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ProMosaik: für bunte, unzensierte Interviews – alle gegen G.?


Liebe Leserinnen und Leser,
Sie kennen ProMosaik als ein offenes, interkulturelles und interreligiöses Portal, das die Menschen frei
sprechen lässt… Wir sind ein Portal für die kleinen Leute wie Sie und mich …
für die Menschen, die über Kultur, Politik, Geschichte, Pädagogik, Religion
u.v.m. sprechen wollen. Auch für Menschen, die schreiben, Autoren sind und über
ihre Bücher sprechen möchten. Oder über ihren Verein oder ihre Tätigkeit im sozialen Bereich sprechen möchten. Oder über ihr politisches oder menschenrechtliches Engagement.
Ganz in diesem Sinne verfahren wir auch mit unseren
zahlreichen Interviews. Die Interviews drücken für mich persönlich das aus, was
wir sind: eine Gruppe von Menschen, die ethisch handeln, ethisch schreiben,
aber bunt sind und bunt bleiben wollen. 
Dies bedeutet für mich, Abstand zu nehmen von
jeglicher Zensur. Ich muss nicht jedes Wort teilen, das ein Interviewter mir
sagt oder schreibt. Ich muss auch nicht hinter jedem Wort stehen, das ein Autor
sagt oder schreibt. Sonst wäre ich nicht bunt, sondern einfarbig und würde die
von mir interviewten Personen zensieren, nachdem sie interviewt worden sind,
was vollkommen meinem ethnischen Verhaltenskode widerspricht. Es widerspricht
einfach dem Prinzip der Loyalität und Gerechtigkeit. Wenn eine Person zusagt
und sich bereit erklärt, ihre Zeit für ProMosaik e.V. zu opfern, so sind wir
dieser Person dankbar (ob es sich dabei um berühmte, öffentlich bekannte oder
„normale“ Bürger handelt, ist in diesem Zusammenhang keineswegs von Belang).
Wie Sie wissen, befasse ich mich seit ich denken kann, mit
einem Thema und das ist die Gerechtigkeit. Schon im Kindergarten störte es
mich, als Italienerin (die „Walsche“, wie man in meiner alten Heimat so schön
sagt) ausgelacht zu werden, weil mein Vater Italiener ist und ich in einem
deutschen Kindergarten war, weil meine Mutter Deutsch-Ladinerin ist und es
bevorzugte, dass ich zweisprachig aufwuchs. Und es störte mich auch, wenn mich
Italiener als „crucca“ (die „Deutsche“) blöd anmachten. 
Diskriminierung ist Ausdruck einer geschlossenen Mentalität,
und zwar „die der Berge“, wie sie der bosnische Nobelpreis Ivo Andrić nennt.
Daher wollte ich immer am Meer leben. Das Meer repräsentiert für mich die
Zukunft, das Weite, die Offenheit, die Meinungsfreiheit und gleichzeitig die
Ungewissheit, d.h. auch die Herausforderung, über die eigene Meinung und
Wahrheit nachzudenken und sie zu ändern und dies auch offen zuzugeben.
Die nächste Diskriminierungswelle in meinem Leben erfuhr ich
in Europa nach meiner Konvertierung zum Islam. Die „Kopftuchhexe“ oder die
„schiache schworze Vogelscheuche“ (zu Hochdeutsch: die schwarze Vogelscheuche)
hieß es  auf den Straßen in Südtirol. In
Deutschland war es völlig anders: die Leute gingen mir einfach höflich aus dem
Weg und wollten nicht mit mir gesehen werden. Man kann somit zwischen aktiver
und passiver Diskriminierung auf den Straßen Europas unterscheiden.
Seit ich in Istanbul lebe, bin ich zum Ersten am Wasser und
blicke somit in die Zukunft.
Ich schreibe, weil ich denke, dass Worte viel verändern
können, in vielen Köpfen gleichzeitig und synchron. Bin ein Mensch, der sich an
einer Utopie orientiert und doch vollkommen realistisch reagiert und denkt. Ich
will über niemanden ein schlechtes Wort verlieren und bescheiden und friedlich
durchs Leben gehen, wie es im Koran heißt. 
