General

Sonntagspanorama von Claus Folger

Liebe Leserinnen und Leser,

die armen Griechen und der böse Troika-Würgeengel;
ich kann es nicht mehr hören!
So als ob der Niedergang eines intravenös von Subventionen genährten Bakschisch-Landes
einzig und allein auf ausländische Mächte und Agenten zurückzuführen und nicht
in der politischen Kulturlosigkeit des Landes selbst begründet wäre.

Der renommierte deutsche Historiker Heinz A. Richter schreibt in der FAZ über
das tief im orientalischen Griechenland (osmanische Herrschaft von der Mitte
des 15. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in großen Teilen Griechenlands) wurzelnde
System des Klientelismus: „Ein wichtiger
Aspekt des Klientelismus ist die faktische Steuerfreiheit der Reichen. Die
politischen und wirtschaftlichen Oligarchen waren und sind aufs engste
miteinander verfilzt und sorgen dafür, dass die gesamte Oberschicht steuerfrei
bleibt. Bis heute kontrollieren etwa 800 Familien mehr als 90 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts.
Die staatlichen Einnahmen stammten zum größten Teil
aus indirekten Steuern und der Lohnsteuer, die die kleinen Leute bezahlen.“

Publik Forum ergänzt: „Noch
immer schieben die Griechen die Verantwortung für ihre Krise allzu gerne
Brüssel, Berlin und Washington zu. Doch niemand sollte bestreiten, dass einige
wenige reiche Familien, die vor Kurzem noch die Macht in Griechenland hatten,
das Land überschuldet haben.
Sie nutzten die niedrigen Zinsen der
Europäischen Zentralbank dazu, um Kredite aufzunehmen, das Militär und den
Staatsapparat aufzublähen und sich selbst zu bereichern (…) Die führende
Schicht hat ihre Milliarden längst ins Ausland gebracht.“
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Wie-die-Superreichen-Griechenland-pluendern-article14633001.html
„Laut einer vom griechischen Parlament eingerichteten
Untersuchungskommission sind folgende Ursachen für den Schuldenberg
verantwortlich: der starke Anstieg der Zinsen zwischen 1988 bis 2000, die extrem hohen Militärausgaben und der
dramatische Rückgang öffentlicher Einnahmen seit 2000 infolge von Steuerflucht
und Steueramnestien für die Reichen.“
Quelle: LE MONDE diplomatique

Wie ist eigentlich die „Erfolgsbilanz“
des linken Revolutionärs/Posterboys (des neuen Che Guevara) Tsipras bei der
europaweiten Eintreibung der Steuern reicher Griechen?
Schon vor Jahren hatte IWF-Chefin Christine
Lagarde eine Liste nach Athen geschickt mit den Namen der reichsten Griechen
und deren Schweizer Konten. Die Liste wurde weggeschlossen und nicht
abgearbeitet.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-03/griechenland-syriza-tsipras-klientelismus
Wird Tsipras wenigsten mit der
Fertigstellung des Jahrtausendprojekts „Kataster“, an dem sich die Griechen
seit ca. 1830 abarbeiten, Geschichte schreiben? Ich denke nein. Die Zeit schreibt: „
Griechenland hatte einmal 150 Millionen
Euro für ein digitales EU-Katasterprojekt erhalten, aber nach zwei Jahren
Projektarbeit fiel der damaligen Regierung nichts Besseres ein, als das Projekt
– bei Rückzahlung von nur 60 Millionen Euro – unerledigt an die EU
zurückzugeben.“
https://www.youtube.com/watch?v=P84tN0z4jqM

Ministerpräsident Alexis Tsipras legt in Brüssel mit der
souveränen Billigung des griechischen Parlaments Sparvorschläge vor, die zu
einem großen Teil mit den Maßnahmen identisch sind, die die Griechen vier Tage
zuvor auf Anraten des Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in einer
Volksabstimmung abgelehnt hatten. – Mehr Verrat/Verarsche geht nicht. Es war in
Griechenland (Oligarchien) nie anders. Das meine ich mit politischer
Kulturlosigkeit.
Fasst man alles zusammen, dann ist ein „Greekout“, also der Rauswurf Griechenlands aus der Eurozone,
ist mehr als überfällig!
Der Wirtschaftswissenschaftler Jacques Sapir definiert
auf seinem Blog beim französischen Wochenmagazin Marianne allerdings ein großes Hindernis: „Eines macht den europäischen Verantwortlichen richtig Angst: dass
Griechenland beweisen könnte, dass es ein Leben außerhalb des Euro gibt und
dass sich dieses unter bestimmten Bedingungen als besser herausstellen kann als
das Leben im Euro.
Das ist die große Furcht der Entscheider und das, was
sie erschaudern lässt. Denn in diesem Fall würde Griechenland allen –
Portugiesen, Spaniern, Italienern und Franzosen – den Weg zeigen, dem man
folgen sollte. Dies würde nicht nur den
unglaublichen Schwindel entblößen, den der Euro darstellt, der den Ländern, die
ihn eingeführt haben, weder Wachstum noch Stabilität garantiert, sondern auch
die tyrannische Herrschaftsweise der nicht gewählten Eurogruppe und der
EZB.”
Die humanitäre
Situation im Jemen verschlimmert sich drastisch. 20 Millionen Menschen,
insgesamt 80 % der jemenitischen Bevölkerung, brauchen dringend Essen, Wasser
und medizinische Hilfe. Nach Auskunft von Hilfsorganisationen hat sich die
Situation durch eine Seeblockade der arabischen Koalition unter Führung des
deutschen Stabilitätsankers/Sicherheitsgaranten/Waffenabnehmers Saudi-Arabien
massiv zugespitzt
. Quelle:
theguardian theguardian.com/world/2015/jun/05/saudi-led-naval-blockade-worsens-yemen-humanitarian-disaster

