Evelyn Rottengatter – Milagro Sala steht für mich symbolhaft für all das, wofür ich kämpfe
Evelyn Rottengatter |
Von Milena Rampoldi,
ProMosaik. Anbei mein Interview mit Evelyn Rottengatter über das Komitee für
die Befreiung von Milagro Sala, das vor kurzem in Deutschland gegründet wurde. Weiteres
finden Sie in diesem Artikel.
ProMosaik. Anbei mein Interview mit Evelyn Rottengatter über das Komitee für
die Befreiung von Milagro Sala, das vor kurzem in Deutschland gegründet wurde. Weiteres
finden Sie in diesem Artikel.
Mit Evelyn habe ich mich über Milagro Sala, ihre
Bewegung und über die Notwendigkeit unterhalten, sich für sie einzusetzen, vor
allem im Ausland. Wir von ProMosaik sind immer schon der Ansicht, dass Frauen
die Pfeiler aller Gesellschaften und somit auch des Kampfes für Gleichheit und
Menschenrechte sind. Ich möchte mich bei Evelyn für ihre so detaillierten
Antworten bedanken. Für mich persönlich ist Milagro ein Symbol des kämpferischen
Feminismus.
Bewegung und über die Notwendigkeit unterhalten, sich für sie einzusetzen, vor
allem im Ausland. Wir von ProMosaik sind immer schon der Ansicht, dass Frauen
die Pfeiler aller Gesellschaften und somit auch des Kampfes für Gleichheit und
Menschenrechte sind. Ich möchte mich bei Evelyn für ihre so detaillierten
Antworten bedanken. Für mich persönlich ist Milagro ein Symbol des kämpferischen
Feminismus.
Wer ist Milagro Sala?
Milagro Sala
ist Gründerin und Leiterin der sozialen Nachbarschaftsbewegung Tupac Amaru in
der argentinischen Provinz Jujuy und zudem Abgeordnete des Parlasur, dem
Parlament des Mercosur, der ein gemeinsamer Wirtschaftsraum in Lateinamerika
ist, vergleichbar vielleicht mit der Europäischen Gemeinschaft, bevor sie zur
EU wurde. Milagro kommt aus ärmlichen Verhältnissen, wie man so schön sagt, wie
so viele der Menschen in Lateinamerika, die indigene Vorfahren haben und die in
der postkolonialen Gesellschaft der Weißen nie wirklich Platz und Anerkennung
erfahren haben. Doch was zeichnet Milagro aus und was ist das Besondere an ihr?
Das ist eine sehr gute Frage, denn ohne Zweifel ist sie eine herausragende
Persönlichkeit. Milagro war schon immer politisch aktiv und sieht man
Videomaterial aus ihren früheren Jahren, so wird deutlich, dass diese Frau eine
unwahrscheinliche Kraft und Energie hat. Sie hat die Gabe, Menschen mitzureißen
und zu begeistern und Dinge in klare und verständliche Worte zu packen. Aber
noch mehr als das würde ich sagen, dass Milagro ein großes Herz hat. Es berührt
sie, dass es anderen Menschen schlecht geht. Es berührt sie so sehr, dass sie
den Drang hat, dagegen etwas zu tun. Und hier kommen wir an einen sehr
interessanten Punkt: das Leid der anderen an sich heranzulassen ist meiner
Meinung nach etwas, was eines der schwierigsten Dinge ist. Denn wenn man es
zulässt, dass es einen berührt, leidet man mit und das zu gehört ungeheurer Mut
und innere Stärke. Beides zeichnet Milagro mit Sicherheit aus. Ob das eventuell
mit der Tatsache zu tun hat, dass Milagro ohne Mutter aufwachsen musste, weiß
ich nicht, aber sie sagt von sich selber in dem Dokumentarfilm „Algo está
cambiando“, dass sie deshalb schon früh erwachsen werden musste. Sie hat
bestimmt sehr darunter gelitten, keine Mutter zu haben und ich vermute, sie hat
sich bei der Wahl, vor der jeder in so einer Situation steht, nämlich in
Selbstmitleid und Zurückgezogenheit zu versinken oder daran zu wachsen, für
letzteres entschieden.
ist Gründerin und Leiterin der sozialen Nachbarschaftsbewegung Tupac Amaru in
der argentinischen Provinz Jujuy und zudem Abgeordnete des Parlasur, dem
Parlament des Mercosur, der ein gemeinsamer Wirtschaftsraum in Lateinamerika
ist, vergleichbar vielleicht mit der Europäischen Gemeinschaft, bevor sie zur
EU wurde. Milagro kommt aus ärmlichen Verhältnissen, wie man so schön sagt, wie
so viele der Menschen in Lateinamerika, die indigene Vorfahren haben und die in
der postkolonialen Gesellschaft der Weißen nie wirklich Platz und Anerkennung
erfahren haben. Doch was zeichnet Milagro aus und was ist das Besondere an ihr?
Das ist eine sehr gute Frage, denn ohne Zweifel ist sie eine herausragende
Persönlichkeit. Milagro war schon immer politisch aktiv und sieht man
Videomaterial aus ihren früheren Jahren, so wird deutlich, dass diese Frau eine
unwahrscheinliche Kraft und Energie hat. Sie hat die Gabe, Menschen mitzureißen
und zu begeistern und Dinge in klare und verständliche Worte zu packen. Aber
noch mehr als das würde ich sagen, dass Milagro ein großes Herz hat. Es berührt
sie, dass es anderen Menschen schlecht geht. Es berührt sie so sehr, dass sie
den Drang hat, dagegen etwas zu tun. Und hier kommen wir an einen sehr
interessanten Punkt: das Leid der anderen an sich heranzulassen ist meiner
Meinung nach etwas, was eines der schwierigsten Dinge ist. Denn wenn man es
zulässt, dass es einen berührt, leidet man mit und das zu gehört ungeheurer Mut
und innere Stärke. Beides zeichnet Milagro mit Sicherheit aus. Ob das eventuell
mit der Tatsache zu tun hat, dass Milagro ohne Mutter aufwachsen musste, weiß
ich nicht, aber sie sagt von sich selber in dem Dokumentarfilm „Algo está
cambiando“, dass sie deshalb schon früh erwachsen werden musste. Sie hat
bestimmt sehr darunter gelitten, keine Mutter zu haben und ich vermute, sie hat
sich bei der Wahl, vor der jeder in so einer Situation steht, nämlich in
Selbstmitleid und Zurückgezogenheit zu versinken oder daran zu wachsen, für
letzteres entschieden.
