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Jüdische Aktivisten protestieren vor der Rebranding Conflict Conference während der South by Southwest-Veranstaltung in Austin

Von Kit O’Connell, MintPress, 18. März 2016. Deutsche Übersetzung von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Während
die Konferenzbesucher ins Hotel im Stadtzentrum von Austin, Texas, eintraten,
inszenierten die Aktivisten von der Jüdischen Stimme für den Frieden mit Rap,
Trommeln und Tänzen das durch die israelische Besatzung verursachte Leid.

Ein Aktivist steht am 14. März 2016 in
Austin, Texas, vor dem JW Marriott Hotel mit dem Plakat „Stop Israeli
Terrorism”. Die jüdische Stimme für den Frieden organisierte eine Protestdemo
gegen den „Auftritt“ des israelischen Botschafters anlässlich der SXSW-Podiumsdiskussion
zum Thema „Die Errichtung eines perfekten Landes“.

AUSTIN, Texas — Mindestens
zwei Dutzende Aktivisten trommelten, sangen Raplieder und tanzten, während die
Besucher der SXSW ins Hotel JW Marriott im Stadtzentrum von Austin Texas
strömten, um Montagmorgen zur Podiumsdiskussion „Building The Perfect Country“
zu kommen.

Zu den Diskussionsteilnehmern gehörte auch Ido
Aharoni, der israelische Generalkonsul von New York. Er ist einer der Schlüsselpersonen
hinter der Kampagne „
Brand Israel (Warenzeichen Israel), die das
Ziel verfolgt, das Erscheinungsbild der Nation im Ausland aufzuputschen, indem
sie Marketingtechniken umsetzt, die von erfolgreichen Unternehmen angewendet
werden.

„Unser Warenzeichen wurde fast immer nur mit dem
Konflikt in Verbindung gebracht“, meinte Aharoni bei der SXSW-Podiumsdiskussion,
dem jährlichen, neuntägigen Musik-, Film- und Technologiefestival hier in
Austin. Er verglich Israel mit anderen Ländern wie der Türkei, die positiver
gesehen werden als Israel, obwohl sie einen internen „geopolitischen Konflikt“
haben und Menschenrechtsverletzungen begangen werden.

Die Demonstranten wurden von der örtlichen
Niederlassung der jüdischen Stimme für den Frieden
Jewish Voice For Peace organisiert. Außerhalb des
Podiums widersprachen sie der Ansicht, dass Besatzerstaat jemals ein perfektes
Land sein könne.

Haithem El-Zabri, eine palästinensisch-amerikanische
Aktivistin und Organisatorin bei Interfaith Community for Palestinian Rights, teilte
MintPress News mit, warum sie an der Protestdemo teilnahm:

„Brand Israel ist Teil der israelischen
PR-Kampagne, um das Image Israels zu verbessern und von der Unterdrückung der
Palästinenser durch Israel abzulenken. Brand Israel unterstützt Israel dabei,
von seinen Verbrechen und dem langsamen Völkermord abzulenken.“


Brian Kelly, Redakteur bei US News und
World Report, Anna Blender, Senior-Vizepräsidentin von BAV Consulting, Will
Platt-Higgins, Vizepräsident der Global Accounts bei Facebook und Ido Aharoni,
einer der israelischen US-Botschafter, nahmen am 14. März 2016 an der
Podiumsdiskussion „Building The Perfect Country“ bei der SXSW Interactive Conference
in Austin, Texas, teil. Foto von Kit O’Connell für MintPress News.

