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Treblinka 4_6: «Abhängig vom Tötungsprozess»

Jürgmeier / 19. Aug 2018
Er war einer der vielen, die nach Treblinka deportiert wurden. Richard Glazar. Einer, der zurückkam. Das waren nicht viele.

Lesen Sie hier die anderen Teile von «Treblinka».
Massenmord und Widerstand sind das Menschenmögliche –
Erinnerungen an eine Vergangenheit, in der Hoffnung, 
dass es keine Erinnerungen an Zukünfte werden
Wer sich das Unvorstellbare – Richard Glazar nennt Treblinka auch ein «Mysterium» oder ein «grauenhaftes, schauderhaftes Märchen» – vorstellen will, muss in seinem oder ihrem Kopf Platz schaffen für Bilder, die anders sind als jene aus Film und Fernsehen, die uns so beunruhigend vertraut erscheinen. Anders auch als das bekannte Lagerkleid aus Dachau, das der Gewerkschafter und Sozialdemokrat Albert Mülli – nachdem er es, auch irgendwann in den Achtzigerjahren, in einer Stadtzürcher Wohnung aus dem Schlafzimmer geholt und mir gezeigt – in die Garderobe neben meine Lederjacke hängt. Und für einen kurzen Moment des Erschreckens wird real, was ich bis zu diesem Zeitpunkt nur aus Büchern und Filmen gekannt.
Die «Arbeitsjuden» in Treblinka trugen keine Häftlingskleidung. Wenn die Transporte gekommen seien, hätten sie sich Kleider nehmen dürfen. Die seien ja in Hülle und Fülle vorhanden gewesen. «Die zukünftigen Toten, die brauchen doch keine Kleidung.» (4) Schildert Richard Glazar die mörderische Wirklichkeit und zeichnet eine beklemmend irritierende Szenerie. «Ich habe Reithose aus feinster Gabardine angehabt, blank geputzte schwarze Stiefel, darauf habe ich immer geachtet, gelbes Flanellhemd, Jacke aus grünem Samt und um den Hals ein buntfarbiges Seidentuch. So habe ich die Sachen sortiert, die Leichen zum Verbrennen geschleppt, aus den Waggons.» Es habe auch den SS-Leuten «imponiert, wenn in der Misere einer gut aussieht, gut gekleidet ist, immer rasiert.» (4)
«Das wertvolle Nebenprodukt»
Auf dem Sortierungsplatz, schreibt er, habe er irgendwann ein «Ledertäschchen mit komplettem Rasierzeug» gefunden. «So klein, dass man es in die Tasche stecken konnte. Es muss ein praktischer Mensch gewesen sein, der so etwas für den Transport mitnahm. Seitdem trage ich das kleine Rasierzeug immer bei mir.» (1) Und er hatte es auch dabei, als sie von jenem Teich in der Nähe Treblinkas westwärts flohen, durch den ganzen Krieg hindurch trug er es immer bei sich. «Das Rasierzeug in dem kleinen Etui hat für uns einen viel grösseren als nur praktischen Wert. In die rundliche Rasierseife sind vier kleine Brillanten eingedrückt. Von Willy Fürst und Salo Sauer, den beiden ‹Goldjuden›, bekamen wir sie am Vorabend des Aufstands.» Für den Notfall, gewissermassen. Aber Karl Unger und er trafen eine Abmachung: «Wenn wir überleben sollten, dann müsse es ohne Hilfe dieser Brillanten sein. Niemals würden wir sie anders als zum Andenken verwenden.» (1) Aus den Brillanten fertigten die beiden «Zwillinge» später zwei gleiche Ringe, jeder einen für seine Frau. 2018 gibt Richard Glazar, der Sohn, an, das Ledertäschchen sei jetzt im tschechischen Staatsarchiv, die Brillanten «in unserem Besitz» (6).