Was
repräsentiert Milagro Sala?
repräsentiert Milagro Sala?
Milagro
repräsentiert ein neues indigenes Selbstbewusstsein, das vom Establishment
nicht gewünscht ist. Sie hat tausenden in bitterster Armut lebenden Menschen
geholfen, sich selber zu helfen und so den Kopf wieder hochhalten zu können und
nicht auf Almosen angewiesen zu sein. Mit Tupac Amaru, die nach dem letzten
Inka-Herrscher benannt sind, hat sie eine inklusive Gemeinschaft geschaffen, in
der für alle Platz ist und in der sich niemand ausgeschlossen fühlen muss. Im
Gegenteil, alle haben gleiche Rechte und Pflichten, es ist eine Art
basisdemokratische Bewegung, weil immer alle Entscheidungen gemeinsam getroffen
wurden. Es ist nicht so, dass Milagro kam und sagte: “So machen
wir’s”. Nein, sie hat einfach angefangen zu sagen, kommt lasst uns
gemeinsam was bewegen, lasst uns gemeinsam Essen für die Kinder auftreiben. Und
daraus entstand dann so viel mehr, der Bau der ersten Häuser, bei dem alle erst
einmal lernen mussten wie man Häuser baut. Und dann der Rest, Schulen,
Fabriken, Gesundheitszentren bis hin zu Sport- und Freizeitstätten. Berühmt ist
das große Schwimmbad, das den Kindern von indigenen, armen Leuten dieselbe
Freude machen sollte, die andere Kinder auch genießen dürfen, und die Milagro selber
als Kind nie erfahren hatte. Das alles war tatsächlich auch deshalb möglich
geworden, weil die damalige Regierung Argentiniens, die Kirchners in den 90 er
Jahren, sagten, OK wird geben diesen Tupac Amaru mal eine Chance und wollen
sehen, was sie auf die Beine stellen können. Sie gaben stattliche Mittel, nicht
viel, aber genug, um zu beginnen, und ein wenig Land. Und so begann alles und
sie legten gemeinsam los und Milagro war und ist für alle wie eine Mama, egal
was es für ein Problem gab, man ging zu ihr und wusste, irgendeine Lösung
findet sie und wenn es nur die Tatsache ist, dass sie sich kümmert, sich
interessiert, schon das allein kann einen riesigen Unterschied machen für
jemanden, der in Not ist, weswegen auch immer. Sie repräsentiert also ein sehr
weibliches Element, das im aktuellen System verloren gegangen ist, das
Beschützende, Nährende, die Schwachen Einschließende, ganz im Gegensatz zu
Konkurrenzkampf, Ellebogengesellschaft und Abbau des Sozialstaates. Und sie
repräsentiert auch das indigene Selbstbewusstsein, sie sagt selber von sich
“ich bin eine schwarze, indigen Frau und deshalb wollen sie mich
nicht”. Man muss wissen, das Milagro einen extrem hohen Bekanntheitsgrad
hat, schon allein durch ihr Amt als Abgeordnete, in das sie ja von den Menschen
gewählt wurde, und leider nicht zuletzt auch wegen der Hetzkampagne der
argentinischen Medien gegen sie und diejenigen, bei denen sie gefruchtet hat,
würden mir natürlich in allen widersprechen. Aber für mich repräsentiert sie
Kraft, Mut und das Selbstbewusstsein zu sagen, wir haben auch Rechte genauso
wie ihr und wenn ihr uns schadet, Arbeitsplätze vernichtet und Armut erzeugt,
dann werden wir uns wehren, friedlich, aber mit Bestimmtheit und wir werden
unsere Stimme erheben und lassen uns nicht den Mund verbieten. Und genau
deswegen sitzt sie jetzt auch im Gefängnis.
