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Hanno Schedler der GfbV in Göttingen über die Sklaverei in Mauretanien

Guten Abend aus der Redaktion von ProMosaik e.V.,


heute möchte ich Ihnen das Interview unserer Redaktion mit Herrn Hanno Schedler der GfbV in Göttingen vorstellen. Wir haben mit ihm Kontakt aufgenommen, um mit ihm über die Situation der Sklaverei in Mauretanien und die Menschenrechtsbewegung von Biram Dah Abeid von IRA zu sprechen, der sich immer noch in Haft befindet.

Informationen über die Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen finden Sie hier: www.gfbv.de





Wie Sie bereits wissen, hat ProMosaik e.V. bereits einige Bücher über die Notwendigkeit der Umsetzung des islamischen Egalitarismus veröffentlicht, um den Kampf der Menschenrechtler im kleinen westafrikanischen Lande auch im deutschsprachigen Land zu verbreiten. Denn Information und Druck aus dem Ausland auf die Regierung können vieles bewirken, um die notwendigen Reformen gegen den Missbrauch des Islam zwecks Rechtfertigung einer vorislamischen Kastengesellschaft umzusetzen.


Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und für Ihre Kommentare an info@promosaik.com


dankend


Dr. phil. Milena Rampoldi von ProMosaik e.V.




Dr. phil. Milena Rampoldi:  ProMosaik e.V. bekämpft in ihren Büchern die
Sklaverei im Namen des Islam und des islamischen Egalitarismus. Sehen Sie
Chancen, dass dieser Ansatz auch in Mauretanien zum Durchbruch gelangen kann?

Hanno Schedler: Biram Dah Abeid, Präsident der Initiative pour la Résurgence du Mouvement Abolitionniste (Initiative zur Wiederbelebung der Abschaffungsbewegung, IRA-Mauretanien) und unser langjähriger Partner, ist gläubiger Muslim. Er wendet sich gegen Interpretationen islamischen Rechts, die Sklaverei rechtfertigen. Der ungeheure Zuspruch aus der Bevölkerung, den Biram Dah Abeid und seine Organisation in den letzten Jahren erfahren haben, ist auch ein Zuspruch für einen egalitären Islam, der Sklaverei kategorisch ablehnt und den Missbrauch von Religion durch Sklavenhalter und Sklavereiverteidiger auf das Schärfste kritisiert und zurückweist. Organisationen wie die von Biram Dah Abeid, aber auch zum Beispiel SOS Esclaves, versuchen, Menschen, die noch versklavt sind, darüber aufzuklären, dass Sklaverei nicht religiös gerechtfertigt werden kann. Insofern kann der in Ihrer Frage angesprochene Ansatz auf jeden Fall einen ungeheuer wichtigen Beitrag dazu leisten, dass das Phänomen der Sklaverei immer stärker zurückgedrängt wird.





Dr. phil. Milena Rampoldi: Louis Hunkanrin, den wir auch in einem Buch von uns
vorstellen, spricht von der Sklaverei als einer Form der Unterdrückung, die der
Menschlichkeit widerspricht. Wie kann man die Sklaverei durch einen radikalen
Humanismus bekämpfen?

Hanno Schedler: Ein radikaler Humanismus kann den Menschen ihre Rechte bewusst machen. Der darin enthaltene Ansatz der Gewaltlosigkeit, die von Biram Dah Abeid und seinen Mitstreitern gepredigt und gelebt wird, ist der einzige Weg, um die mauretanische Gesellschaft dauerhaft von der Sklaverei zu befreien.


Dr. phil. Milena Rampoldi: Wie wichtig ist Öffentlichkeitsarbeit in Europa für
die Bekämpfung der Sklaverei in Mauretanien und warum?

Hanno Schedler: Öffentlichkeitsarbeit in Europa und weltweit spielt eine große Rolle. Ohne sie gibt es keine Aufklärung von Bevölkerung und Politik über die Lage in einem Land geben, über das bei uns selten berichtet wird. Wir erleben bei Vorträgen und Interviews immer wieder, dass viele Menschen gar nicht wissen, dass Sklaverei noch existiert und in Mauretanien noch hunderttausende Sklaven leben. Ohne Öffentlichkeitsarbeit kann es auch kein Einwirken auf die herrschende Schicht in Mauretanien und Unterstützung von  mauretanischen Menschenrechtlern durch andere auswärtige Regierungen und Zivilgesellschaften geben. Aufklärung darüber, dass ein offizielles Verbot von Sklaverei nicht automatisch mit einem tatsächlichen Verbot und der Bestrafung von Sklavenhaltern einhergeht, ist ebenfalls sehr wichtig.




Dr. phil. Milena Rampoldi: Was haben Sie bereits mit Ihrer Arbeit im Kampf gegen
die Sklaverei unternommen?

Hanno Schedler: Wir publizieren regelmäßig Pressemitteilungen zu aktuellen Entwicklungen in Mauretanien, haben mehrere Reporte zum Thema Sklaverei in Mauretanien veröffentlicht. Im Jahr 1982 gaben wir ein Buch mit dem Titel “Die Haratin. Mauretaniens Sklaven” des Autors John Mercer heraus. In Vorträgen und Interviews informieren wir Medien und Öffentlichkeit über die Situation der Sklaven und der Anti-Sklaverei-Aktivisten. Wir begleiten Anti-Sklaverei-Aktivisten zu Treffen mit Politikern und vermitteln ihnen Medienkontakte. Wir schlugen Biram Dah Abeid für mehrere Menschenrechtspreise vor: Im Jahr 2011 erhielt er den Menschenrechtspreis der Stadt Weimar und 2013 erhielt er den nur alle fünf Jahre vergebenen Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen. Über den “Förderverein” für bedrohte Völker” unterstützen wir die Arbeit der IRA-Mauretanien dazu finanziell.


Dr. phil. Milena  Rampoldi: Welche Ziele verfolgen Sie in diesem Bereich in der
nahen Zukunft?

Hanno Schedler: Die Freilassung von Biram Dah Abeid und Brahim Bilal Ebeid ist derzeit dass unmittelbar wichtigste Ziel. Die beiden sind derzeit in Haft. Sie wurden im Januar 2015 von einem mauretanischen Gericht wegen vermeintlicher Anstiftung zu einer „Rebellion“ zu jeweils zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Der Staat versucht immer wieder, die Arbeit von Menschenrechtsorganisationen zu kriminalisieren, in dem er ihre Veranstaltungen als illegal hinstellt. Ein wichtiges Ziel ist daher die Anerkennung der IRA-Mauretanien als Nichtregierungsorganisation durch die mauretanischen Behörden und ein wirksames Durchsetzen der in Mauretanien bestehenden Anti-Sklaverei-Gesetzgebung.

Dr. phil. Milena Rampoldi: Was bedeutet für Sie Sklaverei und wie würden Sie
diese definieren?



Hanno Schedler: Sklaverei bedeutet für uns der Besitz eines Individuums
durch eine andere. In Mauretanien leben viele Sklaven unter direkter Kontrolle
eines Sklavenhalters, als dessen persönliches Eigentum sie gelten. Sie werden
nicht für ihre Arbeit bezahlt, können sich nicht frei bewegen, arbeiten seit
früher Kindheit für ihre “Herren”, werden vermietet, ausgeliehen, als
Hochzeitsgeschenk vermacht oder an die Kinder der “Besitzer” weitergegeben.
Der Zugang zu Bildung wird den Sklaven systematisch verwehrt. Sklaverei gehört
zu dem Schlimmsten, was Menschen anderen Menschen antun können.