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Sonntagspanorama # 8 von Claus Folger


Liebe Leserinnen
und Leser,
Professor Peter Bofinger begutachtet als einer der Fünf
Weisen die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland. Er fordert in
einem Spiegel-Interview mit folgenden
Argumenten die Abschaffung des Bargelds:
·      
„Münzen und Geldscheine sind bei den heutigen
technischen Möglichkeiten ein Anachronismus.
·      
Es geht viel Zeit verloren, wenn Leute vor Ihnen
an der Ladenkasse nach Kleingeld suchen und die Kassiererin nach Wechselgeld.
·      
Die Märkte für Schwarzarbeit und Drogen werden
ausgetrocknet.
·      
Mit 500-Euro-Noten wickeln lichtscheue Gestalten
ihre Geschäfte ab.
·      
Die
Notenbanken haben es einfacher, ihre Geldpolitik durchzusetzen. Derzeit können
sie die Zinsen kaum nennenswert unter null Prozent drücken, da die Anleger
sonst Bargeld horten. Gibt es kein Bargeld mehr, entfällt die Nullzinsgrenze.“

 Quelle: cicero.de
Große Preisfrage an das Publikum:  Welche vier Gründe sind fadenscheinig und
vorgeschoben? Welcher Grund ist stichhaltig?
Finanzwissenschaftler Lars Feld, auch einer der Fünf
Weisen, sagt in einem FAZ-Gespräch
dagegen Bemerkenswertes: „Bargeld ermöglicht es den einzelnen Bürgern, sich dem
Zugriff des Staates zu entziehen, gerade dann, wenn dessen Vorgaben nicht
legitim sind. Das gilt auch für
Schwarzarbeit. Diese hat zwar die illegale Dimension der Steuerhinterziehung
und des Sozialbetrugs, allerdings ist Schwarzarbeit nicht selten für die
Betroffenen auch die letzte Möglichkeit, überhaupt einen Lebensunterhalt zu
verdienen.“
Die Ukraine – gestern:
„Für Hitler wie Stalin war die Ukraine mehr als eine
Nahrungsquelle. Sie war der Ort, der es ihnen ermöglichen würde, die Regeln der
traditionellen Ökonomie zu durchbrechen, ihre Länder aus Armut und Isolation zu
führen und den Kontinent nach ihrem Ebenbild umzuformen. Ihre Programme und ihre Macht hingen von der Kontrolle des fruchtbaren
ukrainischen Bodens und seiner Millionen von Landwirten ab.
1933 sollten
Millionen Ukrainer in der größten menschengemachten Hungersnot der Geschichte
sterben. Das war der Beginn der besonderen Geschichte der Ukraine, aber nicht
das Ende. 1941 eroberte Hitler sie von Stalin und versuchte seine koloniale
Version zu verwirklichen, indem er Juden erschießen und sowjetische
Kriegsgefangene verhungern ließ. Die Stalinisten kolonisierten das eigene Land,
die Nazis kolonisierten die besetzte sowjetische Ukraine, und für ihre Bewohner
reihte sich ein Leiden an das nächste. Während Hitler und Stalin gleichzeitig
an der Macht waren, starben mehr Menschen in der Ukraine als irgendwo sonst in
Europa oder auf der Welt.“ Quelle: Bloodlands,
Timothy Snyder.

