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Und weiter geht es mit dem Buch über ProMosaik e.V.: Das zentrale Thema des Friedens (Kapitel 5)


Prinzip 5
ProMosaik bedeutet Frieden und Erziehung zum Frieden.
Erziehung und Pädagogik sind im
Konzept von ProMosaik e.V. zentral, weil sich nach meiner Ansicht wirklich
jedes Prinzip, jede Errungenschaft und jede utopische Vision an pädagogischen
Maßstäben messen lässt und einzig und allein durch pädagogisch-erzieherische
Arbeit erzielt und umgesetzt werden kann.
Friede, interreligiöse Kompetenz, interkulturelle
Kompetenz, Empathie, Vielfalt, Bewegung, Begegnung, Mnschenrechte,
Wertschätzung, ästhetisches Bewusstsein, Gerechtigkeit, um einige der Begriffe
anzuführen, die mir am Herzen liegen, wenn ich über den Verein ProMosaik und
seine Grundsätze spreche, sind alle nicht das Ergebnis eines glücklichen
Zufalls, sondern das Resultat harter und leidenschaftlicher Arbeit. Ich möchte
jegliche Erziehung mit der Erziehung zum Frieden beginnen und so auch mit der
Erziehung zum Frieden abschließen. Jedes sozio-politische Handeln beginnt mit
dem Frieden und endet mit dem Frieden.
Der Friede ist das Kernthema
jeglicher Erziehung, denn ohne Frieden ist nichts mehr möglich: keine  interreligiöse Kompetenz (da die
Religionsgemeinschaften nicht mehr miteinander kommunizieren und den
friedlichen Dialog suchen, sondern sich menschenverachtend bekämpfen),
interkulturelle Kompetenz (ohne den Frieden ist es nicht mehr möglich, einen
konstruktiven Dialog zwischen verschiedenen und unterschiedlichen Kulturen im
gemeinsamen Respekt voreinander zu führen), Empathie (im Krieg fällt die
Identifizierung mit der Menschlichkeit des anderen weg, der andere verliert
seine Menschenwürde in meinen Augen und ich maße mir an, ihn als Feind ansehen
und somit aus der Welt schaffen zu dürfen, weil Krieg alles rechtfertigt und
der Feind im Vorfeld von der Propaganda auch schon entmenschlicht wurde),
Vielfalt (eine Kultur des Krieges ist eine Kultur der Gleichschaltung, der
Sieger bestimmt, welche Kulturen und Religionen zu schweigen haben und welche
sprechen dürfen und nach welchem Modell), Bewegung (Krieg bedeutet Tod und somit
das Fehlen der Bewegung hin zum Anderen, hin zum NÄCHSTEN, der anders denkt und
einer anderen Kultur und Religion angehört), Begegnung (Krieg ist das
Abstreiten jeglicher menschenwürdigen Begegnung und jeder dynamischen
Kooperation zwischen Menschen), Mnschenrechte (Krieg ist die höchste Verletzung
der Menschenrechte), Wertschätzung (Krieg ist die Negation jeglicher
Wertschätzung, Menschen werden zu Bestien und töten andere Menschen, weil sie
sie einfach zu ihren Feinden erklären, damit Waffenlobbys verdienen können und
der Waffenumsatz steigt; Krieg ist die Manipulation und Verzerrung der
Wertschätzung in ihre völlige Auflösung in einer Kultur des Hasses, in ein
Schachbrett, in eine Kultur der Gewalt von Menschen gegen Menschen oder besser
gesagt von Bestien gegen Bestien), ästhetisches Bewusstsein (Krieg macht
jegliche Schönheit zunichte, er zerstört das Lächeln auf den Gesichtern der
Menschen, zerstört die bunten Farben der verschiedenen kulturellen Unterschiede
in der Gesellschaft, Krieg ist eine graue und schwarze Gleichschaltung, die
Zerstörung der Natur und der Menschheit, der Kunst und der Kultur, der
Denkmäler und der menschlichen Arbeit), Gerechtigkeit (Krieg widerspricht
vollkommen dem Konzept jeglicher Gerechtigkeit; Krieg ist das Gegenteil von
Gerechtigkeit; wer glaubt, es gäbe gerechte Kriege, der maßt sich an zu wissen,
was gerecht und was ungerecht ist; jegliche Gewalt ist nur ungerecht, wenn sie
im Rahmen eines Krieges ausgeübt wird).
Nach diesen negativen Gedanken zum
Thema, was Frieden nicht bedeutet und was die Abwesenheit einer pädagogischen
Kultur des Friedens bewirkt, möchte ich nun versuchen zu umschreiben, was für
mich Frieden bedeutet und warum dieses Ideal nur durch Erziehung und harte
