Aktuelle Arbeiten von Rudolph Bauer, ins Italienische übersetzt von Milena Rampoldi
von Rudolph Bauer und Milena Rampoldi, ProMosaik e.V. – ProMosaik
e. V. veröffentlicht in italienischer Sprache eine Sammlung neuer
Beiträge – Aufsätze, Bildmontagen und Gedichte – von Rudolph Bauer, des
in Bremen (Bundesrepublik Deutschland) lebenden Wissenschaftlers,
Schriftstellers und Künstlers.
Der Autor
Rudolph
Bauer wirkte von 1972 bis 2002 als Professor an der Universität Bremen.
Seine jüngste Buchveröffentlichung als Autor und Herausgeber ist der
Sammelband „Kriege im 21. Jahrhundert. Neue Herausforderungen der
Friedensbewegung” (Sonnenberg Verlag 2015). Der Band enthält Beiträge
von Referenten der Antikriegskonferenz Berlin 2014, die von Rudolph Bauer
initiiert worden war. 2015 folgte eine Regionale Antikriegskonferenz in
Bremen.
Das pazifistisch-antimilitaristische Engagement
bedeutet für Bauer, sich auseinanderzusetzen mit dem Krieg, mit Gewalt
und Terror. Kriege lassen sich aus seiner Sicht nicht durch eine Art
Todestrieb oder als das Ausleben menschlicher Aggression als Selbstzweck
erklären: „Kriege sind die Folge eines kapitalistischen Mechanismus,
kolonialistischer Machtspiele und des geschickt kaschierten Wettbewerbs
zum Zweck der Aneignung von Ressourcen und Rohstoffen. Kriege werden
propagandistisch angepriesen als Maßmahnen zur Verteidigung der
Menschenrechte und des westlichen Lebensstils.“ Wir befinden uns
aktuell, so Bauer, „mitten im Krieg“, und kaum jemand merkt es. Die Welt
der Mode, der Werbung und des kapitalistischen Genusses ist
durchdrungen von Waffen- und Rüstungsgeschäften. Zur Welt des
Militarismus und der militaristischen Aufrüstung gehören Bilder wie das
Abendessen mit Kronleuchtern, auf das wir in Bauers
„Rüste-Wüste“-Montagen des Bandes stoßen.
Die Übersetzerin
MiIena
Rampoldi hat die von ihr getroffene Auswahl der Arbeiten von Rudolph
Bauer aus dem Deutschen ins Italienische übersetzt. Sie ermöglicht damit
den Leserinnen und Lesern in Italien die Begegnung mit einem Werk, das
sich an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlicher Recherche, Poesie
und Kunst befindet. Motiv ihres Übersetzungsengagements war die
Überzeugung, dass der Pazifismus eine kosmopolitische und internationale
Bewegung ist. Übersetzungen, so Rampoldis Anliegen, sollen innerhalb
der Friedensbewegung Brücken bauen: „Sprachen dürfen kein Hindernis in
der Friedensbewegung sein. Es ist wesentlich, dass pazifistische
Schriften in andere Sprachen übersetzt werden, um im Ausland bekannt zu
werden. Dies fördert den Austausch unter den Pazifisten weltweit.“
Seit
ihrer Jugend vertritt Milena Rampoldi die Überzeugung, dass alle
Menschen das Recht auf Frieden haben – ein Recht, das mit einer Pflicht
zum Frieden sehr eng verbunden ist. Sie sagt: „Pazifismus kann für mich,
weil er eine Pflicht und nicht bloß ein Recht ist, nur ein radikaler
Pazifismus im Sinne der Gerechtigkeit und Gleichberechtigung aller
Menschen sein. Auf einer sozio-politischen Ebene bedeutet dies, dass man
im pazifistischen Denken nur eine kosmopolitische, anti-faschistische,
anti-rassistische und radikal egalitäre Haltung einnehmen kann.“ Eine
zweite Überzeugung, die Milena Rampoldi seit ihrer Jugend begleitet,
besagt, dass die menschliche Geschichte, wie Karl Marx sie ausgelegt
hat, ein dialektischer Prozess ist, ein Kampf zwischen Unterdrückern und
Unterdrückten: „Der Mensch ist als ein denkendes, fühlendes,
emotionales, religiöses, poetisches und ästhetisches Wesen in Einem
angelegt. Diese Einheit in der Vielfalt wird aber nur dann Wirklichkeit,
wenn den Menschen insgesamt auch eine materielle und wirtschaftliche
Lebensgrundlage ausreichend zur Verfügung steht.“
Die
Verbindung zwischen Materialität und Spiritualität, zwischen dem Körper
und der Seele als Einheit im Menschen, findet Milena Rampoldi in der
islamischen Weltanschauung. Diese, so ihre Einsicht, setze sich für
soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit ein und betont, dass nicht nur
das Jenseits von Bedeutung ist, sondern auch das Diesseits, welches die
Menschen, Frauen und Männer, gemeinsam und gerecht aufbauen müssen,
weil sie Statthalter Allahs auf Erden sind. „Im wahren Islam finde ich
somit den Marxismus und den Pazifismus wieder“, erklärt sie. Bis heute
sei die Welt aber ein dauernder Kriegsschauplatz, ein Ort der Gewalt,
des Terrors und des Kolonialismus, des Siedlerdenkens und der
Waffen-Lobbyisten. Dies alles habe mit einem wesentlichen marxistischen
Begriff zu tun: dem des Kapitals, der sehr eng mit den Kriegen und auch
dem Terrorismus der heutigen Zeit zusammenhängt.
