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Christliche Endkampfstimmung

Von Claus Folger, 12. Februar 2017. Die biblischen
Erzählungen von Endzeit und Gottesreich sind amerikanische Urmythen.
Nach
der Überzeugung vieler puritanischer Siedler begann mit ihrer Ankunft in
Amerika das 1000-jährige Gottesreich. Das Neue
Jerusalem
war für die Siedler also kein himmlisches Zeitalter, sondern ein irdischer
Ort, den es aufzubauen galt (bzw. deren Ureinwohner zu kolonisieren galten).


Nach
Überzeugung des radikalen Untergangspredigers Stephen Bannon, der rechten Hand
Donald Trumps, steht der Westen jetzt in einem apokalyptischen Endkampf  mit dem Islam: „Wir sind in einem
100-jährigen Krieg gegen den radikalen Islam.“
Nun
geht es wie gehabt darum, irre Fantasien in konkrete Politik umzusetzen. So
ticken die USA.
Aber
wie sieht es bei uns aus? Glauben in Deutschland nicht viele Christen, dass mit
der Errichtung des Staates Israel die Endzeit angebrochen ist und die „Rückkehr“
der Juden nach Israel das unmittelbar bevorstehende Kommen Christi anzeigt?
In
einer christlichen Buchhandlung in der Frankfurter Innenstadt erkundige ich
mich  nach Büchern zu Israel und ich
erschrecke, da in diesen die Moslems im Nahen Osten grundsätzlich als
Antichristen dargestellt werden, die in einer Art endzeitlichem Kampf
niedergerungen werden müssen.
Die
Süddeutsche Zeitung erklärt: „In
säkularer Form ist die Vorstellung eines Endkampfs und die von der Zerschlagung
des Bestehenden in der Hoffnung auf den folgenden paradiesischen Zustand die
Grundlage jeder Utopie. Französische Revolution, Kommunismus, Hitlers Tausendjährige Reich, sie alle stützen
sich auf apokalyptische Ideen.
Wie
wäre es also mit einem Einreisestopp für christliche US-Drohnen in muslimische
Länder? Und vielleicht auch ein Einreisestopp für christliche Pilger nach
Jerusalem. Es ist zu grotesk und peinlich, wenn die unhaltbaren Zustände in
einer Apartheidstadt am Status einer bedeutenden Wallfahrtsstätte für Millionen
von Christen nicht den geringsten Kratzer hinterlassen.
Wenn
ich eine Religion kritisiere, dann kritisiere ich meine eigene Religion und
nicht die Religion anderer. Das ist ein Gebot der Höflichkeit.
Moslems
sind eingeladen, die Auswüchse ihrer Religion zu kritisieren.