repräsentiert ein neues indigenes Selbstbewusstsein, das vom Establishment
nicht gewünscht ist. Sie hat tausenden in bitterster Armut lebenden Menschen
geholfen, sich selber zu helfen und so den Kopf wieder hochhalten zu können und
nicht auf Almosen angewiesen zu sein. Mit Tupac Amaru, die nach dem letzten
Inka-Herrscher benannt sind, hat sie eine inklusive Gemeinschaft geschaffen, in
der für alle Platz ist und in der sich niemand ausgeschlossen fühlen muss. Im
Gegenteil, alle haben gleiche Rechte und Pflichten, es ist eine Art
basisdemokratische Bewegung, weil immer alle Entscheidungen gemeinsam getroffen
wurden. Es ist nicht so, dass Milagro kam und sagte: “So machen
wir’s”. Nein, sie hat einfach angefangen zu sagen, kommt lasst uns
gemeinsam was bewegen, lasst uns gemeinsam Essen für die Kinder auftreiben. Und
daraus entstand dann so viel mehr, der Bau der ersten Häuser, bei dem alle erst
einmal lernen mussten wie man Häuser baut. Und dann der Rest, Schulen,
Fabriken, Gesundheitszentren bis hin zu Sport- und Freizeitstätten. Berühmt ist
das große Schwimmbad, das den Kindern von indigenen, armen Leuten dieselbe
Freude machen sollte, die andere Kinder auch genießen dürfen, und die Milagro selber
als Kind nie erfahren hatte. Das alles war tatsächlich auch deshalb möglich
geworden, weil die damalige Regierung Argentiniens, die Kirchners in den 90 er
Jahren, sagten, OK wird geben diesen Tupac Amaru mal eine Chance und wollen
sehen, was sie auf die Beine stellen können. Sie gaben stattliche Mittel, nicht
viel, aber genug, um zu beginnen, und ein wenig Land. Und so begann alles und
sie legten gemeinsam los und Milagro war und ist für alle wie eine Mama, egal
was es für ein Problem gab, man ging zu ihr und wusste, irgendeine Lösung
findet sie und wenn es nur die Tatsache ist, dass sie sich kümmert, sich
interessiert, schon das allein kann einen riesigen Unterschied machen für
jemanden, der in Not ist, weswegen auch immer. Sie repräsentiert also ein sehr
weibliches Element, das im aktuellen System verloren gegangen ist, das
Beschützende, Nährende, die Schwachen Einschließende, ganz im Gegensatz zu
Konkurrenzkampf, Ellebogengesellschaft und Abbau des Sozialstaates. Und sie
repräsentiert auch das indigene Selbstbewusstsein, sie sagt selber von sich
“ich bin eine schwarze, indigen Frau und deshalb wollen sie mich
nicht”. Man muss wissen, das Milagro einen extrem hohen Bekanntheitsgrad
hat, schon allein durch ihr Amt als Abgeordnete, in das sie ja von den Menschen
gewählt wurde, und leider nicht zuletzt auch wegen der Hetzkampagne der
argentinischen Medien gegen sie und diejenigen, bei denen sie gefruchtet hat,
würden mir natürlich in allen widersprechen. Aber für mich repräsentiert sie
Kraft, Mut und das Selbstbewusstsein zu sagen, wir haben auch Rechte genauso
wie ihr und wenn ihr uns schadet, Arbeitsplätze vernichtet und Armut erzeugt,
dann werden wir uns wehren, friedlich, aber mit Bestimmtheit und wir werden
unsere Stimme erheben und lassen uns nicht den Mund verbieten. Und genau
deswegen sitzt sie jetzt auch im Gefängnis.
Wie kam es zur Gründung des
deutschen Komitees für die Freiheit von Milagro Sala?
deutschen Komitees für die Freiheit von Milagro Sala?
Wie viele
andere auch, gibt es ja das italienische Komitee schon länger und nachdem ich
für Pressenza oft die italienischen Artikel über Milagro übersetzt habe, wusste
ich auch schon sehr gut Bescheid. Die italienischen Kollegen meinten dann
irgendwann, wie sieht’s denn aus mit einem deutschen Komitee und so habe ich
mal überlegt und mir gedacht, eigentlich braucht es ja nur zwei oder drei
Leute, um ein informelles Komitee zu gründen. Warum nicht auch hier, zumal
Milagros Fall von den deutschen Medien immer noch komplett ignoriert wird.
Außerdem meine ich, dass gerade Deutschland eine besondere Verantwortung
zukommt, wir sind eines der reichsten Länder und die deutsche Industrie hofft
jetzt auf dicke Geschäfte mit Argentinien unter seiner neuen neoliberalen
Führung, darauf gehe ich auch in meinem Artikel
„Warum ein deutsche Komitee für die Freiheit von Milagro Sala?“ näher ein, und
es kann nicht sein, dass dafür beim Thema Menschenrechte einfach beide Augen
zugedrückt werden. Im Dezember letzten Jahres gab es eine Vorführung des Films
„Algo está cambiando“ im Haus der Menschenrechte in Berlin, der die Bewegung
Tupac Amaru und deren Entstehung sehr schön dokumentiert und für den ich die
Untertitel übersetzt hatte. Es waren hauptsächlich in Berlin lebende
Argentinier da, die sich alle Sorgen um die Situation in ihrem Land machen,
denn Milagros Fall geht ja leider mit vielen anderen Menschenrechtsverletzungen
einher, seitdem die neue Regierung Oktober 2015 die Macht übernommen hat. So
habe ich zusammen mit meinen Kollegen die Kontakte, die wir da geknüpft hatten,
aktiviert und es war auch gleich Interesse da und wir haben losgelegt. Ich
wünsche mir sehr, dass wir das Thema weiter bekannt machen können. Denn wenn
solch ein Unrecht geschieht, darf man nicht wegsehen. Die ganze Infrastruktur,
die die Tupaqueros, wie sie sich selber nennen, zusammen aufgebaut hatten, all
die Fabriken mit den Arbeitsplätzen, die Schulen, die Gesundheitszentren… all
das ist jetzt lahmgelegt, zerstört, geschlossen. Sie haben sogar die Webseite
von Tupac Amaru gesperrt! Die Menschen sind am Boden zerstört, es ist wie ein
Volk, dem sein König geraubt wurde und das die Erniedrigung ertragen muss, ihn
im Gefängnis zu sehen, nur, dass Milagro nie Königin war, noch sein wollte, sondern
immer nur Mutter, Freundin, Unterstützerin, Helferin, Wortführerin,
Mutmacherin, wohlwollend alle Fäden in der Hand haltend und alle sanft in die
richtige Richtung dirigierend, so kann man es vielleicht am besten beschreiben.
andere auch, gibt es ja das italienische Komitee schon länger und nachdem ich
für Pressenza oft die italienischen Artikel über Milagro übersetzt habe, wusste
ich auch schon sehr gut Bescheid. Die italienischen Kollegen meinten dann
irgendwann, wie sieht’s denn aus mit einem deutschen Komitee und so habe ich
mal überlegt und mir gedacht, eigentlich braucht es ja nur zwei oder drei
Leute, um ein informelles Komitee zu gründen. Warum nicht auch hier, zumal
Milagros Fall von den deutschen Medien immer noch komplett ignoriert wird.
