CORONA-PANDEMIE – Rassistische Diskriminierung um 70 Prozent gestiegen
Von Migazin,
12.01.2021. Die Corona-Pandemie hat die Zahl von Diskriminierungsfällen
deutlich erhöht. Das teilt die Anti-Diskriminierungsstelle des Bundes mit. Bei
rassistischen Diskriminierungen gab es Oktober 2020 eine Zunahme von mehr als
70 Prozent.
Die
Corona-Pandemie hat nach Angaben der Anti-Diskriminierungsstelle des Bundes zu
einer deutlichen Zunahme der Diskriminierungsfälle geführt. Corona habe „für
die Diskriminierung einzelner Gruppen von Menschen wie ein Brandbeschleuniger
gewirkt“, sagte Leiter Bernhard Franke dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“.
Die Zahl der Beratungsanfragen bei der Anti-Diskriminierungsstelle sei
drastisch angestiegen. Bis Ende November seien mehr als 6.000 Fälle registriert
worden, gegenüber 3.200 Fällen im Vergleichszeitraum 2019.
Bei
rassistischen Diskriminierungen habe es bis Oktober eine Zunahme von mehr als
70 Prozent gegeben. Dabei seien zunächst vor allem Menschen mit asiatischem
Aussehen diskriminiert, angepöbelt und teilweise mit Gewalt angegangen worden,
sagte Franke weiter. „Ihnen wurde der Zugang zu Geschäften versagt mit der
Bemerkung, man wolle sich nicht Corona ins Haus holen. Auch Sinti und Roma
waren betroffen, deren Wohnhäuser publikumswirksam abgeriegelt wurden.“
Türken
und Araber unter Generalverdacht
Zudem
fühlten sich Franke zufolge Menschen mit türkischem oder arabischem Hintergrund
unter Generalverdacht gestellt, weil einzelne Hochzeitsfeiern zu
Infektionssprüngen geführt hatten. Dabei sei ja auch anderswo gefeiert worden,
in bayerischen Dörfern zum Beispiel. „Und das Virus unterscheidet nicht
zwischen Ethnien – in Neukölln genauso wenig wie in Hildburghausen.“ In Krisen
gebe es aber die Tendenz, Sündenböcke zu suchen.
Es habe
auch eine Reihe von Anfragen wegen der Maskenpflicht gegeben, vor allem von
Menschen, die wegen einer Behinderung keinen Mund-Nasen-Schutz tragen können.
Allerdings hätten sich auch Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker wegen
der Maskenpflicht als Diskriminierungsopfer stilisiert. „Wenn Maskengegner sich
mit Pseudo-Attesten ausstatten, die sie zum Beispiel aus dem Internet
ausdrucken, geht das auf Kosten der Menschen mit Behinderungen, die tatsächlich
Probleme haben.“ (epd/mig)