Berufliche Inklusion in Gefahr – Arbeitslosigkeit schwerbehinderter Menschen hat neuen Negativrekord erreicht
Von SoVD-Bundesverband, Presseportal,
2. Februar 2021. Betrachtet man die berufliche Inklusion behinderter Menschen
als zartes Pflänzchen, welches gepflegt werden muss, so droht dieses gerade von
der Corona-Pandemie zerdrückt zu werden. Mit großer Sorge blickt der SoVD auf
die steigende Zahl der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen.
Im Januar 2021
hat sie mit 180 000 (+11,8 Prozent zum Vorjahresmonat) einen neuen negativen
Höchststand erreicht. Die anhaltende Covid-19-Pandemie und die damit verbundene
wirtschaftliche Schieflage haben die Situation behinderter Menschen auf dem
ersten Arbeitsmarkt weiter verschärft. Besonders dramatisch daran ist, dass
Menschen mit Behinderungen im Schnitt deutlich länger brauchen, bis sie wieder
in Beschäftigung sind. “Wir dürfen nicht den Eindruck vermitteln, Menschen
mit Behinderungen müssten in der Krise hintenanstehen. Stattdessen sind mutige
Entscheidungen der Politik gefragt, die einen “Ruck für Teilhaben”
erzeugen. Wir brauchen das klare Signal, dass Inklusion keine Option ist,
sondern ein Menschenrecht”, betont SoVD-Präsident Adolf Bauer.
Mit Sorge sieht der SoVD zudem, dass aktuell 130 000 Unternehmen die
gesetzliche Pflicht, mindestens fünf Prozent schwerbehinderte Menschen zu
beschäftigen, nicht erfüllen. 25 Prozent aller Unternehmen – Tendenz steigend –
beschäftigen sogar nicht einen einzigen behinderten Menschen. “Ich erwarte
von der Politik, dass Unternehmen, die in der Corona-Krise gefördert werden,
auch gefordert werden. Alle Unternehmen, für die die gesetzlichen Vorgaben
gelten, müssen angehalten werden diese zu erfüllen. Wenn das nicht
funktioniert, müssen neue Anreize geschaffen werden. Deshalb fordern wir eine
Verdoppelung der sogenannten Ausgleichsabgabe”, so Bauer. Und er ergänzt:
“Zusätzlich brauchen wir die von Arbeitsminister Hubertus Heil
angekündigte 4. Stufe der Ausgleichsabgabe für jene Unternehmen, die trotz
Gesetzespflicht keinen einzigen schwerbehinderten Menschen beschäftigen.”
Um der steigenden Zahl an arbeitslosen schwerbehinderten Menschen entgegen
zu wirken, fordert der SoVD gezielte Förderprogramme in Bund und Ländern, um
Qualifizierung, Fort- und Weiterbildung schwerbehinderter Menschen zu
unterstützen sowie ihre Vermittlung und Eingliederung zu befördern. “Die
Bundesagentur für Arbeit darf ihre Förderung nicht zurückfahren, sondern muss
diese im Gegenteil ausweiten”, so Bauer.