Außerdem meine ich, dass gerade Deutschland eine besondere Verantwortung
zukommt, wir sind eines der reichsten Länder und die deutsche Industrie hofft
jetzt auf dicke Geschäfte mit Argentinien unter seiner neuen neoliberalen
Führung, darauf gehe ich auch in meinem Artikel
„Warum ein deutsche Komitee für die Freiheit von Milagro Sala?“ näher ein, und
es kann nicht sein, dass dafür beim Thema Menschenrechte einfach beide Augen
zugedrückt werden. Im Dezember letzten Jahres gab es eine Vorführung des Films
„Algo está cambiando“ im Haus der Menschenrechte in Berlin, der die Bewegung
Tupac Amaru und deren Entstehung sehr schön dokumentiert und für den ich die
Untertitel übersetzt hatte. Es waren hauptsächlich in Berlin lebende
Argentinier da, die sich alle Sorgen um die Situation in ihrem Land machen,
denn Milagros Fall geht ja leider mit vielen anderen Menschenrechtsverletzungen
einher, seitdem die neue Regierung Oktober 2015 die Macht übernommen hat. So
habe ich zusammen mit meinen Kollegen die Kontakte, die wir da geknüpft hatten,
aktiviert und es war auch gleich Interesse da und wir haben losgelegt. Ich
wünsche mir sehr, dass wir das Thema weiter bekannt machen können. Denn wenn
solch ein Unrecht geschieht, darf man nicht wegsehen. Die ganze Infrastruktur,
die die Tupaqueros, wie sie sich selber nennen, zusammen aufgebaut hatten, all
die Fabriken mit den Arbeitsplätzen, die Schulen, die Gesundheitszentren… all
das ist jetzt lahmgelegt, zerstört, geschlossen. Sie haben sogar die Webseite
von Tupac Amaru gesperrt! Die Menschen sind am Boden zerstört, es ist wie ein
Volk, dem sein König geraubt wurde und das die Erniedrigung ertragen muss, ihn
im Gefängnis zu sehen, nur, dass Milagro nie Königin war, noch sein wollte, sondern
immer nur Mutter, Freundin, Unterstützerin, Helferin, Wortführerin,
Mutmacherin, wohlwollend alle Fäden in der Hand haltend und alle sanft in die
richtige Richtung dirigierend, so kann man es vielleicht am besten beschreiben.
Was
können wir Frauen von Milagro Sala lernen?
können wir Frauen von Milagro Sala lernen?
Naja, zunächst
mal das Offensichtliche, also, dass wir sehr wohl auch Führungspositionen
einnehmen können, in einer Welt, die von Männern dominiert wird, dass wir uns
ruhig mehr zutrauen können, dass wir stark sein können und so weiter und so
fort. Allerdings bin ich beim Thema Gender Equality, Frauenquote etc. immer
vorsichtig, denn nur weil jemand eine Frau ist, heißt das noch lange nicht,
dass er oder sie auch soziale Verantwortung übernimmt oder für Gleichheit,
Inklusion und Menschenrechte steht. Nehmen wir mal Marillyn Hewson, CEO des
amerikanischen Waffenherstellers Lockheed Martin und laut Forbes eine der
mächtigsten Frauen der Welt, die sich selber gerne als Vorbild für Frauen
bezeichnet und deren Firma aber Waffen an Saudi Arabien verkauft, die für den
Tod von vielen tausenden, insbesondere auch
Frauen und Kindern, verantwortlich sind. Feminismus bedeutet für mich,
den weiblichen Aspekt in jedem von uns zu erkennen und zu akzeptieren und
lieben zu lernen. Die Schöpfung besteht aus männlich und weiblich, ohne der
Zusammenarbeit beider geht nichts, und in jedem von uns sind logischerweise
beide Elemente präsent. Jedoch ist im Laufe der letzten Jahrhunderte oder sagen
wir mal der letzten beiden Jahrtausende, seit dem Ende matriarchaler Kulturen,
ein patriarchales System entstanden, dass den weiblichen Aspekt zu Gunsten von
Kontrolle durch Gewalt, Expansion, Gier, Hierarchie, Konkurrenzkampf und so
weiter immer mehr in den Hintergrund gedrängt hat. Dieses System hat uns fast
an den Rande das Abgrund gebracht, wir haben Kriege für geopolitische Macht,
Umweltzerstörung für Profite der Eliten, soziale Armut und Not als Konsequenz
von Ausbeutung von Schwächeren durch die sogenannten Stärkeren, die Verwendung
der Ausrede der „Survival of the fittest“ hat sich in vollem Maße gelohnt, für
einige Wenige. Der Rest der Welt aber schreit nach Liebe, nach Schutz, nach
Frieden, Freiheit und Harmonie. Und Milagro, wie so viele andere mutige Frauen
und Männer auch, repräsentiert dieses weibliche Element, das diese Aspekte
unterstützt, hat es genutzt, um viel Gutes zu tun, den Menschen ihre Würde und
Träume zurückzugeben und hat dadurch „Macht“ erhalten. Und davor hat das
Patriarchat Angst und deshalb werden Menschen wie sie mit allen Mitteln bekämpft.
