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Islam gegen Sklaverei: Die Geschichte der Sklaverei und des Kampfes gegen die Sklaverei in Mauretanien von Prof. Saïdou Kane


Dieses Werk der italienischen,
zum Islam konvertierten Autorin und Menschenrechtlerin Dr. phil. Milena
Rampoldi, die als freie Schriftstellerin und Chefredakteurin des
interkulturellen und interreligiösen Verein ProMosaik e.V. tätig ist, greift das
Werk des bekannten zeitgenössischen  mauretanischen Soziologen und Historikers Saïdou
Kane auf, der sich vor allem geschichtlich mit dem Thema der Sklaverei in
Mauretanien auseinandersetzte und sich als Menschenrechtler um deren konkrete
Abschaffung bemühte. Die Autorin schließt sich seiner Meinung an, nach der der
Islam eine egalitäre Religion ist und die Sklaverei aus der vorislamischen Zeit
Schritt für Schritt abschaffen wollte.
Da es aber die Sklaverei bis
heute in Mauretanien noch gibt, müssen wir als Musliminnen und Muslime heute
auf die Tradition des egalitären Islam zurückgreifen, um die Sklaverei im Namen
des Islam zu bekämpfen. Dazu gehört auch, wie wir im zweiten Buch zum Thema
sehen werden, die Bekämpfung des islamischen Antiabolitionismus, der bis heute
den Koran manipuliert, um daraus Beweise für die Weiterführung der Sklaverei
aus der Djahiliya zu entnehmen.
Es gibt bis heute in Mauretanien
Menschen, die sich im Besitz anderer Menschen befinden, die somit Sklavinnen
und Sklaven sind und deren Arbeitskraft und bei den Frauen auch deren
Sexualität schamlos ausgebeutet werden.
Diese Kastengesellschaft, die in
den Köpfen der Menschen so stark verankert ist, prägt das Land seit der
vorislamischen Zeit. Im Namen des Islam und der Manipulation der Koranverse
über die Behandlung der Sklaven aus der vorislamischen Zeit wird diese brutale
und menschenunwürdige Institution weiter erhalten, anstatt die mehrfachen
gesetzlichen Bestimmungen zwecks bedingungsloser Abschaffung derselben endlich
in die Praxis umzusetzen.
Ganz im Sinne von Tidiane N’Diaye
und seines bekannten Buches über die muslimische Sklaverei in Afrika mit dem
Titel Der verschleierte Völkermord, Die
Geschichte des muslimischen Sklavenhandels,
ist Dr. Rampoldi felsenfest
davon überzeugt, dass die muslimische Welt aufhören soll, ihre Mitschuld am
afrikanischen Sklavenhandel zu verdrängen und auch umgehend jegliche Verzerrung
der islamischen Quellen unterlassen sollte, die das Ziel verfolgen, die
Sklaverei als von Allah (swt) gewollt zu erhalten. Denn in Koran 4:1 heißt es
ganz klar, dass Allah (swt) uns alle „aus einer einzigen Seele erschuf, Mann
und Frau“.

Alle Menschen wurden von Allah
(swt) als gleichwertige und gleichberechtigte Geschöpfe erschaffen.  
Die Autorin stellt in ihrem Werk
zunächst die Biographie von Prof. Kane anhand eines über ihn in Frankreich gedrehten
Dokumentarfilms vor, in dem verschiedene Menschen, die dem Prof. sehr nahe
standen, über sein Leben, sein Engagement und sein Werk sprechen, um dann auf
die Grundideen von Kane und seiner Stiftung, die sich heute noch in der
mauretanischen Hauptstadt Nouakchott befindet, überzugehen.
Kane wünscht sich ein versöhntes
Mauretanien ohne Sklaverei und Unterdrückung, im Sinne der Chancengleichheit
für die ehemaligen Sklavinnen und Sklaven, die als gleichwertige und
gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger in die Gesamtgesellschaft aufgenommen
werden. Dafür setzen sich auch Vereine wie EL
HOR, SOS ESCLAVES
und IRA Mauritanie
im Lande ein. Dr. Rampoldi kommentiert auch das Gesetz von 2007, das in
Mauretanien als zweites Gesetz zwecks Abschaffung der Sklaverei erlassen und
nicht umgesetzt wurde.
Nach der Anschauung der Autorin
gibt es zwei Grundprobleme, die es in Mauretanien heute dringend aufzuarbeiten
gilt: einerseits die Kultur der Sklaverei und der Kastengesellschaft, die mit
ihren fatalen Mechanismen kulturell verankert ist und sich im Kastensystem
aller Volksgruppen ausdrückt und andererseits den islamischen
Antiabolitionismus, der zwecks Beibehaltung dieser Institution der Sklaverei zu
Gunsten der herrschenden Schicht die islamischen Quellen manipuliert, anstatt
den Islam als egalitäre Religion anzusehen und die Kernaussagen des Korans über
die Gleichheit aller Menschen vor Allah (swt) bedingungslos umzusetzen und für
eine gerechte Gesellschaft zu kämpfen.
Der Islam kennzeichnet sich als
Religion der Gerechtigkeit. Daher findet die Autorin, dass das Problem der
Sklaverei in Mauretanien nicht ein regionales, sondern ein Problem der gesamten
Ummah sein soll. Dies gilt für alle unislamischen Menschenrechtsverletzungen in
den muslimischen Ländern heute.
Nach dem Kapitel über die
Biographie von Prof. Kane folgt das Werk des mauretanischen Soziologen über die
Geschichte der Sklaverei und der Bewegungen gegen die Sklaverei im heutigen
Mauretanien. Faszinierend ist, wie der Autor geschichtlich aufzeigt, wie  verwurzelt die Sklaverei ist und warum. Im
letzten Teil seines Werkes präsentiert er auch die Sklavenaufstände, wovon der
von Fuuta Toro, der im Teil 4 der Reihe Islam und Sklaverei beschreiben wird,
der bedeutendste war, und die Emanzipationsbewegungen el Hor sowie die NRO, die
sich für die Befreiung der Sklavinnen und Sklaven im Lande stark machen.
Hierbei denken wir von ProMosaik
im Besonderen an Biram Dah Abeid von Ira
Mauritanie,
der sein Engagement bis heute mit all den Schwierigkeiten, mit
denen er zu kämpfen hat, fortsetzt.
Ohne die Inhalte des Buches
vorwegnehmen zu wollen, zum Abschluss noch zwei Zitate, eines von Kane und
eines aus dem Korankommentar von Ibn Kathir, in der eine Überlieferung des
Propheten Muhammed (sas) angeführt wird:
 „Ich glaube nicht, dass der
Islam, den zu vertreten sie vorgeben, ad
eternam
die dauerhafte Versklavung eines Glaubensbruders erlaubt, wie es
heute geschieht“.
 „Und wer auch immer einen
gläubigen Sklaven befreit, dem wird Allah (swt) jedes seiner Körperteile für
jedes Körperteil des Sklaven vor dem Feuer retten“.