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Walter Herrmann wird 77 – Ein Geburtstagsgruß von Evelyn Hecht-Galinski


von Evelyn Hecht-Galinski, Sicht vom Hochblauen, 27. Januar 2016.

Herzlichen Glückwunsch, lieber Walter!

Kommentar für Walter Herrmann zu seinem 77.
Geburtstag


Vor
zwei Jahren, am 26. Januar 2014, als Du 75 Jahre jung wurdest und die Kölner
Klagemauer für Frieden, Völkerverständigung und Menschenrecht ihren 23.
Geburtstag feierte, schrieb ich Dir, dass es nur wenige Menschen gibt, die ich
so bewundere wie Dich. Diese Bewunderung ist noch größer geworden angesichts
der vielen Verleumdungen, Anklagen, Überfälle und Prozesse, denen Du in den
letzten zwei Jahren ausgesetzt warst. Weder die Räumungen, noch die Überfälle
und persönlichen Anfeindungen konnten Dich davon abhalten, weiter zu machen im
Kampf für Gerechtigkeit.




Ja, lieber
Walter, nicht Du störst den öffentlichen Frieden, sondern Du weist daraufhin,
dass der Frieden bis heute in Palästina nicht eingekehrt ist. Die vielen Bilder
der ermordeten und verletzten Kinder in Gaza müssen gezeigt werden. Warum sollen
sich Menschen nicht informieren dürfen über die Völkerrechtsverbrechen der
„jüdischen Verteidigungsarmee“, während andere „politisch korrekte“ Gräueltaten
ständig gezeigt werden? Immer wieder ist versucht worden, Dir den Prozess wegen
„Volksverhetzung“ machen zu lassen – jedoch vergeblich! Stattdessen hätten sich
die Gerichte mit Deinen gegnerischen Inquisitoren befassen sollen, die Dich und
die Klagemauer beständig zu verleumden versuchen.

Als Dich das
Amtsgericht Köln, Deine Argumentation missachtend, am 10. April des vergangenen
Jahres wegen angeblichen Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz verurteilte,
kam es zu Recht zu Tumulten im Saal wegen dieses nicht nachvollziehbaren
politisch motivierten Willkür-Urteils gegen Dich! Fünfzehn Fotos von ermordeten
Kindern in Gaza sollen nicht mehr gezeigt werden dürfen. Warum?

Weil die
Politik Angst davor hat, dass die Klagemauer mit ihren Fotos und Exponaten beim
Betrachter Wirkung zeigt und Empathie erzeugt – eines der wichtigsten Momente
der Gesellschaft und der Jugenderziehung. Um also Kinder zu schützen, die doch
allabendlich zuhause mit Gewaltbildern aus dem Fernseher oder Internet konfrontiert
sind, sollen die beanstandeten Fotos der Klagemauer – dem Skandal-Urteil gemäß
– ihrem Blick entzogen werden. Genial, wie Du diese Forderung erfüllt hast,
indem Du die Fotos mit einer aufklappbaren Abdeckung versehen hast! Wenn Fakten
so zensiert werden, ist das einer Demokratie unwürdig! Die Wahrheit lässt sich
nicht unterdrücken.

Und nein,
lieber Walter, Du bist nicht einseitig, aber Du bist einmalig! Wer setzte sich
schon täglich den Widrigkeiten der Jahreszeiten und des Wetters aus, und den
Strapazen, um die Klagemauer auf der Kölner Domplatte zu präsentieren. Auch die
Suppenküche ist eine Idee von Dir, die bis heute von Dir mitbetreut wird und
viele Nachahmer deutschlandweit fand. Immer hast Du Dich eingesetzt für die
Schwachen. Gegen die Wohnungsnot hast Du demonstriert, gegen die Abholzung der
Platanen, und bei der Stollwerck-Besetzung hast Du mitgeholfen.

Meinungsfreiheit
ist ein hohes Gut, dass jeden Tag neu erstritten werden muss. Gegner, die die
Wahrheit nicht sehen wollen, halten Dich und die Klagemauer nicht aus. Aber
demokratische Bürger halten Dich aus und unterstützen Dich! Deshalb wurde Deine
Arbeit zu Recht gewürdigt mit dem Aachener Friedenspreis 1998. Du bist ein
Mutbürger, lieber Walter, wie es leider nur wenige gibt, denn Du lässt Dich
nicht einschüchtern von ungerechter Staatsgewalt und schmierigen Gegnern.

Viele
Menschen haben sich mit Dir solidarisiert. Du hast mehr als 350.000
Unterschriften gesammelt, Deine Klagemauer wird in der Kölner Stadtgeschichte
verewigt bleiben – zumal wenn in Erfüllung ginge, dass das Kölnische
Stadtmuseum Deinen Nachlass sichert. Freunde wie Anneliese Fikentscher, Andreas
Neumann und ich werden Deine Arbeit zumindest virtuell im Internet für die
Ewigkeit festhalten.

Für den
Vorstand des Vereins Förderkreis Kölner Klagemauer haben Anneliese und ich den
für Dich unerträglichen Zustand mit dem Bürgerzentrum Alte Feuerwache e.V.
beendet (siehe Anhang). Du wurdest von angeblichen Mitstreitern für Frieden und
Gerechtigkeit ausgesperrt und misshandelt, ein nicht nachvollziehbarer Vorgang,
der mich auf das tiefste erschüttert hat. Auch diese Vorkommnisse haben mich
veranlasst, mich in den Vorstand des Förderkreises wählen zu lassen, damit der
Kampf für die Gerechtigkeit weiter geht.

Dein Kampf
gegen die schwere Krankheit wird in nächster Zeit Deine ganze Kraft verlangen,
so dass die Klagemauer, dieses einzigartige Projekt für Frieden und
Gerechtigkeit, gerade auch für Palästina, in neuer Form weiterzuführen sein
wird. Das positive Feedback auf meinem Blog und meiner Facebook-Seite zeigt,
wie wichtig diese Informationen sind und wie die vielen Unterstützer von Dir
und unseren Anliegen darauf reagieren. Du bist nicht allein!