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«Entrüstet Euch über die Rolle der USA in Jemen»

Urs P. Gasche, Infosperber, 11. Okt 2018 – «New York Times-Kolumnist Nicholas Kristof: «Die USA tragen zur grössten humanitären Krise bei. Unser Verhalten ist gewissenlos.»
«Die USA helfen weiter zu töten, Menschen zu Krüppeln zu schiessen und Kinder verhungern zu lassen», empört sich der Kolumnist der NYT.
Stets ist von der «saudischen Koalition» die Rede, welche Jemen seit mehr als drei Jahren bombardiert. Die entscheidende Rolle der USA wird meist ausgeklammert.
Doch ohne amerikanische Waffen, ohne die US-Logistik und ohne das Auftanken saudischer Bomber in der Luft durch US-Flugzeuge müsste schon längst eine politische Lösung gefunden werden.
Das Zerstören eines Schulbusses mit Lockheed Martin-Bomben im August, bei dem 51 Kinder umkamen, habe in den USA ebenso wenig zu einem Umdenken geführt wie das frühere Töten von 155 Trauergästen mit US-Bomben oder von 97 Zivilisten auf einem Markt, erklärt Nicholas Kristof. «Weil wir iranische Ajatollaha nicht mögen, lassen wir jemenitische Schulkinder sterben.»
Auch viele Überlebende würden physisch und psychisch lebenslänglich leiden. Schon vor einiger Zeit sprach die UNO von der «grössten gegenwärtigen humanitären Katastrophe». Millionen von Menschen hungern und erkranken. Millionen haben ihre Dörfer und Städte verlassen. Nach Angaben der Uno befinden sich über zwanzig Millionen Menschen in Not und wären dringend auf Hilfe angewiesen. Wasser- und Stromversorgung sind in vielen Gebieten zerbombt. Ebenso die wirtschaftliche und sanitäre Infrastruktur in diesem eh armen Land.
David Milibrand, der Präsident der Internationalen Hilfsorganisation für Flüchtlinge und frühere britische Aussenminister erklärte: «Diese humanitäre Krise ist nicht der Preis, um einen Krieg zu gewinnen. Denn keine Seite gewinnt diesen Krieg ausser extremistische Gruppen.»
Saudis verhindern den Zugang von Journalisten
Nicholas Kristof versucht seit zwei Jahren vergeblich, von den Saudis eine Reisebewilligung zu erhalten, aber die Saudis würden den Hilfsorganisationen verbieten, Journalisten mitzunehmen. Doch nur weil es höchstens einzelnen Journalisten gelingt, aus Jemen selber zu berichten, sollte das Schicksal von Millionen von Jemeniten in den Medien nicht vergessen gehen.
Fazit von Kristof:
«Beide Seiten dieses Bürgerkriegs sind für Brutalitäten verantwortlich. Der einzige Ausweg ist eine Verhandlungslösung. Aber der saudische Kronprinz zieht eine Hungersnot und eine Zerstörung aller staatlichen Einrichtungen vor. Und je mehr Waffen die USA ihm liefern, desto länger wird das Elend weiter gehen. Wir sollten die Saudis nicht aufmuntern, sondern unseren Einfluss geltend machen.»
Tatsächlich aber seien die USA nicht besser als die Russen, Chinesen oder als Myanmar: Die Russen würden Menschenverletzungen in Syrien tolerieren, die Chinesen unterdrückten eine Million sunnitische Uiguren, Myanmar sei wahrscheinlich für einen Völkermord verantwortlich – und die USA und Grossbritannien würden Saudi-Arabien dabei helfen, in Jemen Kriegsverbrechen zu begehen.
Damit seien vier der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beteiligt [Russland, China, USA, Grossbritannien].
In den USA würden viele Menschen in Wut ausbrechen wegen Trumps Lügen und wegen unentschuldbaren Tweets-Kommentaren. Das soll man tun, meint Kristof. Aber die Wut sollte sich auch gegen etwas viel Ungeheuerliches richten: «Wie wir Kinder verhungern lassen und die grösste humanitäre Krise noch verschlimmern.»