ProMosaik e.V. interviewt Sebastian Steiner
Guten Abend aus der Redaktion von ProMosaik Istanbul,
wir hatten uns schon einige Mal mit dem Thema Sucht auseinandergesetzt. Wir sind der Meinung, dass es auch in der Suchtarbeit wichtige interkulturelle Aspekte gibt, die man nicht unterschätzen sollte.
Daher finde ich es sehr wichtig, Menschen, die in der Suchtarbeit tätig sind, zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen.
Herr Sebastian Steiner aus Köln kam auf uns zu, weil er ein Praktikum in einer ähnlichen Einrichtung wie der seinen in Istanbul sucht. Wir hoffen, ihm dabei helfen zu können.
Ich habe ihn interviewt, um mir eine Vorstellung von seiner Arbeit zu machen.
Anbei eine Beschreibung von dem, was Herr Steiner macht, in seinen eigenen Worten:
Ich arbeite in Köln seit ca 6 Jahren auf einer Sucht – /
Entgiftungsstation. Zu uns kommen Patienten mit Heroinabhängigkeit, meist
zusätzlich noch mit anderem Beikonsum wie Alkohol, Tabletten, Kokain etc.
Entgiftungsstation. Zu uns kommen Patienten mit Heroinabhängigkeit, meist
zusätzlich noch mit anderem Beikonsum wie Alkohol, Tabletten, Kokain etc.
Um ihnen den Entzug leichter zu machen bekommen die
Patienten Medikamente wie zum Beispiel Methadon. Davon werden sie langsam
abdosiert um nach nach meist 2 bis 3 Wochen wieder entlassen zu werden. Es gibt
auch einige Patienten, die sich den Komplettentzug nicht zutrauen. Diese
stellen sich dann auf eine bestimmte Dosis Methadon (oder ähnliche Substanzen)
ein, um dann nach Entlassung in eine Substitution zu gehen und sich dort dann
täglich ihr Methadon abzuholen.
Patienten Medikamente wie zum Beispiel Methadon. Davon werden sie langsam
abdosiert um nach nach meist 2 bis 3 Wochen wieder entlassen zu werden. Es gibt
auch einige Patienten, die sich den Komplettentzug nicht zutrauen. Diese
stellen sich dann auf eine bestimmte Dosis Methadon (oder ähnliche Substanzen)
ein, um dann nach Entlassung in eine Substitution zu gehen und sich dort dann
täglich ihr Methadon abzuholen.
2011 habe ich ein Praktikum in Stockholm in dieser Richtung
absolviert, um das Thema in einem anderen Land einmal kennenzulernen. Hierüber
habe ich auch einen Artikel verfasst. Ich habe es als Datei in diese Emal
angehangen, sollten Sie Interesse haben.
absolviert, um das Thema in einem anderen Land einmal kennenzulernen. Hierüber
habe ich auch einen Artikel verfasst. Ich habe es als Datei in diese Emal
angehangen, sollten Sie Interesse haben.
Die Erfahrung in Schweden zeigt, dass unsere These sehr gut ist, um Suchtarbeit zu verbessern.
Denn interkulturelle Faktoren spielen auch hier eine Rolle.
Hier der Artikel von Herrn Steiner über seine Erfahrung in Schweden:
Aygun Uzunlar:
Können Sie beim Drogenkonsum Sozialschichten untereinander
vergleichen? Wie stehen zum Beispiel Bürger mit Migrationshintergrund zu den
Drogen?
vergleichen? Wie stehen zum Beispiel Bürger mit Migrationshintergrund zu den
Drogen?
Sebastian Steiner:
Ich arbeite in einer Psychiatrie auf einer Sucht- und Entgiftungsstation für
illegale Drogen. Meine Patienten konsumieren Heroin, aber nebenbei auch andere
Drogen wie THC, Kokain, Benzodiazepine etc.
Überwiegend kommen meine Patienten aus der unteren Schicht der Gesellschaft.
Die meisten sind arbeitslos. Da sowohl deutsche als auch Patienten mit
Migrationshintergrund auf meiner Station sind, erkenne ich keinen Unterschied
wie ihre Familien zu Drogen stehen.
illegale Drogen. Meine Patienten konsumieren Heroin, aber nebenbei auch andere
Drogen wie THC, Kokain, Benzodiazepine etc.
Überwiegend kommen meine Patienten aus der unteren Schicht der Gesellschaft.
Die meisten sind arbeitslos. Da sowohl deutsche als auch Patienten mit
Migrationshintergrund auf meiner Station sind, erkenne ich keinen Unterschied
wie ihre Familien zu Drogen stehen.
Aygun Uzunlar:
Wie rechtfertigt ein Drogenabhängiger seinen Drogenkonsum? Stellen sich die
Menschen eher als Opfer dar oder gibt es auch Schuldbekenntnisse?
