Was afrikanische Flüchtlingskinder erzählen
by www.africa-junior.de – Kommentar von ProMosaik e.V. Africa-Junior ist ein großartige Seite, auf der Kinder und Jugendliche den großen und kulturell so diversifizierten und bunten Kontinenten Afrika kennenlernen können. Das Projekt trägt dazu bei, die Kinder und Jugendlichen in Deutschland schon früh zum Thema Afrika zu sensibilisieren, um eine tolerante und offene Gesellschaft aufzubauen, die jegliche Art kultureller, religiöser und ethnischer Diskriminierung mit Wissen und Empathie entgegenwirkt.
Nirgends
sind so viele Menschen auf der Flucht wie in Afrika. Die meisten sind
noch Kinder. Sie kommen aus Eritrea, Burundi, Nigeria, Südsudan, Kongo,
Somalia oder der Zentralafrikanischen Republik. Oft brechen sie alleine
auf. Warum? Entweder herrscht Krieg und Gewalt oder die Eltern sind arm und die Kinder haben keine Chance, der Armut zu entrinnen. Nur
gehen sie meist nicht in Richtung Europa, sondern bleiben auf ihrem
Kontinent. Sie folgen den Wegen ihrer Geschwister oder Verwandten. Sie
schaffen soziale Netzwerke, die ihnen weiterhelfen und sie vor Gefahren
schützen.
Sie erledigen einfache Jobs und sind stolz darauf, zum
Familieneinkommen beizutragen. Denn Kinderarbeit ist in Afrika üblich.
Sie arbeiten als Wasserverkäufer, Markthilfen, Träger, Schuhputzer oder
in Restaurants. Vier Kinder erzählen, wie es ihnen auf der Flucht
erging, wie sie sich durchschlagen und was sie auf ihrem Weg gelernt
haben.
Ibrahim, 17 Jahre alt, verließ sein Zuhause mit 14. Heute kellnert er in einem Restaurant in Ouagadougou.
“Ich war 14 Jahre und habe mir den Job selbst gewählt. Ich wollte
etwas Geld verdienen, denn zuhause musste ich meinen Vater um Geld
bitten, um mir kaufen zu können was ich wollte. Mein Vater und meine
Mutter wussten das und hatten nichts dagegen, dass ich mir anderswo eine
Arbeit suchte.”
Ibrahim wurde von seinem Onkel um seinen Lohn betrogen, doch er lernte, sich zu wehren und fand einen besseren Job.
Wahabu,
kommt aus einer der ärmsten Gegenden in Ghana, aus Bawku. Er arbeitet
auf einer Farm im Süden von Ghana, weit weg von seinen Eltern. Er hat
das Glück, dass auch sein Bruder auf der Farm ist, so fühlt er sich
nicht allein.
“Die Armut trieb mich her. Ich hab keine Schule besucht, und zu
Hause ging es mir nicht gut, deshalb hat mich mein älterer Bruder auf
diese Farm geholt und mir Arbeit verschafft…. Ich verdiene nicht viel,
aber was ich bekomme, teile ich in zwei Hälften, die eine schicke ich
nach Hause, von der anderen Hälfte kaufe ich, was ich zum Leben
brauche.”
Habiba
kommt aus dem Norden von Ghana. Mit zehn ging Habiba von zu Hause fort,
um auf einem Markt in Accra zu arbeiten. Sie hatte vier Jahre die
Grundschule besucht, dann musste sie die Schule verlassen und Geld
verdienen.
“Ich kam mit meiner Cousine nach Accra, meine Eltern waren
einverstanden. Ich komme aus Walewale, aus dem Norden und stieg mit drei
anderen Mädchen in das Marktgeschäft ein. Ich wollte nach Accra,
nachdem ich gesehen habe, was die besaßen, die in unser Dorf zurück
kehrten. Sie hatten nette Kleider, tolle Frisuren und so praktische
Dinge wie Nähmaschinen. Bei uns ist es einfach so, wenn du heiraten
willst dann wird erwartet, dass du Geschirr hast und solche Dinge. Wenn
du nichts besitzt, lachen alle über dich…”
Habiba verdient etwa einen halben Euro im Monat. Sie und ihre
Freundinnen passen aufeinander auf, sie behalten ihr Geld nicht für sich
sondern lassen es von ihren Arbeitgebern aufbewahren, damit es ihnen
nicht geklaut wird. Sie schlafen in großen Gruppen und unterstützen sich
finanziell gegenseitig, wenn eine gerade nicht genug verdient, um sich
Essen zu kaufen.
Boureima,
14, ein Ziegelmacher in Ouagadougou, ist ein Waisenkind. Er verlor
seine Mutter mit drei Jahren, sein Vater starb bald danach. Er wuchs bei
der Verwandtschaft seiner Mutter auf, besuchte nie eine Schule,
verdient ca. 1 Euro im Monat
“Ich kam vor einem Jahr nach Ouagadougou. Bis dahin lebte ich bei
meiner Großmutter. Verglichen mit Zuhause geht es mir hier etwas
besser, denn dort mußte ich für meine Großmutter anpflanzen und
verdiente nichts… Was ich hier schwierig finde, ist dass mein
Arbeitgeber von mir verlangt, dass ich vier Fuhren Sand am Tag
einsammle, das ist anstrengend. Ich beginne zwischen 6 oder sieben Uhr
morgens und kommte auf drei Fuhren bis zum Mittag. Dann mache ich eine
Pause, denn dann ist die Hitze zu groß. Nachmittags fülle ich dann die
vierte Fuhre. Zweimal im Monat habe ich einen freien Tag.”
So lange es in Afrika Armut, Krieg und Verfolgung gibt, werden Kinder
wie Ibrahim, Wahabu, Habiba und Boureima alles tun, um in sichere
Länder zu gelangen.
Warsan Shire
wurde in Kenia geboren. Ihre Eltern stammten aus Somalia, waren nach
Kenia geflüchtet und von dort nach England. Warsan war damals ein Jahr
alt. An die Flucht erinnert sie sich nicht, sehr wohl aber an die
schwierige Zeit der Eingewöhnung in das fremde Land. Sie lernte daraus,
sich durchzuschlagen und das zu tun, was sie am liebsten macht: Gedichte
schreiben. Heute ist sie eine erfolgreiche Schriftsstellerin. Sie weiß
aus Erfahrung: “Niemand verlässt seine Heimat, es sei denn, sie ist das Maul eines Haies.” Heute ist England ihre Heimat.
Zur Zeit fliehen die meisten Afrikaner von Eritrea nach Europa. In
dem ostafrikanischen Land herrschen Unterdrückung und Gewalt. Fast alle
sind junge Männer, denn die Reise ist für Frauen und Kinder zu
gefährlich. Wenn sie in einem europäischen Land eine Bleibe und Arbeit
gefunden haben, holen sie ihre Familien auf sicheren Wegen zu sich.
Mehr über Flüchtlinge, die nach Europa kommen
Hier kannst du einen Auszug aus dem Jugendroman Der Bauch des Ozeans von Fatou Diome hören
Auf unseren Länderseiten findest du mehr über die Gründe, warum Menschen flüchten
Die Interviews mit den Kindern stammen vom Development Research Centre on Migration, Globalisation and Poverty.