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Das neue Buchprojekt von ProMosaik e.V. – Prinzip 1

Liebe Leserinnen und Leser,

weiter geht es heute mit dem Prinzip 1 unseres Manifestos, das wir anbei kommentieren.

Wie beim Vorwort freuen wir uns auch hier auf konstruktive Kritik und Anmerkungen dazu.
dankend

Dr. phil. Milena Rampoldi
Redaktion von ProMosaik e.V.


Prinzip 1
ProMosaik bedeutet für uns eine bunte Welt voller
Unterschiede zwischen Kulturen, Völkern und Religionen.
Was
unsere Welt charakterisiert, sind unzählige Unterschiede und wer behauptet, wir
seien als Menschen alle gleich, irrt sich. Jeder Kultur liegt ein anderes
Weltbild zugrunde. Und oft sind diese Weltbilder von Grund auf so verschieden,
dass sich selbst die sogenannten „toleranten Typen“ unter uns insgeheim schwer
tun, mit dieser Diversität umzugehen. Und wer an die absolute Gleichheit
glaubt, der nivelliert… der macht als Bergen und Hügeln eine unendliche dürre
Wüste ohne Wind. Er schafft sogar die letzten Dünen aus dem Weg, die der Wind
bewegt und verändert.
 Jedes Volk lebt seine Religion anders, gibt
andere Traditionen an seine Nachkommen weiter und gestaltet seine Umgebung
künstlerisch, architektonisch und musikalisch anders als seine Nachbarn. Was
uns aber alle verbindet, ist die MENSCHLICHKEIT. Das ist wahr, aber es reicht
nur, dies zu wissen, um auch menschlich handeln zu können auf diesem großen
Spielfeld voller zufällig durch die Globalisierung zusammengewürfelter
Mosaiksteine. Und wenn wir von der Menschlichkeit jedes Einzelnen ausgehen,
lassen sich davon auch die Gleichberechtigung und die Toleranz der Diversität
als logische Konsequenz ableiten. Aber wenn wir uns in der reellen Welt umsehen
und unsere Anschauung ausklammern, sehen wir, dass diese Unterschiede weltweit zu
Verständnisschwierigkeiten, Konflikten, Gewalt und Kriegen führen. Daher müssen
wir uns unbedingt davor hüten, an die EINFACHHEIT dieser Toleranz zu glauben. Somit
stellt unsere Akzeptanz der Diversität zur Bereicherung der eigenen Welt einen
utopischen Ansatz dar, der dem konkreten Zustand der Welt diametral
entgegengesetzt ist. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Und das ist gerade der
Grund, wofür ich dieses Prinzip als das erste in diesem MANIFESTO anführen
wollte.
Der
größte Fehler, den man begehen kann, besteht nämlich darin, Unterschiede zu
minimieren, zu verdrängen oder auszuschalten. All dies artet in einer
pseudotoleranten Haltung aus, die das Problem der Unterschiede ausklammert.
Alle an einem Tisch bei MC-Donalds zu sitzen und zu lächeln, weil wir uns alle
so gut über die Hamburger verstehen, reicht einfach nicht aus.
Die
Unterschiede zu sehen bedeutet auch noch nicht, dass man damit leben kann. Wir
müssen das Bewusstsein für die Diversität aufbauen, gestalten und innovativ und
kreativ ausweiten. Gerade wenn wir Unterschiede analysieren, sie kennenlernen,
lernen wir wahre Toleranz und bleiben nicht in der Pseudotoleranz der Menschen
verfangen, die behaupten, wir wären alle Menschen, alle gleich und würden uns
alle lieb haben. Gleichberechtigung, Toleranz und Liebe sind niemals
Ausgangssituationen, sondern stets Errungenschaften von Menschen, die sich
diese ethischen und menschlichen Tugenden erkämpft haben. Und dieser harte Weg
führt über die eigene Identitätsfindung hin zum Kennenlernen des Anderen und
zur Wahrnehmung und zum empathischen Verständnis der Unterschiede. Diese
Unterschiede kann man auf vielen Ebenen wahrnehmen.

Jeder von uns hat seinen
ganz persönlichen Zugang zu ihnen, ob nun visuell, auditiv, intellektuell,
emotional oder über andere Dimensionen. Das Studium der Literatur, Religion,
Philosophie, Kunst, Musik und Geschichte stellt für mich den Meisterweg dar, um
im wahren Sinne des Wortes auf Unterschiede zu stoßen und sich mit ihnen
konstruktiv auseinanderzusetzen. Unterschiede weisen aber eine wichtige
Besonderheit auf: sie finden sich nicht an der Oberfläche, sondern in der
Tiefe. Es reicht nicht aus, einen Unterschied oberflächlich wahrzunehmen. Es
geht darum, hinter die Kulissen zu sehen, um sich diesen Unterschied auch
wirklich bewusst zu machen. Das Bewusstsein des Unterschiedes gilt für mich persönlich
als die erste Stufe, um ihn auch wirklich zu verstehen. Und Verstehen
involviert sei es die rationale als auch die emotionale Dimension.  Und Verstehen führt auch dazu, dass ich
tagtäglich seine, wo die Grenzen meiner Toleranz liegen und diese nicht
verdränge.