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„Die Eroberung Europas durch die USA“ Wolfgang Bittners faktenreiches Buch gibt Aufschluss über die Ukraine-Krise Von Dr. Jennifer Munro


Liebe Leserinnen und Leser,

 anbei die Rezension von Dr. Jennifer Munro zum aufschlussreichen Buch von Wolfgang Bittner mit dem Titel “Die Eroberung Europas durch die USA” am Beispiel der Ukraine, die dadurch in einen blutigen Bürgerkrieg gestürzt wurde. Ein mutiges und wahres Buch!!

Wir freuen uns auf Ihre Kommentare hierzu an info@promosaik.com

dankend

Dr. phil. Milena Rampoldi von ProMosaik e.V.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten
friedlicher Nachbarschaft und wirtschaftlicher Kooperation durchzieht Europa
wieder ein Eiserner Vorhang, verursacht durch die Krise in der Ukraine, wo
inzwischen Bürgerkrieg herrscht. Wie kam es dazu? Wolfgang Bittner zeichnet
minutiös die Entwicklung seit Anfang 2013 nach und gibt Aufschluss über die
verhängnisvolle Einflussnahme der USA und der EU auf die Destabilisierung des
Landes. Er beschreibt, wie die Ukraine, „als Brückenland von großer
geostrategischer Bedeutung sowie als Wirtschaftsraum und Tor zu Russlands
Ressourcen“ über Jahre hinweg systematisch durch subversive Kräfte zu dem
wurde, was sie gegenwärtig ist: Kriegsschauplatz und Zentrum der
Auseinandersetzungen zwischen einer „westlichen Allianz“ und Russland.
Der Autor steht
mit seiner Kritik an Politik und Medien nicht allein. Er zitiert namhafte
Wissenschaftler wie Norman Birnbaum, John J. Mearsheimer, Karel van Wolferen
oder Daniele Ganser, die der gleichen Meinung sind. Ebenso die auf Ausgleich
mit Russland bedachten Politiker Helmut Schmidt, Egon Bahr, Willy Wimmer und
Jack Matlock sowie die Journalisten Albrecht Müller, Gabriele Krone-Schmalz,
Jakob Augstein und Gabor Steingart.
Zum Beispiel
bringt der niederländische Politikwissenschaftler Karel van Wolferen die
Situation in der Ukraine auf den Punkt, wenn er über den schmutzigen Krieg
gegen die russisch-sprechenden Ostukrainer schreibt, „die nicht regiert werden
möchten von einer Sammlung von Verbrechern, Abkömmlingen ukrainischer Nazis und
in den IWF und die EU verliebten Oligarchen“ (http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/20140814_van%20Wolferen_TheUkraine_de.pdf).
Die Entwicklung
bis zur Konfrontation der „westlichen Allianz“ mit Russland im ukrainischen
Bürgerkrieg wird anhand zahlreicher Belege Schritt für Schritt bis Ende
September 2014 dokumentiert. Dabei wird nach und nach verdeutlicht, dass die
Aggression, für die Russland und insbesondere Wladimir Putin verantwortlich
gemacht wird, vom Westen ausgegangen ist und durch die desaströsen
Wirtschaftssanktionen weiter verschärft wird.
Bittner spricht
von einem „Jahrhundertdesaster“. Tragisch sei vor allem die erneute Teilung
Europas, die zur Orientierung Russlands nach China und zu einem verstärkten
Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen mit den übrigen BRICS-Staaten führt, nachdem Wladimir
Putin mehrmals vergeblich um eine vertrauensvolle Kooperation mit der
Europäischen Union geworben hatte. Die Konfrontation – so Bittner – sei
nachweislich von den USA inszeniert worden und könne nicht im Interesse Europas
sein, das auf die russischen Ressourcen angewiesen ist, einmal abgesehen von
den über Jahrhunderte gewachsenen kulturellen Verbindungen.