Während Aharoni leugnete, dass seine Bemühungen das
Ziel verfolgten vom Konflikt abzulenken, berichtete die liberale jüdische
Zeitung
Forward 2005, dass Brand Israel darauf
fokussierte, die „Religion herunterzuspielen und jegliche Diskussion über den
Konflikt mit den Palästinensern zu vermeiden.“

Und obwohl Aharoni während der Podiumsdiskussion
behauptete,  die jüdische Kultur würde den
Dissens und die Hinterfragung der Autorität willkommen heißen, so erschien die
Hotel Security viel weniger gastfreundlich. Zu Beginn der Protestdemo
versuchten zwei vom Sicherheitspersonal die Gruppe aufzulösen, indem sie sich
auf eine städtische Verordnung beriefen, gemäß derer es gesetzeswidrig wäre, an
der Stelle zu trommeln. Die Protestdemo wurde unvermindert fortgesetzt, und am
Ende nahm das Sicherheitspersonal die Verkehrskontrolle am Hoteleingang wieder
auf.

Die Tänzer stellt alternierend das Leid der
Palästinenser unter Besatzung und die Hoffnung auf die schlussendliche Freiheit
dar. Andere Aktivisten zeigten Schilder mit Worten wie „Zerstören“ oder „Bombenangriffe“
einerseits und von „Schutz“ andererseits, indem sie die Bewegungen der Tänzer nachspielten.
Auf einem anderen Schild stand die Frage: „Ist Israel perfekt?“

„Als Menschen mit Gewissen stehen wir hier, um uns
gegen den israelischen Kolonialismus, den Apartheid- und Terrorstaat
aufzulehnen, die dem perfekten Staat vollkommen widersprechen“, so El-Zabri. „Und
wir sind hier, um zum Boykott gegen Israel aufzurufen!“

Auf diesem Bild vom 14. März 2016 tanzen
und trommeln Aktivisten vor dem Hotel JW Marriott in Austin, Texas, während ein
Rapper ein Lied über die Besatzung Palästinas vorsingt. Die jüdische Stimme für
den Frieden organisierte den Protest gegen die Teilnahme des israelischen
Botschafters an der SXSW-Podiumsdiskussion “Building The Perfect Country.” Foto
von Kit O’Connell für MintPress News.

Israel: Eine unglückliche, militärische und politische
Macht

Die Atmosphäre um die Podiumsdiskussion war
angespannt. Im Vergleich zu anderen Podiumsdiskussionen wurde diese von einer
unüblichen Anzahl von Polizei- und Sicherheitskräften überwacht. Darunter
befand sich ein Beamter mit einer SXSW-Jacke, der sein Funkgerät nutzte, um
seinen Vorgesetzten mitzuteilen, dass sich dieser Reporter „verdächtig“
verhielt, während er zwischen der Protestdemo und der Veranstaltung im Hotel hin-
und herpendelte.

Aharoni schlossen sich Anna Blender, die
Senior-Vizepräsidentin der Beratungsfirma BAV und Brian Kelly, Redakteur und
leitender Beamter von U.S. News und World Report, an. Kelly und Blender ließen
sich von Brand Israel inspirieren, um die
Best Countries Survey (Umfrage der besten Länder) ins
Leben zu rufen. Diese Umfrage versucht Länder, auf der Grundlage der globalen
Wahrnehmungen hinsichtlich einer Reihe von Faktoren, inklusive des kulturellen
Erbes, der Unterstützung der Menschenrechte und der wirtschaftlichen Tätigkeit,
zu klassifizieren.

Die Umfrage, die jedes Jahr wiederholt wird, basierte
auf Befragungen von mehr als 16.000 Menschen. Die Befragten wurden gebeten, 60
verschiedene Länder auf der Grundlage verschiedener Eigenschaften, inklusive
von Begriffen wie Unternehmergeist, Familienfreundlichkeit und sogar
Sinnlichkeit zu klassifizieren.

Israel steht an der 25.
Stelle der Liste und hinkt den bestklassifizierten Ländern wie
Deutschland, Kanada und den UK hinterher. Obwohl die Befragten Israel sehr
stark mit militärischer Macht und politischem Einfluss in Verbindung brachten,
assoziierten wenige die Nation mit Begriffen wie Glück, Sicherheit, Respekt vor
dem öffentlichen Eigentum und Einkommensgleichheit.