Es gibt da einen Cartoon, der das gut zum Ausdruckt bringt:
mal das Offensichtliche, also, dass wir sehr wohl auch Führungspositionen
einnehmen können, in einer Welt, die von Männern dominiert wird, dass wir uns
ruhig mehr zutrauen können, dass wir stark sein können und so weiter und so
fort. Allerdings bin ich beim Thema Gender Equality, Frauenquote etc. immer
vorsichtig, denn nur weil jemand eine Frau ist, heißt das noch lange nicht,
dass er oder sie auch soziale Verantwortung übernimmt oder für Gleichheit,
Inklusion und Menschenrechte steht. Nehmen wir mal Marillyn Hewson, CEO des
amerikanischen Waffenherstellers Lockheed Martin und laut Forbes eine der
mächtigsten Frauen der Welt, die sich selber gerne als Vorbild für Frauen
bezeichnet und deren Firma aber Waffen an Saudi Arabien verkauft, die für den
Tod von vielen tausenden, insbesondere auch
Frauen und Kindern, verantwortlich sind. Feminismus bedeutet für mich,
den weiblichen Aspekt in jedem von uns zu erkennen und zu akzeptieren und
lieben zu lernen. Die Schöpfung besteht aus männlich und weiblich, ohne der
Zusammenarbeit beider geht nichts, und in jedem von uns sind logischerweise
beide Elemente präsent. Jedoch ist im Laufe der letzten Jahrhunderte oder sagen
wir mal der letzten beiden Jahrtausende, seit dem Ende matriarchaler Kulturen,
ein patriarchales System entstanden, dass den weiblichen Aspekt zu Gunsten von
Kontrolle durch Gewalt, Expansion, Gier, Hierarchie, Konkurrenzkampf und so
weiter immer mehr in den Hintergrund gedrängt hat. Dieses System hat uns fast
an den Rande das Abgrund gebracht, wir haben Kriege für geopolitische Macht,
Umweltzerstörung für Profite der Eliten, soziale Armut und Not als Konsequenz
von Ausbeutung von Schwächeren durch die sogenannten Stärkeren, die Verwendung
der Ausrede der „Survival of the fittest“ hat sich in vollem Maße gelohnt, für
einige Wenige. Der Rest der Welt aber schreit nach Liebe, nach Schutz, nach
Frieden, Freiheit und Harmonie. Und Milagro, wie so viele andere mutige Frauen
und Männer auch, repräsentiert dieses weibliche Element, das diese Aspekte
unterstützt, hat es genutzt, um viel Gutes zu tun, den Menschen ihre Würde und
Träume zurückzugeben und hat dadurch „Macht“ erhalten. Und davor hat das
Patriarchat Angst und deshalb werden Menschen wie sie mit allen Mitteln bekämpft.
Es gibt da einen Cartoon, der das gut zum Ausdruckt bringt:
„Für die Straftat, Träume gebaut zu
haben, für was erklären Sie sich?“ – „Frei“
haben, für was erklären Sie sich?“ – „Frei“
Welches
sind die wichtigsten sozialen Probleme Argentiniens?
sind die wichtigsten sozialen Probleme Argentiniens?
Neben der
wachsenden Armut, die mit steigenden Arbeitslosenzahlen und einer
offensichtlich verfehlten Politik einhergeht, und die ja leider auch in anderen
Ländern ein großes Problem darstellt, gibt es in Argentinien zum einen die
große klaffende Wunde der Desaparecidos, der unter der Militärdiktatur
Verschwundenen (teilweise auch Kinder und Neugeborene!). Das ist immer noch ein
großes Thema, zumal diese Wunde gerade wieder durch ein aktuelles Urteil
aufgerissen wurde, bei dem wegen Genozid oder Beihilfe zum Genozid Verurteilte
aus dieser Zeit nun Straferlass erhalten können. Man kann sich vorstellen, wie
das die Seele des Volkes verletzt, hat doch jeder Argentinier irgendwie eine
persönliche Beziehung dazu, entweder wegen Fällen in der eigenen Familie oder
eben bei Freunden oder Bekannten oder anderen Menschen, die man kennt. Zur Zeit
wird dort gesagt, die Verschwundenen verschwinden gerade zum zweiten Mal. Das
ist etwas, von dem man sich glaube ich als Nicht-Betroffener gar nicht
vorstellen kann, wie schrecklich das sein muss. Tatsache ist, dass das Thema
schmerzlich präsent ist und neben der politischen und sozialen Diskussion auch
Eingang in die Kultur findet, es gibt viele Künstler, die sich mit dem Thema
beschäftigen, auch in anderen lateinamerikanischen Ländern, bemerkenswert in
diesem Zusammenhang finde ich das Lied „Desaparecidos“ (mit
englischen Untertiteln) der Rockband Doktor Krapula aus Bogotá, in dem das
Aufrechterhalten der Erinnerung an die Verschwundenen als Krieg bezeichnet
wird, denn das Establishment würde diese Erinnerung am liebsten auslöschen.
„Ich bin der inhumanen Ausbeutung müde“ heißt es da unter anderem, es sind
kraftvolle Worte, die einen neuen, energetischen Widerstand der jungen
Generation widerspiegeln, sie wollen keine oberflächliche Glitzerwelt mit
Limousinen und Champagner, Hollywoodstars und Aktienkurshörigkeit, sie wollen
ihr Recht auf ihre Vergangenheit und ihre Zukunft und ich habe große Hoffnung,
dass da eine gesunde Gegenbewegung zum Raubtierkapitalismus entsteht, den man
auf dem ganzen Kontinent wahrnehmen kann, und der ja auch bei uns mehr und mehr
zum echten sozialen, politischen und umwelttechnischen Problem wird mit immer
negativeren Auswirkungen bis in die letzten Winkel der Gesellschaft.
wachsenden Armut, die mit steigenden Arbeitslosenzahlen und einer
offensichtlich verfehlten Politik einhergeht, und die ja leider auch in anderen
Ländern ein großes Problem darstellt, gibt es in Argentinien zum einen die
große klaffende Wunde der Desaparecidos, der unter der Militärdiktatur
Verschwundenen (teilweise auch Kinder und Neugeborene!). Das ist immer noch ein
großes Thema, zumal diese Wunde gerade wieder durch ein aktuelles Urteil
aufgerissen wurde, bei dem wegen Genozid oder Beihilfe zum Genozid Verurteilte
aus dieser Zeit nun Straferlass erhalten können. Man kann sich vorstellen, wie
das die Seele des Volkes verletzt, hat doch jeder Argentinier irgendwie eine
persönliche Beziehung dazu, entweder wegen Fällen in der eigenen Familie oder
eben bei Freunden oder Bekannten oder anderen Menschen, die man kennt. Zur Zeit
wird dort gesagt, die Verschwundenen verschwinden gerade zum zweiten Mal. Das
ist etwas, von dem man sich glaube ich als Nicht-Betroffener gar nicht
vorstellen kann, wie schrecklich das sein muss. Tatsache ist, dass das Thema
schmerzlich präsent ist und neben der politischen und sozialen Diskussion auch
Eingang in die Kultur findet, es gibt viele Künstler, die sich mit dem Thema
beschäftigen, auch in anderen lateinamerikanischen Ländern, bemerkenswert in
diesem Zusammenhang finde ich das Lied „Desaparecidos“ (mit
englischen Untertiteln) der Rockband Doktor Krapula aus Bogotá, in dem das
Aufrechterhalten der Erinnerung an die Verschwundenen als Krieg bezeichnet
wird, denn das Establishment würde diese Erinnerung am liebsten auslöschen.
