“SPITZE DES EISBERGS”, Rund 900 Angriffe auf Muslime und Moscheen im Jahr 2020
Von Migazin,
9. Februar 2021. Morddrohungen gegen Imame, Steine auf Moscheen,
heruntergerissene Kopftücher: Antimuslimische Übergriffe sind an der
Tagesordnung. Im vergangenen Jahr nahm ihre Zahl zu. Ulla Jelpke zufolge ist
das nur die Spitze des Eisbergs.
Die Zahl der Übergriffe auf Muslime und muslimische
Einrichtungen in Deutschland hat im vergangenen Jahr zugenommen. Bundesweit
registrierten die Behörden mindestens 901 islamfeindliche Straftaten, knapp
zwei Prozent mehr als im Vorjahr, wie aus der Antwort der Bundesinnenministeriums auf eine
Linken-Anfrage hervorgeht. Die Zahlen sind demnach vorläufig, Nachmeldungen
sind möglich.
Bei den Taten wurden den Angaben zufolge 48 Menschen
verletzt. Das waren deutlich mehr als 2019, als 34 Menschen Verletzungen
davontrugen, allerdings auch zwei Menschen starben. In 77 Fällen waren Moscheen
das Ziel der Attacken. In den meisten Fällen waren die Täter Rechtsextreme.
Damit verzeichnete die Bundesregierung zum zweiten Mal
in Folge einen Anstieg: 2018 wurden 824 Taten gemeldet, 2019 waren es 884 und
2020 nun 901 Taten. Nur im Jahr 2017, als die Behörden zum ersten Mal Daten zu
islamfeindlichen Straftaten ausgewertet haben, wurden 950 Straftaten und damit
deutlich mehr registriert.
Jelpke: Spitze des
Eisberges
Zu den erfassten Straftaten zählen etwa Hetze gegen
Muslime oder muslimische Flüchtlinge im Netz, Drohbriefe und Angriffe auf
Kopftuch tragende Frauen oder erkennbar muslimische Männer auf der Straße.
Zudem gehören auch Sachbeschädigung und Nazi-Schmierereien an Häusern und
Moscheen dazu. Über die Höhe der Schäden hatten die Behörden keine
Erkenntnisse.
Die Linken-Innenexpertin Ulla Jelpke hob hervor, dass
der jüngste Anstieg trotz der massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens
aufgrund der Corona-Pandemie erfolgt sei. „Wir haben es bei den gemeldeten
Straftaten nur mit der Spitze des Eisbergs zu tun“, sagte sie. Ein Großteil der
alltäglichen Beleidigungen, Bedrohungen und auch körperlichen Übergriffe würden
von den Betroffenen aus Scham oder Scheu vor den Behörden gar nicht erst zur
Anzeige gebracht. (epd/mig)