Die Ukraine – heute:
„Wie auch Georgien spielt die Ukraine eine wichtige
geostrategische Rolle auf dem Schachbrett der globalen Macht für die USA. Die
Ukraine liegt strategisch ideal, nah an Europa, gut erreichbar, mit dem Ziel
der Eindämmung Russlands. Die Ukraine verfügt zudem über bedeutende
Rohstoffressourcen: Es gibt beträchtliche Mengen an Schiefergas, wofür sich
amerikanische Konzerne interessieren. Außerdem
ist die sogenannte „Schwarze Erde” stark begehrt.
Die Ukraine war wegen ihres fruchtbaren Bodens die Kornkammer der
Sowjetunion. Monsanto interessiert sich schon seit langem für diese
gigantischen Anbaugebiete.
Den USA geht es also offensichtlich darum,
größeren wirtschaftlichen Einfluss auszuüben. Mit der neuen Regierung unter
Jazeniuk ist das erstmals wirklich gelungen. Die neue Regierung verfolgt eine
neoliberale Politik. Politische Schlüsselpositionen sind in ausländischer Hand:
Eine Amerikanerin ist Wirtschaftsministerin, ein Litauer der Finanzminister und
der Gesundheitsminister ist Georgier. Alle haben in den USA gelebt, sind
Repräsentanten dieser neoliberalen Ideologie. Aber die neoliberale
Austeritätspolitik in der Ukraine führt in meinen Augen zwangsläufig zu einer
sozialen Katastrophe ähnlich wie in Griechenland. Die Ukraine kann nun
regelrecht geplündert werden, so wie es zuvor die korrupten Oligarchen taten,
die eng mit Russland und dem korrupten, geflüchteten Präsidenten Janukowitsch
zusammengearbeitet hatten.“ Der investigative Autor Jürgen Roth auf info.arte.tv
Während sich also
amerikanische und russische Oligarchen auf Kosten der ukrainischen Bevölkerung
gegenseitig auszustechen versuchen, brechen die deutschen Exporte nach Russland
wegen den von den USA orchestrierten, westlichen Sanktionen weiter ein. Laut
des Statistischen Bundesamts sanken im ersten Quartal die deutschen
Russland-Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahr um 34%. Aber auch die Einfuhren
fielen um fast 30%.
Ein ägyptisches
Gericht
hat den
früheren Ex-Präsidenten Mohamed Mursi wegen Spionage zum Tode verurteilt
. Dass westliche Regierungen bislang
kaum eine Reaktion auf das Urteil zeigten, sei kein Zufall, meint die islamisch-konservative
Istanbuler Tageszeitung Yeni Şafak: „Natürlich
war die Demokratisierung von Ägypten, das jahrzehntelang von Diktatoren geführt
wurde, für einige Mächte inakzeptabel. Sie hatten das Beispiel der Türkei vor
Augen, die sich nach der Demokratisierung ihrer Kontrolle entzog, sich
entwickelte und erstarkte. (…)
Die einzigen
politischen Bewegungen in der Region, die auch einen gesellschaftlichen
Rückhalt haben, sind die islamischen Bewegungen, die eine kritische Haltung
gegenüber der Weltordnung einnehmen. Deshalb wird die These verbreitet, dass
freie Wahlen in der Region, vor allem in Ägypten, für Chaos sorgen würden
Ein amerikanisches
Gericht
hat Dschochar Zarnajew (21), der den Anschlag
auf den Boston-Marathon mit drei Toten und vielen Verletzten verübt haben soll,
zum Tode durch eine Giftspritze verurteilt.
In einem Schauprozess wurde Zarnajew unter anderem der Einsatz von
Massenvernichtungswaffen vorgeworfen. Massenvernichtungswaffen sind nach wikipedia „chemische, biologische,
radiologische und nukleare Waffen, mit denen der Gegner militärisch behindert
oder ausgeschaltet werden soll“.
Unbestätigten Gerüchten zufolge soll
Zarnajew als elfjähriger Bub die Massenvernichtungswaffen aus dem Erdloch ausgegraben
haben, wo sie Saddam Hussein bis zuletzt vor George Bush versteckt hielt. 
Quelle: rp.online

Das schwarze Schaf der Woche 
„Fleisch, Kraft, Gesundheit.“
Werbebotschaft
einer Frankfurter Metzgerei.
Greenpeace schreibt: „Um ein Kilogramm Schweinefleisch zu
erhalten, müssen fünf Kilogramm Viehfutter produziert werden. Da der Fleischkonsum weltweit steigt,
werden Jahr für Jahr riesige Flächen artenreiche Wälder gerodet
, um darauf
Viehfutter statt Lebensmittel anzupflanzen und das wirkt sich verheerend auf
die Welternährungssituation aus. Gemessen
an der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche werden unglaubliche 80 Prozent
für die Viehproduktion und den Futtermittelanbau verwendet. Dabei machen
tierische Lebensmittel nicht einmal 20 Prozent der weltweiten Nahrungsenergieversorgung
aus. Ein Drittel der weltweiten Getreideernte verschwindet im Tiermagen
.
Die Flächen, auf denen Tierfutter wie Getreide, Mais und Soja angebaut wird, könnten
um ein Vielfaches effizienter für die menschliche Ernährung in Form von
Pflanzen verwendet werden. Die weltweite
Tierhaltung gehört mit rund 20 Prozent der Treibhausgasemissionen zu den

wichtigsten Verursachern

der globalen Erwärmung.
Dazu gehören sowohl direkte Emissionen wie z.B. aus
dem Magen freigesetztes Methan bei Rindern, vor allem aber Emissionen bei der
Futtererzeugung inklusive Abholzungen zur Landumwandlung. Vor allem Wiederkäuer
haben einen extrem hohen CO2-Ausstoß: Pro Kilo Rindfleisch werden umgerechnet
13,3 Kilo CO2 freigesetzt. Zum Vergleich: Die gleiche Menge Mischbrot
produziert 0,75 Kilo CO2, Äpfel 0,5 Kilo CO2, und Tomaten 0,2 Kilo CO2.“ Sehen
Sie auch den Lektüretipp der Woche unten.
Das weise Schaf der Woche
„Fleisch, Kraft,
Gesundheit.“
Werbebotschaft einer Frankfurter Metzgerei.
Die Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong schreibt
über den Übergang der Menschheit von Jägern und Sammlern zu Ackerbauern: „Skelettfunde zeigen, dass die pflanzliche
Ernährung Menschen hervorbrachte, die einen Kopf kleiner waren als die
fleischessenden Jäger. Sie neigten zu Blutarmut, Infektionskrankheiten,
fauligen Zähnen und Knochenanamolien.“
Quelle: Im Namen Gottes, Religion und Gewalt.
Bio-Fleisch kann so richtig lecker und gesund sein. Und
erst die viel positivere Klimabilanz, da der Biolandbau auf den Einsatz von
energieintensiven Kunstdüngern und giftigen Pestiziden verzichtet!
Mein Lektüretipp
der Woche:
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/publikationen/landwirtschaft/140108_bund_landwirtschaft_fleischatlas_2014.pdf
Claus Folger
Frankfurt am Main
Wir freuen uns auf Ihre Kommentare hierzu.
dankend
Dr. phil. Milena Rampoldi von ProMosaik e.V.