Demographische Schlüsselaspekte wurden aus der
Befragung genommen. Auf die Frage von MintPress News, ob entrechtete Gruppen
wie Migranten ohne Papiere oder Palästinenser unter Besatzung in den
Befragungen fair vertreten wären, gab Blender zu, es gäbe eine Lücke in deren
Methodologie.

„Um an der Umfrage teilzunehmen, braucht es eine
Internetverbindung“, meinte sie. Einer Umfrage zufolge verfügen
ungefähr 62 Prozent der Palästinenser über eine Internetverbindung.
Sie fügte hinzu, man hoffte in zukünftigen Wiederholungen der
Umfrage mehr unterversorgte Stimmen zu erreichen.

„Die Menschenrechte stellten einen klaren, von den
Menschen angesprochenen Faktor, dar“, so Kelly. Sie fügte hinzu, dass die
Frauenrechte die am meisten angeführten Sorgen darstellten. Die Ergebnisse
zeigen, dass sehr wenige Befragte Israel mit der Gleichberechtigung der
Geschlechter in Verbindung brachten.


Diese Bilddatei zeigt an diesem Sonntag,
den 11. Januar 2009, den Palästinenser Akram Abu Roka, der im Nasser
Krankenhaus von Khan Younis im südlichen Gazastreifen wegen Verbrennungen
behandelt wird. Human Rights Watch erließ am Mittwoch, den 25. März 2009, einen
Bericht, nach dem Israel willkürlich Phosphorgranaten auf das dicht besiedelte
Gaza abgeschossen hat. Es liegen Beweise für Kriegsverbrechen vor.

„Mehr als nur ein Konflikt“

Aharoni sprach offen darüber, wie Brand Israel die
globale Wahrnehmung seines Landes zu verändern versucht.“ Nach 70 Jahren, dass
wir mit unseren Lästerern rumstreiten“, meinte er, wären andere Beamte und er auf
eine neue Strategie übergegangen, in der Warenzeichenmarketingtechniken
eingesetzt werden.

Er fügte hinzu, wie in der „Warenzeichenpolitik der
Nation“ wie im Marketing im Allgemeinen der folgende Grundsatz gilt: „Wenn du
deine Geschichte nicht erzählst, sei dir sicher, dass es deine Wettbewerber für
dich tun werden.“

„Unser Job bestand darin, dafür zu sorgen, dass die
Menschen Israel mehr als nur als Konflikt sehen“, meinte Aharoni.

Wahrscheinlich, um seinen Freimut unter Beweis zu
stellen, lehnte er sich noch weiter hinaus und versicherte dem Publikum, dass
Israel Kritik willkommen heißt: „An Kritikfähigkeit fehlt es in Israel gar
nicht. Denn die Israelis selbst sind wohl weltweit die selbstkritischsten
Menschen überhaupt.“

In einem Bericht vom 25. Februar für MintPress
berichtete Richard Silverstein, dass
Israel vor kurzem die Rolle seiner
militärischen Zensur erweitert hat.
Vorher betraf die Zensur nur
die militärischen Berichte im Fernsehen, Radio und den Druckmedien. Nun
hingegen wird sich das Zensurbüro auch um die Aktivisten in den sozialen Medien
und um die Blogger kümmern.

Während der Angriffe gegen Palästina haben die
israelischen Verteidigungskräfte
häufig Journalisten im Visier. Am 16. Februar wurden zwei
Journalisten, einschließlich des Leiters von The Washington Post in Jerusalem verdächtigt,
„Palästinenser aufzuhetzen“, so
The New York Times.

Auf diesem Bild vom 14. März 2016 außerhalb
des JW Marriott Hotel in Austin, Texas, halten Aktivisten Plakate, auf denen „Bombing“
und „Destroy“ steht. Die jüdische Stimme für den Frieden hat eine Protestdemo
gegen die Teilnahme des israelischen Botschafters an der SXSW-Podiumsdiskussion
„Building the Perfect Country“ organisiert. Foto von Kit O’Connell für
MintPress News.