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Bienenzucht in der Westbank verschafft Palästinenserinnen zusätzliches Einkommen

Von Shatha Yaish, Agence France Presse, deutsche
Übersetzung von Martina Lauer.
In weißen
Anzügen begutachten drei Palästinenserinnen sorgfältig die Bienenstöcke, die
ihr Leben verändert haben. In den Hügeln der Westbank, die seit beinahe 50
Jahren von Israel besetzt werden, trägt die Honigproduktion für eine wachsende
Zahl von Frauen zum finanziellen Überleben bei.

Das
Einkommen ist eine wichtige Finanzspritze in Palästina, wo fast jeder vierte Palästinenser
ohne Arbeit ist. Bei den Frauen lag die Arbeitslosenqote bei 40 Prozent.
Muntaha
Bairat, 37, begann vor vier Jahren in einem Olivenhain in der N
ӓhe von Kafr Mali mit der Bienenzucht.
Das Dorf liegt bei Ramallah, dem Sitz der Pal
ӓstinensischen Autonomiebehӧrde.
Sie hatte
keine grossen Erwartungen, erz
ӓhlte sie AFP, wӓhrend sie ihre Bienenstӧcke untersucht, die sie zusammen mit fünf Frauen aus dem Dorf versorgt. “Nach
einer Weile stellten wir fest, dass es ein grossartiges Porjekt für uns war. Es
hat unser Leben total ver
ӓndert.”
Jedes Jahr
produzieren sie 600 Kilo Honig, den sie zu 100 Schekel (etwa 23 Euro) pro Kilo
verkaufen. Nach Abrechnung der Kosten verdient jede Frau etwa 6000 Schekel,
mehr als 1410 Euro.
Von dem
Gewinn konnte eine Frau ihren Sohn an die Universit
ӓt schicken und eine andere Frau kaufte
sich einen Fernseher, den sie sich schon lange gewünscht hatte, sagte Bairat.
“Vor der
Teilnahme an dem Projekt hatten einige der Frauen Pal
ӓstina noch nie verlassen.”
 “Heute reisen sie nach Jordanien und Spanien”,
um ihre Waren auf landwirtschaftlichen Ausstellungen und Handelsmessen zu
verkaufen. Neben dem Honig wollen sie andere Imkereiprodukte mit Bienenwachs
und Gelee Royal herstellen.
Das Projekt
wurde vom Palestinian Agricultural Relief Committees (PARC) unterstützt. Diese
Organisation hilft 103 Frauen, die 64 kleine landwirtschaftliche Projekte in
der Westbank und Gaza leiten.
Die Mehrzahl
der Projekte werden in der sogenannten Zone C der Westbank aufgebaut, wo Israel
seit den Oslovertr
ӓen der 90er
Jahre volle Kontrolle hat.
Israel hat
seit den 90er Jahren jedes pal
ӓstinensische Entwicklungsprojekt in diesem Gebiet erheblich beschrӓnkt. Die Konzentration auf Projekte in
der Zone C ist eine bewusste Entscheidung der PARC, sagt Nasseh Shaheen, der
die Projekte beaufsichtigt.
Er will
erreichen, dass “die Menschen auf ihrem Land bleiben, besonders die Frauen in l
ӓndlichen Gegenden.” Der Anteil der
Landwirtschaft in der pal
ӓstinensischen Wirtschaft ist seit den Oslovertrӓgen um 72 Prozent gefallen.
Nach Angaben
der Uno betr
ägt der
Anteil nur noch 4 bis 5 Prozent. In der Westbank ist die Mutter in 10 Prozent
der Familie der Hauptverdienerin. Das trifft auch auf die Imkerinnen zu, von
denen manche der Frauen Familien mit sieben bis neun Mitgliedern unterhalten,
sagte Bairat. Die 52-j
ährige Mutter von sechs Kindern muss für die Schulausbildung der Kinder
bezahlen und “mit dem Verkauf von einem Kilo pro Woche hat sich meine
finanzielle Situation dramatisch verbessert,” sagte Hamayel.
Über PARC:
El Puente
berichtet: 1983 hat sich in Jericho eine Gruppe von einheimischen
Agrarwissenschaftlern zum Palestinian Agricultural Relief Committee (PARC)
zusammengeschlossen. 1987 verlegte PARC seinen Sitz nach Jerusalem. 1991 wurde
PARC offiziell von der Arabischen Gesellschaft für Landschaftsentwicklung als
“Organisation für rurale Entwicklung” anerkannt. Heute gilt PARC als
wichtigste palästinensische Organisation im Landwirtschaftssektor. Das Angebot,
in der neuen palästinensischen Regierung mitzuarbeiten, hat PARC allerdings
ausgeschlagen, um sich weiterhin in politischer Unabhängigkeit für die
Kleinbauern einsetzen zu können. Hauptziel von PARC ist die Unterstützung der
Kleinbauern in den seit 1993 der palästinensischen Selbstverwaltung
unterstellten Gebieten Westbank und Gazastreifen. Die Unterstützung bezieht
sich zum einen auf den produktionstechnischen und wirtschaftlichen Bereich
(Verbesserung der Anbau-, Ernte- und Verarbeitungstechniken, höhere Preise,
direkte Vermarktung), zum anderen auf die politische Ebene (Verteidigung der
Landrechte gegenüber israelischen Konfiszierungen, Wiederaufforstung,
Bildungsprogramme, einkommensschaffende Projekte).
Ein
besonderes Anliegen ist seit Jahren die Förderung von Frauen
(Frauenkooperativen, spezifische Ausbildungsprogramme und andere
einkommensschaffende Projekte). 1990 gründete PARC für die Vermarktung der
Produkte das Agricultural Trading Service Center (ATSC), das seit 1993 in finanzieller
und administrativer Hinsicht unabhängig ist. Zu seinen Aufgaben gehört die
Beratung bei der Einführung bzw. Förderung diverser Agrarprodukte sowie deren
Weiterverarbeitung, Qualitätskontrolle, Etikettierung, Verpackung und
Vermarktung. PARC hat etwa 30 Festangestellte sowie rund 50 freiwillige
Mitarbeiter, die in 145 Dörfern bzw. sieben Regionen der Westbank und an 23
verschiedenen Orten im Gazastreifen wirken.
Die
palästinensischen Medjool Datteln, die EL PUENTE unter anderen über PARC
bezieht, stammen von der Produzentenvereinigung Palm Tree Farmers’ Association.
Das Westjordanland ist von extremem Wassermangel geprägt. Der Dattelanbau im
Jordan-Tal und in Jericho ist somit für viele Bauern eine gute Lösung, da
hierfür erheblich weniger Wasser benötigt wird als für den Anbau anderer
Früchte. Datteln gehören zu den ältesten kultivierten Baumfrüchten der Welt.
Eine andere
Perspektive bietet die pro-israelische Organisation Monitor, die die
finanzielle Unterstützung von PARC durch die niederl
ӓndische Regierung beklagt. PARC wird
auch vorgeworfen, dass die Beschreibung der israelischen besatzung als
Apartheid den Staat Israel diffamiere. PARC unterstützt die BDS Bewegung.

http://www.ngo-monitor.org/ngos/palestinian_agricultural_relief_comittee_parc_/