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Newsletter von Gaza muss leben, Wien

von Gaza muss leben, Wien, 28.02.2016.

Liebe Freundinnen und Freunde,
Diesmal senden wir einen Protestbrief der Jüdischen Stimme für einen
gerechten Frieden in Nahost bezüglich der Absage einer Einladung an die
Holocaust-Überlebende Hedy Epstein durch das österreichische Parlament.
Außerdem ein Veranstaltungshinweis am 8. März 2016 in Wien, ein Filmabend
im Amerlinghaus mit dem Film „
Das
Recht der Macht“.
Absage der Einladung von Hedy Epstein durch das österreichische
Parlament
Protestbrief
an das österreichische Parlament
26. Februar
2016


Im Folgenden ist unser Protestbrief an Frau Nationalratspräsidentin Doris
Bures, Herr Präsident Karlheinz Kopf und Herr Präsident Ing. Norbert Hofer
wegen der Absage der Einladung von Hedy Epstein und andere Zeitzeuginnen aus
dem Zweiten Weltkrieg, anlässlich des Internationalen Frauentags vor dem
österreichischen Parlament über ihre Schicksale zu erzählen.
 

Sehr
geehrte Frau Nationalratspräsidentin Doris Bures,
Sehr
geehrter Herr Präsident Karlheinz Kopf,
Sehr
geehrter Herr Präsident Ing. Norbert Hofer,
mit Befremden haben wir von der Absage der Einladung von Zeitzeuginnen aus dem
Zweiten Weltkrieg, anlässlich des Internationalen Frauentags vor dem
österreichischen Parlament über ihre Schicksale zu erzählen, erfahren. Diese
Ausladung folgte, wie der Presse zu entnehmen war, den kritischen Äußerungen
des Simon-Wiesenthal-Zentrums gegen die deutsche Holocaust-Überlebende und
Aktivistin Hedy Epstein. Sie sei “keine Überlebende im klassischen Sinn”,
sondern “eine notorische Antizionistin, die keine Gelegenheit auslässt, ihre
Biografie auszunutzen, um Israel anzugreifen”, so versicherte der Mitarbeiter
des Zentrums, Efraim Zuroff gegenüber der “Jerusalem Post”.” So maßt Herr
Zuroff sich an, einer Frau, die als Kind sechs Jahre lang die Verfolgung in
Nazi-Deutschland erdulden musste, der Ermordung nur durch den Kindertransport
entgangen ist und ihre gesamte Familie im Holocaust verloren hat, die
Anerkennung als Überlebende zu verweigern.

Frau Epstein sollte vor dem Parlament von ihren Erlebnissen aus der nationalsozialistischen
Zeit zeugen; ihre Ausladung wegen ihres heutigen politischen
Selbstverständnisses und ihrer Aktivitäten ist äußerst fragwürdig.
Die mit einer solchen Abstrafung verbundene Diskreditierung der politischen
Meinungsfreiheit erinnert an den Umgang der Bundesrepublik Deutschland mit
Opfern des Nationalsozialismus, deren Ansichten während des Kalten Krieges
nicht opportun erschienen. Kommunistische KZ-Häftlinge bekamen, obwohl ihr
Widerstand der Republik zur Ehre gereichte, wegen ihrer politischen Einstellung
keine Entschädigung.
Die politische Weltanschauung Frau Epsteins darf nach unserer Ansicht in einem
demokratischen Land, das sich die Meinungsfreiheit verschrieben hat, nie zu
einer Ausgrenzung führen, wie sie hier stattgefunden hat. Solch eine Ausladung
als Reaktion auf eine fragwürdige und ungeprüfte Kritik ist ein bedrückendes
Armutszeugnis für das österreichische Parlament.
Schaden nimmt die Demokratie, was letzten Endes auch den Mitgliedern der
Israelitischen Kultusgemeinde Wien nicht dienlich sein kann.
Mit freundlichen Grüßen
Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost e.V
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Einladung:
Filmabend im Amerlinghaus, “Das Recht der Macht”

Frauen in
Schwarz (Wien) zeigt diesen Film als Teil der Aktionen in Zusammenhang mit
der Israeli Apartheid Week 2016

Das ganze Programm ist auf unserer Facebook Seite zu sehen (facebook.com/fraueninschwarzwien)
oder auf der Facebook Seite von BDS Austria (facebook.com/bds.austria)

Filmabende im Amerlinghaus
Kulturzentrum Spittelberg
Stiftgasse 8, 1070 Wien
Dienstag, 8. März 2016, 19.00 Uhr


Das Recht der Macht (2011)
(The Law In These Parts)
Drehbuch u. Regie: Ra’anan Alexandrowicz, Israel
1 Stunde 41 Minuten, in deutscher Sprache

Die Geschichte von Israels Militärrechtssystem in den Besetzten
Palästinensischen Gebieten der Westbank und des Gaza Streifens.Das Recht Der
Macht (The Law In These Parts) zeichnet ein Bild des Justizsystems, das der IDF
(Israel Defense Forces) in der Westbank betreibt. Der Film wurde als bester
Dokumentarfilm beim Jerusalem Film Festival 2011 ausgezeichnet, und erhielt den
World Cinema Grand Jury Prize für Dokumentation beim Sundance Film Festival
2012.

Kann eine moderne Demokratie eine Militärbesatzung über ein anderes Volk
verhängen, und dabei den Kern ihrer demokratischen Werte beibehalten?

Seit Israel die Gebiete der Westbank und des Gaza Streifens im Krieg von 1967
erobert hatte, hat das Militär Tausende von Verordnungen und Gesetzen verhängt,
Militärgerichte etabliert, Hunderttausende Palästinenser verurteilt, eine halbe
Million israelische „Siedler“ eingeladen, in die Besetzten Gebiete zu ziehen,
und ein System der Langzeitgerichtsbarkeit durch eine Besatzungsarmee
entwickelt, die in der Welt einmalig ist.

Die Männer, die beauftragt waren, den Rahmen für dieses neue Rechtssystem zu
kreieren, waren die Mitglieder von Israels Militärrechtsabteilung. In
Erwiderung auf eine ständig wechselnde Realität, begegneten (und begegnen immer
noch) diese Gesetzesspezialisten komplexen juristischen und moralischen
Dilemmas, um ein System langzeitlicher militärischer „Gesetzesregeln“ für eine
Bevölkerung unter Besatzung aufrecht zu erhalten, alles unter Aufsicht von
Israels Oberstem Gerichtshof, und, laut Israel, in vollständiger
Übereinstimmung mit Internationalem Recht.

Der Film Das Recht der Macht untersucht diese beispiellose und wenig bekannte
Tatsache mittels Zeugenaussagen der Rechtsexperten des Militärs, welche die
Architekten des Systems waren und welche halfen, es in den prägenden Jahren
aufrechtzuerhalten. Der Film versucht kritische Fragen zu stellen, denen oft
ausgewichen wird oder die einfach nicht gestellt werden. Kann eine solche
Besatzung innerhalb eines legalen Rahmens beibehalten werden, unter ernsthafter
Einhaltung der Prinzipien von Gesetzesregeln? Sollte sie? Und was sind die
Folgen einen Dokumentarfilm über ein solches System zu drehen?” (www.thelaw.com)

Spenden willkommen!