pädagogische Arbeit erreicht werden kann.
Wovon ich felsenfest überzeugt bin,
ist zum ersten, dass Frieden mehr als nur die Abwesenheit von Krieg ist.
Frieden ist ein Ideal, das jegliche Art von Waffenruhe oder Abwesenheit von
Konflikten übersteigt, weil er einer der höchsten Werte des Menschen, der
Gesellschaft und der Menschheit ist. Ob ich den Frieden nun religiös im Rahmen
eines transzendenten Weltbildes, humanistisch-philosophisch oder
legalistisch-politisch, mystisch oder poetisch-literarisch, erkläre: er bleibt etwas
Absolutes und Großartiges und in seiner allumfassenden Reichweite ein
UTOPISCHES Ideal, das uns Menschen Tag für Tag auf unserer Reise hin zu einer
besseren Welt leiten soll.
Ich hoffe, dass ProMosaik e.V. mit
seinen Projekten in der Lage sein wird, einen bescheidenen Beitrag zum Frieden
zu leisten. ProMosaik möchte den Frieden wie folgt zu definieren versuchen:
Friede bedeutet in erster Linie die
eigene Seelenruhe als Einzelner. Diese Seelenruhe wird im Kreise der eigenen
Familie und Nachbarschaft bzw. nahen Umgebung gelebt und als Wert angesehen,
den es anzustreben gilt, falls es mal zu Auseinandersetzungen, Konflikten und
Streit kommen sollte.
Ich bin der festen Überzeugung,
dass der Friede ein Geschenk ist, aber gleichzeitig auch ein täglicher Kampf
jedes Einzelnen. Denn der Friede einer Gesellschaft ist das Ergebnis des
Engagements des Einzelnen für seine eigene Seelenruhe, den Frieden mit sich
selbst und seiner Familie, Nachbarschaft und Umgebung. Und hier kommt die
Bedeutung der Erziehung zum Frieden ins Spiel: auch diese ist das Ergebnis des
Engagements der KLEINEN LEUTE, der Geschichte von UNTEN.
Diese friedliche Einstellung der
EINZELNEN, der BÜRGERINNEN und BÜRGER, die daran glauben, dass eine friedliche
Welt schöner, gerechter und menschenwürdiger ist, führt zu einer
sozio-politischen Haltung, die NEIN zum Krieg sagt, die sich dem Krieg und der
Gewalt widersetzt. Frieden bedeutet für mich NEIN zum Krieg und JA zur
Gerechtigkeit und zum friedlichen Protest gegen jegliche Form von Krieg und
gegen jegliche Form von Manipulation der KLEINEN LEUTE, deren Ideale und Träume
von Waffenlobbys genutzt werden, um Waffen zu verkaufen, welche die Welt verbessern
sollen.
Aber eine Utopie, die die Welt
verbessern will, darf sich nicht durch Waffenlobbys und Waffenhändler
manipulieren lassen, um einen ideologischen Krieg zu führen. Wir dürfen uns
nicht manipulieren lassen: denn Ideale erkämpft man sich durch
sozio-politisches Handeln, durch friedliche Proteste und durch Veränderungen in
unserer nahen Umgebung und nicht durch Waffen, die alles zerstören bis auf
unseren blinden Kriegsglauben.  
Erziehung zum Frieden bedeutet für
mich die Weitergabe dieses Ideals der Seelenruhe an die Mitmenschen, die sich
auch dessen bewusst werden, dass Gewalt keine Probleme löst. Gewalt generiert
nur weitere und steigende Gewalt. Gewalt ist der Beginn einer Eskalation der
Gewalt. Der Friede ist Seelenruhe und gleichzeitig Engagement für den Frieden,
da er kein automatischer Zustand, sondern ein schwer erkämpftes Bewusstsein der
Bedeutung der anderen mit ihm verbundenen Werte ist: Gerechtigkeit,
Menschenwürde, Gleichberechtigung und Schönheit, um die wichtigsten zu nennen.
Friedenserziehung hat für mich
wesentlich mit der Bewusstseinsmachung der Bedeutung des Friedens zu tun. Indem
wir uns diesen Wert vor Augen halten, schreiben wir über den Frieden und auch
über die Schwierigkeiten, pseudofriedlichen Haltungen zu überwinden. Frieden
ist eine Aufgabe, ein Menschenrecht und vor allem eine Pflicht, denn er ergibt
sich nicht aus dem Zusammenspiel glücklicher Zufälle, sondern ist das Ergebnis
harter Dialogarbeit. Und hier findet sich schon der Übergang zum nächsten
Prinzip des Dialogs, wiederum im Zusammenhang mit der Erziehung zum Dialog.

Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften hierzu
dankend

Dr. phil. Milena Rampoldi 
Redaktion von ProMosaik e.V.