Menschen schreiben und sprechen aus vielseitigen Gründen und
Motiven heraus: um mächtig zu werden, um Anerkennung zu haben, um zu
provozieren, um zu überzeugen, um zu informieren, um zu kotzen…. Alle diese
Gründe nehmen wir wahr. All diese Gründe respektieren wird.
Unsere Toleranzschwelle ist inhaltlich sehr hoch, denn
Vielfältigkeit und Empathie zählen für uns sehr viel.
Menschen zu etikettieren widerspricht mir zutiefst. Menschen
abzustempeln widerspricht mir noch mehr.
Daher möchte ich alle Menschen, die bei uns interviewt wurden
und werden, dies zu respektieren.
Ich möchte alle Menschen bitten, uns nicht mehr unter Druck
zu setzen, weil wir A oder  B zu Wort
kommen lassen. Denn für mich haben die Worte von A und B dieselbe Würde, ob ich
sie nun teile oder nicht.
Wenn jemand eine Gegendarstellung oder einen Kommentar zu
einem Interview schreiben möchte, das ihm nicht zusagt, ist er frei es zu tun
und an uns weiterzuleiten. Wir veröffentlichen es.
Wenn dann jemand die Meinung unserer Redaktion kennenlernen
möchte, soll er sich frei an mich oder meine Kollegen wenden.
Gerade im Bereich der Bekämpfung des Antisemitismus, der Islamfeindlichkeit,
des Rassismus im Allgemeinen und der Apartheid sowie des Zionismus ist mir die
Einheit in der Vielfalt ein Anliegen.
Keiner von uns hat die goldene Formel, um das zionistische
Regime in Israel in eine friedliche Mosaiknation zu verwandeln. Daher bitte ich
Sie, jeden Standpunkt zu lesen und darüber nachzudenken, ohne uns zu beleidigen
und zu unterstellen, wir würden kritiklos Sachen in den Raum stellen.
Dasselbe gilt auch für den interreligiösen Diskurs: für uns gehört der Dialog mit dem Atheismus auch dazu. Menschen, die kein Rezept haben, sollen mir aber nicht unterstellen, ich würde mich mit gottlosen Menschen unterhalten….
Der Dialog mit den Gegner: das ist ein heikles Thema… dazu sind wir auch bereit… Wie damals Sarah so schön mit den Zionisten bewiesen hat, die mich direkt dazu aufgerufen hatten, anstatt diesen Verein zu leiten, mal lieber auf einen Tierverein umzusteigen…. oder Menschen, die uns Antisemitismus vorwerfen…. Da hat mir der Satz von Prof. Rabkin so viel weitergeholfen. Er sagt: Nicht du musst beweisen, kein Antisemit zu sein. Wenn schon müssen deine Gegner beweisen, dass du einer bist. Da ich zu einer semitischen Religion gehöre, wird das schwierig…. dasselbe gilt auch für Sarah! 
Gestern habe ich einen Fehler begangen, den ich bereue … ich habe mich in die Enge treiben lassen und habe einige Posts von uns gelöscht.
Diese werden erneut eingestellt.
Danke auch Aygun Uzunlar und Ahmet Demir für die Gespräche von gestern und heute.
Danke auch allen jüdischen und muslimischen Freunden für alles!!!
Danke Ihnen allen für Ihre Aufmerksamkeit
Schreiben Sie uns!! 
info@promosaik.com 
Bitte haben Sie auch Verständnis dafür, dass wir keine Zeit haben, um uns gegenseitig zu bekriegen…
wir müssen uns für diese Kinder hier einsetzen, damit ihre Welt anders aussieht als unsere Welt von heute 

Mit „mosaikfarbenen“ Grüßen
Dr. phil. Milena Rampoldi
Chefredakteurin von ProMosaik e.V.