Vom Pegida-Redner zum mutmaßlichen Bombenleger
Von Martin
Fischer und Sebastian Kahnert, Islamische Zeitung, 12. Dezember 2016. Sächsische
Sicherheitsbehörden feiern die Festnahme des mutmaßlichen Attentäters von
Dresden als Erfolg.
Foto: DITIB Dresden
Dresden (dpa). Zweieinhalb Monate nach den Sprengstoffanschlägen von
Dresden, Pegida-Krawallen bei der Einheitsfeier und Pannen im Terrorfall
Al-Bakr herrscht Aufatmen in Sachsen. Mit der Festnahme des Mannes, der nach
Überzeugung der Ermittler Ende September die Sprengsätze vor einer Moschee und
am Kongresszentrum in Dresden zündete, haben die in jüngster Zeit so
gescholtenen Sicherheitsbehörden einen Fahndungserfolg zu verbuchen. „Damit ist
erneut deutlich geworden, dass solche Straftaten in Sachsen nicht unbestraft
bleiben“, sagt Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Ein Auftritt des
mutmaßlichen Bombenlegers als Redner beim islam- und fremdenfeindlichen
Pegida-Bündnis wirft indes Fragen auf.
Dresden, Pegida-Krawallen bei der Einheitsfeier und Pannen im Terrorfall
Al-Bakr herrscht Aufatmen in Sachsen. Mit der Festnahme des Mannes, der nach
Überzeugung der Ermittler Ende September die Sprengsätze vor einer Moschee und
am Kongresszentrum in Dresden zündete, haben die in jüngster Zeit so
gescholtenen Sicherheitsbehörden einen Fahndungserfolg zu verbuchen. „Damit ist
erneut deutlich geworden, dass solche Straftaten in Sachsen nicht unbestraft
bleiben“, sagt Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Ein Auftritt des
mutmaßlichen Bombenlegers als Redner beim islam- und fremdenfeindlichen
Pegida-Bündnis wirft indes Fragen auf.
Die Beweise wiegen schwer: Laut Generalstaatsanwaltschaft stimmt die DNA
des 30-Jährigen mit der von der Spurensicherung überein. Bei Durchsuchungen
seien zudem Gegenstände sichergestellt worden, mit denen sich Brand- und
Sprengsätze herstellen ließen.
des 30-Jährigen mit der von der Spurensicherung überein. Bei Durchsuchungen
seien zudem Gegenstände sichergestellt worden, mit denen sich Brand- und
Sprengsätze herstellen ließen.
In Hessen auf Montage festgenommen, sitzt der Tatverdächtige nun in Dresden
in Untersuchungshaft. Verantworten soll er sich wegen des „Herbeiführens von
Sprengstoffexplosionen“. Auch eine kurz vor den Einheitsfeiern gefundene
Bombenattrappe soll er abgelegt haben. „Wir gehen davon aus, dass er allein
gehandelt hat“, sagt Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein. Hinweise auf Helfer oder
eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe gebe es nicht.
in Untersuchungshaft. Verantworten soll er sich wegen des „Herbeiführens von
Sprengstoffexplosionen“. Auch eine kurz vor den Einheitsfeiern gefundene
Bombenattrappe soll er abgelegt haben. „Wir gehen davon aus, dass er allein
gehandelt hat“, sagt Oberstaatsanwalt Wolfgang Klein. Hinweise auf Helfer oder
eine Zugehörigkeit zu einer Gruppe gebe es nicht.
