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Sonntagspanorama #23 von Claus Folger

von Claus Folger, 5/9/2015

Kommentar : Über Flüchtlinge wird nur gesprochen. Über Menschen nicht. Es wird nur über Geld geredet. Es werden Flüchtlingsheime angezündet. Man spricht über Schlepper, über die Länder, die in Europa ärmer sind und warum Deutschland attraktiver ist und warum wir die Flüchtlinge für unsere demographische Entwicklung brauchen, als zukünftige Arbeitskräfte. Wer denkt denn daran, die Kriege zu stoppen, damit keiner mehr fliehen muss? Wer denkt daran, die Waffenlobbys aufzuhalten? Deutschland ist mit der aktuellen, vollkommen falsch gedachten Flüchtlingspolitik nicht in der Lage, MENSCHEN aufzunehmen. Wenn man nicht endlich von den Zahlen weg kommt und an MENSCHEN MIT IHRER WÜRDE UND MIT IHRER DIVERSITÄT denkt.
Milena Rampoldi – ProMosaik e.V.

Am Anfang etwas Kontemplatives; die Erde dreht sich
gerade so schnell. (Der kleine Medi macht sich an der Klimmzugstange eigentlich
ganz gut.)

Wir Deutschen (also alle Deutschen) sind an allem (also
an allem) schuld. Gäbe es nicht diese Fragen: „Warum, um alles in der Welt, erreichen uns überwiegend junge, starke
Männer aus den heißen Kontinenten, welche durch unbekannte Schleuserbanden
hierhergebracht werden?
Woher haben sie das Geld – man spricht von etwa 11
000 Euro pro Flüchtling? Warum kommen sie hier alle mit einem Smartphone an?
Wer gab es ihnen wozu? Wer lässt sich all dies solch immense Summen kosten? Die
Flüchtlinge selbst? Lächerlich. Wieso
lassen diese Leute im besten Mannesalter ihre Frauen und Kinder in den
verwüsteten Kriegsgebieten zurück, die ohne ihren Schutz in immenser Gefahr
schweben?
“, fragt Eva Herrman auf wissensmanufaktur.net.
http://www.wissensmanufaktur.net/fluechtlings-chaos 