«Was machen Sie, wenn man Ihnen sagt und Sie zwingt, morgen, übermorgen mit 25 Kilo in den Transport zu gehen – was nehmen Sie mit?» (4) Die Frage, gestellt von Richard Glazar, 1987, in einer Wohnung im Kanton Basel-Land, ist für mich eine hypothetische und ist es, zum Glück, bis heute geblieben. Aber die Hunderttausenden, die nach Treblinka deportiert wurden, die packten ein: «Warme Kleidung, die beste Kleidung, praktische Sachen für den Alltag … und das Wertvollste, was Sie haben … Geld, Gold, Schmuck.» Immens sei der Reichtum gewesen, der sich in Treblinka angehäuft habe. Auch «Kleidungsstücke, an denen es überall mangelte». (4) Mitten im Krieg. Und die ganze Gegend, weit und breit, «schmarotzt auf diesem mit Mammon verseuchten Schlachthof. Alle haben Interesse daran, dass Treblinka weiter bestehe, dass es das wertvolle Nebenprodukt abwerfe – Geld, Gold, Diamanten». (1)
Irgendwann stellt der Schreibende dem Mann, der aus Treblinka zurückkam, die Fragen, die dem in der Gemütlichkeit Geborenen und in nachhaltiger Beschaulichkeit Lebenden eigentlich nicht zustehen. Die sich ihm, aufgrund des Gehörten, aber unwiderstehlich aufdrängen.
«Kein Platz für starke Gefühle, kein Platz, um Widerstand zu leisten»
Was waren Ihre Gefühle gegenüber diesem Geschehen? Sie haben am ersten Tag erkannt – da werden diese Leute zu Tausenden umgebracht. Sie haben ja dann, ich muss mir das so vorstellen, jeden Tag gesehen, wie die Leute gekommen sind, und Sie wussten, die sind tot. Hat es da Impulse gegeben, etwas zu tun, denen zu helfen?
«Die erste Zeit habe ich überhaupt keinen anderen Gedanken gehabt – nur irgendwie von einer Minute auf die andere überleben. Kein Platz für starke Gefühle, kein Platz, um etwas zu unternehmen, kein Platz, um Widerstand zu leisten.»
Haben Sie denn beispielsweise mit den Leuten, die in diesen Zügen gekommen sind, haben Sie mit denen gesprochen, wenn Sie da arbeiten mussten?
«Das ist nicht einmal, das ist ein paar Mal passiert. Als die Leute aus den Zügen gestiegen sind, dass einer von uns – aus Verzweiflung, um überhaupt etwas zu unternehmen – zwar nicht gebrüllt hat, weil die deutschen SS und die ukrainischen SS, die waren da, aber gezischt hat: ‹Leute, ihr geht alle auf den Tod, nehmt euch zusammen, los, stürzen wir uns auf die!› Wissen Sie, was passiert ist? – Alle, fast alle haben ihn angeschaut wie einen Verrückten, oder nicht einmal das, sie haben nicht einmal dazu die Zeit gehabt, in dem Durcheinander, dem Tumult. Jeder hat zuerst nach seinen Kindern geschaut, nach seiner Frau und nach seinem Gepäck. Das war seine grösste Sorge, und das ist jedem zum Verhängnis geworden. Dann haben wir gesehen – so geht das nicht, spontan kann da nichts passieren. Das muss durchdacht, das muss irgendwie planmässig ausgeführt werden.»
Ich denke mir, dass es in dieser «Tötungsfabrik» für Sie und die anderen, die überlebt haben, einen ganz schwierigen Konflikt gegeben hat. Einerseits hätten Sie nicht überleben können, wenn Sie die Arbeiten, die man Ihnen abverlangte, nicht gemacht hätten; um zu überleben, mussten Sie sich an diesem Geschehen beteiligen. Andrerseits gab es schon erste Ideen und Versuche, Widerstand zu leisten. Aber der, erkannten Sie, musste in gewisser Weise rational, vernünftig, geschickt sein. Dann könnte man aber auch irgendeine Verzweiflungstat machen, um nicht mitschuldig zu werden. Da ist doch eine gewisse Spannung – hatten Sie nicht zeitweise das Gefühl, ich mache mich mitschuldig am Mord dieser Leute, wenn ich einfach weiterarbeite?
