General

Die Refuzniks – eine kleine Hoffnung auf den Frieden in Nahost?

Von Milena Rampoldi, ProMosaik. Anbei mein Interview mit der
pro-palästinensischen Aktivistin Olivia Zemor von Europalestine zum Thema der
israelischen Refuznik zwecks Hervorbringung einer kleinen Veränderung im
militaristischen und kolonialistischen System in Israel.  


Wer sind die Refuzniks und woher stammt dieser Begriff ?
Heute versteht man unter den Refuzniks
die jungen Israelis, die den Wehrdienst in der Besatzungsarmee verweigern und
diese Verweigerung auch offen bekennen (viele andere hingegen machen sich aus
dem Staub, um dem Wehrdienst zu entkommen, ohne ihre Verweigerung öffentlich
bekanntzugeben).
Der Begriff stammt aus dem
Russischen (Otkaznik: „отказник“; dieser stammt wiederum vom
Substantiv „отказ“ Verweigerung, Widerspruch, ab). So nannte man die Menschen,
denen die Behörden der Sowjetunion ein Visa verweigerten. Es handelt es sich in
diesem Falle im Besonderen (wenn auch nicht nur) um sowjetische Juden.
Warum sind die Refuzniks wichtig für einen Wandel in der
israelischen Gesellschaft?
Die israelischen Refuznik sind sehr
wenige und wissen, dass ihre Zahl nicht ausreicht, um in der israelischen
Gesellschaft etwas zu ändern. Aber sie bleiben mutige Oppositionelle, die
lieber einige Wochen oder Monate in Haft sitzen anstatt etwas zu tun, was ihr Gewissen
nicht zulässt.
Es gibt auch so wenig Refuzniks,
weil nur wenige Israelis, die seit ihrer Kindheit die patriotische und
Opferpropaganda („entweder wir oder sie“) über sich ergehen lassen, auch wirklich
in der Lage sind, davon Abstand zu nehmen und sich der Hetze gegen die Araber zu
entziehen.
Welche sind die Schritte, die ein(e) Refuznik in ihrem/seinem
Leben durchläuft?
Ein(e) Refuznik gibt zum Datum
ihrer/seiner Einberufung zum Wehrdienst bekannt, dass sie/er den Wehrdienst
nicht antreten möchte. Sie/er beantragt, als Wehrdienstverweigerer(in) in
Israel anerkannt zu werden, wo es diesen Status aber nicht gibt.
Die Refuzniks werden dann zu einer ersten
Haftstrafe verurteilt, die normalerweise drei Wochen dauert. Dann werden sie hochrangigen
Militärs vorgeführt, die sie auffordern, das Ganze zu begründen. Die Begründungen
werden im Allgemeinen nicht akzeptiert, und die Refuzniks wandern erneut über
mehrere Wochen in Haft. Dieser Haftzeitraum kann mehrmals wiederholt werden.
Wie viele Refuzniks gibt es und wer unterstützt sie?
Die Refuzniks sind vielleicht 1 bis
3 Jugendliche pro Jahr, die gleichzeitig in Haft kommen. Wir kennen einige
Dutzende.
Sie werden vom israelischen Verein
Masarvot unterstützt.
Die Mehrzahl der Refuzniks sind seit
einigen Jahren Frauen. Warum?
 
Vielleicht befürchten die Männer
immer noch mehr als die Frauen, als schwach und als Vaterlandsverräter denunziert
zu werden. Vielleicht sind die Frauen auch sensibler gegenüber jeglicher Form von
Gewalt, die in der israelischen Gesellschaft vor sich geht und Folge der
Besatzung, ihrer Brutalität und ihrer entmenschlichenden Beschaffenheit ist.
Wie kann man die Bewegung der Refuzniks aus dem Ausland
unterstützen ?
Es ist wichtig, die Refuzniks zu
unterstützen, um aufzuzeigen, dass alle Juden und alle Israelis nicht
automatisch die Politik des israelischen Staates unterstützen.
Man muss über sie sprechen, ihre
Fotos veröffentlichen, ihnen schreiben, um ihnen Komplimente zu machen und sie
zu ermutigen. Man kann sie auch finanziell unterstützen, denn sie bringen
ein wesentliches, finanzielles Opfer, indem sie auf alle Vorteile verzichten,
die mit dem Militärdienst zusammenhängen (Studienstipendien, kostenlose Studentenunterkünfte…)
Zahlreiche Refuzniks fordern zum
Boykott gegen Israel auf. Sie zu unterstützen bedeutet auch, die internationale
BDS-Kampagne zu erweitern.