zu gewährleisten,
dass er den Kongress schön im Griff hat. Da er aber seine Macht vergebens
nutzte, um den Atomdeal mit dem Iran zu verhindern, indem er sogar Netanjahu
zur Ansprache in den Kongress entsendete, wird er auch erfolglos versuchen, das
Narrativ abzuschalten.
Erwartungsgemäß werden jedes Mal, wenn jemand die
israelischen Verbrechen verurteilt, mehrere Antisemitismusschreie hören. Wir
werden mehr darüber hören, dass die israelische Armee die moralischste der Welt
ist, während hingegen immer mehr Videos israelische Soldaten zeigen, die auf
unbewaffnete und ungefährliche Männer, Frauen und Kinder schießen. Wir werden hören,
dass Israel die einzige Demokratie im Nahen Osten ist, während seine
Apartheidgesetze Nicht-Israelis und nicht-jüdischen Israelis unausgesprochenes
Leid zufügen.
Aber das Licht am Ende des Tunnels ist nun klar
sichtbar; der Zug der Gerechtigkeit fährt abwärts, und Israel ist nur ein
kleines Hindernis, das den Zug, wenn überhaupt, nur noch verlangsamen, aber
nicht aufhalten kann. Und wenn dieser Zug am Bahnhof ankommt, dann wird
Palästina frei sein.

Das Interview von ProMosaik mit dem Autor Robert Fantina finden Sie hier:
http://promosaik.blogspot.com.tr/2015/12/an-interview-with-robert-fantina.html 

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