«In der ersten Phase habe ich, und soviel ich vernehmen konnte, die anderen auch, haben wir uns nicht irgendwie mitschuldig gefühlt. Es ging nur darum, irgendwie, von einer Minute auf die andere, durchzuhalten. Es sind Leute von uns verschwunden, kaum hatten wir sie wahrgenommen. Erschossen worden. Oder einer, da kann ich mich erinnern, der ist zu den SS gegangen und hat offen gesagt, er möchte um das gleiche Schicksal bitten wie seine Familie, er wolle seiner Familie folgen – in die Gaskammer… Und selbstverständlich, sehr, sehr oft stand ich da beim Appell und habe zu mir selber gesagt, warum stürzt sich nicht einer von uns auf diesen SS-Mann, der heute zwei, drei von uns gequält und erledigt hat, fertiggemacht, getötet, ermordet hat, warum stürzt sich, in diesem Moment, nicht einer von uns auf ihn, reisst ihm den Revolver aus dem Halfter und erschiesst ihn. Warum einer, warum nicht du, das heisst, warum nicht ich? – Aber es kam nicht dazu. Sie können es Mangel an Mut nennen. Sie können es aber auch Mangel an Fähigkeit nennen. Wissen Sie, es braucht auch gewisse Fertigkeiten dazu, gewisse Schulung vielleicht, wie man so einen Revolver entreisst, wie man ihn schnell entsichert und den anderen erschiesst, und diese Fertigkeit hat niemand von uns gehabt…
«Jetzt sind wir eigentlich eingearbeitet, um
fabrikmässig Totengräber eigener Leute zu sein»
…Irgendwann im Herbst 42 haben wir die Auswirkungen des neuen Kommandanten, Franz Stangl, gemerkt. Man hat aufgehört, wahrscheinlich auf seinen Befehl, uns, die Arbeitssklaven, so oft auszuwechseln, zu erschiessen, wieder neue aus dem Transport zu holen, sondern man hat ständige Arbeitskommandos gebildet, eingearbeitete Arbeitskommandos. Ich selber habe damals beim Sortierungskommando gearbeitet, die Sachen sortiert, und musste einspringen, wenn man Tote aus den Waggons wegschleppen musste. Auf einmal, nicht auf einmal, nach und nach haben wir gemerkt, dass wir tatsächlich Teil der Tötungsmaschinerie sind. Zuerst war es uns willkommen, dass wir besser behandelt wurden, aber das ist zurückgetreten hinter das Gefühl, jetzt sind wir eigentlich eingearbeitet, um fabrikmässig Totengräber eigener Leute zu sein. Und dann im späten Herbst kam es zu Versuchen, aus Treblinka auszubrechen. Aber nach dem Fluchtversuch einer Gruppe hat uns der damalige SS-Oberscharführer Kurt Franz [er löste Franz Stangl im August 1943 als Lagerkommandant ab], er war einer der schlimmsten, angedroht – von jetzt an werden für jeden Fluchtversuch zehn von euch erschossen. Und das war vielleicht auch ein ausschlaggebendes Signal, dass wir gemeinsam etwas unternehmen müssen.» (4)

Lagerplan von Treblinka, gezeichnet von Richard Glazar
(Bild aus Narodní Archiv NAD in Prag) 
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SS-Unterscharführer Franz Suchomel behauptet gegenüber Gitta Sereny, er habe Richard Glazar und anderen, ein paar Tage vor dem Aufstand im August 1943, empfohlen auszubrechen. «Sie erwiderten, sie könnten das nicht, weil es zu schrecklichen Massnahmen gegen die anderen führen würde. Wenn Sie das bedenken, so war das schon eine grossartige Einstellung. Und da soll noch jemand sagen, Juden seien nicht mutig! Ich sage Ihnen, ich habe die phantastischsten Juden kennengelernt!» (9) Richard Glazar hat das laut Sereny nicht bestätigt: «Ich weiss nichts von einem Rat Suchomels, dass wir ausbrechen sollten. Aber der Aufstand wurde vom November 1942 an geplant.» Hat den um möglichst präzise Darstellung Bemühten in diesem Punkt die Erinnerung getäuscht? Oder wollte sich der SS-Mann in ein möglichst günstiges, in ein judenfreundliches Licht rücken?