„Ich bin der inhumanen Ausbeutung müde“ heißt es da unter anderem, es sind
kraftvolle Worte, die einen neuen, energetischen Widerstand der jungen
Generation widerspiegeln, sie wollen keine oberflächliche Glitzerwelt mit
Limousinen und Champagner, Hollywoodstars und Aktienkurshörigkeit, sie wollen
ihr Recht auf ihre Vergangenheit und ihre Zukunft und ich habe große Hoffnung,
dass da eine gesunde Gegenbewegung zum Raubtierkapitalismus entsteht, den man
auf dem ganzen Kontinent wahrnehmen kann, und der ja auch bei uns mehr und mehr
zum echten sozialen, politischen und umwelttechnischen Problem wird mit immer
negativeren Auswirkungen bis in die letzten Winkel der Gesellschaft.
Das andere
riesige Problem, wiederum nicht nur auf Argentinien beschränkt, aber wohl wegen
seiner Größe besonders akut dort, ist die Gewalt gegen Frauen. Sogenannte
Femizide, extrem gewalttätige Morde an Frauen, bei denen die Mörder die Opfer
meistens kannten oder die sogar aus dem direkten Umfeld stammen, passieren
immer häufiger und sind meiner Meinung nach ein weiterer Ausdruck sozialer
Ungerechtigkeit in einer extrem durch Machoismus geprägten post-kolonialen
Gesellschaft. Man muss sich das mal vorstellen: Frauen demonstrieren gegen die
Unterdrückung von Frauen und gegen die extreme Gewalt, die an Frauen verübt
wird und werden dann von der Polizei niedergeknüppelt. So geschehen letztes
Jahr in Rosario…unglaublich! Die in Argentinien entstandene Bewegung Ni
Una Menos ist eine der wichtigsten Strömungen diesbezüglich, das
Aufbegehren gegen patriarchale Macht und Gewalt findet auch in anderen Regionen
der Welt großen Widerhall. Dazu möchte ich aus meinem Artikel
zitieren:
riesige Problem, wiederum nicht nur auf Argentinien beschränkt, aber wohl wegen
seiner Größe besonders akut dort, ist die Gewalt gegen Frauen. Sogenannte
Femizide, extrem gewalttätige Morde an Frauen, bei denen die Mörder die Opfer
meistens kannten oder die sogar aus dem direkten Umfeld stammen, passieren
immer häufiger und sind meiner Meinung nach ein weiterer Ausdruck sozialer
Ungerechtigkeit in einer extrem durch Machoismus geprägten post-kolonialen
Gesellschaft. Man muss sich das mal vorstellen: Frauen demonstrieren gegen die
Unterdrückung von Frauen und gegen die extreme Gewalt, die an Frauen verübt
wird und werden dann von der Polizei niedergeknüppelt. So geschehen letztes
Jahr in Rosario…unglaublich! Die in Argentinien entstandene Bewegung Ni
Una Menos ist eine der wichtigsten Strömungen diesbezüglich, das
Aufbegehren gegen patriarchale Macht und Gewalt findet auch in anderen Regionen
der Welt großen Widerhall. Dazu möchte ich aus meinem Artikel
zitieren:
#NiUnaMenos ist ein Kollektiv, eine Bewegung. Es geht um alle Frauen, es geht um
die Schwächeren in der Gesellschaft und deren Unterdrückung, zu denen auch die
indigenen Bevölkerungsgruppen gehören. Der Verdacht liegt nahe, dass diese
blinde Gewalt, die sich in Femiziden manifestiert, Ausdruck einer tiefliegenden
Frustration ist. Eine Frustration, die von den finanziell Schwachen und durch Ausgrenzung
von der Gesellschaft Gedemütigten an den physisch noch Schwächeren, also an
Frauen, ausgelassen wird. Ein Phänomen, das es leider auch in anderen Teilen
der Erde gibt, wo Menschen unter extremer Repression durch Kapitalismus leiden.
die Schwächeren in der Gesellschaft und deren Unterdrückung, zu denen auch die
indigenen Bevölkerungsgruppen gehören. Der Verdacht liegt nahe, dass diese
blinde Gewalt, die sich in Femiziden manifestiert, Ausdruck einer tiefliegenden
Frustration ist. Eine Frustration, die von den finanziell Schwachen und durch Ausgrenzung
von der Gesellschaft Gedemütigten an den physisch noch Schwächeren, also an
Frauen, ausgelassen wird. Ein Phänomen, das es leider auch in anderen Teilen
der Erde gibt, wo Menschen unter extremer Repression durch Kapitalismus leiden.
