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Brief von Ellen Rohlfs an den Kölner Oberbürgermeister Roter

Sehr geehrter
Herr Oberbürgermeister Roter!
Ich bin
nicht nur erstaunt, sondern erschrocken dass 
Sie die besondere Ausstellung

„Breaking the Silence“
 aus Israel für den Herbst in Köln abgesagt
haben; denn sie wäre eine großartige Möglichkeit, den angeblich in Deutschland
wachsenden Antisemitismus zu bekämpfen. 
Auf die
Gruppe Soldaten „Breaking the Silence“ kann Israel, können  auch die Juden in Deutschland, nur stolz
sein.
Sie haben
besonderen Mut nicht nur als Soldaten im Krieg gezeigt, was sie damals  mit ihren Waffen „angestellt“ haben, worüber
Soldaten im Allgemeinen schweigen. Sie haben besonderen Mut dafür gezeigt, dass
sie ihr Gewissen reden lassen und sich dazu bekennen und dies nicht nur ihren vertrautesten
Menschen gegenüber.

Es gehört
eine große Portion Mut dazu, die Wahrheit zu sagen, was  in meiner Schule (1938- 1948, ja während der
Nazizeit!) eine große Rolle spielte, deren Bedeutung heute leider meist
vergessen wird. (Wir müssen uns nur gewisse Medien und Zeitungen ansehen).
Dabei ist es
ein Wort aus der jüdischen Bibel  im 2.
Buch Moses 20, 16 für uns zwar  etwas
umständlich ausgedrückt: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten“:einfacher
ausgedrückt: „ Du sollst nicht lügen.“ Oder noch klarer: „Du sollst die
Wahrheit sagen!“ Wie es bei uns Pfadfindern hieß.   Und diese Soldaten tun genau dies. Wieso
sollte sich Israel  über diese großartigen,
mutigen Menschen schämen? Im Gegenteil. Die Wahrheit zu sagen, schafft
Vertrauen auch unter Feinden.
Darum bitte
ich  Sie, Herr Oberbürgermeister, die
Ausstellung zuzulassen.  Die Soldaten
wollen nicht zeigen, was sie im Auftrag Schlimmes getan haben, sondern wollen
die Wahrheit  sagen und damit auch
zeigen, dass sie sich in Zukunft  weigern
werden, solche Untaten  noch einmal  zu tun.
Und wenn wir
nun noch in die jüdische Bibel schauen, richten sich die Soldaten genau nach
dem jüdischen Ethos: „Sagt die Wahrheit“ und in Zukunft: „Du sollst nicht
töten“.
Dies weckt
keinen Anti-Semitismus, sondern Menschlichkeit.
Mit
freundlichen Grüßen!
Ellen Rohlfs, Mitglied der israelischen
Friedensgruppe Gush Shalom
und Trägerin
des Bundesverdienstkreuzes am Bande 1993