Überleben heisst, sich verstricken
Überleben heisst, sich verstricken. Bedeutet in einem Vernichtungslager, Teil von Tötungsprozessen werden. Das macht die Szene in «Shoa» mit Abraham Bomba, einem der Friseure in Treblinka, bis zur Unerträglichkeit deutlich. Anfänglich direkt in der Gaskammer, «ein Raum von etwa vier mal vier Metern» (7), später in der Auskleidungsbaracke hätten sie den Frauen die Haare schneiden müssen. Ein Kapo habe ihnen befohlen: «Friseure, ihr müsst so vorgehen, dass alle Frauen, die hier eintreten, glauben, dass sie nur einen Haarschnitt bekommen, eine Dusche, und dass sie anschliessend wieder hinausgehen.» Von Lanzmann – der sich entschuldigt «Es muss sein. Ich weiss, dass es hart ist, ich weiss, verzeihen Sie mir» – immer wieder darum gebeten, erzählt er schliesslich, wie die Frau und die Schwester eines seiner Freunde, einem Friseur aus derselben Stadt wie er, in die Gaskammer gekommen seien. «Er versuchte, mit ihnen zu sprechen, aber weder der einen noch der anderen konnte er sagen, dass dies der letzte Augenblick ihres Lebens ist, denn hinter ihnen standen die Nazis, die SS, und er wusste, dass er das Schicksal dieser beiden Frauen teilen würde, die schon so gut wie tot waren, wenn er nur ein Wort sagte. Und doch tat er für sie das Beste, blieb eine Sekunde, eine Minute länger bei ihnen, umarmte und küsste sie. Denn er wusste, dass er sie nie wiedersehen würde.» (7)
Um zu überleben, müsse man «in so einem Lager … Sachen machen, wo man vor sich selbst dann ausspuckt» (4). Bekennt Richard Glazar. Immer wieder wurden er und seine Kollegen bei der Planung des Aufstands zurückgeworfen. Weil die SS irgendetwas witterte, massgebliche Figuren der Widerstandsorganisation umbrachte, permanent mit mörderischer Vergeltung drohte. Wegen technischer Pannen. Anfang 1943 dann Fleckfieber – auch als «Hunger-, Kriegs- oder Läusetyphus» bekannt (Beobachter). Tausend Leute seien auf sechshundert «dezimiert worden. Selbstverständlich, sobald die SS einen gesehen haben, der sich so dahinschleppt, hat es geheissen ‹Komm, komm, ins Lazarett›», erinnert sich Glazar, der irgendwann selbst angesteckt wurde, aber diesem Schicksal entging, weil seine Erkrankung in die Zeit der, SS-Sprache, «Transportflaute» fiel. «Es sind keine Transporte mehr gekommen, das ganze Lager war leer.» (7) Das bedrohte sowohl die SS-Schlächter als auch die «Arbeitsjuden». Keine Transporte hiess für Letztere Hunger (weil sie sich nicht mehr an den Esswaren der Todgeweihten bedienen konnten) und keine Arbeit. Keine Arbeit würde bedeuten – sie sind die nächsten, weil die Letzten, die übrig geblieben. Und die werden nicht mehr gebraucht. Wer nicht gebraucht wird, muss sterben. Aber auch die SS-Schergen wollten, dass es weiterging, hatten Angst, sie müssten andernfalls an die Front. Hätten sich «alles Mögliche ausgedacht, haben aus uns Baukommandos gemacht, das ganze Lager in einen grossen, fast würde ich sagen, Park umgebaut – gepflasterte Wege, überall bunte Steine, zwar keine Blumen, Blumen wachsen nicht im Sand, alles lackiert, auf der Bahnhofsrampe eine Uhr, die ständig sechs Uhr angezeigt hat, gefälschte Inschriften – ‹Gepäckabfertigung›, ‹Bahnmeisterei›, ‹Zu den Zügen Richtung Bialystok›, ‹Zum Bad› undsoweiter, undsoweiter.» (4) Und für die Kranken hätten sie sogar «eine kleinere Revierstube eingerichtet, mit einem Arzt, den sie schon früher aus dem Transport herausgeholt haben». Das bewahrte Glazar und den ebenfalls erkrankten Unger vor dem tödlichen «Lazarett».
