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Ein Kommentar zur Wahl in Österreich von Gruppe 42


Gespaltene Köpfe – wie Österreich wirklich gewählt hat. von Stephan Bartunek,
Gruppe 42, 14. Dezember 2016.
 
Österreich hat nun einen neuen
Bundespräsidenten, nach fast einem Jahr Wahlkampf.
Die Aufregung hat sich gelegt, aber es bleibt trotz allem, ein schaler
Beigeschmack, haben sich doch die Lager rund um Alexander van der Bellen und
Norbert Hofer gegenseitig zu höchst amüsanten, aber in der methodisch
offenbarten Propaganda durchaus tragischen Noten hinreißen lassen. Es wurde
eine Art „Endzeitkampf“ stilisiert, den man gerade noch in Hollywood Filmen
akzeptieren kann, solange mit großen und guten Special-Effects über die
Handlungsdefizite hinwegtäuscht wird.
So kann man nach dem Kinogenuss, selbst nach platter Geschichte, mit einem
freudvollen, aufgeregten Gesicht wieder nach Hause gehen, wer aber die Wahl
ehrlich reflektiert, dem verwehrt sich die Glückseligkeit komplett.
Zwischen den Schreihälsen, egal ob von „rinks“ oder „lechts“, die ihren Hang
zum Extremismus großteils beschränkt auf Lautstärke in Wort und Schrift, auf
Twitter, Facebook oder anderen Formen zumindest noch physisch gewaltfrei
ausleben, wird die Mitte, die man auch als Vernunft stilisieren kann,
systematisch zerrieben.

Wen interessiert es denn
überhaupt noch, dass auch bei dieser Endzeitwahl, gerade nur knapp über die
Hälfte der gesamten österreichischen Bevölkerung teilgenommen hat?
Und der Sieger van der Bellen darf gerade mal ein Drittel der Menschen aus
Österreich offiziell hinter sich wissen, während es für Hofer gerade mal ein
Viertel ist.
Aber das reicht, damit uns über Medien immer wieder auf ein Neues die Mär von
dem gespaltenen Land ins Ohr geblasen wird. Dass man genau dieses Gefühl
braucht um den systemischen Wahnsinn unserer Zeit weiter wie am Schnürchen
laufen lassen zu können interessiert doch, seien wir ehrlich, kaum jemanden.
Wir leben eine Demokratie, die
nur repräsentativ ist und die sich genaugenommen seit ihrer Einführung, wann
immer das auch offiziell gewesen sein soll, jedes Jahr, auch international, auf
ein Neues pervertiert.
Der neue österreichische Bundespräsident beweist das in seiner Funktion nur zu
gut, denn zwar repräsentiert er das österreichische Volk, in Wahrheit aber,
tingelt er mit Legionen aus Deligationen hauptsächlich aus der Wirtschaft durch
die Weltgeschichte um Tür und Tor zu öffnen, oder empfängt diese aus dem
Ausland, für das was wir alle angeblich so dringend brauchen – das
Wirtschaftswachstum.
Die Idee des ewigen, stetigen Wachstums, die Akkumulation, ist es auch, die das
fördert was die sogenannte Leistungsgesellschaft so dringend braucht, den
Konkurrenzkampf der die Megamaschine, ineinander verwoben aus Militär,
Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Industrie immer schneller und
gewalttätiger laufen lässt.
So hat auch der lange Wahlkampf, der viele Österreicher einiges an Nerven aber
vor allem auch Geld aus ihren Steuerabgaben gekostet hat, ein paar wenige
Menschen doch wieder um einiges reicher gemacht – vermutlich eines der
obszönsten Details in dieser Farce, aber auch eines, das am Ruhigsten
hingenommen wird. Nicht, dass es niemanden interessieren würde, aber sehr wohl
soll es niemanden interessieren.
Der Mensch, ob Mann oder Frau, in
seiner gesamten Existenz sollte aufhören sich dem Diktat der Spaltung zu
unterwerfen. Die Fragmentierung einer Gesellschaft, die Zerteilung unseres
Planeten ist auch eine willkommene Methode um von den großen, tatsächlichen und
faktischen Problemen und geschaffenen Realitäten abzulenken.
Peter Bamm fasst den gesamten,
gerade gelesenen, Text, zwar abstrakt aber dafür in einem Satz wunderbar
zusammen:
„Die Wahrheit ist unteilbar, nur Köpfe in die sie nicht hineingeht können
gespalten werden.“
In diesem Sinne, halten wir unsere Köpfe frei und sauber!