Die Studie von Rebecca Tapscott zum Brustglätten in Kamerun (übersetzt und erweitert von Dr. phil. Milena Rampoldi)
Ich habe die Entscheidung getroffen, diese Studie zum Thema der
frauenverachtenden Praxis des sogenannten Brustbügelns, auch
Brustglätten genannt, von Rebecca Tapscott aus dem Englischen zu
übersetzen und zu veröffentlichen, um diesen Verstoß gegen das Recht der
Frau auf Selbstbestimmung auch im deutschsprachigen Raum bekannter zu
machen.
Es handelt sich nämlich um ein Problem, das vielfach auch im Rahmen
der Menschenrechtsverletzungen gegen Frauen als unwichtig oder
geographisch marginal abgetan wird. Daher möchte ich ein Zeichen setzen,
indem ich die Studie nach ihrer Übersetzung ins Italienische nun auch
im deutschen Sprachraum präsentiere. Denn für mich gibt es keine
marginalen oder geographisch begrenzten Menschen-rechtsverletzungen.
Jeder Verstoß gegen die Menschen-rechte ist gleich wichtig, unabhängig
davon, wie begrenzt seine geografische Verbreitung auch sein mag.
Ich bin nämlich der Überzeugung, dass solche Studien über die
Menschenrechtsverletzungen gegen Frauen zu wenig der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht werden, weil man davon ausgeht, die breite
Öffentlichkeit würde sich gar nicht dafür interessieren. Dies ist meiner
Meinung nach ein gravierender Fehler, der dann auch dazu führt, dass
die Forschungen zum Thema im Kreise der Frauenrechtlerinnen bleiben und
nicht in die Öffentlichkeit dringen.
Die Videos zum Thema habe ich bewusst im letzten Kapitel des Buches
veröffentlicht, um das Thema nicht direkt „bildlich“ vorzuführen, da es
vor allem für Leserinnen emotional und psychisch belastend sein kann.
Das Brustglätten stellt nämlich einen gravierenden und sehr belastenden
Verstoß gegen das Recht jeder Frau auf ihre Integrität,
Selbstbestimmung, Freiheit und vor allem Würde dar. Die Würde der Frau
muss bedauerlicherweise in vielen Kulturen und auch im Westen, wenn auch
in einer vollkommen anderen Hinsicht, noch erkämpft werden, wenn es um
die Selbstbestimmung des weiblichen Körpers geht.
In allen Regionen Kameruns und auch in einigen Grenz-regionen wird
diese brutale Praxis der Glättung der Brust junger Mädchen dadurch
gerechtfertigt, dass man diese vor den Blicken der Männer und somit vor
ihrer Gewalt und demzufolge auch vor einer ungewollten Schwangerschaft
im jungen Alter außerhalb der ehelichen Gemeinschaft schützen möchte. Es
kommt dann noch die soziale Besorgnis um die Weiterführung der Studien
von Seiten der jungen Frau dazu. Man rechtfertigt die Verstümmelung
ihrer Brust, indem man der Frau vormacht, man würde ihr Karriere und
Arbeit ermöglichen, indem man sie vor den Blicken der Männer und somit
vor einer unerwünschten Schwangerschaft vor der Ehe bzw. auch vor einer
brutalen Vergewaltigung schützt, indem man sie namentlich de-sexualisiert.
Bis heute werden zahlreiche junge Frauen im Namen des Schutzes ihrer Jungfräulichkeit in Kamerun verstümmelt.
Für mich persönlich kommt diese Praxis der Genitalverstümmelung der
Frau gleich, eine Meinung, die jedoch nicht allgemein geteilt wird, weil
viele die emotionale Bedeutung der weiblichen Brust unterschätzen.
Wie der von mir gewählte Haupttitel des Buches besagt, soll die Frau
sich dessen bewusst werden, dass ihre Brust nur ihr gehört und sie daher
auf keinen Fall verstümmelt wer-den darf. Kein Mythos und keine
Begründung dieser Welt dürfen eine so gravierende Verstümmelung
zulassen, welche die Frau auf körperlicher, emotionaler und psychischer
Ebene ein Leben lang belastet.
Der Begründungsmythos, die Frau auf diese Weise vor der
Vergewaltigung der Männer zu schützen, ist absolut fehl am Platz, denn
er verewigt nur eine Praxis, die in dieser Hinsicht vollkommen nutzlos
ist. Denn der beste Schutz der Frau gegen die männliche Gewalt muss vom
Mann und nicht von der Frau kommen. Die Männer müssen lernen, die jungen
Mädchen zu respektieren. Sie dürfen nicht davon ausgehen, dass das
Wachstum der weiblichen Brüste darauf hinweist, dass die junge Frau
bereit für den Geschlechtsverkehr ist. Es ist dringend von Nöten, die
Jugend in Kamerun so zu erziehen, dass ein korrektes Verständnis der
Moral und der Sexualität dazu führen, die Frauen in der Gesellschaft zu
respektieren und die Gewalt gegen Frauen aus der Welt zu schaffen.
Dazu kann nur ein ethisches und aufgeklärtes Verhalten beider
Geschlechter beitragen. Die Sexualität der Frau ist Ausdruck ihrer
freien Selbstbestimmung. Daher steht es keinem Mann zu, diese
Selbstbestimmung zu übergehen und vom körperlichen Erscheinungsbild
einer jungen Frau auf das eigene Recht zu schließen, ihren Körper zu
miss-brauchen. Es bedarf des Weiteren einer dringenden Verschärfung der
Gesetze für die Bestrafung von Sexualstraftätern in Kamerun einher mit
der Sexual- und moralischen Erziehung in den Schulen des Landes.
Ich hoffe, dass die deutschen Leserinnen und Leser wie ich persönlich
die Notwendigkeit verspüren, auch im Ausland über dieses Thema zu
sprechen, um das Engagement der Frauen in Kamerun für die Bekämpfung
dieser sagenumwobenen Praxis zu unterstützen.
Dasselbe wünsche ich mir für die Genitalverstümmelung der Frau in den afrikanischen Ländern.
Es gibt keine Rechtfertigung für eine so furchtbare und schmerzhafte
Praxis. Die Mythen müssen dringend durch Erziehung überwunden werden.
Das Brustglätten ist eine Form der Gewalt gegen Frauen und darf nicht
unterschätzt werden, weil es eine geografisch begrenzte Verbreitung
aufweist.
Daher möchte der Verein für den interkulturellen und interreligiösen
Dialog und die Menschenrechte ProMosaik e.V. mit diesem Buch dazu
beitragen, das Thema auch im deutschen Sprachraum bekannter zu machen.
Brustglätten bedeutet emotionale, körperliche und psychische
Verstümmelung unschuldiger und unwissender junger Frauen. Ich möchte
daher diesen Frauen eine Stimme verleihen und mich mit dieser
Veröffentlichung aktiv für sie einsetzen.
Dr. phil. Milena Rampoldi
Redaktion von ProMosaik e.V.
Das Buch ist beim Verlag epubli erhältlich. Jeder Kauf unterstützt unseren Verein.
Danke!!