«Morgen wird es mit dem Hunger vorbei sein»
In der Phase des grössten Hungers sei Kurt Franz gekommen und habe verkündet: «Ab morgen rollen die Transporte wieder an!» Erzählt Richard Glazar Claude Lanzmann. «Wir haben nichts gesagt, wir haben uns nur die ganze Zeit angeschaut, und jeder von uns hat gedacht: ‹Morgen wird es mit dem Hunger vorbei sein.›» Da seien sie schon wieder «voll beschäftigt mit Vorbereitungen des Aufstands» gewesen. Bis dann hätten sie überleben wollen. Als die Transporte aus dem «Sammellager in Saloniki» angekommen seien, mit reichen Leuten, die viel mitgebracht hätten, da habe sich «etwas entwickelt, was fürchterlich war …, man hat sich auf die Sachen gestürzt… Die Transporte aus den Balkanländern brachten uns eine fürchterliche Erkenntnis: Wir waren die Fabrikarbeiter in Treblinka…» (7) Sie seien schon «so eingearbeitet» gewesen, dass die etwa 24’000 Juden aus den Balkanländern nach zwei, drei Wochen «weg von der Welt, weg von der Oberfläche verschwunden sind, alles weggeräumt – die Leute, die Sachen von den Leuten, und das Lager stand wieder da, leer wie vorher… (4) Wir waren abhängig von dem ganzen Fabrikationsprozess… das heisst Tötungsprozess in Treblinka…» (7) Das hätten ihnen diese Balkantransporte «so eindeutig, so krass gezeigt». Alle hätten sie Gefühle der Ohnmacht und der Machtlosigkeit, «ein Gefühl von Scham und Schande» gehabt. «Und ein Gefühl, es muss etwas passieren. Es darf keine kleine Aktion sein, es muss die Aktion von allen sein.» (7)
Es dauerte noch Wochen – aber am 2. August 1943 brannte Treblinka. «Auch wenn es schon scheint, dass das Wesen nichts mehr Menschliches an sich hat», erklärt mir Richard Glazar auf die Frage, was ihnen zu diesem Zeitpunkt die Kraft zu dem letztlich waghalsigen Unternehmen gegeben habe, «irgendwo tief in diesem Wesen schlummert doch eine gewisse Reserve, die schöpft keine Macht aus. Diese Reserve mobilisiert sich zu einem Zeitpunkt, an dem es die Macht, die dauernd auf der Hut ist, am wenigsten erwartet. Wir, und besonders die polnischen Juden, waren für die SS das allerletzte Pack, Feiglinge. Sie haben so etwas von diesen Leuten, die für sie keine Menschen waren, nicht erwartet. Es waren so viele unter ihnen, die in ihrem ganzen Leben nie die Hand zur Faust geballt hatten. Diese Leute entschlossen sich doch zu solchem Aufstand.» (4)
Der fünfte Teil von «Treblinka» (Die Rückkehr ins «normale» Leben) erscheint voraussichtlich am 26. August 2018.
Quellen und Anmerkungen
(1) Richard Glazar: Die Falle mit dem grünen Zaun. Überleben in Treblinka, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 1992. (Eine erste Fassung seiner Geschichte hat er, wie Wolfgang Benz in seinem Vorwort schreibt, «bereits unmittelbar nach Kriegsende und vor seiner Rückkehr nach Prag» aufgeschrieben.)
(2) Saul Friedländer: Die Jahre der Vernichtung. Das Dritte Reich und die Juden 1939 – 1945: München: Verlag C. H. Beck, 2006
(3) Wolfgang Benz: Deutsche Juden im 20. Jahrhundert. München: Verlag C. H. Beck, 2011
(4) Für das unter dem Titel «Ich war in Treblinka» auf DRS 1 (heute SRF 1) ausgestrahlte Gespräch befragte ich Richard Glazar 1987 während mehrerer Tage, in Allschwil, wo er damals mit seiner Frau Zdenka Glazar wohnte.
(5) «Die drei Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka benötigten nur wenig Personal, jeweils zwei oder drei Dutzend SS-Leute und etwa einhundert ‹Trawnikis› (das waren rekrutierte und im Lager Trawniki ausgebildete Gefangene der Roten Armee im Dienst der SS, überwiegend Ukrainer, Volksdeutsche, Litauer) und dazu ein paar Hundert ‹Arbeitsjuden›, die in der Regel nach ein paar Wochen ermordet und durch neu ankommende ersetzt wurden.» (Wolfgang Benz)
(6) Gespräch mit Richard Glazar, dem Sohn, im Juni 2018
(7) Claude Lanzmann: Shoah, Düsseldorf: claassen Verlag, 1986 (Das Buch zum Film)
(8) «Die Bezeichnung geht tatsächlich auf den Vornamen Heydrichs zurück, der in den zeitgenössischen Quellen und sogar von Himmler selbst statt ‹Reinhard› fälschlicherweise ‹Reinhardt› geschrieben wurde.» (Wikipedia)
(9) Gitta Sereny: Am Abgrund: Gespräche mit dem Henker. Franz Stangl und die Morde von Treblinka, München: R. Piper Verlag, 1995 (erste Auflage: 1974)
(10) Christoph Schneider: Zum Tod von Richard Glazar, diskus, 1/98
(11) Franz Stangl, Wikipedia
(12) Ute Benz: Wie die Luft zum Atmen. Zur Erinnerung an Zdenka Glazar-Vitkova. in: Barbara Distel (Hg.): Frauen im Holocaust, Gerlingen: Bleicher Verlag, 2001