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Die Theater- und Tanzgesellschaft della Mia Misura

Von
Roberta Bassani, 5.
Mai 2017
, deutsche Übersetzung von Milena Rampoldi, ProMosaik. Die Theater-
und Tanzgesellschaft della Mia Misura wurde 2011 von Roberta Bassani und
Vittoria La Costa ins Leben gerufen. Beide sind beruflich im Bereich Theater,
Tanz, Tanz- und Bewegungstherapie und somatische Erziehung tätig.

Hier finden Sie den Link zur Veranstaltung vom 29. Juni 2017 in Berlin: 
Die Gruppe
besteht aus Tänzern und Schauspielern, die gemeinsam auftreten und  dauernd auf der Suche sind, analysieren und
improvisieren. Das Ziel besteht in der Aufwertung der Ressourcen jedes Einzelnen,
indem man die besonderen Bewegungen wahrnimmt und diese mit improvisierten und
musischen Reizen entwickelt, die Rhythmus und Qualität in den Vordergrund
stellen. Die von uns vorgeschlagenen Workshoperfahrungen basieren auf
Disziplinen wie Tanz- und Bewegungstherapie, Laban Movement Analysis und Body
Mind Centering, einher mit Techniken der theatralischen und choreographischen
Improvisation.
Wenn eine
Geste oder Bewegung das Ergebnis eines inneren Impulses sind, werden diese
authentisch und erzeugen Schönheit, die in mir den Wunsch entfacht hat,
Choreographin zu werden und Vorstellungen ins Leben zu rufen.
Im Projekt
der Gesellschaft della Mia Misura fokussieren wir auf die Kunst. Die Kunst gilt als Gelegenheit des Zusammentreffens zwischen
Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten. Die Kunst nährt die Kreativität und
versetzt in die Lage, die Selbsterfahrung zu verändern. Der kreative Antrieb
zwecks Umsetzung der Veranstaltungen ermöglicht die Erzeugung eines Behälters,
um die Begriffe der Integration und sozialen Inklusion aufzunehmen. Der
innovative Aspekt dieses Projektes betrifft gerade die Öffnung gegenüber der
Außenwelt. Die von der Gesellschaft della Mia Misura ausgeübten Tätigkeiten
sind unabhängig und losgelöst vom häuslichen Pflegedienst. Diese Eigenschaft
erlaubt den Familien der Jugendlichen mit Behinderung, die am Workshop
teilnehmen, die Erfahrung ihrer Kinder bewusster wahrzunehmen und aktiv am
Projekt teilzuhaben. Außerdem versetzt diese Unabhängigkeit in die Lage, jedes
Jahr auch Personen in die Workshops aufzunehmen, die aus verschiedenen
Bereichen stammen, nichts mit der Behinderung zu tun haben und sich einfach einer
neuen Dimension nähern möchten. Denn auf diese Weise wird eine wahre Umgebung
der Integration geschaffen.
Bis vor
kurzem sah ich die Integration als Anpassung: ich dachte, dass die Person
mit Behinderung in einen Kontext gelangt, der sie aufnimmt und sich verändert,
um die Diversität und den „Mangel“ zu akzeptieren. Aber diese Erfahrung hat mir
und vielen anderen beigebracht, den Austausch
zwischen den Menschen zu beobachten. „Integration“ (aus dem Lateinischen integratio –onis) bedeutet „mit Einfluss“. Und tatsächlich müssen
einige Tänzer und Schauspieler die Spontaneität wiederfinden, während andere
dabei unterstützt werden, um bewusst und übersichtlich zu handeln. Das Fehlende
wird vervollständigt und das Notwendige wird hinzugefügt, um Gültigkeit,
Effizienz und Funktionalität zu steigern. Bei jedem Termin sehe ich eine
Gruppe, die sich gegenseitig beeinflusst, um alle Möglichkeiten der Beziehung
und Kommunikation zu entdecken oder kennenzulernen. Und diese Begegnung erfolgt
an einem gemeinsamen Ort, an dem man sich im Anderen wiederfindet oder man eine
Qualität anstrebt, die der andere natürlich ins Spiel bringt.
In unseren
Veranstaltungen experimentieren wir radikale Veränderungen im Bereich der
relationalen/affektiven und kommunikativen Erfahrung aller Teilnehmer. Die
Ausdruckserfahrung der Bewegung wird zu einem neutralen Boden, auf dem die
Person mit Behinderung auf den Anderen trifft und somit aus der üblichen
Beziehung zwischen dem Pfleger und dem Gepflegten ausbricht. An diesem Ort können
sich alle frei entscheiden, die Ressourcen und Potentiale ihres Ausdrucks ins
Spiel zu bringen, indem sie die Grenzen und Unterschiede respektieren.  
Um das
Projekt der Gesellschaft della Mia Misura voranzutreiben, nehmen wir an Veranstaltungen
und Theater- und Tanzfestivals teil. Wir zeigen uns in der Öffentlichkeit, die
nicht immer darauf vorbereitet ist, aber wir sagen bewusst: „Alle haben das
Recht da zu sein und teilzunehmen!“ Und wir sind da.