Die FAZ hält
die Frage „Wer zahlt das überhaupt?“ für eine „dumpfe Betrachtung“. Das Handy
sei schließlich ein überlebenswichtiges Werkzeug der Menschen, die ihre Heimat
verlassen. Das Netz gebe ja unter
anderem Hinweise über Schlepper, die einigermaßen seetüchtige Boote einsetzen
und über Schlupflöcher auf der Balkanroute. Und natürlich darüber, „dass man
sich nicht abhalten sollte, weiter nach Deutschland zu reisen, nur weil man
eigentlich dort den Antrag stellen müsste, wo man die Grenze zur EU überschritten
hat.“
Wenn ich ein Flüchtling wäre mit der Aussicht auf das
ferne gelobte Deutschland, dann würde ich genau wie deutsche Politiker auch auf
das Dublin-Verfahren pfeifen, das vorsieht, dass Flüchtlinge grundsätzlich in
dem Land das Asylverfahren durchlaufen müssen, in dem sie ankommen. Interessiert
sich irgendjemand in der deutschen Politik für die geltende Rechtslage, nach
der Flüchtlinge in ihre Ankunftsländer zurückzuschicken sind?
Der
ungarische Regierungschef Viktor Orban hat am Donnerstag den Zustrom von
Flüchtlingen als „deutsches Problem” bezeichnet. „Das Problem ist kein
europäisches Problem. Das Problem ist ein deutsches Problem”.
Die
Migranten wollten nicht in Ländern wie Ungarn, Polen oder Estland bleiben. „Alle würden gerne nach Deutschland
gehen.”
In Deutschland jagt ein Flüchtlings-Willkommensfest das
nächste. Es fehlen nur noch 100 € Begrüßungsgeld für jeden Asylbewerber. Ich
bin wirklich gespannt, wie lange es noch dauert, bis Oberbürgermeister und
sonstige Gemeindefürsten vom Partymodus in den Krisenmodus wechseln. Irgendwann
werden die Kassen leer sein. Irgendwann werden die Kapazitäten erschöpft sein.
Der hessische
Vorsitzende der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft, Dirk Ruzicka, ist am Freitag unter dem Druck des Bundesvorstands
 zurückgetreten. Ihm wird fehlende
Nächstenliebe zu Flüchtlingen vorgeworfen.
Der Landesvorsitzende
hatte zuvor erklärt, für die Unterbringung von Flüchtlingen dürften
„funktionierende und für das Feuerwehrwesen in Hessen unabdingbare Einrichtungen”
nicht genutzt werden, da es keine Ausweichmöglichkeiten gebe. Ein Verzicht auf
Ausbildungsmöglichkeiten der Feuerwehrleute im Land sei „nicht hinnehmbar”.
Selbst der dicke Putin hätte gegen einen Stan Laurel in
dieser Form keine Chance gehabt.
Folgen Sie denen
nicht, die dazu aufrufen! Denn zu oft sind Vorurteile, ist Kälte, ja sogar Hass
in deren Herzen.“
Bundeskanzlerin Merkel warnt in ihrer Neujahrsansprache
vor Pegida-Demonstranten.
„Folgen Sie denen
nicht, die zu solchen Demonstrationen aufrufen. Zu oft sind Vorurteile, ist
Kälte, ja sogar Hass in deren Herzen. Halten Sie Abstand.“
Bundeskanzlerin
Merkel warnt am Montag, nach zahlreichen Anschlägen auf Asylbewerberheime, vor
rechtsextremen Aufmärschen.
Unsere einfach gestrickte Kanzlerin unterscheidet nicht
zwischen den teilweise berechtigten Anliegen von Demonstranten auf der einen
Seite und Brandsätzen auf Flüchtlingsheime auf der anderen Seite. Da auch
Alt-Bundeskanzler Schröder nicht in der Lage ist, zwischen Asylbewerbern und
Zuwanderern eine Unterscheidung zu treffen (siehe unten), sollte das
Bewerbungsverfahren für dieses hohe Staatsamt in Zukunft die Diskriminierung
von Politikern jeder Couleur ermöglichen.
Der Feind lauert überall! – Nicht genug, dass der
Islamische Staat kurz vor der Sprengung der heiligen Stätten von Mekka und
Medina steht, warnt jetzt auch die  Apotheken-Umschau in ihrer neuesten
Ausgabe vor dem rezeptfreien Schmerzmittel Paracetamol: „Wie Forscher der Universität Bordeaux berichten, gingen von 114
arzneimittelbedingten Lebertransplantationen 111 Fälle auf das Konto einer
Überdosis Paracetamol.“
Die FAZ
stieg schon vorher in die Paracetamoldebatte ein. Sie verweist auf  neuere Studien, die einen Zusammenhang mit
Asthma und verminderter Fruchtbarkeit bei Kindern nahelegen, deren Mütter in
der Schwangerschaft Paracetamol genommen haben. Die Zeitung zitiert Autoren des
European Journal of Pain: ‚Viele Experten
glauben, dass Paracetamol heute keine Marktzulassung bekommen würde.‘ Kay Brune, einer der Autoren, fordert nicht
nur, Paracetamol aus der Rezeptfreiheit herauszunehmen: ‚Die Substanz gehört
überhaupt nicht in die Therapie und müsste ganz verschwinden.‘
 Das schwarze Schaf der Woche
 „Wenn wir versuchen, die Tür zum Asylverfahren
zu schließen, dann müssen wir eine legale Tür zur Zuwanderung öffnen. Was wir
also brauchen, ist eine Einwanderung in unser Sozialsystem. Denn ohne diese
können wir Renten in der Zukunft gar nicht mehr finanzieren.“
Altkanzler Gerhard Schröder in der Welt am Sonntag.
Dass Asylbewerber Steuern und Sozialabgaben zahlen, um
die Bevölkerung in Deutschland abzusichern, ist mir neu. Und ich dachte bisher
immer, dass der Massenansturm von Flüchtlingen und Migranten unser Sozialsystem
eines Tages sprengen würde. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) rechnet
bis 2019 mit Mehrausgaben von rund 7 Milliarden Euro, um Flüchtlinge nach dem
neuen Asylbewerberleistungsgesetz (zum 1. März 2015) in das Hartz-4-System
einzuspeisen.
Dass es in Heidenau und anderswo immer wieder zu
rechtsextremen Anschlägen kommt, wundert mich nicht. Es gibt in Deutschland
definitiv keine politische Kultur, die dem Massenandrang von Flüchtlingen und
Migranten ein vernünftiges und rationales Konstrukt entgegensetzt.
Das weise Schaf der Woche
„Im Durchschnitt
erhält jeder Flüchtling in Deutschland 580 Euro im Monat, ohne irgendetwas tun
zu müssen. In Serbien beträgt der Durchschnittsverdienst nur 400 Euro. Die Anreize
sind also hoch, nach Deutschland zu kommen, selbst wenn man dort nur fünf,
sechs Monate bleiben kann. Deutschland sollte die Bezüge auf 200 Euro senken,
dann kämen sofort 80 Prozent weniger Flüchtlinge vom Balkan.“
Der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic. Quelle:
FAZ
Mittlerweile hat es jeder begriffen, dass es nicht nur
Faktoren gibt, die die Menschen aus ihrer Heimat drängen, sondern noch viel
stärkere, die die Menschen in ein anderes Land bzw. nach Deutschland anziehen.
Nur der deutsche Politiker an sich (der Trottel an der Pfeife) rafft nichts. Es
ist genau wie im Fußballstadion, wenn 50000 Zuschauer das Handspiel im
Strafraum gesehen haben, nur der Schiedsrichter nicht.
Mein Lektüretipp
der Woche:
Ich lese gerade Mroskos
Talente
von Ronald Reng
Claus Folger
Frankfurt am Main
Postskriptum: Prima! Offenbach hat es bei einem
Städte-Ranking gar nicht erst unter die 50 wichtigsten deutschen Großstädte
geschafft. Frankfurt auf Platz 21 von 50.