ICADH – gegen den israelischen Kolonialismus, gegen die israelische Apartheid
Von Denise Nanni und Milena Rampoldi, ProMosaik. Deutsche
Übersetzung von Beyza Ünver. Nachstehend unser Interview mit Chaska Katz vom ICADH, dem israelischen
Komitee gegen Hausabrisse. Der ständige Abriss palästinensischer Häuser ist
Teil der Strategie des israelischen Kolonialismus und die Fortsetzung der Nabka
von 1948 und muss dringend eingestellt werden. Das ICADH widersetzt sich den
Hauszerstörungen durch den israelischen Staat, weil sie gegen die grundlegenden
Menschenrechte der Palästinenser verstoßen. Den Palästinensern werden ihre eigenen
Häuser in ihrer Heimat entzogen. Und dagegen müssen wir unsere Stimme erheben. Wir
müssen unsere Stimme gegen die
israelische Besatzung und gegen die Hausabrisse erheben. Denn sie sind ein
grundlegender Aspekt dieser kolonialistischen Besatzung palästinensischen
Landes.
Übersetzung von Beyza Ünver. Nachstehend unser Interview mit Chaska Katz vom ICADH, dem israelischen
Komitee gegen Hausabrisse. Der ständige Abriss palästinensischer Häuser ist
Teil der Strategie des israelischen Kolonialismus und die Fortsetzung der Nabka
von 1948 und muss dringend eingestellt werden. Das ICADH widersetzt sich den
Hauszerstörungen durch den israelischen Staat, weil sie gegen die grundlegenden
Menschenrechte der Palästinenser verstoßen. Den Palästinensern werden ihre eigenen
Häuser in ihrer Heimat entzogen. Und dagegen müssen wir unsere Stimme erheben. Wir
müssen unsere Stimme gegen die
israelische Besatzung und gegen die Hausabrisse erheben. Denn sie sind ein
grundlegender Aspekt dieser kolonialistischen Besatzung palästinensischen
Landes.
Wie hat die Zivilgesellschaft bisher auf Ihre Initiativen
reagiert?
reagiert?
Die israelische Zivilgesellschaft hat die palästinensische
Frage weißgewaschen. Es gibt praktisch in Israel gar kein Problem mit den
Palästinensern. Der Status Quo ist für die israelischen Juden so in Ordnung.
Die politische und Sicherheitslage ist ruhig. Bald tritt Trump sein Amt an. Der
Siedlungsbau stört trotz der UN-Abstimmung weiterhin niemanden. Die Wirtschaft
ist gut auf (das gilt natürlich nur für die neoliberale Wirtschaften, denn wen
interessieren schon die Armen?). Die Palästinenser sind in ihre kleinen Inseln der
Gebiete A, B und in den Gazastreifen zurückgedrängt worden. Aus der Sicht
Israels sind sie praktisch „verschwunden“. Deshalb konzentriert sich ICAHD auf
die internationale Zivilgesellschaft, für die Palästina nach wie vor ein
wichtiges Thema ist.
Frage weißgewaschen. Es gibt praktisch in Israel gar kein Problem mit den
Palästinensern. Der Status Quo ist für die israelischen Juden so in Ordnung.
Die politische und Sicherheitslage ist ruhig. Bald tritt Trump sein Amt an. Der
Siedlungsbau stört trotz der UN-Abstimmung weiterhin niemanden. Die Wirtschaft
ist gut auf (das gilt natürlich nur für die neoliberale Wirtschaften, denn wen
interessieren schon die Armen?). Die Palästinenser sind in ihre kleinen Inseln der
Gebiete A, B und in den Gazastreifen zurückgedrängt worden. Aus der Sicht
Israels sind sie praktisch „verschwunden“. Deshalb konzentriert sich ICAHD auf
die internationale Zivilgesellschaft, für die Palästina nach wie vor ein
wichtiges Thema ist.
Welche sind die effektivsten Strategien, um Toleranz und
demokratische Werte unter den verschiedenen Gemeinschaften zu fördern?
demokratische Werte unter den verschiedenen Gemeinschaften zu fördern?
Toleranz und demokratische Werte zwischen den Gemeinschaften
können nicht ohne eine politische und
wirtschaftliche Situation funktionieren, die gleiche Rechte für alle
gewährleistet. Die Versuche eines „Dialogs“ zwischen Gruppen oder Programme “Toleranz lehren” oder
“interkulturelles Verständnis unterstützen” funktionieren erst, wenn die
Machtverhältnisse angegangen werden. Das Problem ist nicht ein Mangel an
Toleranz und das Fehlen an demokratischen Werten. Es ist die Ungleichheit, die
herrscht, die eine Gruppe im Verhältnis zur anderen diskriminiert und Hass und
Angst hervorruft, um Macht über die Anderen auszuüben. In erster Linie braucht es soziale, politische
und ökonomische Rechte. Diese sind aber in Israel schwierig zu finden, weil der
israelische Staat auf der jüdischen Herrschaft und politischen Exklusivität
aufgebaut ist. Und der nächste Schritt wäre dann der Prozess der Versöhnung und
des Zusammenlebens, in dem jeder seine authentischen Narrative haben und sein
Leben in echter Gleichheit gestalten kann.
