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Politik für Jugendliche bei Interzentrum e.V.


von Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Mit dem folgenden Interview mit Kadir Özdemir möchte ich Ihnen das neue Projekt von Interzentrum e.V. in Hannover vorstellen. Es nennt sich “Meine Stimme für meine Stadt” und verfolgt das Ziel, Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund zwischen 15-21 Jahren zu motivieren, sich aktiv an der sozio-politischen Gestaltung der eigenen Stadt zu beteiligen. Politisches Bewusstsein in der Jugendlich zu wecken ist meiner Meinung nach wesentlich für die Förderung einer Verbesserung der Gesellschaft. Sozio-politisches Bewusstsein und soldarisches Denken, Arbeiten im Team mit Menschen aus verschiedenen Ländern und interkultureller Dialog zwecks gemeinsamer Gestaltung der Gesellschaft ermöglichen auch die Vorbeugung faschistischen und ausländerfeindlichen Gedankenguts in Deutschland.

Die Einladung zum Projekt:

Hast Du Lust an unseren Treffen teilzunehmen? Dann komm einfach zum nächsten Termin dazu. Wir treffen uns seit dem 15. Februar bis zum 31. Mai 2016 jeden Freitag um 19:00 Uhr im Jugendtreff Elisenstraße 10 in Hannover. Teilnahme ist ohne Voranmeldung jeder Zeit möglich.

Milena Rampoldi: ProMosaik e.V. ist der Überzeugung, dass Jugendliche mehr in
die Politik involviert werden sollen. Das gilt für alle, Jugendliche mit und
ohne Migrationshintergrund und für alle religiösen und kulturellen Gruppen. Was
denken Sie darüber?


Kadir Özdemir: Demokratie lebt von Beteiligung und dafür müssen Jugendlichen
die Möglichkeiten der politischen sowie der soziokulturellen Partizipation
geboten werden. Desweiteren ist es wichtig, Jugendliche altersgerecht zu
informieren und auf die Gefahren hinzuweisen, falls sie die Strukturen der
demokratischen Machtausübung nur anderen überlassen. Jugendliche mit und ohne
Migrationshintergrund haben die Chance, diese Republik auch nach ihren
Bedrüfnissen zu gestalten. Diese Chance sollten sie unbedingt wahrnehmen.

MR: Wie entwickelte sich die Idee des neuen Projektes für Jugendliche?


KÖ: In
den Medien wird immer wieder die Politikverdrossenheit der Bevölkerung
angeprangert, insbesondere der Jugendlichen. Wir von Interzentrum e.V. sind
aber nicht davon überzeugt, dass die Jugendlichen keine Lust auf Politik haben,
sondern denken, dass die Gesellschaft es nicht ausreichend schafft, den
Jugendlichen zu vermitteln, welche Wirkungsmöglichkeiten sie haben und wie nah
Politik an ihrem Lebensalltag ist. Warum fährt abends kein Bus mehr in meinen
Stadtteil oder warum gibt es bei uns keine Jugendtreffs? Warum wird keine Ampel
an eine Straße gestellt, obwohl der Verkehr dort sehr gefährlich für Kinder
ist? All diese Fragen und inklusive ihre Lösungen sind unmittelbar über die
Kommunalpolitik zu bewältigen.
Dank der Förderung durch das Landesjugendring Niedersachsen können
wir zeigen, dass Jugendliche sehr viel zu sagen haben.

MR: Wie wichtig ist das sozio-politische Bewusstsein für die heutige Jugend und
warum?


KÖ: Wenn
Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund ihre Stimme nicht nutzen, nicht
zu Wahlen gehen oder keine Petitionen starten oder Online keine Gruppen und
Austauschplattformen gründen, werden immer wieder andere für sie entscheiden.
Und dabei kommt meistens eine Politik heraus, deren Konsequenzen den
Jugendlichen nicht gefällt. Insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund
sollten unbedingt Forderungen an die Politik stellen, falls sie sich bisher
ungehört fühlen. Sie sollten ihre Stimme bewusst einsetzen oder sich selbst zur
Wahl stellen. Wie das alles geht, werden wir in diesem Projekt behandeln.


MR: Wie können Dialog und Toleranz dazu beitragen, sich als EINE Gesellschaft zu
sehen, die an einem Strang zieht?


KÖ: Toleranz
und die Bereitschaft zum Dialog ist etwas, was täglich neu verhandelt wird.
Diese Werte gilt es zu schützen und auch auszubauen und auf die Bedürfnisse
unserer Zeit anzupassen. Ohne die Bereitschaft zum Dialog und ohne eine
verständnisvolle und wertschätzende Haltung gehen gesellschaftliche Gruppen
auseinander. Diese Exklusion ist jetzt schon sehr stark, wenn man sich
anschaut, dass besserverdienende Menschen kaum etwas mit Hartz IV-Empfängern zu
tun haben, dass Senioren und Jugendliche kaum gemeinsame Plattformen haben oder
sehr viele Menschen immer noch kaum Kontakt zu muslimischen Deutschen haben. Es
verlaufen sehr viele Grenzlinien und diese können über eine wertschätzende
Haltung und durch Dialogbereitschaft überwunden werden.


MR: Welche Ziele verfolgen Sie mit diesem Projekt?


KÖ: Interzentrum
e.V. möchte ein Bewusstsein über die eigene Gestaltungskraft schaffen. Politik
muss nicht langweilig sein. Über Politik, Petitionen, Unterschriften-Aktionen
und die Möglichkeiten des Internets können sich Jugendliche mit und ohne
Migrationshintergrund Gehör bei den PolitikerInnen und der Öffentlichkeit
verschaffen.


MR: Wie wichtig ist die Integration dieses Projektes in die Gesellschaft? Was wäre
ideal, um das Projekt zu vernetzten?


KÖ: Interzentrum
e.V. ist offen für Kooperationen mit allen Vereinen und Institutionen, die die
Menschenrechte respektieren und für eine offene und wertschätzende Gesellschaft
eintreten.