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Mentor Arabia – für eine drogenfreie arabische Welt


Von Denise Nanni und Milena Rampoldi, ProMosaik. In diesem Interview
möchten wir Ihnen die Organisation Mentor
Arabia
vorstellen, die sich dafür einsetzt, arabische Kinder und
Jugendliche dazu zu befähigen, Entscheidungen bezüglich ihrer Zukunft zu
treffen. Sie sollten auch in der Lage sein, sich gegen Drogen aufzulehnen und
gefährdendes Verhalten vorzubeugen. Mentor Arabia ist im Libanon und verschiedenen
Ländern der arabischen Welt tätig. Wir möchten uns bei Aline für ihre
detaillierten Antworten auf unsere Fragen bedanken.
Welche
sind die wichtigsten Risikofaktoren für Jugendliche in der arabischen Welt und
in welchem Alter sind Jugendliche drogengefährdet?
Das
Drogenproblem kann jeden betreffen, aber insbesondere diejenigen, die
anfälliger sind und denen die geeigneten Unterstützungssysteme fehlen, die sie
in die Lage versetzen würden, gesunde Entscheidungen zu treffen. Die
Hauptrisikofaktoren sind Mangel an Bildung, Kriege und Konflikte,
Arbeitslosigkeit und Mangel an Selbstvertrauen und emotionaler Stabilität unter
Jugendlichen. Der Drogenkonsum und -missbrauch sind öffentliche Gesundheitsprobleme,
die jeden, unabhängig von Alter, Geschlecht, Ethnizität, religiöser
Zugehörigkeit oder sozioökonomischer Klasse, betreffen könnten. Junge Menschen,
vor allem Jugendliche, und diejenigen, denen der Zugang zur Bildung fehlt,
gelten aber als anfälliger für den Drogenkonsum.
Wie
hat die Zivilgesellschaft bisher auf Ihre Initiativen reagiert?
Mentor Arabia stellt sich der herausfordernden Aufgabe, die
Ausbreitung dieses schnell wachsenden und tödlichen Phänomens im arabischen Raum
zu stoppen. Dieses Ziel können wir aber nicht alleine erreichen; wir benötigen
die Unterstützung und Zusammenarbeit verschiedener Parteien, wie Regierungs-
und Nichtregierungsorganisationen, Experten, Erzieher, Eltern, religiöse Anführer,
Unternehmen, Medien, u.v.m. Die Zivilgesellschaft reagiert positiv auf unsere
Initiativen in allen arabischen Ländern, in denen wir tätig sind. Diese
Reaktionsfähigkeit variiert von der vollen Partnerschaft, bis hin zur
nationalen Beteiligung an unseren Programmen und zur ergänzenden Kooperation im
Bereich Prävention, Rehabilitation oder Schutz. Darüber hinaus sind die
Beteiligung aller Bereiche der Gemeinschaft 
und die Bereitstellung von Sicherheit und sicheren Umgebungen für unsere
Kinder und Jugendliche entscheidend für den Erfolg jeder Strategie oder
Initiative.
Wie
kann die Kunst zur Eindämmung des Drogenmissbrauchs beitragen?  
Der
Drogenmissbrauch ist das gesundheitliche Hauptproblem an den Universitäten. Die
Förderung von Kunstarbeit soll klarmachen, dass Kreativität und künstlerischer
Ausdruck eine wesentliche Rolle bei der Sensibilisierung für die durch den
Drogenmissbrauch und die Drogensucht auf persönlicher und gemeinschaftlicher
Ebene verursachten Probleme spielen. So verbreitet sich eine Bewegung der
Prävention in der gesamten Gesellschaft.
Kunst
ist ein Mittel des persönlichen Ausdrucks und dient für die Jugendlichen als
Plattform zwecks Ausdruck ihrer Wahrnehmung von Problemen und Lösungen.
Kunstwerke
können Einblicke in die menschliche Erfahrung verschaffen, den Dialog fördern,
Dialogkompetenz nahebringen und Wahrnehmungen verändern.
