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A.H. Quick: Beenden wir die interne Frauenfeindlichkeit!

By Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – Eine großartige
Konferenz mit dem Titel „Der Krieg gegen die muslimische Frau“, die der
kanadische Konvertit und Gelehrte afrikanischer Herkunft Dr. Abdullah Hakim
Quick 2008 in Australien hielt. Er spricht von der internen Diskriminierung der
Frauen in der muslimischen Gemeinschaft. Diese Unterdrückung hat aber nichts
mit dem Islam zu tun, der die Frau befreite. So müssen wir uns heute als
Muslime verändern. Das ist die herausfordernde Botschaft Quicks an die
muslimische Gemeinschaft als Ganze. Der Islam basiert auf Zusammenarbeit und
nicht auf der Hierarchie nach der Methode von Mike Tyson, so Quick. Der Begriff
der Geschlechtertrennung im Islam bedeutet keineswegs Unterdrückung oder
Gender-Apartheid, sondern Kooperation zwischen Männern und Frauen in der
muslimischen Gesellschaft. 
Wie Dr. Quick in der Einführung zu seinem Vortrag behauptet,
müssen wir Muslime uns mit uns selbst auseinandersetzen, da der Krieg gegen die
muslimischen Frauen ein interner Krieg ist und nicht nur ein Krieg der westlichen
Welt gegen die muslimischen Frauen. Die Frauen werden von den muslimischen
Männern unterdrückt, und dies widerspricht dem Islam. Obwohl die Bücher und die
Presse im Westen so stark auf die muslimische Frau als Erzfeindin fokussieren
und diese das Ziel einer vielschichtigen Diskriminierung ist, müssen sich die
Muslime, so Quick, trotzdem oder gerade deshalb mit sich selbst auseinandersetzen
und die Frauenfeindlichkeit in ihren eigenen Reihen und in der gesamten Ummah
bekämpfen.  
Und diese These basiert auf dem folgenden Koranvers, indem
es heißt:
„Gewiss, Allah ändert die Lage eines Volkes nicht, ehe sie
nicht selbst das ändern, was in ihren Herzen ist.“ (Koran 13:11)


So lautet die allgemeine Schlussfolgerung, die Dr. Quick aus
dem Ganzen zieht, dass wir uns selbst verändern müssen, da Allah alles sieht,
was wir tun. Die Muslime haben nach dem Sieg sich selbst vergessen, da sie ihre
Verantwortung vergaßen, anstatt sich dieser Verantwortung zu stellen. Und so
verwandelte sich ihr Sieg in einen bitteren Sieg.
Wir fördern die Frauen nicht. Und das ist der größte Fehler,
den die muslimischen Gemeinden heute begehen.
Wir erziehen unsere Mädchen nicht, und das widerspricht dem
Islam. In der muslimischen Geschichte bauten Frauen die Selbstbeteiligung und
Selbstverantwortung ganzer Generationen auf. Wie können wir die Frauen nun
heute im Namen des Islam entmündigen? Im Islam sind die Frauen die
Blutsverwandten (arabisch: shaqiqa) der Männer. So fragt Quick die
Muslime ganz direkt: Wie könnt ihr nur eine Frau im Namen des Islam
unterdrücken?
Die unterdrückte Person erhält Allahs Schutz. Denn, wie es
in einer Überlieferung des Propheten so schön heißt: wenn eine unterdrückte
Frau ihren Blick zu Allah erhebt, dann gibt es keinen Schleier mehr zwischen
ihr und Allah.
Die Unterdrückung der Frau bedeutet jahiliyya,
Unwissen. Der Islam führte zur Befreiung der Frau. Der Islam gab den Frauen
Rechte auf allen Ebenen. Wie kann denn dann die Idee in der muslimischen
Gesellschaft vorherrschen, nach der der Mann, der die Frau am meisten unter „Kontrolle“
hat, auch der beste Muslim ist?  
Wie kann man sich nur zum Islam konvertieren und dann eine
Frau unterdrücken? Das hat mit dem Islam nämlich gar nichts zu tun. Denn der
Islam bedeutet die Befreiung von der Sklaverei für alle Menschen. Im Islam gibt
es keinen Gehorsam gegenüber den Geschöpfen, wenn die Geschöpfe sich nicht an
die Gesetze Allahs halten.
Allah spricht von der Trennung zwischen Frauen und Männern,
aber auf keinen Fall von einer Behandlung zweiter Klasse. Denn diese bedeutet
Apartheid. Diese hat auch nichts zu tun mit der gleichberechtigten Trennung,
die im Islam gilt. Ein anderes Problem, mit dem wir uns in der muslimischen
Gesellschaft dringend auseinandersetzen müssen, so Quick, ist, dass wir dauernd
von den Pflichten der Frau sprechen, anstatt von ihren Rechten.
Die Grundlage aller Gemeinschaften und Gesellschaften ist
die Erziehung der Frau. Die Erziehung der Frau bedeutet die Erziehung der
gesamten Gemeinschaft und Gesellschaft. Wie können wir denn den Frauen ihre
Rechte aberkennen, wenn Allah ihnen diese gegeben hat?
Nach all dieser Kritik, die uns dazu führt, uns als Muslime
zu überdenken, schlägt Quick folgende Lösungen vor, um diese Situation des
internen Krieges gegen die Frauen in der muslimischen Gesellschaft zu klären.  
(1)    Wir müssen alle unsere Taqwa vermehren. Dies gilt vor
allem für die muslimischen Männer. In der Tat sind die Menschen gerade in den
Ländern, in denen die Männer die Frauen unterdrücken, am wenigsten in der Lage,
sich zu einigen und bekämpfen sich dauernd gegenseitig.  
(2)    Wir müssen uns mehr auf den Charakter als auf die Ibada
konzentrieren. Wir müssen lernen, wie man in unserer Gemeinschaft miteinander umgeht.
Wir müssen lernen, wie man von Muslim zu Muslim miteinander kommuniziert.
(3)    Wir müssen den Begriff des „Mannseins“ und „Frauseins“ im Islam
verstehen und die wahre Bedeutung der Leadership im Islam überdenken. Im Islam
hat die Leadership nichts zu tun mit einer unterdrückenden Hierarchie, sondern
basiert auf einer komplementären Kooperation. Der muslimische Mann und die
muslimische Frau ergänzen sich. 
Die Familie bedeutet nie Unterdrückung, sondern
Kooperation. Quick vergleicht die muslimische Familie mit einem Fußballteam.  Wir brauchen soziale Dienste, die hinter den Vorhang sehen.
Es gibt viel Missbrauch hinter dem Vorhang. 
Die muslimischen Männer müssen sich
radikal verändern. Wir brauchen eine Entwicklung der Gemeinschaft und die Übertragung
von Verantwortung und Autonomie auf die muslimischen Frauen in der heutigen
muslimischen Gesellschaft. Quick beendet seinen Vortrag, indem er darauf
hinweist, dass der Unterdrücker den Unterdrückten zu fürchten hat, da es
zwischen dem Unterdrückten und Allah keinen Vorhang gibt.