Ganz losgelöst von der auch in Umfragen belegten besonders
fremdenfeindlichen Stimmung in Sachsen will die Extremismusexpertin der
Linksfraktion, Kerstin Köditz, den Fall nicht sehen. Er zeige, „wie wenig
Substanz die vom sächsischen Verfassungsschutz eigens zur Verhätschelung
Pegidas eingeführte Unterscheidung von „asylkritischem“ und „asylfeindlichem“
Protest hat“. Die Übergänge zum Rassismus seien fließend, sagt Köditz. „Die
Radikalisierung von rechts führte im vorliegenden Fall – nicht zum ersten Mal
in Sachsen – offenbar zum Rechtsterrorismus.“
fremdenfeindlichen Stimmung in Sachsen will die Extremismusexpertin der
Linksfraktion, Kerstin Köditz, den Fall nicht sehen. Er zeige, „wie wenig
Substanz die vom sächsischen Verfassungsschutz eigens zur Verhätschelung
Pegidas eingeführte Unterscheidung von „asylkritischem“ und „asylfeindlichem“
Protest hat“. Die Übergänge zum Rassismus seien fließend, sagt Köditz. „Die
Radikalisierung von rechts führte im vorliegenden Fall – nicht zum ersten Mal
in Sachsen – offenbar zum Rechtsterrorismus.“
Köditz bezieht sich auf eine Rede des Beschuldigten bei Pegida im Juli
vergangenen Jahres. Ein Mitschnitt davon ist im Internet zu finden. Er „gehöre
laut „Spiegel“ zum harten Kern der Pegida“, sagt der damals 28-Jährige darin
sichtlich stolz vor den rund 2500 vor ihm versammelten Menschen auf dem Dresdner
Altmarkt. In einem von ihm verlesenen Brief wendet er sich direkt an
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): „Sie lassen kriminelle Ausländer Drogen
verkaufen. Sie lassen faule Afrikaner, anstatt ihre Länder aufzubauen, unsere
Sozialkassen plündern“, poltert er.
vergangenen Jahres. Ein Mitschnitt davon ist im Internet zu finden. Er „gehöre
laut „Spiegel“ zum harten Kern der Pegida“, sagt der damals 28-Jährige darin
sichtlich stolz vor den rund 2500 vor ihm versammelten Menschen auf dem Dresdner
Altmarkt. In einem von ihm verlesenen Brief wendet er sich direkt an
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): „Sie lassen kriminelle Ausländer Drogen
verkaufen. Sie lassen faule Afrikaner, anstatt ihre Länder aufzubauen, unsere
Sozialkassen plündern“, poltert er.
Der Islam sei die „größte Massenvernichtungswaffe“, fährt er fort. Und
schon damals droht er mit Gewalt: „Wenn Sie wollen, dass es in Deutschland und
in Europa zum Bürgerkrieg kommt, dann machen Sie nur so weiter. Aber dann Gnade
Ihnen Gott, denn von uns werden Sie keine Gnade erhalten.“
schon damals droht er mit Gewalt: „Wenn Sie wollen, dass es in Deutschland und
in Europa zum Bürgerkrieg kommt, dann machen Sie nur so weiter. Aber dann Gnade
Ihnen Gott, denn von uns werden Sie keine Gnade erhalten.“
Pegida-Chef Lutz Bachmann geht am Freitag schnell auf Distanz zu seinem
Redner von damals. „Wenn er es war, dann bitte einsperren und Schlüssel
wegwerfen“, schreibt er bei Facebook – aber nicht, ohne die Tat gleich noch zu
relativieren: „Egal ob da nur etwas Ruß an die Wand geschmiert wurde oder ein
Böller gezündet!“
Redner von damals. „Wenn er es war, dann bitte einsperren und Schlüssel
wegwerfen“, schreibt er bei Facebook – aber nicht, ohne die Tat gleich noch zu
relativieren: „Egal ob da nur etwas Ruß an die Wand geschmiert wurde oder ein
Böller gezündet!“
In der Fatih Camii-Moschee im Stadtteil Cotta bereitet sich Imam Hamza
Turan auf das Freitagsgebet vor, als die Reporter ihn umlagern und wissen
wollen, was er von der Festnahme hält. Glücklich sei er, lässt er von einem per
Handy zugeschalteten Dolmetscher aus dem Türkischen übesetzen. Viel mehr will
Turan aber nicht sagen, auch keine Fotos von sich machen lassen. Zu viele
Anfeindungen habe er erleben müssen, als er sich öffentlich zeigte, nachdem
Ende September der Sprengsatz vor der Tür explodiert war, hinter der er mit
seiner Frau und den beiden Söhnen lebt. Und nicht nur gegen ihn: Auch sein Sohn
werde deshalb in der Schule gemobbt.
Turan auf das Freitagsgebet vor, als die Reporter ihn umlagern und wissen
wollen, was er von der Festnahme hält. Glücklich sei er, lässt er von einem per
Handy zugeschalteten Dolmetscher aus dem Türkischen übesetzen. Viel mehr will
Turan aber nicht sagen, auch keine Fotos von sich machen lassen. Zu viele
Anfeindungen habe er erleben müssen, als er sich öffentlich zeigte, nachdem
Ende September der Sprengsatz vor der Tür explodiert war, hinter der er mit
seiner Frau und den beiden Söhnen lebt. Und nicht nur gegen ihn: Auch sein Sohn
werde deshalb in der Schule gemobbt.