Wir kommen also
immer wieder zu diesem Punkt zurück: Unterdrückung von Frauen, Unterdrückung
von Schwachen, und in Lateinamerika sind das oft indigenen Gruppen, ist ein
Zeichen des Bankrotts des aktuellen neoliberalen Systems, das in Lateinamerika
gerade besonders um sich greift und wer diesen Widerstand unterstützt, hilft
mit, in Richtung Paradigmenwechsel zu gehen, hin zu einer Welt, in der genug
für alle da ist, in der es keine Gewalt, Kriege und Unterdrückung mehr gibt, in
der nicht wenige alles besitzen, sondern alle genug zum gut Leben, dem
berühmten „Buen Vivir“ haben. Ich glaube, dass Lateinamerika und Argentinien im
besonderen da an der Speerspitze stehen, im Bezug auf das Problem, aber auch im
Bezug auf die Lösung.
immer wieder zu diesem Punkt zurück: Unterdrückung von Frauen, Unterdrückung
von Schwachen, und in Lateinamerika sind das oft indigenen Gruppen, ist ein
Zeichen des Bankrotts des aktuellen neoliberalen Systems, das in Lateinamerika
gerade besonders um sich greift und wer diesen Widerstand unterstützt, hilft
mit, in Richtung Paradigmenwechsel zu gehen, hin zu einer Welt, in der genug
für alle da ist, in der es keine Gewalt, Kriege und Unterdrückung mehr gibt, in
der nicht wenige alles besitzen, sondern alle genug zum gut Leben, dem
berühmten „Buen Vivir“ haben. Ich glaube, dass Lateinamerika und Argentinien im
besonderen da an der Speerspitze stehen, im Bezug auf das Problem, aber auch im
Bezug auf die Lösung.
Wie
wichtig sind indigene Gruppen in Lateinamerika für den Kampf um Menschenrechte?
wichtig sind indigene Gruppen in Lateinamerika für den Kampf um Menschenrechte?
Ich bin froh,
dass Du diese Frage stellst. Es wichtig zu verstehen, dass es ja nicht nur
„indigene“ und „nicht-indigene“ gibt, sondern, dass sich die Ureinwohner des
Kontinents, die man allgemein als „indigen“ bezeichnet, sich im Laufe der
Jahrhunderte mit den weißen, aus Europa Kommenden vermischt haben. Die breite
Masse der Indigenen, die im Zuge der Kolonialisierung aus ihren Stammesgebieten
teils vertrieben wurden, teils abgewandert sind, um in den Städten ihr Glück zu
versuchen, gelockt von der materiellen Glitzerwelt, dem Fortschritt usw.,
bilden ja einen großen Teil der Bevölkerung. So wie eben auch die Menschen von
Tupac Amaru, die sich aber auf ihre Wurzeln besonnen haben und auf die
Tatsache, dass es vor dem westlichen System der Arbeitsteilung und
Monetarisierung Gesellschaften gab, die autonom waren, sich selbst versorgten,
nicht Teil einer globalen Maschine waren. Und dann gibt es natürlich auch noch
diejenigen, die immer noch mehr oder weniger so leben wie einst, meist in
abgelegenen Gebieten wie den weiten Grassteppen, den Anden oder dem
Amazonas-Regenwald, schwer zugänglich und leider mehr und mehr im Visier
multinationaler Firmen, um Bodenschätze abzubauen, Pipelines zu verlegen,
Megadämme zu bauen oder intensives Agribusiness zu betreiben, das sind in
Lateinamerika Dimensionen, die wir uns in Europa gar nicht vorstellen können.
Riesige Flächen, die abgeholzt werden, um Soja- oder Maismonotonien anzubauen,
selbstverständlich unter massivstem Einsatz von Chemie. Leider ist das Thema
Monsanto in Argentinien ein noch viel größeres als bei uns, gerade auch für die
Indigene, zum Beispiel stellen dort die Flugzeuge, die das Glyphosat über den
riesigen Feldern versprühen, ihre Düsen nicht ab, wenn sie über ein Dorf
hinwegfliegen und so sind die Krebs- und
Missgeburtsraten bei der in diesen Gegenden lebenden Bevölkerung auch besonders
hoch. Nur um die Dramatik zu verdeutlichen: die neue argentinische Regierung
hat einen Ex-Monsanto-Mann ins Ministerium für Landwirtschaft der Region um
Buenos Aires berufen. Das sagt eigentlich alles.
dass Du diese Frage stellst. Es wichtig zu verstehen, dass es ja nicht nur
„indigene“ und „nicht-indigene“ gibt, sondern, dass sich die Ureinwohner des
Kontinents, die man allgemein als „indigen“ bezeichnet, sich im Laufe der
Jahrhunderte mit den weißen, aus Europa Kommenden vermischt haben. Die breite
Masse der Indigenen, die im Zuge der Kolonialisierung aus ihren Stammesgebieten
teils vertrieben wurden, teils abgewandert sind, um in den Städten ihr Glück zu
versuchen, gelockt von der materiellen Glitzerwelt, dem Fortschritt usw.,
bilden ja einen großen Teil der Bevölkerung. So wie eben auch die Menschen von
Tupac Amaru, die sich aber auf ihre Wurzeln besonnen haben und auf die
Tatsache, dass es vor dem westlichen System der Arbeitsteilung und
Monetarisierung Gesellschaften gab, die autonom waren, sich selbst versorgten,
nicht Teil einer globalen Maschine waren. Und dann gibt es natürlich auch noch
diejenigen, die immer noch mehr oder weniger so leben wie einst, meist in
abgelegenen Gebieten wie den weiten Grassteppen, den Anden oder dem
Amazonas-Regenwald, schwer zugänglich und leider mehr und mehr im Visier
multinationaler Firmen, um Bodenschätze abzubauen, Pipelines zu verlegen,
Megadämme zu bauen oder intensives Agribusiness zu betreiben, das sind in
Lateinamerika Dimensionen, die wir uns in Europa gar nicht vorstellen können.
Riesige Flächen, die abgeholzt werden, um Soja- oder Maismonotonien anzubauen,
selbstverständlich unter massivstem Einsatz von Chemie. Leider ist das Thema
Monsanto in Argentinien ein noch viel größeres als bei uns, gerade auch für die
Indigene, zum Beispiel stellen dort die Flugzeuge, die das Glyphosat über den
riesigen Feldern versprühen, ihre Düsen nicht ab, wenn sie über ein Dorf
hinwegfliegen und so sind die Krebs- und
Missgeburtsraten bei der in diesen Gegenden lebenden Bevölkerung auch besonders
hoch. Nur um die Dramatik zu verdeutlichen: die neue argentinische Regierung
hat einen Ex-Monsanto-Mann ins Ministerium für Landwirtschaft der Region um
Buenos Aires berufen. Das sagt eigentlich alles.