Der Inhalt des Buches
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Die
Einführung zum Buch enthält Interviews der Übersetzerin mit Rudolph
Bauer. Es folgt sein Essay „Wir befinden uns mitten im Krieg,
Militarisierung im digitalen Zeitalter“. Das Beispiel der „soften“
Militarisierung Deutschlands – u. a. durch die Bertelsmann-Stiftung und
andere Think Tanks – ist für das italienische Publikum von Interesse,
weil es aufzeigt, wie sehr man die eigene Wahrnehmung üben und schulen
sollte, um die Zeichen der Militarisierung auch in der eigenen Umgebung
zu erkennen. Die Analyse der „soft“-militaristischen Aspekte in der
eigenen Gesellschaft gehört zur Friedensarbeit hinzu, ist Milena
Rampoldi überzeugt.
Im anschließenden Essay „Der Schoß ist
fruchtbar noch. Über den Zusammenhang von Kapital, Krieg und
Katastrophen“ thematisiert Bauer die absolute Notwendigkeit, sich mit
den kapitalistischen Zusammenhängen der Entstehung und Funktion von
Kriegen auseinanderzusetzen. Das Kapital sei der Nährboden sowohl des
Krieges als auch der totalitären Entwicklungen in der menschlichen
Gesellschaft und Politik. Somit sei Friedensarbeit im kritischen Sinn
gleichbedeutend mit radikalem Antimilitarismus und Antifaschismus.
Wirtschaftskrisen und Spekulationen stünden in einem engen Verhältnis zu
den Kriegen. Diese seien Ausdruck neuimperialistischer Zielsetzungen.
Fiktives Kapital wolle man in reales Kapital umwandeln, indem man sich
die Ressourcen und das Land der Anderen zu Ausbeutungszwecken aneignet.
Krieg bedeutet somit Aneignung von Rohstoffen und Ressourcen. „Ganz
wichtig in diesem Essay“ so Milena Rampoldi, „ist die Ausweitung des
marxistischen Gedankenganges auf die Umwelt als revolutionäres Subjekt.
Nicht nur die Arbeiterklasse, sondern auch die Umwelt bzw. die
Umweltaktivisten sollen als reaktionäres Subjekt im Sinne der
marxistischen Auslegung der Geschichte fungieren. Ich finde diesen
Ansatz großartig, da so der radikale Pazifismus auch zu einer
ökologischen Bewegung wird.“
Das dritte Essay mit dem Titel „Der
Terrorismus und der gescheiterte Krieg“ fokussiert auf die Notwendigkeit
des radikalen Pazifismus, den „Krieg gegen den Terror“ als Lösung des
Terrorismus-Problems abzulehnen: „Terrorismus bekämpft man nicht mit
Krieg, sondern man besiegt ihn mit rechtsstaatlichen Mitteln.“ Auf der
terminologischen Ebene betont Bauer in seiner Einführung, wie wichtig es
ist, Definitionen und nicht Etiketten zu verwenden, wenn es um Terror
und Terrorismus geht. Terrorismus und Kolonialismus stehen in einem
engen Zusammenhang. Über die Analyse des Werkes von Frantz Fanon gelangt
Bauer zur Schlussfolgerung, dass der Terrorismus sehr oft Widerstand
gegen die kolonialistischen Wunden ist und als solcher verstanden werden
muss, um ihm vorzubeugen. „Der Süden braucht Demokratie und
Gerechtigkeit als Vorbeugung gegen jegliche Form von Gewalt, also auch
des Terrors. Nur die Gerechtigkeit kann dem Terrorismus die Stirn
bieten.“ Bauer zufolge muss diese Gerechtigkeit heute neu erfunden
werden.
Im zweiten Teil des Buches wird die künstlerische Arbeit
von Rudolph Bauer vorgestellt. In einem Interview mit dem Sprecher des
Bremer Friedensforums Hartmut Drewes wird die Bedeutung von Bauers
Bildmontagen für die Friedensarbeit erläutert. Es folgt eine Auswahl von
Arbeiten des Künstlers mit einer kurzen Beschreibung und Deutung
derselben.
Im Schlussteil des Buches werden Beispiele der Gedichte
Bauers in italienischer Übersetzung vorgestellt. Die Übersetzerin
bringt damit zum Ausdruck, wie wichtig es auch in der Friedensarbeit
ist, sich poetisch zu engagieren. Milena Rampoldi erklärt das wie folgt:
„Die Poesie ist die Sprache der Seele und für mich wesentlich, um
Menschen wachzurütteln.“ Wie wertvoll die politische Poesie von Rudolph
Bauer ist, zeigt eine Rezension von Rudolph Bauers Band
„Flugschriftgedichte“ durch den Schriftsteller Holdger Platta.
Das Buch finden Sie hier:
https://www.epubli.de/shop/buch/49912
Kindern, die den Krieg und seine Folgen erleben müssen und darunter leiden,
solange es uns nicht gelingt, Kriege zu verhindern.