können nicht ohne eine politische und
wirtschaftliche Situation funktionieren, die gleiche Rechte für alle
gewährleistet. Die Versuche eines „Dialogs“ zwischen Gruppen oder Programme “Toleranz lehren” oder
“interkulturelles Verständnis unterstützen” funktionieren erst, wenn die
Machtverhältnisse angegangen werden. Das Problem ist nicht ein Mangel an
Toleranz und das Fehlen an demokratischen Werten. Es ist die Ungleichheit, die
herrscht, die eine Gruppe im Verhältnis zur anderen diskriminiert und Hass und
Angst hervorruft, um Macht über die Anderen auszuüben. In erster Linie braucht es soziale, politische
und ökonomische Rechte. Diese sind aber in Israel schwierig zu finden, weil der
israelische Staat auf der jüdischen Herrschaft und politischen Exklusivität
aufgebaut ist. Und der nächste Schritt wäre dann der Prozess der Versöhnung und
des Zusammenlebens, in dem jeder seine authentischen Narrative haben und sein
Leben in echter Gleichheit gestalten kann.
Wie fördern Sie das Bewusstsein für die Fragen und Rechte von
Palästinensern in Israel?
Palästinensern in Israel?
Wie ich schon sagte, tun wir in der israelischen Gesellschaft
nicht viel. Unsere Ansicht ist, dass Frieden nicht aus Israel kommen wird, dass
israelische Juden keine Motivation haben, einen gerechten Frieden zu suchen
und, dass die Linken in Israel, genauso wie die Palästinenser, keinen
politischen Einfluss haben. Auch hier glauben wir, dass Probleme der Toleranz
und des Zusammenlebens nur unter Bedingungen der politischen Gleichheit
funktionieren werden, wenn Rassismus und Diskriminierung ihren Sinn verloren haben.
nicht viel. Unsere Ansicht ist, dass Frieden nicht aus Israel kommen wird, dass
israelische Juden keine Motivation haben, einen gerechten Frieden zu suchen
und, dass die Linken in Israel, genauso wie die Palästinenser, keinen
politischen Einfluss haben. Auch hier glauben wir, dass Probleme der Toleranz
und des Zusammenlebens nur unter Bedingungen der politischen Gleichheit
funktionieren werden, wenn Rassismus und Diskriminierung ihren Sinn verloren haben.
Das Problem sind nicht der Rassismus und die Intoleranz, sondern
die strukturelle Ungleichheit, in der
Rassismus und Intoleranz eine nützliche Rolle bei der Beibehaltung der Herrschaft
bestimmter Gruppen über andere spielen. Es ist ein politisches und
wirtschaftliches Problem – das Ergebnis der Ungleichheit – nicht ein Problem
der Werte.
die strukturelle Ungleichheit, in der
Rassismus und Intoleranz eine nützliche Rolle bei der Beibehaltung der Herrschaft
bestimmter Gruppen über andere spielen. Es ist ein politisches und
wirtschaftliches Problem – das Ergebnis der Ungleichheit – nicht ein Problem
der Werte.
Auf welche Hauptbereiche fokussieren Ihre Tätigkeiten und wie
ist die aktuelle Situation in diesen Bereichen?
ist die aktuelle Situation in diesen Bereichen?
Aus unserer Sicht gibt es nur einen Punkt auf der
Tagesordnung: die Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts (oder
besser gesagt des israelischen Kolonialismus), eine absolute Bedingung, die zu
Beginn gewährleistet sein muss, um hier in der Region ein normales Leben führen
zu können. Dazu müssen wir die internationale Zivilgesellschaft und die
Regierungen mobilisieren, was uns bisher gemeinsam mit unseren Partnern in
Israel, Palästina und im Ausland sehr gut gelungen ist. Aber dann müssen wir
ihnen die Führung überlassen. Denn diese können wir ihnen nicht abnehmen. Wir
können Palästina nicht vom Ausland aus befreien. Der Kampf – und die Lösung,
das Endspiel – müssen von den
Palästinensern, unterstützt von den Israelis, kommen. Unsere Hauptaufgabe besteht
deshalb darin, uns mit unseren palästinensischen Partnern zusammenzusetzen, ein
politisches Programm und ein Endspiel zu gestalten. Dann können wir die
verschiedenen Arten der Mobilisierung, die uns heute zur Verfügung stehen (und
vor allem die BDS-Bewegung), in eine proaktive und wirksame Kraft für die tatsächliche
Lösung des Konflikts verwandeln.