Welche
sind Ihrer Erfahrung nach die effektivsten Möglichkeiten, um riskantes
Verhalten zu verhindern?
Wir streben
eine drogenfreie arabische Welt an, in der Kinder und Jugendliche die
Möglichkeit haben, gesund zu leben. Mentor Arabias Aufgabe ist es, die
Jugendlichen zu befähigen, gesunde Entscheidungen zu treffen und von den Drogen
fernzubleiben.
Forschungen
und bewährte Praktiken haben gezeigt, dass die Nutzung des „Life Skills“-Ansatzes
entscheidend für die Prävention von Drogenkonsum ist. Unsere Arbeit fokussiert auf
die Stärkung der Jugendlichen durch die Entwicklung ihrer Lebenskompetenzen als
primäre Mittel zur Prävention von riskanten Verhaltensweisen. Darüber hinaus
ist die Rolle der Eltern und Lehrer nicht nur deshalb entscheidend, weil sie
wesentliche Mitglieder des Unterstützungsnetzwerks eines Jugendlichen sind,
sondern auch, weil sie die Einstiegspunkte in Form von Präventionsprogrammen
darstellen, die zu Hause und in der Schule gelebt werden.  Die Arbeit der Eltern, Lehrer und  der Gemeinschaft als ganze gilt als Ergänzung
für die Durchsetzung und Kontrolle.
Das
Empowerment von Kindern und Jugendlichen durch die Entwicklung ihrer Fähigkeiten
und Kapazitäten, die ihr Selbstwertgefühl stärkt, macht sie weniger anfällig,
in Zukunft Drogen zu konsumieren oder sich riskante Verhaltensweisen
anzueignen.  
Wir
sind der Meinung, dass man bewährte Praktiken umsetzen sollte, die sich in
anderen Regionen der Welt als erfolgreich erwiesen haben; daher unterstützen
wir kooperative Arbeit und Partnerschaften, die Überwachung und Bewertung von
Programmen zur Einschätzung der Auswirkungen, die Dokumentation der gewonnenen
Erkenntnisse und die Verbreitung von Wissen als die Schlüssel zu effektiven
Präventionsprogrammen.
Der
Kampf gegen die Drogen gestaltet sich als lang und äußerst schwierig. Es gibt
so viel, was getan werden muss, und wir müssen alle zusammenkommen und uns
gemeinsam an die Arbeit machen. 
Durch
feste und kooperative Partnerschaften mit NRO und Institutionen der
Zivilgesellschaft und durch die enge Zusammenarbeit mit Eltern, Erziehern,
Kindern, Jugendlichen und durch die Unterstützung von Medien können wir die
Verbreitung des Drogenphänomens in der arabischen Welt eindämmen. Es wird
einige Zeit in Anspruch nehmen, aber wenn wir Hand in Hand gemeinsam handeln,
werden wir es schaffen, unsere Kinder und Jugendlichen zu schützen und unsere
Gemeinden zu stärken.
Kooperieren
Sie mit Behörden oder Institutionen vor Ort? Wenn ja, wie? 
Eine der Hauptaufgaben von Mentor Arabia besteht darin, die
Kapazitäten privater, von Regierungs- und NRO-Organisationen in den einzelnen
Ländern auszubauen, um Programme zur Drogenprävention auf nationaler Ebene auszuarbeiten
und durchzuführen. Um zu vermeiden, dass der Drogenkonsum verewigt wird, setzt
sich Mentor Arabia dafür ein, damit Institutionen Kompetenzen auf dem Gebiet
des Kampfes gegen die Sucht erhalten. Mentor Arabia setzt sich für eine
nachhaltige Drogenprävention ein. Dies erfolgt durch starke Partnerschaften mit
soliden und aktiven nationalen Institutionen. Das Ganze erfolgt
zukunftsorientiert, um nationale Strukturen aufzubauen, die sich langfristig
für eine drogenfreie arabische Welt einsetzen.