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Halal-Kapitalismus von Hassan Mohsen – eine Perspektive hinter die Kulissen


Liebe Leserinnen und Leser,
anbei ein neuer Artikel unseres Kollegen Hassan
Mohsen zum Thema „Halal-Kapitalismus“, eine nicht so glückliche Kombination,
wenn man sie als Kapitalismuskritiker sieht. In den letzten Jahren hat der
Halal-Markt praktisch die Regeln des neoliberalistischen Kapitalismus
übernommen, die lauten: Gewinne um jeden Preis!
Gucken Sie mit Hilfe unseres Autors hinter die
Kulissen der als Halal angepriesenen Produkte und auch hinter die
Halal-Terminologie, um zu sehen, was sich hinter dieser verbirgt. Lassen Sie
sich nicht manipulieren.
Dies sollte man auch mal für die Koscher-Produkte
versuchen, vor allem in den USA.
Freue mich auf Ihre Zuschriften dazu
Dankend
Dr. phil. Milena Rampoldi
Halal Kapitalismus?
von Hassan Mohsen
Am Konsum erkennt man den Menschen, seine Prioritäten, den
Grad seines Bewusstseins und seine allgemeine Einstellung zu Haben und Sein.
Wer zionistische Produkte kauft, verhält sich grundlegend anders als jemand,
der die Wahl getroffen hat, seinen Konsum nach ethischen Gesichtspunkten
auszurichten und Mittel und Zweck seiner Kaufkraft dabei zu berücksichtigen.
Aber nicht nur das Extrem der zionistischen Produkte, womit
der Konsument die Besatzung unterstützt, auch der Halal-Markt kann nicht ganz
so halal sein wie er scheint. Der Halal-Markt oder die Halal-Wirtschaft von
‘islamischen’ Produkten hat in den letzten Jahren ungeheure Veränderungen
durchgemacht. Auf dem Halal-Markt ist zu beobachten, dass versucht wird, mit
anderen Mitteln und anderen (Halal) Waren, zu denselben Ergebnissen zu kommen
wie der kapitalistische Markt.
Die in diesen ‘halal’ Produkten eingehenden kapitalistischen
Ziele und Handlungsmuster werden dabei nicht infrage gestellt. Warum auch, ist
doch halal?! Die Verschwendung natürlicher Ressourcen, die Ausbeutung von Alten
und Kindern, die obszöne Behandlung unserer Natur -all das bleibt unbeachtet.
Das Einzige, worauf es am Ende ankommt, ist die ‘Zulässigkeit’ des Produktes
und die ‘Islam-Konformität’ seiner Vermarktung.
Die Islamisierung der Mittel bei gleichzeitiger
Legitimierung eines kapitalistischen Wirtschaftssystems, dessen Ziele keine
islamische Ethik kennen, ist Ausdruck eines falschen Formalismus, der gegen
eben die Werte verstößt, die er zu verteidigen vorgibt.
Diese ‘islamisierte’ Form des globalen Kapitalismus, die
sich in Dubai, in Afrika, Malaysia aber auch in Europa ihren Weg bahnte, führt
unter dem Deckmantel einer einwandfreien Halal-Terminologie und
Halal-Finanzverfahren zu einer Kapitalisierung mit islamischen Einschlag. Damit
werden Alternativen und Widerstand gegen das herrschende Wirtschaftssystem auf
eine freie Marktwirtschaft in leicht abgewandelter Form reduziert, deren Waren
nur dem Anschein nach ‘islamisch’ sind.
Weil Fastfood ein profitträchtiger Markt ist, werden gleich
ganze Halal-Fastfoodketten eröffnet, sogar ein islamischer McDoof. Weil Coca
Cola die Marktführerschaft bei nichtalkoholischen Getränken einnimmt, wird es
zum Namensgeber gleich einer ganzen Produktpalette wie Mecca Cola, Zam Zam,
Medina Cola etc., die dem Original geschmacklich nacheifern. Sollte es sich
nicht um Alternativen oder um Kampfansagen handeln?
Anstelle von Widerstand oder Alternative gibt man sich mit
islamisierten Marketingstrategien oder Marken zufrieden. Überall werden
Methoden und Produkte als ‘halal’ angepriesen, obwohl das Wirtschaftssystem dem
sie entspringen nicht ein einziges der vom Islam angestrebten ethischen Ziele
achtet.
Anstatt das islamische Bewusstsein und Einblicke in höhere
Ziele zu einem weniger seelenlosen, zu einem überlegteren Handeln führen, das
den Sinn des Lebens und Lebensqualität in Anschlag bringt, wird das Schlagwort
‘Halal’ ausgebeutet und befleckt, um die kapitalistische Marktlogik auch in
Häuser zu bringen, die ihr zu allem Überfluss nun auch noch eine religiöse
Legitimierung verleihen können. Denn mit dem Aufkleber ‘Halal’, worauf auch
immer er geheftet wird, dies haben die Kapitalisten längst begriffen, lässt
sich Geld verdienen, sogar viel Geld.
So ist es dem Kapitalismus, unter Mitwirkung der muslimischen
Wirtschaftsakteure und der muslimischen Verbraucher, gelungen, einen Begriff
für sich zu vereinnahmen, der sich ihm eigentlich widersetzt.
 Wenn es so weiter geht können wir nichts ändern, wir
würden das herrschende Wirtschaftssystem nur bestätigen. Für eine Veränderung
von Einstellungen und der Wirtschaftslogik aber ist der bewusste und
verantwortungsbewusste Verbraucher eine unverzichtbare Voraussetzung.