Tagesordnung: die Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts (oder
besser gesagt des israelischen Kolonialismus), eine absolute Bedingung, die zu
Beginn gewährleistet sein muss, um hier in der Region ein normales Leben führen
zu können. Dazu müssen wir die internationale Zivilgesellschaft und die
Regierungen mobilisieren, was uns bisher gemeinsam mit unseren Partnern in
Israel, Palästina und im Ausland sehr gut gelungen ist. Aber dann müssen wir
ihnen die Führung überlassen. Denn diese können wir ihnen nicht abnehmen. Wir
können Palästina nicht vom Ausland aus befreien. Der Kampf – und die Lösung,
das Endspiel – müssen von den
Palästinensern, unterstützt von den Israelis, kommen. Unsere Hauptaufgabe besteht
deshalb darin, uns mit unseren palästinensischen Partnern zusammenzusetzen, ein
politisches Programm und ein Endspiel zu gestalten. Dann können wir die
verschiedenen Arten der Mobilisierung, die uns heute zur Verfügung stehen (und
vor allem die BDS-Bewegung), in eine proaktive und wirksame Kraft für die tatsächliche
Lösung des Konflikts verwandeln.
Wie arbeiten Sie mit dem Wirtschafts- und Sozialrat der
Vereinten Nationen zusammen und welche sind die effektivsten Wege, damit Menschen
aus der ganzen Welt Sie unterstützen können?
Vereinten Nationen zusammen und welche sind die effektivsten Wege, damit Menschen
aus der ganzen Welt Sie unterstützen können?
Wir nutzen unseren Status als Partner des Wirtschafts- und
Sozialrates der Vereinten Nationen, um Positionspapiere in Genf vorzuschlagen
und gemeinsame Präsentationen mit unseren palästinensischen Partnern
durchzuführen. Aber die Vereinten Nationen sind sehr begrenzt und nicht das
beste Forum für eine echte politische Arbeit. So haben wir direkte Kontakte zu
Organisationen der Zivilgesellschaft – und einigen Regierungsbeamten – im
Ausland hergestellt. Wir mobilisieren und informieren sie durch Sprachreisen,
die Veröffentlichung von Büchern, Artikeln, Landkarten, Filmen und Informationsmaterialien,
konkrete Touren in den besetzten palästinensischen Gebieten, gemeinsame
Kampagnen mit den Filialen des ICAHD im Ausland und viele andere, die Teilnahme
am Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen und an internationalen
Konferenzen und auf anderen Wegen, um unsere kritische Analyse voranzutreiben
und die Grundlage für den Frieden zu schaffen.
Sozialrates der Vereinten Nationen, um Positionspapiere in Genf vorzuschlagen
und gemeinsame Präsentationen mit unseren palästinensischen Partnern
durchzuführen. Aber die Vereinten Nationen sind sehr begrenzt und nicht das
beste Forum für eine echte politische Arbeit. So haben wir direkte Kontakte zu
Organisationen der Zivilgesellschaft – und einigen Regierungsbeamten – im
Ausland hergestellt. Wir mobilisieren und informieren sie durch Sprachreisen,
die Veröffentlichung von Büchern, Artikeln, Landkarten, Filmen und Informationsmaterialien,
konkrete Touren in den besetzten palästinensischen Gebieten, gemeinsame
Kampagnen mit den Filialen des ICAHD im Ausland und viele andere, die Teilnahme
am Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen und an internationalen
Konferenzen und auf anderen Wegen, um unsere kritische Analyse voranzutreiben
und die Grundlage für den Frieden zu schaffen.
Menschen auf der ganzen Welt unterstützen uns (mit „uns“
meine ich das ICAHD, das sich aus kritischen Israelis und Palästinensern
zusammensetzt). Das Problem ist, dass wir ein politisches Programm für diese
Menschen brauchen, um sie über den unbestimmten Slogan „End the Occupation“
hinaus zu unterstützen. (In der Tat ist die Besatzung bereits beendet. Israel
hat das Westjordanland und Ost-Jerusalem irreversibel integriert, einen
Apartheidstaat errichtet und der Zwei-Staaten-Lösung ein Ende bereitet).
Unserer Meinung nach müssen wir uns auf ein Programm einstellen, das darauf
basiert, den derzeitigen Apartheidstaat in einen biregionalen, demokratischen
Staat gleicher kollektiver und individueller Rechte für alle zu verwandeln.
Unser Slogan lautet: BDS für einen binationalen, demokratischen Staat.
meine ich das ICAHD, das sich aus kritischen Israelis und Palästinensern
zusammensetzt). Das Problem ist, dass wir ein politisches Programm für diese
Menschen brauchen, um sie über den unbestimmten Slogan „End the Occupation“
hinaus zu unterstützen. (In der Tat ist die Besatzung bereits beendet. Israel
hat das Westjordanland und Ost-Jerusalem irreversibel integriert, einen
Apartheidstaat errichtet und der Zwei-Staaten-Lösung ein Ende bereitet).
Unserer Meinung nach müssen wir uns auf ein Programm einstellen, das darauf
basiert, den derzeitigen Apartheidstaat in einen biregionalen, demokratischen
Staat gleicher kollektiver und individueller Rechte für alle zu verwandeln.
Unser Slogan lautet: BDS für einen binationalen, demokratischen Staat.