Menschen eher als Opfer dar oder gibt es auch Schuldbekenntnisse?
Sebastian Steiner:
Die meisten Patienten bereuen jemals angefangen zu haben Drogen zu konsumieren.
Sie stammen oft aus schlechten Familienverhältnissen. Zum Beispiel kommt es
nicht selten vor, dass Eltern oder oder andere Verwandte oder Leute aus dem
näheren Umfeld Alkoholiker waren oder andere Drogen konsumiert haben.
Schuldig fühlen sich wenige. Nur Patienten, die bereits eine Familie gegründet
haben sorgen sich oft um ihre Kinder, dass sie den gleichen Weg einschlagen
könnten.
Sie stammen oft aus schlechten Familienverhältnissen. Zum Beispiel kommt es
nicht selten vor, dass Eltern oder oder andere Verwandte oder Leute aus dem
näheren Umfeld Alkoholiker waren oder andere Drogen konsumiert haben.
Schuldig fühlen sich wenige. Nur Patienten, die bereits eine Familie gegründet
haben sorgen sich oft um ihre Kinder, dass sie den gleichen Weg einschlagen
könnten.
Aygun Uzunlar:
Eine Droge namens „Bonzai“ beschäftigt seit einigen Jahren die Türkei. Der
Konsum dieser Droge endet nicht selten mit dem Tod. Gibt es in Deutschland auch
schon Bonzaiopfer?
Sebastian Steiner:
Über diese Droge wird in Deutschland aktuell so gut wie gar nicht berichtet.
Ich hatte auch noch nie Kontakt mit den Konsumenten. Daher gehe ich davon aus,
dass es weniger verbreitet bei uns ist.
Ich hatte auch noch nie Kontakt mit den Konsumenten. Daher gehe ich davon aus,
dass es weniger verbreitet bei uns ist.
Quelle: haberler.com
Aygun Uzunlar:
Ist der familiäre Rückhalt bei der Drogenentwöhnung wichtig? Werden die
Patienten mit Migrationshintergrund durch ihre Familien unterstützt? Werden
Erwachsene Drogenabhängige von ihren Eltern zu den Behandlungen begleitet? Gibt
es besondere Unterschiede bei Migranten muslimischen Glaubens?
Patienten mit Migrationshintergrund durch ihre Familien unterstützt? Werden
Erwachsene Drogenabhängige von ihren Eltern zu den Behandlungen begleitet? Gibt
es besondere Unterschiede bei Migranten muslimischen Glaubens?
Sebastian Steiner:
Egal welchen Migrationshintergrund unsere Patienten haben, der familiäre
Rückhalt ist gering. Wenn überhaupt kommen meist nur Ehepartner oder Eltern zu
Besuch. Die meisten Patienten erhalten gar keinen Besuch. Das ist unabhängig
vom Glauben oder der Nationalität.
Rückhalt ist gering. Wenn überhaupt kommen meist nur Ehepartner oder Eltern zu
Besuch. Die meisten Patienten erhalten gar keinen Besuch. Das ist unabhängig
vom Glauben oder der Nationalität.
Aygun Uzunlar:
Gibt es generationsübergreifende Konsumenten, wie zum Beispiel Vater-Sohn oder
Mutter-Tochter? Wie geht man mit solchen Problemen um?
Mutter-Tochter? Wie geht man mit solchen Problemen um?
Sebastian Steiner:
Ja, das kommt vor, aber nicht häufig. Die meisten Patienten reden wenig über
ihre familiäre Vergangenheit.
ihre familiäre Vergangenheit.
Aygun Uzunlar:
Welche waren die wichtigsten Aspekte, die das Zentrum in Schweden von Ihrem
deutschen Alltag unterscheiden?
deutschen Alltag unterscheiden?
Sebastian Steiner:
Ich habe in Stockholm 2011 ein Praktikum bei den “Swedish Drug User
Union” absolviert. Mein Eindruck war, dass die Drogenabhängigen dort
besser organisiert waren als in Deutschland. Sie setzen sich dort mehr für
ihre Rechte ein und möchten aufgeklärt werden. Das soll nicht heissen, dass es
die deutschen Drogenabhängigen nicht möchten, aber die Drogenabhängigen in
Stockholm wirkten motivierter. Sie haben eine eigene Organisation gegründet,
die in der Grössenordnung nicht zu finden ist meiner Meinung
nach.
Union” absolviert. Mein Eindruck war, dass die Drogenabhängigen dort
besser organisiert waren als in Deutschland. Sie setzen sich dort mehr für
ihre Rechte ein und möchten aufgeklärt werden. Das soll nicht heissen, dass es
die deutschen Drogenabhängigen nicht möchten, aber die Drogenabhängigen in
Stockholm wirkten motivierter. Sie haben eine eigene Organisation gegründet,
die in der Grössenordnung nicht zu finden ist meiner Meinung
nach.