Indigene und
indigene Gruppen sind also in jeder Hinsicht extrem wichtig für den Kampf um
Menschenrechte, vor allem weil sie direkt betroffen sind. Und wenn man das
Recht auf eine unversehrte, nicht vergiftete und intakte Umwelt in die
Menschenrechte miteinbezieht, so sind sie die größten und besten Verteidiger
dieses Rechtes und kämpfen somit auch für uns, denn der Planet kennt keine
Grenzen, der Amazonas-Regenwald ist einer der wichtigsten und letzten großen
Biotope, die wir haben und gäbe es keinen indigenen Widerstand, wäre all das
wahrscheinlich schon komplett verschwunden. Das gilt im übrigen nicht nur für
Indigene in Südamerika, sondern auch in Nordamerika und anderswo, wie zum Beispiel
Standing Rock und all die anderen Bewegungen, die von indigenen Indianern
initiiert wurden, gegen Pipelines und Fracking und zum Schutz der Natur und des
Wassers, und die bereits weltweit Unterstützung erfahren haben. Wenn es um die
Erde geht, sind wir alle indigen.
indigene Gruppen sind also in jeder Hinsicht extrem wichtig für den Kampf um
Menschenrechte, vor allem weil sie direkt betroffen sind. Und wenn man das
Recht auf eine unversehrte, nicht vergiftete und intakte Umwelt in die
Menschenrechte miteinbezieht, so sind sie die größten und besten Verteidiger
dieses Rechtes und kämpfen somit auch für uns, denn der Planet kennt keine
Grenzen, der Amazonas-Regenwald ist einer der wichtigsten und letzten großen
Biotope, die wir haben und gäbe es keinen indigenen Widerstand, wäre all das
wahrscheinlich schon komplett verschwunden. Das gilt im übrigen nicht nur für
Indigene in Südamerika, sondern auch in Nordamerika und anderswo, wie zum Beispiel
Standing Rock und all die anderen Bewegungen, die von indigenen Indianern
initiiert wurden, gegen Pipelines und Fracking und zum Schutz der Natur und des
Wassers, und die bereits weltweit Unterstützung erfahren haben. Wenn es um die
Erde geht, sind wir alle indigen.
Was bedeutet Milagro Sala für Dich?
Milagro Sala
steht für mich symbolhaft für all das, wofür ich kämpfe: das Recht auf Würde
für alle, das Recht auf eine bessere Welt, das Recht auf einen gesunden
Planeten, auf dem jeder in Frieden und Freiheit leben kann, den Respekt für die
Natur und das Universum, die Liebe und die
Unterstützung gerade für diejenigen, die schwach sind und die leiden
müssen. Milagro gibt mir unglaublich Kraft, manchmal, wenn es mir schlecht
geht, denke ich, wie muss sie sich wohl gerade in ihrer Gefängniszelle fühlen
und dann wird mir bewusst, auf welch hohem Niveau ich mich beklage. Manchmal
stelle ich mir vor, wie es sein wird, wenn sie endlich in Freiheit ist, wie
vielen Menschen das Herz vor Freude und Erleichterung aufgehen wird und was für
eine positive Kraft für die Zukunft davon ausgehen wird. Ich möchte mit den Worten
ihres Mannes Raúl Noro schließen, nachdem er auf massiven Druck von allem
möglichen Menschenrechtsorganisationen, Vereinigungen und vielen, vielen
engagierten Einzelpersonen hin freigelassen wurde und aufgefordert war, eine
Nachricht an seine in Haft verbleibende Frau, der ersten politischen Gefangenen
des reichen Mauricio Macri, zu richten: „An meine Frau, was
soll ich sagen? Als ich mit ihr sprach, hat sie mir Kraft gegeben, sie hat
dieses spezielle Etwas, diese Energie, die für mich aus einem anderen Raum und
einer anderen Zeit kommt, die ihr und uns allen Kraft gibt und uns neue
Hoffnung schenkt, und von der sie nicht einmal weiß, dass sie sie hat.“
steht für mich symbolhaft für all das, wofür ich kämpfe: das Recht auf Würde
für alle, das Recht auf eine bessere Welt, das Recht auf einen gesunden
Planeten, auf dem jeder in Frieden und Freiheit leben kann, den Respekt für die
Natur und das Universum, die Liebe und die
Unterstützung gerade für diejenigen, die schwach sind und die leiden
müssen. Milagro gibt mir unglaublich Kraft, manchmal, wenn es mir schlecht
geht, denke ich, wie muss sie sich wohl gerade in ihrer Gefängniszelle fühlen
und dann wird mir bewusst, auf welch hohem Niveau ich mich beklage. Manchmal
stelle ich mir vor, wie es sein wird, wenn sie endlich in Freiheit ist, wie
vielen Menschen das Herz vor Freude und Erleichterung aufgehen wird und was für
eine positive Kraft für die Zukunft davon ausgehen wird. Ich möchte mit den Worten
ihres Mannes Raúl Noro schließen, nachdem er auf massiven Druck von allem
möglichen Menschenrechtsorganisationen, Vereinigungen und vielen, vielen
engagierten Einzelpersonen hin freigelassen wurde und aufgefordert war, eine
Nachricht an seine in Haft verbleibende Frau, der ersten politischen Gefangenen
des reichen Mauricio Macri, zu richten: „An meine Frau, was
soll ich sagen? Als ich mit ihr sprach, hat sie mir Kraft gegeben, sie hat
dieses spezielle Etwas, diese Energie, die für mich aus einem anderen Raum und
einer anderen Zeit kommt, die ihr und uns allen Kraft gibt und uns neue
Hoffnung schenkt, und von der sie nicht einmal weiß, dass sie sie hat.“