In mehreren
Kapiteln wird das Ziel der US-amerikanischen Strategie analysiert, sich die
Ukraine als wirtschaftliche und militärische Ausgangsbasis im Kampf gegen
Russland einzuverleiben sowie als Führungsmacht die NATO und die EU (und vor
allem Deutschland) auf Sanktionskurs zu zwingen. Bittner vertritt die Ansicht, Russland
solle auf der politischen Bühne als globaler Akteur ausgeschaltet, Wladimir
Putin diskreditiert und die Bedeutung Russlands als Energie-, Rohstofflieferant
und Handelspartner Europas minimiert werden. Hinzu komme die von Barack Obama
und der NATO geforderte Erhöhung der Militärausgaben und eine Militarisierung
der Außenpolitik.
Demgegenüber
verfüge die Bundesregierung über keine die deutschen Interessen wahrende
Außenpolitik. Außenminister Steinmeier erscheine unfähig, und Kanzlerin Merkel
unterwerfe sich offensichtlich den politischen Zielen der US-Regierung.
Einerseits unterstütze sie nachdrücklich die Sanktionspolitik, andererseits
wolle sie die Gespräche mit Wladimir Putin nicht abreißen lassen, wie sie immer
wieder beteuere – „ein seltsam widersprüchliches, bigottes Verhalten in dieser
unsinnigen, irrationalen Politik des vom Westen inszenierten
Wirtschaftskrieges, der für alle Seiten ruinös zu werden droht“.
In der Frage der Einflussnahme der
USA auf die europäische Politik stimmt Bittner weitgehend mit dem ehemaligen
Staatssekretär im Verteidigungsministerium und Vizepräsidenten der OSZE Willy
Wimmer überein, der schreibt: „Washington schmeißt Russland aus Europa hinaus
und bekommt Westeuropa unter Komplett-Kontrolle. Da mag es traditionell noch so
gute Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und Deutschland geben. Washington
dreht diesen Hahn in Zukunft ab oder Moskau kriecht zu Kreuze und liefert nicht
nur das russische Erdgas und Erdöl amerikanischer Kontrolle aus, wie es zu Zeiten
von Yukos fast gelungen wäre […] Wir
Westeuropäer sollten uns nichts vormachen. Wir werden zum ‚Europäer-Gebiet‘ …“
(http://www.nachdenkseiten.de/?p=22379
Hochinteressant
ist zudem ein Brief des ehemaligen Präsidenten des Volksbundes deutscher
Kriegsgräberfürsorge und Regierungspräsidenten von Braunschweig, Karl-Wilhelm
Lange, an Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der im Anhang dokumentiert
wird. Darin heißt es u.a.: „Unübersehbar ist jedoch, dass Ihre auf dem Vorrang
der Diplomatie beharrende Politik durch die Zuspitzung der Krise in die Gefahr
gerät, überrollt und ausgehebelt zu werden durch die Strategie der USA und der
NATO, Russland und Putin als Alleinschuldige der Krise zur Verantwortung zu
ziehen, beide zu Parias der europäischen und internationalen Politik zu machen,
sie zu isolieren und sie zugleich politisch und wirtschaftlich zu
destabilisieren.“
Abschließend
wünscht Wolfgang Bittner den USA „Politiker, die den Mut hätten, das eigene Land
als Interventionsfall zu erkennen, statt überall in der Welt Chaos und Unglück
zu verbreiten“. Er hat ein außerordentlich wichtiges Buch mit vielen ins Detail
gehenden Hintergrundinformationen verfasst, sehr klar und überzeugend in Diktion,
Analyse und chronologischer Gliederung. Als unverzichtbare Lektüre auch für
Leserinnen und Leser aus Politik und Wirtschaft zu empfehlen.
Wolfgang
Bittner: „Die Eroberung Europas durch die USA“, VAT Verlag André Thiele, Mainz
2014, 148 Seiten, 12.90 Euro.