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APWA Pakistan – gegen die Stammesauslegungen des Islam und für Frauenrechte


Von Milena
Rampoldi und Denise Nanni, ProMosaik. Diese Woche haben wir mit Ayesha Javeri, der
stellvertretenden Präsidentin & Leiterin der Abteilung für internationale
Angelegenheiten von APWA Pakistan
gesprochen. APWA ist eine  pakistanische
NRO, die sich in der islamischen Republik Pakistan für die Frauenrechte einsetzt.
Mit Ayesha sprachen wir über die Wichtigkeit von Frauenverbänden und ihres
Empowerments und die Unterstützung ihres Kampfes gegen geschlechtsspezifische
Gewalt und Unterdrückung. Das Problem in Pakistan, so Ayesha, sind die
Stammesinterpretationen des Islam, die wir im Namen der Befreiung der
muslimischen Frauen bekämpfen müssen.

Warum ist es Ihrer Meinung nach
wichtig für Frauen, sich zu versammeln und an Vereinigungen teilzunehmen?
Welche sind die Auswirkungen auf die Frauen selbst und auf  die Zivilgesellschaft?
Offensichtlich gibt es eine Stärke in den Zahlen, vor
allem, wenn sie Frauen sich für ein und dieselbe Sache einsetzen. Ein starker
Regen hält den Regen von Vorurteilen und Diskriminierungen auf, mit dem Frauen
seit Jahrhunderten überschwemmt wurden, und nun werden ihre Stimmen gehört. Die
Erfolge der Vereinigungen haben den Frauen Mut gegeben, sich für die
Frauenrechte einzusetzen. Somit wird sich die Zivilgesellschaft der
Ungerechtigkeiten bewusst, denen Frauen ausgesetzt sind, und erhebt ihre
Stimme.
Welche sind Ihrer Erfahrung nach
die Haupthindernisse des weiblichen Empowerments und welche die effektivsten
Möglichkeiten, um Frauen in der Gesellschaft in Pakistan zu stärken?
Ich lebe in der Islamischen Republik Pakistan und
habe die Erfahrung gemacht, dass die Hindernisse in meinem Land vor allem auf
eine Auslegung der islamischen Religion im Rahmen der Stammestradition zurückzuführen
sind. Dies ist die Barriere, die im Norden und in ländlichen, entfernten
Dörfern vorherrscht. Die Städte sind mehr im Einklang mit einer wahren
Auslegung der Stellung der muslimischen Frau in der Gesellschaft, wie sie im
Islam, zu Lebzeiten des Propheten, gelebt wurde. Damals hatten Frauen eine
Identität, konnten Eigentum besitzen und Geschäfte machen, konnten die ihm
Krieg verletzten Männer behandeln und eine nicht gewollte Ehe verweigern. In
den Stammesgebieten sind Frauen wie ein Schatten, haben keinen Personalausweis.
Sie existieren somit gar nicht. Sie werden nur als Schnäppchen gesehen, um die
Fehden zwischen den Clans zu besänftigen.
Der Geist des Islam hat den Stammesgeist nicht
überwunden, obwohl die Menschen  fünf Mal
am Tag beten und gottesfürchtig sind.
Wir von APWA intervenieren ohne politische Absichten im
Kriegsgebiet in Pakistan, vor allem um Frauen und Mädchen zu unterstützen.
Die Vereinten Nationen unterstützen uns bei der
Organisation von Konferenzen, um unsere Ansichten so präsentieren, wie wir es
2005 in Islamabad getan haben.
Es geht uns um Frauen und junge Mädchen, um ihre Gesundheit,
ihre Bildung und ihr Empowerment.
Die Zusammenarbeit mit internationalen Akteuren zeigt,
dass die externe Unterstützung und die Kraft, die wir bei den internationalen
Konferenzen tanken, uns dabei unterstützt, diese Konzepte auch in unserem Land
umzusetzen. Um die Situation zu verbessern, muss ein gebildeter Mensch die
Wahrheit aus den Versen des Korans übersetzen und auslegen. Denn der Islam gibt
uns allen Menschenrechte. Sogar die Todesstrafe wegen Ehebruch, die in den
meisten arabischen Ländern umgesetzt wird, ist nicht im Koran vorgesehen. Sie
ist einfach nur eine öffentliche Demütigung der Frau.
Sind Sie der Ansicht, dass es wichtig ist, internationale
Kooperationen mit ähnlichen Organisationen zu pflegen? Wenn ja, warum?
Dank der Wunder des Internets ist die Welt jetzt global. Es gibt so
viele NRO wie die unsere. Es gibt eine internationale, starke Frauenbewegung.
Wir Frauen stehen auf und zeigen die Grausamkeiten, die Frauen erleiden und
lehnen uns gegen die Menschenrechtsverletzungen gegen die Frauen auf. Dieser
Druck funktioniert, weil wir vernetzt sind. Aber Nationen, die den Frauen keine
Stimme geben, lassen Frauenverstümmelung zu und ermorden Menschen, die sich lieben.
Man ist nicht gewilligt, die Gesetze zu ändern und die Gewalt gegen Frauen aus
der Welt zu schaffen.  
Können
Sie mir mehr über das Gefängnisprojekt von APWA erzählen?
APWA
hat ein Unternehmen im Gefängnis gegründet, das Häftlingen Nähen und Stricken lehrt.
Dies baut das Selbstvertrauen der Frauen auf und verbessert ihre Fähigkeiten, nach
ihrer Entlassung ehrlich ihr Brot zu verdienen. Ein Lehrer prüft die Produkte,
die dann von den Frauen ausgestellt und verkauft werden. Die Besucher dieser
Ausstellungen sind mit der handwerklichen Arbeit der Häftlinge von APWA sehr
zufrieden. Und dadurch stärken wir diese Frauen.
APWA zielt darauf
ab, den gefangenen Frauen freie Materialien zur Verfügung zu stellen, um ihnen
Arbeitsmotivation zu schenken. Sie können sich so auch einen Betrag
dazuverdienen, den sie für ihre persönlichen Bedürfnisse ausgeben können.
Jedes
Jahr sendet APWA zu besonderen Anlässen seine engagierten, älteren Mitglieder
in die Haftanstalten vor Ort, um Geschenke und Gelder an die Frauen und ihre
Kinder zu verteilen.
Die Frauen können hinter Gitter arbeiten und so die Langweile der
Haftzeit überbrücken. In der Haftanstalt wurde auch eine kleine Schule
eröffnet, die von APWA durch eine Mitarbeiterin unterstützt wird.
Wie kooperieren Sie mit den Vereinten Nationen?
Wir wurden 1949 von Begum Rana Liaquat Ali Khan, der Frau des
Premierministers, einer engagierten Frau gegründet, die auch als erste
asiatische Frau den Menschenrechtspreis erhielt. Wir sind auch als Beraterinnen
der Vereinten Nationen tätig. Wir haben Vertreter in New York und auch
Mitglieder, die aktiv an Veranstaltungen auf der ganzen Welt teilnehmen. APWA
ist die größte NRO in Pakistan und wird auch von der Regierung unterstützt,
wenn es um die Menschenrechte geht.