Antikrieg.com
schreibt über die Rolle des deutschen Wertepartners/Freundes USA: „ Als der
Krieg im März begonnen wurde, stellte das Pentagon sofort Tankflugzeuge für die
In-der-Luft-Betankung von saudiarabischen Kriegsflugzeugen zur Verfügung, die den
Jemen bombardierten. Weiter stellte man Aufklärungsflüge über dem Jemen zur
Verfügung, um bei der Auswahl der Ziele zu helfen in einem Krieg, der die
zivile Bevölkerung unverhältnismäßig schwer getroffen hat. Sogar an der
skandalösesten Seite des saudiarabischen Kriegs, nämlich der Seeblockade eines
Landes, das 90% seiner Nahrung importieren muss, haben sich die Vereinigten
Staaten von Amerika beteiligt, indem die Marine der Vereinigten Staaten von
Amerika Kriegsschiffe zur Verfügung stellte, um Schiffe aufzuhalten und zu
durchsuchen, welche versuchten, grundlegende Güter in den Jemen zu liefern. Wie
die Saudis behaupteten auch die Vereinigten Staaten von Amerika, dass die
Schiffe wahrscheinlich iranische Waffen geladen hatten, aber in drei Monaten
Schiffsdurchsuchungen wurde noch keine einzige gefunden.“
Die Süddeutsche
Zeitung
schreibt: „Schon seit vier
Monaten bombardiert eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition das bettelarme
Jemen. Selbst vor der Zerstörung von Unesco-Kulturerbe – den historischen
Lehmbauten in Sanaas Altstadt etwa – hat man zuletzt keinen Halt gemacht.“
Bilder von der Zerstörung des einzigartigen historischen Gebäudeensembles der
Altstadt finden Sie hier:
http://orf.at/stories/2287560/2287561/

Das schwarze Schaf der Woche
„Mit Luftschlägen,
Drohnen oder Bodentruppen allein lässt sich der Islamismus nicht besiegen.“
Die somalisch-niederländische
„Islamkritikerin“ und ehemalige Politikerin Ayaan Hirsi Ali. Quelle: welt.de

Das weise Schaf der Woche

„Er hat sich
verändert. Anfangs sprach er bei den Regierungstreffen Deutsch mit uns. Das
wurde von Jahr zu Jahr weniger. Schließlich sprach er nur noch Russisch. Man
spürt eine Entfremdung.“
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist beim
Topfschlagen ganz heiß dran. In Frau im
Spiegel
analysiert sie den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Kollege Freeman von Alles
Schall und Rauch
http://promosaiknews.com/2015/07/putin-nennt-westen-geopolitischen-gegner.html
ist der deutschen Politikerkaste um Ursula von der Leyen wie immer meilenweit
voraus. Er schreibt: „Bisher hat Präsident Putin den Begriff ‚unsere westlichen
Partner‘ benutzt, um die USA, EU und NATO zu bezeichnen. Das hat sich
offensichtlich geändert. Am vergangenen Donnerstag (2. Juli, Anm. d. A.) sprach
Putin anlässlich eines Treffens des russischen Sicherheitsrat und er benutzte
dabei einen Ausdruck, der völlig neu ist. Jedenfalls ist er mir bisher nicht
aufgefallen. Als er die Sanktionen ansprach, die der Westen gegenüber Russland
verhängt hat, sagte er: ‚Wir können keine Veränderung in der feindlichen
Einstellung einiger unserer geopolitischen Gegner in der nahen Zukunft
erwarten.‘ Die Bezeichnung ‚geopolitische
Gegner‘ ist eine 180 Grad Wende zum bisherigen ‚unsere westlichen Partner‘, die
Putin bisher für den Westen benutzt hat. Ich habe sowieso gedacht, seit der
Aufnahme der Feindseligkeiten des Westen gegenüber Russland, hat Putin die
bisherige Wortwahl eher ironisch gemeint. Nur jetzt sagt er deutlich wie es
wirklich ist, der Westen ist kein Partner mehr, sondern ein Gegner.“

Mein Audiotipp der Woche:
Der Untergang. http://www.jungle-drum.de/ernst-wolff-die-diktatur-des-finanzkapitals-muss-beendet-werden/
Claus Folger
Frankfurt am Main
Wir freuen uns auf Ihre Kommntare hierzu an info@promosaik.com

Dankend

Dr. phil. Milena Rampoldi – ProMosaik e.V.