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ISLAMFEINDLICHKEIT – Sprengstoffanschlag auf Moschee

Von Islamiq, 27.
September 2016. In Dresden sind vor einer Moschee und einem Kongresszentrum
zwei Sprengstoffanschläge verübt worden. Politiker und Vertreter der
islamischen Religionsgemeinschaften verurteilen den Anschlag aufs Schärfste.


Sprengstoffanschlag
auf Moschee

In
Dresden sind vor einer Moschee und einem internationalen Kongressgebäude zwei
Sprengstoffanschläge verübt worden. Das teilte die Polizei in der sächsischen
Landeshauptstadt am Dienstagmorgen mit. Verletzt wurde niemand. „Auch wenn uns
bislang kein Bekennerschreiben vorliegt, müssen wir von einem
fremdenfeindlichen Motiv ausgehen. Gleichzeitig sehen wir auch eine Verbindung
zu den Feierlichkeiten anlässlich des Tages der deutschen Einheit am kommenden
Wochenende“, sagte Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar.

Informationspolitik der Polizei wurde
kritisiert
Von
den Sprengstoffanschlägen bis zur Erstinformation der Polizei seien hingegen
laut Medienberichten rund zehn Stunden vergangen. Ein Sprecher erklärte das am
Dienstag mit den nötigen Ermittlungen. Die Medieninformation datiert von 8.13
Uhr, die Anschläge waren danach um 21.53 Uhr und 22.19 Uhr der Behörde bekannt
geworden. Unter dem Facebook-Account „Fatih Moschee Dresden“ waren schon um
00:50 Uhr Fotos zu dem Angriff gepostet worden.
Ebenfalls
auf Facebook verteidigte die Polizei am Dienstag ihre Informationspolitik. „Uns
wird gerade vorgeworfen, dass wir nicht sofort gestern Nacht an die
Öffentlichkeit gegangen sind. Dieser Wunsch nach schneller Information ist
verständlich und gründet sich auf viele Motive. Besorgnis verstehen wir,
durchschaubare Meinungsmache dagegen nicht“, hieß es dort. „Wir klären erst mit
gebotener Sicherheit die Fakten und gehen dann damit an die Öffentlichkeit.“

Die Familie des Imams befand sich
in der Moschee
Die
Polizei fanden an dem besagten Montagabend an beiden Tatorten die Reste
selbstgebauter Sprengsätze. Außerdem gibt es Videoaufnahmen, die den
Tatverdächtigen vor der Moschee zeigen.
„Ab
sofort arbeiten wir im Krisenmodus“, sagte der Polizeipräsident weiter. Die
Polizei bewache die betroffene Moschee sowie eine weitere Moschee in der Stadt.
Zudem werde das islamische Zentrum in der Nähe des Bahnhofs Cotta intensiv
bewacht.
Zum
Zeitpunkt der Detonation befanden sich der Imam mit seiner Frau und den beiden
Söhnen in der Moschee. Sie blieben unverletzt. Durch die Druckwelle der
Explosion sei die Eingangstür nach innen gedrückt worden, teilte die Polizei
mit. Im Gebäude sei Ruß abgelagert worden. Die Moschee befindet sich unweit des
Bahnhofs Friedrichstadt.
Am
Internationalen Congress Center Dresden zerstörte die Hitze der Explosion die
Seite eines Glasquaders auf einer Freifläche. Der terrassenförmig angelegte Bau
liegt direkt am Elbufer. Eine Hotelbar wurde evakuiert. Die Polizei forderte
Gäste mit Zimmer Richtung Terrasse auf, von ihren Fenstern wegzubleiben. Auch
hier wurde niemand verletzt.
Rund
50 Beamte waren in der vergangenen Nacht im Einsatz. Die weiteren Ermittlungen
liegen beim Operativen Abwehrzentrum der sächsischen Polizei.

Generalstaatsanwaltschaft
übernimmt Ermittlungen zu Anschlägen
Die
Generalstaatsanwaltschaft Dresden hat die Ermittlungen zu den
Sprengstoffanschlägen übernommen. Es wurde ein Verfahren gegen Unbekannt „wegen
des Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion“ eingeleitet, wie
die Behörde am Dienstag mitteilte. Da der Verdacht einer politisch motivierten
Straftat derzeit nicht ausgeschlossen werden könne, untersucht das
Sonderdezernat „Politisch motivierte Kriminalität“ die beiden Fälle. Für
weitere Angaben zu den Ermittlungen sei es zu früh, sagte ein Sprecher.

Angriff wird scharf verurteilt
Bundesinnenminister
Thomas de Maizière (CDU) verurteilte die Anschläge scharf. Es sei „umso
empörender“, da der Angriff auf eine Moschee vor dem Festakt zum zehnjährigen
Bestehen der Deutschen Islamkonferenz (DIK) verübt worden sei, sagte er beim
DIK-Jubiläum in Berlin. Die DIK ist ein Gesprächsforum der Islamverbände mit
Bund, Ländern und Kommunen. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) erklärte:
„Die Anschläge sind erschütternd. Sie müssen jetzt sehr sorgfältig aufgeklärt
und konsequent verfolgt werden.“
Sachsens
Innenminister Markus Ulbig (CDU) verurteilte die Anschläge als „feige“. Der
Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sagte: „Eine solche Tat ist kein
Protest und auch keine Meinungsäußerung. Eine solche Tat ist ein Verbrechen.“
Auch
der religions- und migrationspolitische Sprecher der Grünen, Volker Beck, ist
„schockiert über den Anschlag“. Wer Gotteshäuser anzünde, schrecke auch nicht
davor zurück, Menschen zu töten. „Da macht es keinen Untschied, ob das Ziel
eine Moschee oder eine Kirche, eine Synagoge oder ein Tempel ist. Nun ist
Solidarität gefordert,“ ist sich der Grünen-Politiker sicher.
Generalsekretär
der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Bekir Altaş, verurteilt die
„hinterhältigen Bombenschläge“ in Dresden. Die Anschläge markieren nach Altaş
einen weiteren Höhepunkt der Gewalt. Deshalb sei die Polizei umso stärker
aufgefordert, Taten wie diese lückenlos und zeitnah aufzuklären. Jede weitere
Gewalttat, die nicht akribisch und schonungslos aufgearbeitet werde, stärke die
Täter in ihrem Tun und mindert das Vertrauen der Bevölkerung in den
Rechtsstaat. „Ein zweites NSU darf es nicht geben. So viel Versagen verträgt
unser Rechtsstaat nicht“, führt Altaş weiter.

In
einer veröffentlichten Pressemitteilung zeigt sich der Vorstand der
DITIB bestürzt. Der einzige Trost sei, dass keine Toten oder Verletzten zu
beklagen sind. „Als Türkisch-Islamische Union möchten wir aufgrund der in
letzter Zeit steigenden Anzahl von Moscheeanschlägen nochmals entschieden zum
Ausdruck bringen, dass wir gegen jegliche Form von Gewalt und Angriffen gegen
Gebetshäuser sind und alle Taten verurteilen, die das gesellschaftliche
Miteinander gefährden“, heißt es in der Pressemitteilung weiter. (dpa,
iQ)