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ProMosaik e.V. interviewt Herrn Aiman Mazyek zu verschiedenen aktuellen Themen


Liebe
Leserinnen und Leser,
es
ist eine große Ehre für unsere Redaktion von ProMosaik e.V., das folgende
Interview von Dr. phil. Milena Rampoldi mit Herrn Aiman Mazyek, dem Vorstand
des Zentralrats der Muslime in Deutschland, zu präsentieren. Wir danken Herrn
Mazyek herzlichst für seine Zeit am Telefon und seine prägnanten Antworten auf
unsere zahlreichen Fragen.
Anbei
ein schriftlicher Auszug des Interviews.
Wir
möchten alle Leserinnen und Leser bitten, dieses Interview zu lesen und zu
teilen.
Dankend
Dr.
phil. Milena Rampoldi
Redaktion
von ProMosaik e.V.
  
Dr.
phil. Milena Rampoldi:
Welche
Strategien finden Sie hauptsächlich wichtig, um die Islamfeindlichkeit in
Deutschland zu bekämpfen?
Aiman
Mazyek:
Wie
die meisten Formen von Rassismus muss man Islamfeindlichkeit mit Aufklärung und
Bildung entgegenwirken. Wir Muslime von unserer Seite müssen noch häufiger
unsere Stimme erheben wenn Menschen Unrecht im Namen des Islams begehen.

Dr.
phil. Milena Rampoldi:
Welche
Hauptgründe denken Sie bewegen Deutsche dazu, sich zum Islam zu konvertieren?
Sehen Sie geschlechtliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Wenn ja,
welche.
Aiman
Mazyek:
Bewegungsgründe
zu konvertieren sind vielfältig, nicht selten ist es das natürlich Bedürfnis
nach Antworten auf den Sinn des Lebens und die Suche nach dem Schöpfer. Das ist
kein speziell deutsches Phänomen. Nennenswerte Unterschiede zwischen Mann und
Frau sind mir nicht bekannt.
Dr.
phil. Milena Rampoldi:
Wie
können Muslime heute dazu beitragen, ihre Stimme gegen den sogenannten ISIS zu
erheben? Welche Medienarbeit ist dringend von Nöten, um sich als Muslime gegen
ISIS aufzulehnen?
Aiman
Mazyek:
Sehr
viele Muslime erheben bereits tatkräftig ihre Stimme gegen ISIS, leider ist die
mediale Aufmerksamkeit noch immer sehr stark auf das Negativbild fokussiert.
Trotzdem müssen die Muslime weitermachen, durch Aufklärung, mediale Anteilnahme
oder sei es durch Leserbriefe an die Redaktionen. 
Dr.
phil. Milena Rampoldi:
Welche
Lösung sehen Sie für Gaza? Wie würden Sie sich als „Israelkritiker“
beschreiben?
Aiman
Mazyek:
Ich
halte nichts von solchen allgemeinen Zuschreibungen. Aber Unrecht und
Unterdrückung führen nie zu einem dauerhaften Frieden. Man muss sich nur die
aktuelle Berichterstattung ansehen und weiß, dass erst ein freies und
eigenständiges Palästina in einem dauerhaften Frieden mit Israel leben kann. 

Dr.
phil. Milena Rampoldi:
Welche
Hauptziele sollten die Muslime im innerreligiösen Dialog verfolgen? Sollten
auch extremistische Gruppen in den innerreligiösen Dialog einbezogen werden?
Aiman
Mazyek:
Wir
Muslime müssen neben vielem weiter daran arbeiten, dass gemäß unserem
prophetischen Vorbild der Islam einen Weg der Mitte beschreibt und
extremistische Auslegungen nur den Muslimen schaden. Auch dürfen wir uns in der
Gesellschaft nicht einigeln und müssen weiter daran arbeiten einen sinnvollen
Beitrag zur unserer Gesellschaft zu leisten.
Jeder
versteht heutzutage etwas anderes unter „extremistischer Gruppe“. Wenn damit
jene gemeint ist, die trotz extremer Ansichten die die Gesetze Deutschlands
achten und respektieren sage ich, selbstverständlich sollten diese in einen
Dialog einbezogen werden.

Dr.
phil. Milena Rampoldi:
Wie
können die Muslime dazu beitragen, den Islam als Institution öffentlichen
Rechts in Deutschland anerkennen zu lassen? Wie steil ist der Weg von Islam
e.V. hin zur vollständigen Anerkennung des Islam in Deutschland?
Aiman
Mazyek:
Sehr steil, und viel Arbeit
(lacht) aber mal im Ernst, es ist noch eine lange Wegstrecke, bis der Islam
hier rechtlich vollständig anerkannt und gleichberechtig ist

Dr. phil. Milena Rampoldi:

Welche
Hauptziele verfolgt der Verein Grünhelme e.V.?
Aiman
Mazyek:
Humanitäre
Unterstützung von Bedürftigen und Wiederaufbau in der ganzen Welt, insbesondere
durch den Bau von Kliniken und Schulen. 

Dr.
phil. Milena Rampoldi:
Wie
wichtig ist der muslimische Beitrag in der deutschen Medienlandschaft? Welche
Stärken sehen Sie im Portal islam.de und was muss noch verbessert werden?
Aiman
Mazyek:
Sehr
wichtig und leider noch viel zu klein. Wir brauchen Muslime in Rundfunkräten, bei
den Redaktionen und Fernsehsendern. Islam.de ist ein bescheidener Beitrag, den
Muslimen eine Stimme und mediale Plattform zu geben. Vieles ist natürlich noch
ausbaufähig, aber auch abhängig von überschaubaren Mitteln.
Dr.
phil. Milena Rampoldi:
Welche
Hauptziele setzen Sie sich für die nahe Zukunft in der christlich-islamischen
Gesellschaft?
Aiman
Mazyek:
Wir
brauchen mehr Solidarität untereinander, oft nehmen sich die Institutionen von
Kirchen und muslimische Religionsgemeinschaften zu wichtig oder als Konkurrenz
und erkennen zu wenig die Gemeinsamkeiten an. Das ist aber wichtig, um die großen
Herausforderungen und Probleme in der Welt (z.B. Nahost-Konflikt) zu lösen.